Rasante Entwicklung der Technik, neue elektronische Medien, Veränderung der Informationsbedürfnisse, neue Serviceleistungen, neue Finanzierungswege: Auch im kommenden Jahrtausend wird es weiterhin zahlreiche Herausforderungen für Öffentliche Bibliotheken geben. Grund genug, das 1996 auf Initiative der Bertelsmann Stiftung gegründete Internationale Netzwerk Öffentlicher Bibliotheken fortzusetzen.

Auf vier ausgewählte Themenschwerpunkte wird sich das Netzwerk in der dritten Projektphase von Herbst 1999 bis Winter 2000 konzentrieren:

• Lernen von anderen Branchen: Was können Öffentliche Bibliotheken vom Einzelhandel und von anderen Dienstleistern lernen? Welche nachahmenswerten Konzepte gibt es in den Bereichen Marketing, Wirtschaftlichkeit sowie Kunden- und Mitarbeiterorientierung?
• Führung und Organisation: Welche neuen Managementmethoden sollten Öffentliche Bibliotheken vor dem Hintergrund des technologischen und gesellschaftlichen Wandels umsetzen? Wie kann die Bibliotheksorganisation der fortwährenden Weiterentwicklung angepaßt werden?
• Bibliotheken als Teil des öffentlichen Sektors: Welche Auswirkungen haben politische Grundhaltungen auf Trägerschaft und Organisationsmodelle Öffentlicher Bibliotheken, und wie beeinflussen sie Angebot und Leistung der Bibliotheken? Welche Faktoren spielen eine Rolle bei der Wahrnehmung der Bibliothek im politischen Raum? Wie können Bibliotheken im öffentlichen Sektor mit den schnellen technologischen und gesellschaftlichen Entwicklungen Schritt halten?
• Zukunftsorientierte Angebote: Wie müssen Angebote und Organisation der Bibliothek vor dem Hintergrund der zunehmenden Bedeutung von Internet und elektronischen Publikationen neu gestaltet werden? Was bedeuten die technologischen Entwicklungen hinsichtlich personeller, finanzieller und führungstechnischer Rahmenbedingungen?

So lauten diesmal die Kernfragen, zu denen die Mitglieder des Netzwerks gemeinsam in kleinen Autorengruppen Recherchepapiere erarbeiten. Auf der Suche nach "best practices" analysieren sie erfolgreiche internationale Fallbeispiele und entwickeln daraus praktikable Modellösungen, die auf alle Länder des Netzwerks übertragbar sind. Innovative Lösungen von Praktikern für Praktiker das ist das Ziel.

Neben der Erarbeitung neuer Themen werden außerdem wieder bereits existierende Modellkonzepte in der Praxis erprobt. Erst durch den Praxistransfer wird deutlich, ob die in den Recherchepapieren vorgestellten Ideen und Methoden in der bibliothekarischen Praxis eines anderen Landes wirklich funktionieren.

Zur Erweiterung der Gruppe der 14 Netzwerker aus zehn Ländern (Australien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Kanada, Neuseeland, Niederlande, Schweden, USA) startete die Bertelsmann Stiftung im Juli 1999 eine weltweite Ausschreibung in bibliothekarischen Mailinglisten. Vier bis fünf neue Mitglieder werden die thematischen Autorengruppen ab Herbst unterstützen.

Regelmäßig informiert das Internationale Netzwerk über die erarbeiteten Ergebnisse. Die aktuellen Berichte zu den Themen Partnerschaften und Kooperationen, Öffentliche Bibliothek und Kommunalpolitik, Einführung neuer Technologien, IT-Training, Kundenbindung sowie Entwicklung und Bewertung von Management-Methoden stehen als Download kostenlos auf der Homepage der Bertelsmann Stiftung zur Verfügung (http://www.stiftung.bertelsmann.de/publika/download/index.htm). Außerdem sind die Rechercheberichte der ersten Netzwerkphase als sechsbändige Publikation kostenlos beim Verlag der Bertelsmann Stiftung zu bestellen (Fax: 0 52 41 / 81 95 31).

Anja Friese
Bertelsmann Stiftung
E-Mail: anja.friese@bertelsmann.de