Digital Libraries

Informationsform der Zukunft für die
Informationsversorgung und Informationsbereitstellung?

Teil 2: Kapitel 3.1.1 bis 3.9

(Teil 1 siehe Heft 2/99, Teil 3 folgt in Heft 4/99)

von Diann Rusch-Feja


Abstract

1. Digital Library - Bezeichnung und Deutungsschwierigkeiten
  1.1 Der Begriff und seine Herkunft
  1.2 Verbreitung und Veränderung in der Bedeutung
  1.3 Abgrenzung zu Electronic Library, Traditional Library
        und Informationssystem (im herkömml.Sinn)
  1.4 Virtuelle Bibliothek
2. Die ersten Digital Libraries
  2.1 Erste Forschungsaufträge f¨r die digitale Bibliotheken
3. Förderung der Digital Libraries
  3.1 National Science Foundation

  3.2 DARPA, NIH, NHI, NLM, LOC etc. in USA

  3.3 Research Libraries Group & Digital Libraries Federation

  3.4 eLIB (UKOLN, JISC) in Großbritannien

  3.5 EU Projekte (DESIRE, NORDIC Metadata Project), andere

  3.6 NSF / EU Kooperation, DFG / international Kontakte

  3.7 DFG "Digital Forschungsbibliothek"

  3.8 GLOBAL-INFO

  3.9 Niederlande, Frankreich, Schweden, Rußland, Portugal, etc.

  3.10 Asien, Japan, Hongkong
  3.11 Australien, Neuseeland
4. Forschung über und in der Digital Library
5. Generelle Charakteristika der Digital Library
6. Zukunftsperspektive und Aussicht
7. Die Rolle der Bibliothekare in der Digitalen Bibliothek
8. Zusammenfassung und Zukunftsperspektive


 

3.1. National Science Foundation

3.1.1 D-Lib Magazine und das D-Lib Forschungsprogramm

D-Lib Magazine (http://www.dlib.org) soll das Organ sein, das den gegenwärtigen Stand der digitalen Bibliotheksforschung, Kommentare, Hinweise und Kurzmeldungen über Projekte wiedergibt. Die Zeitschrift erscheint monatlich zum 15., außer einmal im Juli und August, und enthält ca. fünf Artikel pro Heft mit Hinweisen und Links im Ready Reference und dem "Clearinghouse for Digital Library Research" auf weiteren Webseiten von Interesse für Forscher und Nutzer von digitalen Bibliotheken. D-Lib Magazine begann mit dem ersten Heft im Juli 1995. Verfasser- und Titelindices existieren sowie eine Stichwortsuche. Mirror-sites befinden sich bei UKOLN und der Australian National University Sunsite. Diese sehr wichtige Zeitschrift dokumentiert die Entwicklungen der digitalen Bibliotheksinitiativen sowie Schwerpunkte in der digitalen Bibliotheksforschung und ist ein wesentlicher Teil des D-Lib-Programms für digitale Bibliotheksforschung in den USA. D-Lib Magazine beschränkt sich jedoch keineswegs auf die Entwicklungen in den USA, sondern umfaßt die globalen Entwicklungen in diesem Bereich.

Das D-Lib-Programm ist bei der Corporation for National Research Initiatives (CNRI) beheimat und wird von der Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA) für die Digital Libraries Initiative finanziert. Das D-Lib-Programm unterstützt die Gruppen mit Interesse an der Forschung über digitale Bibliotheken und elektronisches Publizieren.

Im D-Lib-Programm ist auch die "D-Lib-Metrics Working Group", die die schwierige Frage angeht, wie man adäquate metrische Standards und Auswertungsprinzpien für digitale Bibliotheken entwickelt. Eine Reihe von Untersuchungen werden von dieser Arbeitsgruppe produziert. Die "D-Lib Test Suite" stellt größere Datensammlungen ("Testbeds") für Forschungszwecke im Rahmen der "digitalen Bibliothek" zur Verfügung.

3.1.2. SMETE

Die SMETE-Library Study (SMETE = "Science, Mathematics, Engineering and Technology Education") (http://www.dlib.org/smete/public/report.htm) wurde von der National Science Foundation im Rahmen der NSF Division of Undergraduate Education Initiative mit dem Ziel veranlaßt, potentielle Auswirkungen der digitalen Bibliotheken auf Naturwissenschaft, Mathematik, Ingenieurwesen und Technologieschulung, vor allem auf dem "undergraduate level" (ca. Vordiplom und Vor-Magister) zu erforschen. Dieses beinhaltete einen Workshop bei der NSF vom 21.-23. Juli 1998 über eine konzertierte Untersuchung des Konzepts "digitale Bibliothek" und die Auswirkungen auf die Hochschulbildung im Vordiplom- bzw. Magisterstudium. Der Abschlußbericht beurteilte nicht nur die Wirkung von einer digitalen Bibliothek auf die Hochschulbildung und -studenten, sondern auch auf die Grund- und Sekundarschulen und ihre Schüler und auch auf die Fakultät, Lehrkräfte etc. Die SMETE-Bibliothek ist - wie RLG und DLF - ein Konsortium von Partnern, die bereits im NSF Digital Libraries Programm vertreten sind sowie andere Regierungsstellen, wie z.B. die National Engineering Education Delivery System an der University of California-Berkeley mit ihren Partnern, dem Physics e-Print Archive at Los Alamos National Laboratory und die Sammlung mathematischer Software im Projekt NEDLIB. Die Partner verpflichten sich, Dienstleistungen an die SMETE Bibliothek zu liefern. SMETE ist selbst kein Forschungsprojekt, aber eine Reihe von Forschungsprojekten laufen parallel dazu. Die Experten auf dem NSF-Workshop empfahlen eine Fortsetzung des Forschungsprogramms für digitale Bibliotheken mit Verlinkung zur SMETE-Library. So sollte die NSF neben der Finanzierung der Forschung in den bestehenden digitalen Bibliotheksprojekten auch Forschung in der Technologie unterstützen, deren Relevanz für die Bildung, für ihre Auswirkungen auf Lernprozesse, für die Effektivitätsbewertung elektronischer Lernmöglichkeiten ("digital learning communities"32) ausschlaggebend sind. Ebenso sollte untersucht werden, wie Computerwissenschafter, Bibliothekare und auch Lehrkräfte, Studenten und Eltern zusammenarbeiten können, um diese Lernmöglichkeiten optimal zu nutzen.

3.2. DARPA, NASA, NIH, NEH, NLM, LOC etc. in USA

3.2.1. Partnerinstitutionen der NSF-Digital Libraries Initiative

Die Digital Libraries Initiative (DLI) wird eigentlich von drei für die Wissenschaft und Forschung wichtigen Institutionen innerhalb der US-Regierung gesponsort: der National Science Foundation (NSF), der Department of Advanced Research Projects Agency (DARPA) und der Natonal Aeronatuics and Space Administration (NASA). Mit ihrer Unterstützung sollte eine beschleunigte Entwicklung im Bereich digitaler Bibliotheken in Schlüsselstellen für Wissenschaft und Forschung gefördert werden. Eine Reihe von themenorientierten Workshops wurden veranstaltet, um deren Bedeutung in der Entwicklung von digitalen Bibliotheken hervorzuheben. Diese drei Institutionen arbeiten eng zusammen, um eine "nationale Synchronisierung"33 der digitalen Bibliotheksprojekten zu erreichen.

Verschiedene US-Regierungsstellen und Informationszentren bzw. Zentralbibliotheken haben auch Forschungsmittel für relevante Projekte zur Verfügung gestellt, die ähnliche Ziele haben wie die National Science Foundation, aber eher auf ein bestimmtes Fachgebiet oder eine bestimmte Art von Informationen spezialisiert sind. So vergeben zum Beispiel die Library of Congress (LOC), die National Library of Medicine (NLM), das National Institute of Health (NIH) (http://www.nih.gov) und die National Endowment for the Humanitites (NEH) (http://ns1.neh.fed.us/index.html) als "Mitsponsoren der Digital Libraries Initiative - Phase II" finanzielle Unterstützung für geeignete Projekte für bibliothekarische Zwecke bzw. Digitalisierung und Erschließung von einmaligen Forschungsgegenständen (z.B. Nachlässe, historischen Dokumente etc.) (LOC), für medizinische und pharmazeutische Informationen (NIH, NLM) und für geisteswissenschaftliche Vorhaben (NEH). Die Auswahlkriterien und -prozedur bei diesen Institutionen ähnelt denen der NSF. Somit gibt es auch Übereinstimmungen beim grundlegenden Konzept der digitalen Bibliothek und beim Zuschlag für förderungswürdige Projekte. In einigen Fällen erhalten große Projekte Teilfördermittel von mehreren dieser Institutionen inklusive der NSF oder auch von anderen Stellen, die Einzelprojekte unterstützen. In der 2. Phase des NSF Digital Libraries Programms entstand eine enge Kooperation zwischen der NSF und diesen Einrichtungen hinsichtlich der Festlegung und Antragsauswahl für Fördermaßnahmen für "digitale Bibliotheksprojekte".

Das Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA) (http://www.darpa.mil) der USA unterstützt weitere Projekte zum Aufbau von "digitalen Bibliotheken" bzw. Digitalisierungsprojekte - vor allem in den technischen und Informatik-Bereichen. Die DARPA fördert Forschungsprojekte und die Entwicklung von Technologien, die zukunftsorientiert sind, einen hochtechnologischen Vorteil in internationaler Sicht erreicht und Nutzungsaspekte für sowohl militärische als auch nicht-militärische Zwecke haben, obwohl DARPA den Status und die Organisationsposition als völlig unabhängig und getrennt von der Militärforschung und -entwicklung beibehält. Das Computer Science Technical Reports Project basierte auf den ersten Sammlungen von Informatik-Quellen in digitaler Form mit internationer Beteiligung. Daraus entwickelte sich die Networked Computer Science Technical Research Library (NCSTRL). Einige Mathematik- und Informatiksammlungen in Deutschland (TU München, ZIB etc.) haben auch an diesem Projekt teilgenommen.

Aufbauend auf den Entwicklungen und Erfahrungen, die aus NCSTRL gewonnen wurden, folgte von derselben Forschungsgruppe ein weiteres Projekt "Flexible and Extensible Digital Object and Repository Architecture" (FEDORA) (http://www2.cs.cornell.edu/NCSTRL/CDLRG/cdlrg.html), das die Architektur für die Speicherung, Nutzung und Registrierung von elektronischen Informationen innerhalb der digitalen Bibliothek erprobte. Insbesondere Speicherung, Retrieval und Zugriff auf verschiedenste multimedialen Formate und Inhalte werden in diesem Projekt untersucht. Auch diverse Arten von Rechteverwaltung ("Rights Management"), die mit der Verbreitung (Kauf, Lizensierung etc.) elektronischer Objekte und Inhalte zunehmend verbunden werden, werden im Rahmen der neuen Paradigmen der digitalen Informationsnutzung erprobt. Hier werden u.a. Metadaten verschiedener Formate aus dem Inhalt bzw. aus anderen Metadatenformaten erzeugt.

Aus diesen Projekten entwickelte sich die Cornell Digital Library Research Group (DCLRG) (http://www2.cs.cornell.edu/NCSTRL/CDLRG/cdlrg.html), die heute die Bedingungen und den Ausbau der Informationsinfrastruktur durch modulare, aufgabenorientierte Komponenten erforscht. Die Forschung dieser Gruppe wird sowohl von DARPA als auch von der NSF finanziert. Internationale Partner und Kooperationsverbindungen zu anderen ähnlich angelegten Projekten in der Welt werden zur Zeit angestrebt und aufgebaut.

DARPA stellt Forschungsmittel (oft auch als Teilfinanzierung) für andere Projekte zur Verfügung, die zum Bereich "digitale Bibliotheken" gehören. Es würde jedoch an dieser Stelle zu weit gehen, sie hier alle aufzuzeichnen. Trotz dieser Einschränkung verdienen einige weitere individuelle "digitale Bibliotheken" in den USA eine Erwähnung.

3.2.2. Weitere wichtige "digitale Bibliotheksprojekte" in den USA

Das University of Virginia Library Electronic Text Center (http://etext.lib.edu/) wurde 1992 gegründet, um ein Online-Archiv von standardisierten elektronischen Texten in den Geisteswissenschaften aufzubauen. Ein Teil der Ziele des E-Text-Zentrums der USA war es, eine Nutzergemeinschaft zu bilden, die elektronische Ressourcen selbst erzeugen und effektiv nutzen konnte. Das E-Text-Zentrum ging den sogenannten "digitalen Bibliotheksinitiativen" voraus, obwohl hier zum Teil ein ähnliches Prinzip zugrundegelegen hat. Heute sieht David Seaman, Leiter des Zentrums, die Arbeit im E-Text-Zentrum als generisch übertragbar innerhalb der etwas breiteren digitalen Bibliotheksinitiative.34 Obwohl diese Haltung gewiß umstritten ist, war das E-Text-Zentrum in Virginia das erste größere Digitalisierungszentrum zumindest für geisteswissenschaftliche Erzeugnisse in den USA. SGML wurde für alle digitalisierten Texte eingesetzt, heute wird der Umstieg zu XML vorbereitet. Ziel des E-Text-Zentrums war es, die wichtigste Literatur zu digitalisieren und zur Verfügung zu stellen.

Das Library of Congress National Digital Library Program (http://memory.loc.gov/ammem/dli2/html/lendlp.html) wurde 1995 mit einer Laufzeit von fünf Jahren initiiert und hatte als Ziel, elektronisch archivierte Quellen, die wichtig für die Geschichte USA oder die sozialwissenschaftlichen Fächer in den Schulen sind, an die Lehrer und Schulbibliothekare in Grund- und Sekundarschulen für die Integration in den Unterricht zu bringen. Primärquellen - vor allem einmalige, historisch wertvolle Quellen wurden digitalisiert, um ihre Nutzung im Netz überall möglich zu machen. Die Bildungs- sowie die Forschungschancen sollen damit auch verbessert werden. Zusätzlich hat die Library of Congress "The Learning Page" eingerichtet, eine Webseite, auf der sich ein Gateway zu digitalen Beständen, Hilfeleistungen für die Nutzung digitaler Bibliotheken, Sondervorträgen und Präsentationen sowie zu größeren Datensammlungen zur Übung befindet. Aus den Überlegungen beim Aufbau des American Memory Bestands konnten zehn Herausforderungen der digitalen Bibliothek abgeleitet werden:

  1. Verbesserte Technologie zur Digitalisierung analoger Materialien zu entwickeln
  2. Search- und Retrieve-Tools entwickeln, die kompensieren, wenn lediglich abgekürzte Informationen erhalten sind.
  3. Werkzeuge zur Erfassung der Katalogisierungsdaten bzw. Inhaltserschließung durch Nutzerbeiträge entwickeln.
  4. Protokolle und Standards für Interoperabilität sollen den Aufbau verteilter digitaler Bibliotheken ermöglichen.
  5. Rechtliche Fragen über Zugang, Reproduktion und Verteilung von physischen und digitalen Materialien klären.
  6. Zugang zu sowohl digitalen als auch physischen Quellen integrieren.
  7. Strukturelemente entwickeln, damit heterogene Ressourcen in einer kohärenten Art präsentiert werden können.
  8. Die National Digital Library nützlich für verschiedene Nutzergruppen und für unterschliedliche Zwecke machen.
  9. Effizienter und flexibler Werkzeuge für die Übertragung digitaler Inhalte verfügbar machen, die den Nutzerbedürfnissen gerecht werden.
  10. Wirtschaftsmodelle entwickeln, um die National Digital Library zu unterstützen.

Die California Digital Library (CDL) wurde 1994-97 durch eine bibliothekarische Arbeitsgruppe konzipiert und ist heute in das Hochschulsystem der University of California (mit neun georgraphischen Standorten) als "zehnte Bibliothek" integriert worden. Seit 1997 wird die California Digital Library aus den Universitäts- und seit 1998 aus der Staatskasse finanziert. Die CDL arbeitet in enger Kooperation mit den anderen kalifornischen Universitäten und Bildungsorganisationen, um digitale Informationsressourcen innerhalb des University of California Hochschulsystems bereitzustellen. Im Januar 1999 wurde die California Digital Library als Webserver der Öffentlichkeit geöffnet (http://www.cdlib.org/). Eines der Ziele der CDL ist es, eine aktive Rolle im Prozeßwandel wissenschaftlicher Kommunikation zu spielen. Eine Bestandsentwicklungspolitik wurde konzipiert, die sowohl alle Fachrichtungen berücksichtigt als auch alle Medienformen. Somit bietet die CDL nicht nur den Melvyl Katalog, der Bestände aller neun (physischen) Bibliotheken des University of California Systems enthält, sondern auch eine Zentraldatenbank der Zeitschriften in den Bibliotheken des University of California Systems und 25 kommerziell betriebenen Datenbanken, für die die CDL Lizenzverträge hat, wobei letztere lediglich für die Hochschulangehörige zur Verfügung stehen.

Das Harvard Information Infrastructure Project (http://www.ksg.harvard.edu/iip/) ist eines der ersten Projekte, das die globalen Implikationen des Internets für wissenschaftliche Informationen und Publikationen ausgedrückt hat. Im Oktober 1989 wurde das Harvard Information Infrastructure Projekt in der John F. Kennedy School of Government etabliert. Bereits im März 1990 veranstaltete das Projekt zusammen mit der National Science Foundation und dem US-Kongreßbüro für Technologiebewertung eine Tagung über die Kommerzialisierung des Internets. 1991-1994 wurde ein Projekt über wissenschaftliche Kommunikationen mit Fördermitteln von der National Science Foundation durchgeführt. Aus dem HII-Projekt entstanden einige politische Grundlagen für die "National Information Infrastructure" der USA, die 1992 bekannt gemacht wurden. Die neuen Möglichkeiten der Informationstechnologie, aber auch die technologischen Gefährdungen für intellektuelles Eigentum in einer vernetzten Umgebung wurden zum Thema des Projekts 1993. Konferenzen, Workshops und Veröffentlichungen entstanden aus dem Projekt, die für die weitere Entwicklung wirtschaftlicher Nutzung von Netzwerken ausschlaggebend waren.

3.3. Die Research Libraries Group & die Digital Libraries Federation (DLF)

Diese beiden Gruppen demonstrieren, wie ein Konsortium von Bibliotheken und anderen Einrichtungen gemeinsame Projekte zur Förderung der grundlegenden Konzepte der "digitalen Bibliothek" in USA organisieren und verwirklichen kann.

3.3.1 Research Libraries Group

Die Research Libraries Group (RLG), gegründet im Jahre 1974, ist ein Konsortium von 150 Universitätsbibliotheken, Forschungsbibliotheken, Archiven, Museen, Geschichtsvereinen und anderen Institutionen, die Informationen für Forschung, Bildung und Erziehung zur Verfügung stellen. Gründungsziele des Konsortiums waren die kollegiale Kostenteilung, gemeinsame Nutzung von Ressourcen, Austausch von Erfahrungen und vor allem der Aufbau einer Infrastuktur zur Verbesserung der Versorgung dieser Institutionen mit Forschungsinformationen. Somit wurde die Research Libraries Information Network (RLIN) Datenbank aufgebaut, die bibliographische Angaben über Monographien, Aufsätze, Dissertationen und seltene Schriften in über 365 Sprachen enthält. Weiterhin werden Fernleihabkommen, Nutzungsuntersuchungen, Personalaustausch, Archivierungsverfilmung und Absprachen zur Erwerbung etc. durch die RLG und ihre Mitglieder verwirklicht.

Bezeichnend für ihre Rolle in der Entwicklung von digitalen Bibliotheken sind die erfolgreichen Kollaborationen zwischen Bibliotheken, Archiven und Museen. Schwerpunkt der Initiativen der RLG, ihre Mitglieder in die digitale Bibliothekslandschaft einzubinden, wurde auf die Digitalisierung von Beständen gelegt. Digitalisierungsprojekte zielten nicht nur auf die Konvertierung der physischen Quellen in elektronische Form, sondern auch auf die Zusammenführung geographisch getrennter, aber inhaltlich zusammenhängender Materialien, die die Forschungslage verbessern sollten und auch auf die effizientere Organisierung von Digitalisierungsprojekten. Verschiedene Symposien mit dem Grundthema Archivierung und Präservierung von Informationen in elektronischer Form wurden seit 1993 abgehalten. Weiterhin veranstaltet die RLG Symposien zu den Themen "Scholarship in the New Information Environment" (1995), "RLG Digital Image Access Project" (1995), "Digital Imaging Technology for Preservation" (1994) etc.

Die Reihe "RLG Digital Collections Projects" hat sich zum Ziel gesetzt, fachlich zusammenhängende Werke zu digitalisieren und allgemein zugänglich zu machen. Eine Arbeitsgruppe wählt das zu bearbeitende Thema aus und organisiert das jeweilige Projekt. Jede RLG-Institution kann sich daran beteiligen, Kosten werden dadurch geteilt.

Der Vorstand der Research Libraries Group bildete Anfang 1995 eine Arbeitsgruppe für digitale Sammlungen ("Digital Collection Project Task Force"). Sie sollte Speicherung, Indexierungs-, und Nutzungsmethoden für wissenschaftliche digitale Materialien untersuchen und Empfehlungen für die Mitgliedsbibliotheken vorstellen.

Neben dem Ziel, die themenorientierten Informationen zu digitalisieren, soll auch eine neue Lehr- und Forschungsressource erstellt werden, die z.B. nicht in der papierbasierten Informationswelt hätte existieren können. International und weit verteilte Quellen werden zusammengestellt und Prozeduren für den optimalen Zugang werden gemeinsam ausgearbeitet. Somit wird die Entwicklung einer virtuellen Informationssammlung (einer "digitalen Bibliothek" mit fachlicher Spezialisierung) durch die Beteiligung der jeweiligen Experten aus den Projektbibliotheken verfolgt, gesteuert und ausgetestet. Bei der Erfassung von Bildgut sowie bei der SGML-Kodierung sind die RLG-Bibliotheken durch ihre Erfahrungen in der Lage, die Kenntnisse mit anderen Bibliotheken und Kollegen zu teilen.

Neben den inhaltlichen Zielen der Projekte werden verwaltungstechnische Daten von jedem Projektbeteiligten bei jedem Projektschritt gesammelt und analysiert. So empfiehlt die RLG den beteiligten Institutionen bei manchen Projekten, die Digitalisierungsaufgabe zu outsourcen. Weiterhin erfahren die RLG-beteiligten Bibliotheken auch vieles über die Entwicklungen von Digitalisierungsstandards, "best practices", Mittel zur Authentifizierung von Dokumenten, Migrationsprozeduren etc. und können Richtlinien für das Management digitaler Archive ausprobieren.

Die RLG unterstützt unterschiedliche Metadaten-Projekte und Präservierungsprojekte und deren Auswirkungen auf Informationsquellen in sowohl der bibliothekarischen als auch der archivarischen und Museumswelt. Suchhilfen, die Metadaten nutzen, werden zur Zeit in der Archiv-Community entwickelt, um verbesserten Zugang zu archivarischen Sammlungen zu bewerkstelligen.

Die RLG und ihre Mitglieder stehen in Zusammenarbeit mit einigen internationalen Pilot- und Forschungsprojekten. Darunter ist auch das Projekt WebDOC, das Informationsquellen und -ressourcen von verteilten Servern gegen Nutzungsgebühren zur Verfügung stellen. Dieses Abrechnungssystem beruht auf der Identifikation der Nutzer in Verbindung mit der lizensierten Institution, bietet jedoch gleichzeitig die Möglichkeit, einzelne Transaktionen (Pay-per-view, Pay-per-Article) direkt zu bezahlen.

Die RLG befaßte sich auch mit den Voraussetzungen für die digitale Präservierung von Informationsquellen und beauftragte eine umfassende Studie, die von Margaret Hedstrom und Sheon Montgomery ausgeführt wurde: "Digital Preservation Needs and Requirements in RLG Member Institutions". Ein Archivierungsserver ("archival server") namens "Arches" in der RLG Informationsinfrastruktur bietet Authentifizierungsvorgänge, Versionsmanagement, Abrechnungs- und Tantiemenverteilung an berechtige Personen, Datenmigration und -refreshment sowie die Möglichkeit, auf archivierte Informationsquellen zuzugreifen. Die RLG integriert und testet die Effektivität von Metadaten für einige dieser Zwecke und läßt ihre Erfahrungen in die Diskussionen um die weiteren Entwicklungen von Metadaten miteinfließen. Eine Suchmaschine, die sowohl Volltexte als auch SGML-kodierte Informationen beinhaltet, ist für Arches vorgesehen. Das Entwicklungsprogramm für "Arches" schließt viele Aspekte der digitalen Bibliothek ein und dient auch als "Testbed" für die Zusammenarbeit zwischen Bibliotheken, Archiven und Museen bei der Prüfung von digitaler Speicherung, Erfassung und Präservierung.

Die RLG und einige ihrer Mitgliedsbibliotheken sind sehr aktiv bei der Überprüfung und Gestaltung neuer Standards, Zugangsmethoden, Kompressionsalgorithmen, Datei-Architechtur, Indexierungsmethoden und Qualitätsvoraussetzungen. Künftig wird es einen Server zum Zweck der Forschung und Entwicklung an der Cornell University geben, der den kollektiven Bestrebungen der RLG-Mitglieder weiterhelfen soll. Weitere Kooperationen bestehen mit dem National Preservation Office in Großbritannien und NPO.

Seit 1997 veröffentlicht die RLG in Zusammenarbeit mit dem Cornell University Library Department of Preservation and Conservation "RLG DigiNews" (http://www.thames.rlg.org/preserv/diginews), ein vierteljährlich erscheinendes Newsletter über digitale Initiativen mit den Schwerpunkten digitale Archivierung, Präservierung und Bildgutkonvertierung. Vorläufer dieser Newsletter war ein dynamisches, elektronisches Gruppendokument "Diginotes" in Rahmen einer elektronischen Diskussionsgruppe PRESERV. "RLG DigiNews" ist hauptsächlich für die RLG-Mitglieder gedacht, bietet jedoch wichtige Artikel und Diskussionen für alle, die sich für diese Themen interessieren.

3.3.2 Digital Libraries Federation

Die Digital Libraries Federation (http://www.clir.org/programs/diglib/diglib.html) wurde am 1. Mai 1995 formal durch den Zusammenschluß von 12 US-Universitätsbibliotheken sowie der Library of Congress (http://www.loc.gov), der National Archives and Records Administration (http://www.nara.gov), der New York Public Library und der US-Commission on Preservation and Access gegründet. Im Juli 1999 hat die DLF 22 Partnerbibliotheken. Ursprünglich war diese Föderation als "National Digital Library Federation (NDLF)" bekannt, seit September 1997 wurde das Wort "National" weggelassen, um zu betonen, daß die Föderation nicht von der US-Regierung unterstützt oder eingerichtet wurde bzw. auch nicht nur auf die nationalen Grenzen der USA begrenzt ist. Die NDLF Planning Task Force hat sich zur Aufgabe gemacht, die wichtigsten Wirkungsbereiche für die Föderation zu definieren. Die Empfehlungen lauten:

Zusätzlich empfahl die Planning Task Force, daß die Föderationmitglieder funktionelle Grenzen traditioneller Organisationsstrukturen durchbrechen und die breiter angelegten Organisationanforderungen widerspiegeln sollte, mit denen Forschungsbibliotheken heute konfrontiert werden, wenn sie digitale Materialien zunehmend in ihre Dienstleistungen einbinden. Der Abschlußbericht der Planning Task Force schildert ins Detail, wie digitale Bibliotheken in einer wissenschaftlichen Umgebung neue Aufgaben und Dienstleistungen entwickeln und verbreiten können.

Anlaß für die Bildung dieses Zusammenschlusses zur Bildung der DLF war sowohl das NSF-Fördermittelprogramm, das Fördermittel für Forschung und Entwicklung der digitalen Bibliotheken auf lediglich 6 Universitäten verteilt und nicht nur bei den Bibliotheken dieser Universitäten angesiedelt war, als auch durch die Fördermittel der Kellogg-Stiftung an der Harvard Universität für ein "Digital Libraries Project". Organisatorisch wurde die Digital Library Federation im Council on Library and Information Resources (CLIR) eingebettet, die auch die Commission on Preservation and Access integriert hat. 1998 kamen zwei der NSF-Digital Libraries aus der ersten Förderphase (Carnegie Mellon University Library und die Bibliothek der University of Chicago) sowie die California Digital Library und die Bibliothek der North Carolina State University hinzu. Bis Mitte 1999 schlossen sich auch die Universitätsbibliotheken der University of Minnesota, University of Indiana und der University of Pennsylvania an sowie das Center for Research on Information Access (CRIA) an der Columbia Universität und die Information and Intelligent Systems Division of the Computers, Information Science and Engineering Directorate of the National Science Foundation (NSF). Damit war die Gesamtzahl der beteiligten Institutionen auf 25 angewachsen. Jede Institution trägt zu den Betriebskosten der Organisation und zu einem Kapital-Fond bei und hat einen Sitz im Steuerungsgremium. Kooperationen für digitale Bibliotheksprojekte können untereinander auf bilateraler Basis zustandekommen und auch mit mehreren Institutionen der Federation sowie mit anderen Initiativen.

Die meisten der beteiligten Bibliotheken an der DLF dienen dem Hochschulbereich und definieren daher ihre Investments im Rahmen des Erreichens der allgemeinen Zielsetzungen der akademischen Nutzergemeinschaft, in die sie eingegliedert sind. So werden, wie bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Bibliotheken und auch digitale Bibliotheken insbesondere als "service organizations" definiert:

"Libraries in general, and digital libraries in particular, are service organisations. The needs and interests of the communities they serve will ultimately determine the tragectory of development for digital libraries, including the investment they make in content and technology."

Zu den Aufgaben der Digital Libraries Federation und dem Dachverband für diese Förderation, Council on Library and Information Resources (http://www.clir.org/), gehören die Entwicklung und Annahme von gemeinsamen Standards im Bereich der digitalen Bibliotheken. Der Council on Library and Information Resources unterstützt Modellversuche und experimentelle Vorhaben, deren grundsätzliches Ziel es ist, die digitalen Komponenten der "Hybrid Library" und ihre Akzeptanz zu stärken. Das Council sieht sich in der Rolle desjenigen, der die Integrierung digitaler Ressourcen in den Bibliotheken vorantreibt. Fünf Arbeitsgruppen ("Task Forces") wurden von CLIR und der American Council of Learned Societies (ACLS) 1998 eingesetzt, um sich mit folgenden Themen auseinanderzusetzen: Welche Veränderungen im Prozeß von wissenschaftlichen Veröffentlichungen und des Unterrichts resultieren direkt aus der Nutzung von digitalen Technologien, und wie kann garantiert werden, daß Bibliotheken und Archive den Forschungsbedürfnissen von Wissenschaftlern und Studenten angesichts des technologischen Wandlungsprozesses weiterhin entsprechen können.

Die umfassendere Zielsetzung der DLF lautet: "The goal of DLF is to establish the conditions necessary for the creation, maintenance, expansion, and preservation of a distributed collection of digital materials accessible to scholars and the wider public." Um diese Zielsetzung zu verwirklichen, fokussierte die DLF ihr Hauptaugenmerk auf die infrastrukturellen Bedingungen vor allem im Hinblick auf die Erstellung von "best practices" für das Suchen und Retrieval digitaler Informationen und deren Rechteverwaltung und wirtschaftliches Modelling sowie für die Präservierung und Archivierung digitaler Informationen. So lautet der strategische Plan der DLF, der März 1998 neu formuliert wurde, indem er einen Rahmen für die institutionellen Ziele (http://www.clir.org/diglib/dlfinstgoals.html) zur Entwicklung und zum Betrieb von digitalen Bibliotheken festlegt:

Dabei werden die Prioritäten auf digital erzeugte Informationsressourcen (im Gegensatz zur Datenkonvertierung) und deren optimale Organisierung gesetzt, um Zugang, Nutzung und Präservierung zu gewährleisten. Es geht auch um wissenschaftliche Informationsressourcen und um die Entwicklung eines Kerns für die digitale Informationsinfrastruktur. Als Hilfsmittel zu diesem Zweck wurde auch eine "Arbeitsdefinition" für "die digitale Biblilothek" veröffentlicht, die im ersten Teil dieses Artikels bereits zitiert wurde (Heft 2, Seiten 144-ff, siehe auch http://www.clir.org/diglib/dlfdefinition.html). Diese Definition bezieht sich nicht nur auf die Projekte der DLF-Mitglieder, sondern auch auf andere digitale Bibliotheksprojekte (darunter die der NSF digital Library Initiative etc.). Ein Aspekt, der an dieser Stelle nochmals betont werden sollte: Digitale Bibliotheken sollten vor allem im Rahmen ihrer Nutzergemeinschaften definiert und gemessen werden.

Die Arbeitsgruppen wurden aus Experten in dem Fachbereich gebildet und teilten sich aufgrund der Schwerpunktsetzung nach den verschiedenen Publikationsarten (Regionalstudien, Tonträgern, Handschriften, Monographien und Zeitschriften sowie visuellen Medien). Im Abschlußbericht der fünf Arbeitsgruppen stellten sich fünf Hauptpunkte heraus, die in allen Arbeitsgruppen vorrangig diskutiert wurden. Als Hauptaspekt aller Arbeitsgruppen wurden die Suchhilfen untersucht. Die Suchhilfen zeigten, wie Technologie die Nutzung, das Wachstum und die Verbreitung von verschiedenen Arten von Informationsquellen bzw. -trägern beeinflußt, die von Wissenschaftlern für ihre Forschung und Lehre benötigt werden. Persönliches Alerting der Wissenschaftler über neu erschienene Quellen schien zunächst eine der wichtigsten Funktionen einer digitalen Bibliothek zu sein. Als zweitwichtigster Aspekt wurde das umfassende Management der Sammlungen (Aufbau, Präservierung, Zugang, Datenformate und -migration etc.) betrachtet. Unter diesem Thema stellte sich auch die Frage, ob Wissenschaftler und Lehrkräfte über die Arbeit der Bibliothek ausreichend informiert sind. Drittens wurde auf die Notwendigkeit des technologischen State-of-the-Art-Stands und Ausbau der Infrastruktur hingewiesen. Nicht nur die Bereitstellung von State-of-the-Art-Technologie in der Infrastruktur ist wichtig, sondern auch die Schulungen, die es den Nutzern ermöglichen, die Quellen möglichst effizient zu nutzen und auszuschöpfen sowie den Übergang von älteren Strukturen der Informationsversorgung zu neueren akzeptabel zu gestalten. In allen fünf Arbeitsgruppen trat auch das Thema Urheberrecht und Rechte des intellektuellen Eigentums auf. Festgestellt wurde, daß ein Mangel an Informationen über Copyright-Einschränkungen unter den Wissenschaftlern herrschte.

Laufende Projekte der DLF sind die "Making of America, Part II" (http://memory.loc.gov/dli2/html/collection.html), die Entwicklung von TEI und XML in digitalen Bibliotheken, die Entwicklung von sozialwissenschaftlichen Datenarchiven, die Entwicklung und Erhaltung einer Sammlung über die vertragsrechtlichen und wirtschaftlichen Aspekte der Lizensierung digitaler Informationsressourcen, die Sammlung und Pflege von geographischen Informationssystemen (GIS) sowie die Veranstaltung von einem Workshop mit der NISO 1999 über "Linking from Citations to Electronic Journal Literature" (http://www.niso.org/linkge.html). Weitere Schwerpunkte beziehen sich auf Standards für die Archivierung und Authorisierung von digitalen Informationsquellen sowie die Institutionalisierung digitaler Informationen und deren Integration in die wissenschaftlichen Forschungs, Lehr- und Lernprozesse.

1999 veröffentlichte die DLF die erste Publikation der DLF-Serien mit Enabling Access: A Report on a Workshop on Access Management (http://www.clir.org/pubs/abstract/pub79.html) verfaßt von Caroline Arms mit Judith Klavans und Don Waters (2/99). Diese Veröffentlichung hat als Schwerpunkt die Verwaltung des Zugangs zu digitalen Informationen, insbesondere zu der, die proprietär, sensibel oder urheberrechtlich geschützt sind. Weitere Publikationen der DLF sind geplant.

Die DLF alliiert sich mit der Research Libraries Group sowie mit dem Online Computer Library Center (OCLC). Die vielleicht bedeutendste Rolle der DLF ist die Unterstützung der digitalen Bibliotheksinitiativen der Mitgliedsbibliotheken und Einrichtungen. Durch den Schwerpunkt auf die Organisierung des Zugangs, des Retrievals, der Präservierung etc. von digitalen Informationen werden Prozesse evaluiert, die dann die "best practices" hervorbringen. Durch das regelmäßige Treffen der Leiter der digitalen Bibliotheken ("Digital Library Administrators Working Group") kann intensiv und strukturiert diskutiert werden, was sonst nur sporadisch oder im begrenzten Netzwerk passieren würde. Somit können Erfahrungen anderer ohne zusätzliche Kosten für die eigenen Entwicklungen und Probephasen eingesetzt werden.

Andere CLIR Programme fördern Projekte, die Teilaspekte des Gesamtkomplexes "digitale Bibliothek" beinhalten. Zum Beispiel schließen CLIR-Bemühungen auch die Entwicklung und Pflege der LIBLICENSE (http://www.library.yale.edu/~llicense/index.shtml) Website mit ein. LIBLICENSE steht für "Licensing Digital Information -- A Resource for Librarians". Diese Sammlung von Informationen, Verträgen, Links zu anderen Stellen etc., die sich auf die Lizensierung und das Vertragsrecht für elektronische Zeitschriften und andere digitale Informationen für wissenschaftliche und Forschungsbibliotheken spezialisiert hat, wird an der Yale Universität von Ann Okerson koordiniert. Hier werden Musterverträge angeboten, Terminologien erklärt, Aspekte der Verhandlungen, Bedingungen und Vertragsformulierungen diskutiert etc. Verbunden damit ist die Listserv "LIBLICENSE", die auch an dieser Website archiviert wird. Durch diese Webstelle kamen Bibliothekare zusammen, die sich mit den vielen, oft schwierigen Aspekten der Vertragsverhandlungen und Lizenzierungsformalitäten auseinandergesetzt haben oder auseinandersetzen müssen. Wichtige Informationen können hier ausgetauscht werden, die bestimmte Vorteile für weniger erfahrene Bibliothekare gegenüber oft nicht durchschaubaren Verhandlungsstrategien der Verleger und Anbieter erzielt haben.

3.4. eLib (UKOLN, JISC) und digitale Bibliotheken in Großbritannien

Großbritannien hat in der ganzen Welt eine Sonderstellung, weil im Bereich der Hochschulbildung die strategische Bedeutung von elektronischer Informationsversorgung früh erkannt und von zentraler Stelle gefördert wurde. 1993 wurde aufgrund des Bewußtwerdens verschiedener Strukturprobleme im Schatten der Explosion elektronischer Informationen eine Kommission zur "Libraries Review" von der Higher Education Funding Councils (England, Wales, Schottland und Irland) beauftragt, die Bibliotheks- und Informationsversorgung in Großbritannien zu überprüfen und bewerten. Einige dieser Strukturprobleme, deren Problematik auch in die Empfehlungen des Libraries Review Bericht eingeflossen waren, sind:

Der Library Reviews Bericht, da die Kommission von Professor Sir Brian Follett geleitet wurde, bekannt als der "Follett Report", bestätigt die Auffassung, daß eine umfassende Veränderung notwendig sei, vor allem wie die Hochschulinstitutionen für die Informationsbedürfnisse der Lehrenden und der Lernenden planen und vorsorgen. Traditionelle Ansichten der Bibliothek als alleinige Sammelstelle für alle Informationsbedürfnisse für Lehrkräfte und Lernende sind nicht mehr adäquat. Da die benötigten Informationen nur über viele Medienarten und in einer Vielfalt von verteilten Standorten erhältlich sind, kann eine Bibliothek diese Informationen in dem benötigten Umfang und zeitlicher Verfügbarkeit nicht bereitstellen. Der Follett-Bericht empfiehlt die Verlagerung der Erwerbungspolitik weg vom Aufbau eines eigenen allumfassenden Bestandes hin zu strategischer Sicht der Informationsversorgung, nämlich über den Zugang zur Information statt Besitz. Die organisatorischen Implikationen sind in der Planung zu berücksichtigen. Eine Verschiebung bestimmter Ziele wird empfohlen: Wo vorher hohe Prioritäten auf den Höchststand der Informationstechnologie herrschten, soll künftig die Betonung auf der Erstellung von "Informationsstrategien" liegen. Technologie als solche ist nur das Instrument zum Erreichen eines Ziels, aber nur die richtigen Strategien und Vorgehensweisen sowie der Inhalt in benötigter Form können Informationsbedürfnisse erfüllen. Trotzdem wird in diesem Bericht dokumentiert, daß die Fortschritte in der Informationstechnologie sowohl das Modell als auch die Kultur der Informationsversorgung im Hochschulwesen verändern werden. So wurde ein Budget von £ 20 Millionen über drei Jahre für die Implementation der Empfehlungen in dem Follett-Bericht zur Verfügung gestellt. Die Vergabe dieser Mittel sollte auf Projekte konzentriert sein, die entweder durch Erweiterung (scaling up) Nationaldienste sein könnten oder Dienste, die eine nationale Auswirkung haben können. Es soll eine dezidierte Veränderung der Kultur der Informationsversorgung durch die Hochschulbibliotheken vollzogen werden.

Die Empfehlungen des Follett-Berichts flossen zunächst in das Projekt "FIGIT" und dann in die Gründung des Electronic Libraries Programm (eLib) (http://www.ukoln.ac.uk/services/elib/) im Jahre 1995 durch das Joint Information Systems Committee (JISC) (http://www.jisc.ac.uk). Hauptziel des eLib-Programms ist, durch die geförderten Projekte die Hochschulen in die Entwicklung, Gestaltung und Implementierung einer "elektronischen Bibliothek" einzubeziehen. Verschiedene Projekte bekamen den Zuschlag von der JISC und über die drei Förderjahre wurden fast 60 Projekte in verschiedenen Programmbereichen finanziert. Diese fallen in die groben Themenbereiche wie zum Beispiel:

Die Projekte sind zusammengefaßt und kategorisiert auf den Projektseiten im Netz von eLib (http://www.ukoln.ac.uk/services/elib/project). Projekte gibt es in fast allen Fachrichtungen und für alle relevanten Arbeitsbereiche der digitalen Bibliothek -- Archivierung, Retrieval, Indexierung, Information Gateways, Unterstützung für Fernstudium, elektronische Zeitschriften, Dokumentenlieferung, Kurzausleihe, Bildgutdigitalisierung, Pre-prints, Qualitätssicherung, On-Demand-Publishing, Nutzerschulung etc. Im Gegensatz zur NSF geförderten digitalen Bibliotheksinitiative sind die im eLib geförderten Projekte nicht ausdrücklich Forschungsprojekte. Das Hauptaugenmerk gilt der Vorbereitung eines Korpus zugänglicher elektronischer Ressourcen und Dienstleistungen, die adäquate Nutzungsbedingungen und Suchmöglichkeiten für elektronische Ressourcen für das gesamte Hochschulwesen in Großbritannien bereitstellen. Außerdem sollten diese Projekte zur kulturellen Veränderung beitragen, um größere Akzeptanz und Nutzung elektronischer Ressourcen und Dienstleistungen fördern statt der eher traditionellen Informationsspeicherungs- und -zugangsmethoden.

Die ersten Projekte setzten ihre Arbeit im Frühjahr 1995 an. Die Laufzeit der Projekte ist unterschiedlich lang und liegt zwischen 12 Monaten und drei Jahren, einige konnten nach Ablauf der Projektförderung durch Zusatzmittel oder Sponsoring fortgesetzt werden. Einige der Projekte arbeiten mit anderen digitalen und elektronischen Bibliotheksinitiativen in anderen Ländern oder auf internationaler Basis eng zusammen. Seit Januar 1997 gibt es eine Reihe von Evaluationspapieren (http://www.ukoln.ac.uk/services/elib/papers/supporting/tavistock/ aber auch http://www.ukoln.ac.uk/services/elib/papers/#tavistock/) über das Electronic Libraries Programm, das im Auftrag des Tavistock Institute erstellt worden ist. Das eLib- Programme fing mit der dritten Phase ab Herbst 1997 an. Hier wurde größere Betonung auf die sozialen Aspekte der digitalen Bibliothek wie Training, Unterstützung, Liaison und Akzeptanz sowie auf die Erkenntnisse über humane und organisatorische Kräfte innerhalb der Institutionen gelegt, die es ermöglichen, Informationstechnologie zu nutzen. Ebenfalls versucht die JISC herauszufinden, wie die Bedürfnisse für Lernunterstützung durch Informationstechnologie am besten zu erfüllen sind. Die dritte Phase hat drei Schwerpunktbereiche:

Hybridbibliotheken (siehe 1. Teil) mit der Aufforderung, die Entwicklungen aus den Innovationsprojekten sowie aus anderen Projekten und Dienstleistungen in Bibliotheken sowie die traditionelle Funktionen lokaler, physischer Bibliotheken in gutorganisierte, zugängliche Hybridbibliotheken zu integrieren. JISC fördert eine kleine Zahl von Pilotprojekten als exemplarischen Hybridbibliotheken. Diese können Projekte aus den früheren Phasen von eLib, den EU-Telematics Programmen, von den NSF oder anderen digitalen Biblitoheksinitiativen. Kommerzielle Produkte von Verlegern und Dienstleistern können auch integriert werden.

Umfangreiche Ressourcensuche ("Large scale Resource Discovery") - Bisher waren die Ressourcensuche und Aufbereitung der Ressourcen in Einzelprojekten erfolgt. Der Anderson Bericht (http://www.ukoln.ac.uk/services/elib/paprs/other/anderson/) erkennt die Schwierigkeiten, adäquate Forschungsbestände aus allen relevanten Institutionen zusammenzuführen, obwohl der Druck zur gemeinsamen Nutzung der Ressourcen zunimmt. Dieser Report empfiehlt, Bibiotheks-OPACs in Gruppen ("Clumps") zu vernetzen. Mit dem Z 39.50 Retrievalprotokoll wird im MODELS Projekt (http://www.ukoln.ac.uk/dlis/models/) geprüft, was bisher als erfolgreich angesehen wurde.

Präservierung und Archivierung - Hier arbeitet man gemeinsam mit dem British Library National Preservation Office. Einige Modellversuche für Präservierung werden in der eLib Phase 3 gefördert.

Außerdem wurde mit einer Reihe von Aktivitäten begonnen, die auch aus den Empfehlungen des Follett-Report entstanden sind: Es wurde eine Vortragsreihe (Follett Lectures) über Fragen der elektronischen Bibliothek mit Rednern von nationalen und internationalen Experten von der UKOLN organisiert.

Der Anderson-Bericht und JISCs Unterkommissionen empfahlen beide den nationalen Zugang zu Informationen über die wissenschaftlichen Forschungs- und Kulturschätze mit Bestandsangaben. Somit wird unter der nationalen Strategie für Forschungsunterstützung ("National Strategy for Research Support") eine verteilte Datenbank auf der Basis von CURL - des Consortium of University Research Libraries - und der British Library aufgebaut. In diesem Projekt werden auch Katalogeinträge konvertiert, der Umfang ist jedoch noch nicht entschieden. Der Anderson-Bericht empfiehlt auch die Entwicklung einer Distributed National Electronic Resource (DNER), die es ermöglicht, Sammlungen mit wichtigen Beständen zu identifizieren und weiterzuentwickeln.

Zusätzlich werden Mittel für Archivierungs- und Sondersammelgebietsprojekte bewilligt. An einem "National Network Demonstrator for Archives" wird gearbeitet, um die Bestandskataloge der britischen Archive über Z 39.50 Protokoll zu verlinken. Das Cedars Projekt "Implementing a Model for Distributed Digital Archives" (http://www.curl.ac.uk/cedarsinfo.shtml) untersucht Fragen und praktische Beispiele für die Langzeitarchivierung von digitalen Materialien für die Dauer von drei Jahren (1999-2002).

ROADS Resource Organisation And Discovery in Subject-based Services – (http://www.roads.lut.ac.uk und http://www.ilrt.bristol.ac.uk/roads/ und http://www.ukoln.ac.uk/metadata/roads/) unterstützt den Aufbau von fachbezogenen Gateways für elektronische Ressourcen im Netz und existiert seit dem Anfang des eLib-Programms. Drei Partnerinstitutionen (Department of Computer Studies der Loughborough University of Technology, UKOLN an der University of Bath und das Institute for Learning and Research Technology (ILRT) an der Univesity of Bristol) kollaborieren hier, um die Software und Datenarchitektur für mehrere Anwedungen zu erstellen. ROADS nutzt den WHOIS++ Such- und Retrieve-Protokoll und bietet mehrere Dienstleistungen und Softwareprodukte an. Außerdem berät das ROADS-Team über Metadatennutzung, Klassifikationsschemata, fachbezogenen Ressourcensammlung und –management etc. Sie beteiligen sich an der internationalen Entwicklung von Standardformaten, Metadaten und in der Internet Engineering Task Force (IETF). ROADS hat auch ein Forum für den Austausch zwischen Entwicklern und Nutzern von Subject Gateways und veranstaltet Workshops, Mailinglisten etc. Die Subject Gateways selbst (SOSIG (http://www.sosig.ac.uk), OMNI (http://www.omni.ac.uk) etc.) bauen den Inhalt der fachbezogenen Gateways auf und veranstalten zusätzlich Trainingseminare für Fachwissenschaftler, die sich mit elektronischen Ressourcen und fachbezogenem Suchen im Internet auseinander setzen möchten.

Das "Combined Higher Education Software Team" (CHEST) (http://www.chest.ac.uk/index.html) des Higher Education Council, das Verhandlungen für den gesamten Hochschulbereich in Großbritannien führt, wurde bereits 1997 vom JISC beauftragt, eine bundesweite Lizensierung für elektronische Zeitschriften für alle Hochschulen als Modellversuch zu finanzieren. Das "Pilot Site Licensing Project" begann 1997 und versorgte die britischen Universitätsbibliotheken mit elektronsichen Zeitschriften von größeren wissenschaftlichen Verlagen. Nach der positiven Evaluation der Pilot Site Licensing Initiative wurde ein Verhandlungspartner gesucht. So wurde 1998 SWETS beauftragt, Verhandlungen mit Blackwell, Blackwell Science, Academic Press und dem Institute of Physics Pubishers u.a. zu führen, mit dem Ziel, eine nationale Landeslizenz ( "National Site License for Journals" NESLI http://www.nesli.ac.uk/) zu erreichen. Die jeweiligen Rahmenverträge bieten günstige Nutzungsrechte für alle Hochschulangehörigen und Preisnachlässe für die Papierversionen sowie für das elektronische Abonnement.

Weitere Informationsstellen und Services von JISC in Großbritannien, wie der Arts and Humanities Data Services (AHDS), arbeiten in vielen Bereichen der digitalen Bibliothek wie bei der Weiterentwicklung von Metadatenstandards, dem Aufbau von elektronischen Beständen, der Dokumentation von "best practices" für Datenarchivisten, digitalen Bibliothekaren und Datenerstellern etc. Viele der an JISC-Projekten und an der eLib beteiligten Institutionen haben engen Austausch mit der British Library (insbesondere das Research and Innovation Centre), dem UK Office for Library and Information Networking (UKOLN) (das auch von JISC und BLRIC finanziert wird) und mit anderen europäischen und internationalen digitalen Bibliotheksprogrammen (EU-DG XIII Telematics for Libraries Programm (s.u.), Coalition for Networked Information (CNI), die Australian National Priority (Reserve) Library und das Council of Australian University Librarians (CAUL)).

Der Dearing-Report, vorbereitet vom National Committee of Inquiry into Higher Education (NCIHE), unterstützte die Arbeit der JISC und empfahl weitere Netzversorgung, insbesondere mit internationalen Links für die Forschungscommunity, um Hilfe für die Institutionen, die Informationsstrategien ausarbeiten und neue Lösungen zu Fragen des Urheberrechts für elektronische Informationen zu finden. JISC beauftragte in 1998 mehrere Studien über die Rolle von Netzen als Veränderungsagent in Bildung und Forschung und darüber, wie die Fördergesellschaften und -institutionen darauf reagieren sollen. Die Schwerpunkte dieser Studien sind: künftige Netzversorgung und -kosten, die Versorgung von Informationsressourcen innerhalb des größeren Bildungskontextes, wie am besten die Entwicklungsprojekten zu gestalten sind, so daß sie noch effektiver Veränderungsagent sind, und zu definieren, welche künftigen Dienstleistungsvoraussetzungen den Institutionen ermöglichen können, elektronisches Material zu sammeln und verteilen.

1998 erschien ein "Green Paper on the Role of Libraries in the Information Society United Kingdom – Background Information" (http://www.echo.lu/libraries/en/green-uk.html) als Teil der Länderberichte in der EU "Telematics for Libraries" Reihe (s.u.). Dieses Papier erläutert die Vorhaben für sowohl wissenschaftliche als auch öffentliche "digitale Bibliotheken" und die UK-Bemühungen, "IT für alle" als Informationspolitik durchzuführen. Weitere nationale Initiativen (u.a.) sind die "University of Industry," der "National Grid for Learning" (http://www.dfee.gov.uk/grid/index.html) und die "New Library: the People's Network" (http://ukoln.ac.uk/services/lic/newlibrary/) sowie eine Reihe von Digitalisierungsprojekten für kulturgeschichtlich wichtige einmalige Quellen (wie die "Treasures of St. Pancras"), die durch die British Library in ihrem "Initiatives for Access" Programm unterstützt werden.

Das British Library Research and Innovation Centre veranlaßte eine Ausschreibung für ein Review der Forschung über die digitale Bibliothek. Dieses Review wurde zum 30. Juni 1999 von einem Team unter der Leitung von Prof. Peter Brophy von CERLIM, der Manchester Metropolitan University, erstellt und wird in den nächsten Monaten veröffentlicht. Zweck dieses Reviews war es, die weiteren Forschungsthemen im Bereich der digitalen Bibliothek festzulegen, deren Ausschreibung dann Anfang August 1999 in einem Call for Proposals von der Library and Information Commission (LIC) (http://www.lic.gov.uk) der British Library bekannt gegeben wird. Abgabetermin für die Projektvorschläge wird im Oktober 1999 sein. Die Projektvorschläge fallen in den Bereich der Forschung, die im Library and Information Research Plan 1999-2002 der British Library bereits bekannt gegeben worden sind.

ARIADNE (http://www.ariadne.ac.uk/) gehört auch zum eLib Programm und dient seit Januar 1996 als Publikationsorgan und Newsletter für das eLib Programm sowie für andere JISC-finanzierte Projekte mit zusätzlichen Materialien über andere digitale Bibliotheksprojekten und Fragen. ARIADNE erscheint vierteljährlich; zum 22. Juni 1999 erschien die 20. Ausgabe. ARIADNE wird von JISC sowie von der EU finanziert. Herausgeber von ARIADNE ist Peter Hunter, Information Officer bei UKOLN, University of Bath. Vor ihm hat John Kirriemuir (UKOLN, nun OMNI) ARIADNE herausgegeben.

3.5. EU Projekte und andere Europäische Kooperationen

3.5.1 Förderung der digitalen Bibliotheken durch die EU

Die Europäische Union fördert verschiedenartige Projekte, mit denselben Zielen der digitalen Bibliotheksinitiativen wie in den USA und Großbritannien, allerdings mit den üblichen Bedingungen der Mehrländerbeteiligung.

Am bekanntesten für die Entwicklung von digitalen Bibliotheken in der EU ist das Bibliotheksförderprogramm "Telematics and Libraries" im 4. Rahmenprogramm, das mit dem ersten Projektaufruf im Jahre 1990 und bereits im Jahre 1991 mit Projekten zur Dokumentenlieferung sowie Bild- und Klangübertragung begonnen hat. Projekte wurden in diesem Programm gefördert, die zur Entwicklung neuer elektronischer Dienstleistungen, Umstellung traditioneller Dienstleistungen auf elektronischer Basis beitrugen und vor allem die internationale Kooperation unter Bibliotheken stärkten. Die über 100 Projektbeschreibungen (http://www2.echo.lu/libraries/en/projects.html) der meist abgeschlossenen Projekte im 4. Rahmenprogramm zeigen sowohl Kooperationen unter Bibliotheken mit ähnlichem Schwerpunkt (z.B. Musikbibliotheken, Kunst- und Museumsbibliotheken) als auch eine große Orientierung an bessere Dienstleistungen für den Benutzer durch die elektronischen Technologien (Benutzeroberflächen, Fernlerndienstleistungen, Dokumentenlieferung, automatisierte Informationsfilterung und Indexierung etc.).

"Telematics for Libraries" ist eingegliedert in DG XIII der EU. 81 Projekte wurden gefördert mit einer Beteiligung von 541 Einrichtungen aus der EU und kooperierenden Ländern (Schweiz, Kanada, USA etc.). Neben den Projektbeschreibungen und Links zu den einzelnen Projekten bietet die Website auch eine Kategorisierung der Projekte in Themengebieten. Von diesen sind vor allem "Journals" (elektronische Zeitschriften, Dokumentenlieferung) und "Metadata" sowie "Software" für den Bereich digitale Bibliotheken interessant. Eine Übersicht über die Teilnehmer und die Interessenten für das "Telematics for Libraries" Programm wird in der Website (http://www2.echo.lu/libraries/en/call96report.html) zusammengefaßt. Die Beteiligung wird nach Land, nach Art der Bibliothek und nach Kategorie der Art von Forschungsarbeit dokumentiert, die einzelnen Ergebnisse jedoch lediglich auf den Projektseiten. Weitere Ergebnisse und Übersichten enthält die "Programme Results 1990-1998" (http://www2.echo.lu/libraries/en/stat/stats.html).

Die EU-Website für den abgeschlossenen Förderbereich "Telematics for Libraries" enthält nicht nur detaillierte Informationen über die Projektförderung. Hier findet man auch Linksammlungen zu Themen, die für die weiteren Entwicklungen zur digitalen Bibliothek interessant und in einigen Fällen erforderlich sind. Es sind z.B. Themen wie Bibliotheksautomatisierungssysteme, Smart Cards, Nationale Strategien und Informationspolitik, Forschung über die Rolle der Bibliothek in der Informationsgesellschaft, Länderberichte über die Situation von Bibliotheken, Archiven und Museen etc. Vor allem die Länderberichte beinhalten auch nicht nur Zusammenfassungen über die digitale Bibliotheksinitiativen in dem Land, sondern auch eine Übersicht über die Informationspolitik in der Form jeweils eines "Green Paper" (Positionspapier) zur Rolle der Bibliotheken in der Informationsgesellschaft.

Das im Telematics for Research Sector (Telematics Application Programme) der 4. Rahmenprogramm der EU geförderte Projekt DESIRE -- Development of a European Service for Information on Research and Education (http://www.desire.org) -- hat für große Fortschritte in der europäischen Entwicklung von digitalen Bibliotheken gesorgt. Die erste Phase des Projekts verlief 1996-1998 und hatte 23 Partnerinstitutionen aus dem akademischen Bereich sowie aus der Industrie. Insbesondere im Bereich der Metadaten, Indexierung und Katalogisierung von elektronischen Ressourcen sowie den Aufbau von Subject-Gateways konnte DESIRE-Partner Erfolge melden. Einige Informationswerkzeuge gehören zu den Endprodukten dieses Projekts. Die Erfahrungen der Projektpartner im Bereich elektronischer Bibliotheksdienste werden in DESIRE II 1998-2000 fortentwickelt werden.

Im 5. Rahmenprogramm (http://www.cordis.lu/fp5/) der EU 1998-2002 werden Innovationen in den Angeboten für digitale (und traditionelle) Bibliotheken stimuliert. Projekte, die zur benutzerfreundlichen Informationsgesellschaft beitragen, sollen in einen der folgenden Forschungsbereiche fallen: Systeme und Dienstleistungen für den Bürger, neue Arbeitsmethoden und elektronischer Kommerz, multimediale Inhalte und Werkzeuge, Basistechnologien und Infrastrukturen, künftig und sich entwickelnde Technologien, Unterstützung für Forschungsinfrastruktur. Schwerpunkt solcher Projekte können neue Informationsdienste, Benutzeroberflächen, Aufbereitung der Materialien durch Metadaten bzw. neue Indexierungsmethoden und -werkzeuge, Rechteverwaltungsmechanismen, Dokumentenlieferung und internationale Bibliothekskooperationen, z.B. bei Konsortien für elektronische Zeitschriften, fachbezogene Pre-Print-Server und Datenbanken sein. Da der Aufruf für Projektanträge erst im März 1999 erfolgt ist, lagen die Förderzuschläge noch nicht zum Redaktionsschluß dieses Artikels vor.

Bedeutsam für die Entwicklung von Dienstleistungen in digitalen Bibliotheken ist der Bereich intellektuelles Eigentum und Urheberrecht, da diese Bereiche zusammen mit allen Aspekten von Kauf und Lizenzierung für die Nutzung elektronischer Daten zu den problematischen Fragen gehören zusammen mit der Entwicklung des Internets als Informationsmedium und vor allem für die optimale Nutzung von elektronischen Ressourcen in digitalen Bibliotheken. Hier haben das European Copyright User Platform Projekt (ECUP+) (http://www2.echo.lu/libraries/en/projects/ecupp.html und http://www.kaapeli.fi/~eblida/ecup/index.html), das Projekt Delivery of Copyright Materials to End-users (DECOMATE (http://www2.echo.lu/libraries/en/projects/decomate.html) und DECOMATE II (http://www2.echo.lu/libraries/en/projects/decomat2.html)) sowie das European Bureau of Library, Information and Documentation Associations (EBLIDA) () grosse Dienste erwiesen. Ebenso wichtig ist das EU-Projekt IMPRIMATUR - Intellectual Multimedia Property Rights Model and Terminology for Universal Reference (http://www.imprimatur.alcs.co.uk/index.htm), das von der Authors’ Licensing & Collecting Society (ALCS) (http://www.alcs.co.uk) koordiniert wird, eine Verwertungsgesellschaft, die die Kopier- und Reproduktions- bzw. Produktionstantiemen an die Autoren, Komponisten und Künstler etc. abführt. Da die Copyrightfragen, Lizensierungsbedingungen und Nutzerkonditionen gerade bei elektronischen Informationserzeugnissen neue Fragen des Autorenschutzes und der Nutzungsrechte aufwerfen, sind die Ergebnisse dieser Projekte und Bemühungen wichtige Erfahrungswerte, auch für die Gremien des EU-Parlements, die sich mit Rechtsfragen beschäftigt, und des WIPO.

Im Rahmen der Community Research and Development Information Service (CORDIS) (http://www.cordis.lu) wurden ab 1995 Forschungsprojekte für die Informationsinfrastruktur und Telekommunikationen finanziert. Zusätzliche Workshops dienten dazu, die Teilnehmer der Expertengremien in CORDIS über die (damals) vereinzelten Bemühungen und Entwicklungen in europäischen Ländern im Hinblick auf Retrievalmechanismen für elektronische Ressourcen, Metadaten, Pre-Print-Server, elektronische Dienstleistungen wie Clearinghouses etc. zu informieren.

Die vielen EU-Projekte können hier nicht alle einzeln beschrieben und genannt werden. Drei jedoch sollten nicht unerwähnt bleiben. Das EULER Projekt ("European Libraries and Electronic Resources in Mathemathical Sciences") (http://www.emis.de/projects/EULER/) hat als Ziel die integrierte Suchmöglichkeit in verschiedenen Datenbanken und Quellen, die inhaltlich in Verbindung zu einander stehen, jedoch völlig verschiedene Aufbau- und Datenformate haben. Die Datenbanken schließen bibliographische Datenbanken, Bibliothekskataloge (OPACs), elektronische Zeitschriften, Online Archive von Pre-Prints und graue Literatur, Indices mathematischer Internet Ressourcen ein. Eine einzige Benutzerschnittstelle mit EULER-Suchmaschine soll die Suche in allen Datenbanken in einem Schritt ermöglichen. Dazu werden die Quellen mit Dublin Core Metadaten selbst oder in Konkordanzen MARC / Dublin Core Metadaten aufgearbeitet. EULER baut auf den Erfahrungen der beteiligten Partner in anderen EU-Telematics for Libraries Projekten und verschiedenen Digitalisierungsprojekten auf. Die Laufzeit des Projekts ist von April 1998 bis Oktober 2000.

Ein weiteres, relativ neues Projekt unter dem Programm "Telematics for Libraries" ist CANDLE "Controlled Access to Digital Libraries in Europe" (http://www2.echo.lu/libraries/en/projects/candle.html and http://agent.sbu.ac.uk/candle/main.html). Dieses Projekt baut auf dem Cactus Server vom Case Library Projekt weiter auf, einem Managementsystem für digitale Bestände und will damit die Verwaltung elektronischer Publikationen in Bibliotheken durch Kooperation mit Verlagen und Anbietern verbessern. Die Bereiche Lizensierung, Zugangssysteme, Rechteverwaltung und Abrechnungsmodalitäten werden hier angesprochen. Die Laufzeit für dieses Projekt ist von Januar 1998 bis Ende August 2000.

NEDLIB ("Networked European Deposit Libraries") (http://www.konbib.nl/nedlib/) gehört auch zum "Telematics for Libraries" Programm und hat als Ziel den Aufbau einer prototypischen Pflichtabgabe-Bibliothek zur Archivierung von elektronischen Quellen. Das Projekt begann am 1. Januar 1998 und wird von der Koninklijke Bibliotheek geleitet. In diesem Projekt geht es um den Entwicklungsprozeß, aber auch um die Datenarchitektur für ein solches Vorhaben. Die meisten europäischen Nationalbibliotheken sind an diesem Projekt beteiligt. Standardbenutzerschnittstellen, Authentifizierung und Verifizierung des Textes, Zugangskontrollen, Archivpflege etc. sind einige der Fragen, die in diesem Projekt angegangen werden. Produkte dieses Projekts sind (u.a.) funktionelle Richtlinien für ein "Deposit"-system für elektronische Veröffentlichungen, generelle Architektur für diesen Zweck, Pflichtabgabe-Richtlinien, Prototypsystem und ein Abschlußbericht.

3.5.2 Europaweite Kooperationen zur Förderung "digitaler Bibliotheken"

Das "European Research Consortium for Informatics and Mathematics" (ERCIM) (http://www.ercim.org) bemüht sich seit 1996 im Bereich "digitale Bibliotheken" mit den ersten "DELOS" Workshops zum Thema "Digital Libraries". ERCIM-Mitglieder verfolgen Interessen im Technologietransfer, in spezialisierten Netzen, gemeinsamen Forschungsinteressen etc. und fördern außerdem Training, berufliche Mobilität und internationale Kooperationen in den Interessensbereichen. Eine Reihe von Workshops und Informationsveranstaltungen gingen der Reihe European Conferences on Research and Advanced Technologies for Digital Libraries (ECDL) voraus, die 1997 ansetzten. Die DELOS-Digital Library Working Group (http://www.iei.pi.cnr.it/DELOS/) fördert gezielt konkrete Forschung von digitalen Bibliotheken innerhalb des ERCIM. Diese DELOS-Arbeitsgruppe wird durch das ESPRIT Long Term Research Programm finanziert. Der erste DELOS-Workshop zum Thema digitaler Bibliotheken wurde im März 1996 bei INRIA - Sopia Antipolis (Frankreich) gehalten und gab einen Überblick über die Projekte und Aktivitäten im Bereich digitaler Bibliotheken in Europa und Nordamerika. Ein zweiter Workshop "Interoperability and Metadata" wurde Oktober 1996 bei der GMD in Bonn gehalten. Dieser Workshop brachte Teilnehmer von Bibliotheken der ersten Phase des US-Digital Libraries Initiative - Phase I und europäische Informatiker, Mathematiker und Bibliothekare zusammen, um über die Anwendung von Dublin Core Metadaten, anderen Metadatenschemata sowie über die Strukturen, die zur Verwertung von Metadaten erforderlich sind, auszutauschen. Ein dritter Workshop behandelte die Problematiken der Mehrsprachigkeit elektronischer Ressourcen und die Integration multilingualer Medien in die digitale Bibliothek ("Cross Language Information Retrieval") 5.-7. März 1997 in Zürich. Die Themen und Proceedings der weiteren DELOS Workshops können auf den ERCIM-Publikationsseiten eingesehen werden.

Die DELOS-Arbeitsgruppe kooperierte bereits ab 1998 mit der US-National Science Foundation in der Bildung von fünf Arbeitsgruppen zur Bestandsaufnahme von digitalen Bibliotheksprojekten und der State of the Art zu fünf Themen: 1) Intellektuelles Eigentum und Wirtschaftlichkeitsaspekte, 2) Globales Suchen und Auffinden von elektronischen Ressourcen, 3) Interoperabilität, 4) Metadaten und 5) Zugang zu multilingualen Informationen. Die Ergebnisse dieser Kooperation sind unten unter Punkt 4. erläutert.

3.6. NSF / EU Kooperation, DFG / internationale Kontakte

3.6.1 Der Aufruf nach internationaler Kooperation zur Erforschung
von digitalen Bibliotheken von der US-National Science Foundation

Im Herbst 1998 gab die US-National Science Foundation den "Call for Proposals" für "International Digital Libraries Collaborative Research" (http://www.nsf.gov/pubs/1999/nsf996/nsf996.htm) (NSF 99-6) bekannt mit dem ersten Projektantragstermin am 15. Januar 1999. Dieser Aufruf ist eine Erweiterung des bisherigen Digital Libraries Initiatives Programms, um internationale Entwicklungen anzuschließen und beizusteuern. Multi-Länder-Projekte von mindestens einer Einrichtung bzw. einem Forscherteam in den USA und einem in einem weiteren Land sind für die Projektannahme erforderlich. Jedes Forscherteam muß die Bewilligung des Projekts im eigenen Land erhalten haben, bevor die Kooperationsvereinbarung unter dieser Kollaboration erfolgen kann. Das heißt, NSF unterstützt die US-Projekte, weitere Länder finanzieren den Teil des Projekts in ihrem Land. Die Zusammenarbeit muß klare Aufgaben jeweils aufzeichnen und zeigen, wie diese sich ergänzen. Dieselben inhaltlichen und technischen Forschungsschwerpunkte wie in der NSF Digital Libraries Initiative – Phase 2 werden hier zugrundegelegt. Kriterien für die Bewertung der Projektanträge sind angegeben, ggf. wird eine gemeinsame Bewertung durch die Fördergremien beider bzw. aller beteiligten Länder durchgeführt. Der nächste Projektantragstermin für solche internationale Forschungskooperationen für digitale Bibliotheken ist am 15. Januar 2000. Einige Projekte, vor allem bilaterale, sind aus der ersten Antragsrunde genehmigt (s.u.).

3.6.2 EU / NSF Kooperationen

Die oben erwähnten DELOS / ERCIM Kooperationen mit NSF entwickelten sich, nachdem die erste European Conference on Research and Advanced Technologies for Digital Libraries in Pisa 1997, die vom ERCIM organisiert wurde, über 500 Teilnehmer aus Europa und anderen Teile der Welt zusammengebracht hatte. Dieser Erfolg, sowie die steigenden Anzahl von Projekten, die dem Bereich digitaler Bibliotheken zuzuordnen sind, bestätigt, daß die europäische Kooperation mit den Teilnehmern der US-Digital Libraries Initiative der nächste Schritt zum Erreichen globaler Interoperabilität und Verfügbarkeit von elektronischen Ressourcen sei. Fünf Arbeitsgruppen (s.o., Punkt 3.5.2) mit Teilnehmern aus verschiedenen digitalen Bibliotheksprojekten, Standardbüros, Forschungsstellen für digitale Bibliotheken etc. wurden gebildet, um die Hauptfragen und Schwierigkeiten bei der effektiven Verwirklichung der jeweiligen Aspekte in digitalen Bibliotheken und in der elektronischen Informationswelt im allgemeinen zu identifizieren und zu analysieren. Die Ergebnisse dieser Arbeitsgruppenarbeit wurden am 12. Oktober 1998 in Brüssel bei der EU präsentiert. Seitdem sind auch die Abschlußberichte (http://www.iei.pi.cnr.it/DELOS/NSF/nsf.htm) der Arbeitsgruppen im Netz erhältlich. Hier wird u.a. ein Modell für die globale digitale Bibliothek (http://www.iei.pi.cnr.it/DELOS/REPORTS/interop.htm) sowie Forschungsfragen dazu beschrieben zur Weiterentwicklung von bestehenden Metadaten, RDF-Strukturen und Metadatenregistries (http://www.iei.pi.cnr.it/DELOS/REPORTS/metadata.htm) aufgerufen und weitere Untersuchungen der technischen Lösungen im Kontext bestehender Datensammlungen und aufbereiteten digitalen Testbeds empfohlen (http://www.iei.pi.cnr.it/DELOS/REPORTS/resourcediscovery.htm).

3.6.3 Bilaterale Forschungskooperationen JISC / NSF

Die UK Joint Information Systems Committee (JISC) war das erste nationale Fördergremium, das mit einem gleichen Aufruf für Projektanträge im Rahmen der NSF internationalen digitale Bilbiotheksförderung reagiert hat. Um Projekte im Rahmen dieses internationale (bilaterale) Förderprogramms zu unterstützen, hat JISC £ 500,000 über drei Jahre vorgesehen. Am 11. Juni 1999 gaben JISC und die US National Science Foundation (NSF) (http://www.jisc.ac.uk/nsf/proj_9906.html) die ersten sechs Projekte bekannt gegeben, die unter dem Joint NSF/JISC International Digital Libraries Initiative genehmigt worden sind: 1) "Cross-Domain Resource Discovery: Integrated Discovery and Use of Textual, Numeric and Spatial Data" (Kooperationspartner: University of California-Berkeley und University of Liverpool); 2) "HARMONY: Metadata for resource discovery of multimedia digital objects" (Kooperationspartner: Cornell University, ILRT in Großbritannen und DSTC in Australien); 3) "Integrating and Navigating ePrint Archives through Citation-Linking" (Kooperationspartner: Cornell University, Southampton University, Los Alamos National Laboratory); 4) "Online Music Recognition and Searching (OMRAS)" (Kooperationspartner: University of Massachusetts und King's College, London); 5) "Emulation options for digital preservation: technology emulation as a method for long-term access and preservation of digital resources" (Kooperationspartner: University of Michigan und CURL); 6) "The IMesh Toolkit: An architecture and toolkit for distributed subject gateways" (Kooperationspartner: University of Wisconsin-Madison, UKOLN, ILRT). Für diese Projekte wurden £ 3 Millionen über drei Jahre bewilligt. Die einzelnen Projektbeschreibungen liegen auf der JISC-Website vor.

3.6.4 DFG geförderte, internationale Kooperationen

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) (http://www.dfg.de) fördert prototypische Forschungsprojekte, die nach den Richtlinien und Zielsetzungen des Förderprogramms der DFG für wissenschaftliche Bibliotheken (http://www.dfg.de/foerder/biblio/index.html) sowie des Förderprogramms "Verteilte Digitale Forschungsbibliothek" (http://www.dfg.de/foerder/biblio/vdf/index.html) gestaltet sind. Im Rahmen der internationalen Kooperation mit der NSF sowie mit Fördereinrichtungen in anderen Ländern ist auch das internationale Förderprogramm "Internationale Kooperation im Förderbereich‚Verteilte Digitale Forschungsbibliothek‘"(http://www.dfg.de/foerder/biblio/vdf/vdf_4.html) konzipiert worden.

Zur Zeit liegt ein Antrag auf bilaterale Kooperation mit dem eLib-Programm in Großbritannien im Rahmen der "International Collaboration on Subject Based Internet Gateways" vor: Bei der Entwicklung des SOZIONET der Deutschen Gesellschaft der Soziologen und der GESIS mit Vertretern und Input von verschiedenen Universitäten sowie von sozialwissenschaftlichen Forschungseinrichtungen soll mit dem Subject Gateway-Projekt des eLib "SOSIG" (Social Sciences Information Gateway) (http://www.sosig.ac.uk) zur Erweiterung und zum Ausbau der sozialwissenschaftlichen Informationsstellen im Netz zusammengearbeitet werden. Über weitere projektorientierte internationale Kooperationen ist nichts bekannt gegeben, jedoch finanziert die DFG eine Reihe von internationalen Workshops bzw. Workshops mit internationaler Beteiligung, die ebenfalls sehr wichtig für die Forschung und Kooperationen in diesem Gebiet sind.

3.7. DFG-Projektförderung "Verteilte Digitale Forschungsbibliothek"

Der DFG-Förderbereich "Verteilte Digitale Forschungsbibliothek" beinhaltet drei Hauptförderthemen:

Dazu können im Schwerpunktprogramm Projektanträge zum Thema "Verteilte Verarbeitung und Vermittlung digitaler Dokumente" gestellt werden. Hier geht es um infrastrukturelle Fragen der wissenschaftlichen Literaturversorgung wie Digitalisierungsprojekte, Projekte zur Aufbereitung von Dokumenten und Bildgut, zur Erstellung von neuen Dienstleistungen für den Nutzerbedarf, zur Bewertung elektronischer Dienste etc. Auch der fachbezogene Aspekt wird im Schwerpunktprogramm und in den DFG-geförderten Projekten "WEBIS" (http://webis.sub.uni-hamburg.de/) und "SSG-FI" (Sondersammelgebiet-Fachinformation") berücksichtigt, indem im Rahmen der DFG-Sondersammelgebietsförderung nicht nur die Bestände breiter verfügbar gemacht, sondern auch relevante elektronische Informationsquellen gesammelt, nachgewiesen und ggf. bereitgestellt werden. Bereits 1996-1997 wurde die SSG-IS für fachbezogene Fachinformationen für die Sondersammelgebiete (Mathematik, Geowissenschaften) der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen konzipiert und aufgebaut. Ab 1.1.1999 werden zur Zeit prototypische "Virtuelle Fachbibliotheken" z.B. für den "angloamerikanischen Kulturraum" (http://www.dbi-berlin.de/projekte/d_lib/einzproj/vir_ang/vir_ang.htm) an der Niedersächsischen Staats- und Universität Göttingen und für Geschichte (http://www.dbi-berlin.de/projekte/d_lib/einzproj/vir_ges/vir_ges.htm) an der Universität München aufgebaut.

Automatische Indexierungsprojekte wie im OSIRIS-Projekt (http://osiris1.ub.uni-osnabrueck.de/isis/demo/start.htm bzw. http://osiris1.ub.uni-osnabrueck.de/isis/demo/osiris.html) der Universitätsbibliothek Osnabrück und das Electronic Library Projekt (http://elib.uni-osnabrueck.de/) der Universitätsbibliothek Osnabrück zur Aufbereitung von elektronischen fachwissenschaftlichen Informationen sind Beispiele der DFG-geförderten Projekte in Rahmen der Förderung der digitalen Forschungsbibliothek.

Das OSIRIS-Projekt ("Osnabrück Intelligent Research Information System ") wurde 1996-1998 von der DFG gefördert und stellt auch die im Projekt entwickelte Software zur linguistischen Aufbereitung und Bearbeitung von Bibliothekskatalogen zwecks wissenschaftlicher Informationssuche zur Verfügung.

Das Electronic Library Projekt der Universtität Osnabrück stellt eine Partnerschaft der Universitätsbibliothek und des Fachbereichs Mathematik dar. Neben der inhaltlichen Erschließung von elektronischen Informationsressourcen und Bereitstellung durch ein Harvest-Suchsystem sollen die Quellen im Dokumenten-Server archiviert werden. Softwarekomponenten vom OSIRIS-Projekt und vom GERHARD-Projekt ("German Harvest Automated Retrieval and Directory") (http://www.gerhard.de) der Universitätsbibiothek Oldenburg wurden in die Electronic Library integriert sowie der "Meta-Maker" aus der gemeinsamen Arbeit des Fachbereichs Mathematik der Universität Osnabrück und des Fachbereichs Physik der Universität Oldenburg im Rahmen des von den Fachgesellschaften unterstützten fachbezogenen Pre-Print Servers. Die Electronic Library wurde von der DFG und vom niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur vom 1.5.97 bis 30.4.99 gefördert. Dieser Prototyp sollte über den geförderten Zeitraum hinaus durch eine Kooperation mit anderen Universitätsbibliotheken (Regensburg, Göttingen) inhaltlich erweitert und systemtechnisch weiterentwickelt werden.

Ein weiteres DFG-gefördertes Projekt mit großer Bedeutung für die Entwicklung von digitalen Bibliotheken in Deutschland ist das Projekt META-LIB (http://www.dbi-berlin.de/projekte/einzproj/meta/meta00.htm) (Metadaten-Projekt deutscher Bibliotheken / Metadata Initiative of German Libraries), in dem die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen mit der Deutschen Bibliothek, der Bayerischen Staatsbibliothek und dem Deutschen Bibliotheksinstitut kooperiert hat. In diesem Projekt werden Richtlinien für die Anwendung von Metadaten, vor allem dem Dublin Core Metadaten-Set, zur Erschließung digitaler und digitalisierter Ressourcen in wissenschaftlichen Bibliotheken bearbeitet. Dies sollte im Einklang mit den Voraussetzungen nationalbibliographischer Dienste in Deutschland, aber auch mit den entsprechenden internationalen Entwicklungen im Bereich Metadaten sein. Neben einer Bestandsaufnahme der verschiedenen Anwendungen von Metadaten in deutschen Projekten wird in diesem Projekt bei der Standardisierungsarbeit des Dublin Cores mitgearbeitet. META-LIB hat eine Laufzeit von 1997-1999. Das Team des META-LIB-Projekts übernimmt mit einigen weiteren Vertretern der Metadatendiskussionen und -standardisierungsarbeit in Deutschland auch die lokale Organisation des 7. Dublin Core Metadata Workshops (http://www.ddb.de/partner/dc7conference/index.htm) in Frankfurt vom 25.-27. Oktober 1999 sowie die Organisation eines deutschen Dublin Core -Metadaten-Tages (http://www.ddb.de/partner/german_dc_meeting/index.htm) am 28.Oktober 1999.

Eine Liste aller von der DFG im Rahmen des Förderprogramms "Verteilte digitale Forschungsbibliothek" unterstützten Projekte (http://www.dbi-berlin.de/vdbhome/projdfg.htm) findet man auf der Webseite des Deutschen Bibliotheksinstituts "Digitale Bibliotheken" (http://www.dbi-berlin.de/projekte/d_lib/d_lib_00.htm). Weitere Links führen zu den Kurzbeschreibungen dieser Projekte. Eine Liste der vom BMBF im Rahmen des Förderprogramms "Information als Rohstoff für Innovation, Programm der Bundesregierung 1996 – 2000" (http://www.bmbf.de/deutsch/initiat/rohstoff/inno-alg.htm) unterstützten Projekte (http://www.dbi-berlin.de/vdbhome/projbmbf.htm) führt ebenfalls zu Kurzbeschreibungen der geförderten Projekte.

3.8. GLOBAL-INFO & weitere deutsche digitale Bibliotheken

3.8.1 GLOBAL-INFO - The German Digital Libraries Project

"GLOBAL-INFO : The German Digital Libraries Project" (http://www.global-info.org) ist die deutsche digitale Bibliotheksinitiative. Im Rahmen der Programmschrift "Information als Rohstoff für Innovation" wurden DM 60 Million zur Förderung innnovativer Projekte im Bereich digitaler Bibliothek über sechs Jahre bereitgestellt. Diese Programmschrift gehörte zu einer Reihe von Programmschriften, die seit 1976 einen Rahmen zur Förderung von Fachinformation in der Bundesrepublik Deutschland bildeten. In den neunziger Jahren wurden nicht nur die Fachinformationszentren und zentrale Fachbibliotheken mit ihren Diensten gefördert, sondern es gab Fördermöglichkeiten, die die Fachinformationsvermittlung durch die Fachgesellschaften und Fachbereiche an den Universitäten verstärkt und unterstützt haben. Mit der Gründung der Informations- und Kommunikations-Initiative und einer IuK-Kommission (IuK-Kommission) (http://elfikom.physik.uni-oldenburg.de/IuK/ und http://www.iuk-initiative.org) durch die Fachgesellschaften 1995 konnte seitens der Wissenschaftler und Lehrkräfte an den deutschen Universitäten nachdrücklich darauf hingewiesen werden, daß es an infrastrukturellen Voraussetzungen, die zunächst für Forschung und Lehre erforderlich wären, noch mangelt - ganz zu schweigen von dem Auftrag Innovationen im Bereich der wissenschaftlichen Informationsversorgung voranzutreiben . Mit einer Dreijahresförderung (1995-1998) durch das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie (BMBF) konnten die Fachgesellschaften eine Reihe von Workshops zu relevanten Themen im Bereich digitaler Bibliotheken und Informationsinfrastruktur anbieten; Arbeitsgruppen bilden, die im Rahmen ihrer Thematik eigene Veranstaltungen durchführten, die Fachöffentlichkeit auf den neuesten Stand der internationalen Entwicklungen brachten und Projektarbeiten der Fachgesellschaften unterstützten; sowie die Interessensvertretung der Wissenschaft und Lehre im Global-Info Consortium wahrnehmen.

Der Aufruf für Vorprojektanträge und Interessensbekundung ging April 1997 mit der Ankündigung des GLOBAL-INFO-Programms heraus. Die Mitglieder des GLOBAL-INFO Consortiums vertraten die Interessen der Produzenten (Authoren, Verlage), der Distributeure (Verlage, Buchhändler, Bibliotheken, Fachinformationszentren etc.) und der Konsumenten oder Nutzer (Leser in den Bibliotheken, Studenten, Wissenschaftler etc.). Vier Vertreter der Wissenschaftler, vier Vertreter der Verlage und je ein Vertreter der wissenschaftlichen Bibliotheken und der Fachinformationszentren bildeten das GLOBAL-INFO Consortium, mit weiteren Vertreter in der Person des Consortium-Sprechers, Vertreter der Deligierten etc. Die Aufgaben der Mitglieder des Consortiums schlossen die Betreuung der Schwerpunktgruppen, die Unterstützung und Beratung beim Ausarbeiten von Projektanträgen und die Beratung über die Bewertung der Projektanträge sowohl im Hinblick auf die Consortiumkriterien als auch auf die Bewertung externer Gutachter mit ein.

Die Basis zur Projektförderung bestand in der ersten Antragsrunde aus fünf Schwerpunkten:

I. Ergänzung und Bearbeitung von Inhalten: Dokumenttypen, Verfahren und Werkzeuge für elektronisches Publizieren, Transfer, Speicherung (einschließlich Langzeitarchivierung elektronischer Dokumente), Konvertierung und Indexierung

II. Vernetzung von Lehr- und Lernmaterialien (einschließlich sich verändernder dynamischer Dokumente)

III. Formale Beschreibung, Identifikation und Retrieval, Metadaten, Vernetzung

IV. Nutzung von Inhalten: Alerting, Awareness, Informationsverbünde, Informationsvermittlung, Evaluierung von Ergebnissen, Oberflächen, intelligente Agenten, Passwortproblematik

V. Wirtschaftlichkeitsmodelle, Billing (micro-billing) und Abrechnung, Statistik

Teile dieser Schwerpunkte entsprechen der US-National Science Foundation Digital Libraries Initiative, die nur zum Teil als Vorbild für GLOBAL-INFO diente. Ein wesentlicher Unterschied zwischen des US DLI-Programms und GLOBAL-INFO ist der erforderliche Anteil von Verlegern in jedem Projektantrag. Weiterhin sollen die Ergebnisse der Einzelfördermaßnahmen in etwa in ein "Ganzes" hineinpassen - einem Konzept der German digitale Bibliothek - ohne große Überschneidungen. Endprodukte der Projekte sollen geprüfte Prototypen sein, die in anderen Umgebungen für den gewählten Zweck eingesetzt werden können.

Die Projektbeschreibungen und -ziele der angenommenen Sonderfördermaßnahmen können aus dem Internet entnommen werden. Ausführlichere Details zu den Projektvoraussetzungen und Schwerpunktbereichen findet man auf dem GLOBAL-INFO Server (http://www.global-info.org) und in der Literatur.

3.8.2. Eine Auswahl von weiteren deutschen digitalen Bibliotheksprojekten

Neben den Aktivitäten der Fachgesellschaften, die Pre-Print-, Software- und Informationsmedien-Server sowie den Aufbau eines Netzes von Informationsbeauftragten in den Fachbereichen deutscher Universitäten umfassen, gibt es eine Reihe von Projekten, die zum Bereich digitaler Bibliothek zugeordet werden können. Teilaspekte sind in Projekten, die von der DFG gefördert sind (s.o.), die nicht alle hier in Detail behandelt werden können.

Im März 1998 gab die Bund-Länder-Initiative zur Beschleunigung der Literatur- und Informationsdienste Arbeitsgruppe SUBITO.2 eine Empfehlung für "Die virtuelle Fachbiblothek" inklusive eines Modellkonzept für eine virtuelle Fachbibliothek. Bereits 1995 wurde das Konzept der virtuellen, vernetzten Fachbibliothek im Modellversuch "Internetbasiertes Informationssystem an Hochschulbibliotheken (IBIS)"(http://www.ub.uni-bielefeld.de/ibispro.htm) in den Universitätsbibliotheken Bielefeld und Dortmund für eine Laufzeit von drei Jahren vom BMBF im Rahmen des "Information als Rohstoff für Innovation"-Fachinformationsprogramm sowie von der DFG gefördert. Hierfür wurde eine Datenbankstruktur mit Hilfe eines Softwareanbieters installiert, die sowohl differenzierte Zugriffsrechte verwaltet als auch Abrechnungssysteme einsetzt. Die Suchmöglichkeiten in verschieden strukturierten Katalogen und Informationsdatenbanken erfolgt mit zusätzlichen Zugang zu Lizenzverwaltungsinformationen, externen Datenbanken, Internet und Orientierungshilfen.

Andere Digitalisierungsprojekte, insbesondere in der Universitätsbibliothek Göttingen und der Bayerischen Staatsbibliothek, können hier nicht detailliert beschrieben werden. Der Leser wird auf die vom Projekt angebotenen Informationen im Internet (http://www.sub.uni-goettingen.de / http://www.bsb.badw-muenchen.de) hingewiesen, zumal solche Informationen oft aktueller sind.

3.9. Europäische digitale Bibliotheksprojekte:
Niederlande, Frankreich, Schweden, Rußland, Portugal, etc.

Im Folgenden kann nur kurz umrissen werden, welche Einrichtungen beteiligt sind und welche Aktivitäten im Bereich Entwicklung von digitalen Bibliotheken in diesen Ländern zur Zeit ausgeführt werden. Da die Entwicklungen im Bereich digitaler Bibliotheken so rasch voranschreiten, ist es schwierig, an dieser Stelle mehr als einen Überblick über die Länder zu geben. Die Verfasserin weist außerdem darauf hin, daß die Telematics for Libraries auch jeweils einen Länderbericht für die europäischen Länder aufführt, in dem man etwas über die Hauptprojekte eines Landes erfahren kann. Es ist außerdem schwierig, alle Anwendungen, die man als digitale Bibliotheksprojekte bezeichnet, hier aufzuführen.

Niederlande

Die Niederlande beteiligen sich an mehreren EU-Projekten für digitale Bibliotheken wie z.B. NEDLIB, BIBLINK, EULER etc. Die Universitätsbibliotheken, vor allem die Universitäten Tilburg und Groningen, waren bereits Anfang der 90er Jahren dabei, auf elektronische Medien umzustellen und die Konsequenzen in der Bibliotheksorganisation und den -dienstleistungen zu realisieren. Vor allem die Universitätsbibliothek der Universität Tilburg entwickelte sich nicht nur zum Digitalisieriungszentrum, sondern bietet auch Sommerkurse für Bibliothekare an, die sich mit dem Wandel im Bibliothekswesen und mit den Zukunftsperspektiven für Bibliotheken und der Informationsarbeit auseinandersetzen wollen.

Ein wichtiges niederländisches Projekt "Directory of Netherlands Online Resources" (DONOR) (http://www.konbib.nl/donor/) wird seit Mai 1998 vom Steuerungsgremium für Innovation in wissenschaftlicher Informationsversorgung (IWI) finanziert. Die Zielsetzung von DONOR ist, die Infrastruktur für Informationsmanagement und -retrieval im Rahmen des SURFnet, des bundesweiten Forschungsnetzes der Niederlande, auszubauen. Die erste Phase des Projekts lief vom 1. Mai 1998 bis 1. Mai 1999, mit der zweiten Phase im Anschluß daran bis 1. Mai 2000. Die Königliche Bibliothek (Nationalbibliothek der Niederlande) ist aufgrund ihrer nationalen Aufgaben und Zuständigkeiten für die Informationsinfrastruktur federführend für das Projekt in Zusammenarbeit mit SURFnet bv und dem Universitätsrechenzentrums in Utrecht (ACCU- Academisch Computer Centrum Utrecht). Das Projekt schließt sich an die internationalen Entwicklungen im Metadatenbereich (Dublin Core, DOI etcf.) und an den Uniform Resource Identifier (URL), Arbeitsgruppen des W3Consortiums und der Internet Engineering Task Force (IETF), an. Somit sollen die Suchmaschinen im SURFnet entsprechend erweitert werden. Nutzer, vor allem Informationsanbieter in den Niederlanden, sollen über diese Entwicklungen informiert werden, vor allem im Bereich von Metadaten. Eine Zusammenarbeit mit anderen, ähnlichen digitalen Bibliotheksprogrammen weltweit ist vorgesehen.

Frankreich

Die Bibliothèque Nationale bzw. Bibliothèque de France ist an mehreren Projekten für die europäischen Nationalbibliotheken beteiligt (darunter NEDLIB, BIBLINK etc.). INRIA ist ein aktives Mitglied von ERCIM und der Standort Paris für die diesjährige European Conference for Research and Advanced Technologies of Digital Libraries wird bestimmt weitere Aktivitäten der wissenschaftlichen Bibliotheken im Bereich digitaler Bibliotheken anregen.

Schweden

In der Zeit, wo Schwedens Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur auch Präsidentin der Europäischen Union war, wurden viele neue Programme für die Verbesserung der Netzinfrastruktur, der Informationsinfrastruktur etc. in der EU eingerichtet. Nicht nur die bestehenden "Telematics for Libraries" Projekte bezogen sich auf die Einführung und den Ausbau digitaler Bibliothekskonzepte und Teilaspekte solcher Konzepte, sondern auch im Kulturbereich sollten kleine und mittelständische Unternehmen mit verbesserter Informationsinfrastruktur und auch das Schulwesen versorgt werden. So entstanden 1996 die ersten Überlegungen für ein Europäisches SchoolNet (EUN) (http://www.eun.org). Dieses Projekt entspricht sowohl im Konzept als auch in der Ausführung digitalen Bibliotheksprojekten und pflegt weltweit auch Kontakte mit schul- und bildungsbezogenen Servern. Schwedens Bildungsministerium ist nach wie vor federführend für dieses internationale Projekt.

Andere Projekte für das wissenschaftliche Bibliothekswesen und für das allgemeine Informationswesen werden größtenteils vom NetLab der Lund Universität (http://www.lub.lu.se(netlab/). Ein Team von ca. 20 Informatikern nimmt Projektanträge an, die im allgemeinen Teilaspekte oder größere Aufgaben für digitale Bibliotheksprojekte beinhalten. Mitarbeiter des schwedischen NetLab arbeiten in mehreren internationalen Projekten für digitale Bibliotheken bzw. für Aufgaben von digitalen Bibliotheken davon, z.B. in verschiedenen Dublin Core Metadaten-Arbeitsgruppen, im Nordic Metadata Project, im DESIRE Projekt sowie auch als Gutachter und Berater für Fördergremien für digitale Bibliotheksforschung in anderen Ländern etc. An der Universitätsbibliothek Lund ist eines der ersten Clearinghouses bzw. Subject Gateways entstanden, nämlich das Engineering Information Virtual Library (EEVL). Ebenso engagiert in Projekten und Auftragsarbeiten für digitale Bibliotheksprojekte ist das Schwedische Institut für Informatik (http://www.sics.se), das als gemeinnütziges Forschungsinstitut vom schwedischen Rat für technische und industrielle Entwicklung sowie von der Industrie finanziert wird. Preben Hansen führt eine Reihe von Statistiken über die Nutzung elektronischer Ressourcen und Retrievalpräzision mit netzunterstützten Suchmaschinen. Traugott Koch baute den ersten Metadaten-Creator für Dublin Core und beschäftigt sich mit Aspekten der Klassifizierung von Internetquellen sowie automatischer Indexierung.

Portugal

Zu dem Zeitpunkt des Verfassens dieses Artikels wird gerade ein Positionspapier zur Informationspolitik und zum Ausbau einer digitalen Bibliothek in Portugal geschrieben. Dieses Papier sieht vor, eine Reihe von Forschungsprojekten ggf. auch in internationaler Kooperation aus den Empfehlungen des Papiers abzuleiten. Diese Bemühungen sind initiiert von einer für infrastrukturbezogenen und Digitalisierungsfragen eingerichteten Stelle an der Nationalbibliothek in Lissabon. Bestehende Kooperationen werden auch von dieser Stelle aus koordiniert.

Griechenland

Griechenland hat erst 1999 den Entwurf eines Positionspapiers ("White Paper") zur Stellung des Landes innerhalb der Informationsgesellschaft veröffentlicht. Hier nehmen wirtschaftliche und technisch-organisatorische Aspekte der Infrastruktur den Vorrang ein, aber auch Bibliotheken und Informationsversorgung finden ihren Platz. Digitale Bibliotheksprojekte sind erst ein Teil der Konzeption und werden zur Zeit entwickelt.

Dänemark

In Dänemark wird die "Dänische Elektronische Forschungsbibliothek" als Teil der Empfehlungen aus dem Bericht über die Informationsgesellschaft im Jahre 2000 entwickelt. Seit 1996 sollen alle amtliche Druckschriften in elektronischer Form mit Metadaten nach dem Dublin Core versehen werden. Auch die Nationalbibiographie soll mit Hilfe von Metadaten erstellt werden. Dänemark beteiligt sich an einigen internationalen digitalen Bibliotheksprojekte, darunter dem Nordic Metadata Project, in Gremien der Dublin Core Metadata Initiative und im European SchoolNet (EUN).

Finnland

Die FinELib ist die National Electronic Library Finnlands (http://hul.helsinki.fi/finelib/english/resources.html), die vom finnischen Bildungsminister veranlaßt und von der Helsinki Universitätsbibliothek und dem Zentrum für wissenschaftliche Datenverarbeitung implementiert wurde. FinELib bietet Dienste einer digitalen Bibliothek für Wissenschaft und Forschung in finnischer, schwedischer und englischer Sprache an. Neben elektronischen Zeitschriften gibt es bibliographische Datenbanken und weiteren Service. FinELib beteiligt sich auch bei Verhandlungen für die Lizenzierung von elektronischen Zeitschriften für alle finnischen Universitäten und kooperiert mit dem Nordic Web Index bei der Weiterentwicklung von Indices für skandinavische elektronische Ressourcen. Im Rahmen von FinELib werden Entwicklungsprojekte finanziert, zum Beispiel für die Entwicklung und Implementierung von graphischen Schnittstellen, Nutzerkennungssystemen und elektronischem Publizieren.

Die wissenschaftlichen Bibliotheken Finnlands ("Finnish Research Libraries") haben außerdem unter der Leitung der Universitätsbibliothek Helsinki kooperiert, um elektronische Ressourcen in einer "Front Page" namens "Tilke" zusammenzustellen und zu strukturieren. In der "Tilke Reference Library" befinden sich eine Reihe von Informationssammlungen in englischer Sprache zu Themen, die für die Entwicklung von digitalen Bibliotheken wichtig sind inkl. Links zu anderen Projekten. Ein elektronischer Newsletter der Universitätsbibliothek Helsinki, Tietolinja -- allerdings nur in finnischer Sprache -- berichtet neben den Hausnachrichten über weitere Ereignisse und Entwicklungen im Bereich digitaler Bibliotheken. Finnland ist auch von der Helsinki Universitätsbibliothek aus aktives Mitglied im Nordic Metadata Project und in internationalen Gremien, die Entwicklungen im Bereich digitaler Bibliotheken fördern.

Die Nordic Metadata Projekte
(http://linnea.helsinki.fi/meta/)

Das erste Nordic Metadata Project lief von Oktober 1996 bis Juni 1998 und wird seit Januar 1999 durch das zweite Nordic Metadata Project fortgesetzt. Institutionen aus Schweden, Finnland, Norwegen, Dänemark und Island waren an beiden, von NORDINFO finanzierten, Projekten beteiligt. Die Entwicklungen im Bereich Metadaten beinhalten nicht nur die Metadaten selbst, sondern auch verschiedene Entwicklungen für metadatenkonfigurierte Harvester-Suchmaschinen, Metadaten-Generatorwerkzeuge, den Aufbau von fachbezogenen Sammlungen elektronischer Ressourcen als Testbett etc., nämlich alle Aspekte und Bestandteile einer digitalen Bibliothek. Die inhaltlichen Aspekte der Bedeutung und Implikationen von Metadaten werden im 3.Teil dieses Aufsatzes im Punkt 5.2 ausführlicher behandelt. Politisch gesehen ist das erste Nordic Metadata Projekt in zwei Hinsichten sehr wichtig. Erstens zeigten diese Länder in diesem Project, daß eine enge Kooperation auch größere Überzeugungskraft gegenüber staatlichen Gremien bewirken kann. In zwei dieser fünf Länder sind Regierungsentscheidungen gefällt worden, die dazu führt haben, daß die jeweilige Nationalbibliographie mit Hilfe von Dublin Core Metadaten erstellt wird bzw., daß alle amtlichen Druckschriften und Regierungserzeugnisse mit Dublin Core Metadaten versehen werden. Zweitens hat das erste Nordic Metadata Project einige wichtige Metadatenwerkzeuge (Metadata-Creator, Nordic Metadata Project DC Metadata Viewer, Nordic Countries URN-generator, etc.) produziert, die für die internationale Metadaten-Standardentwicklung von großer Bedeutung sind und an verschiedenen Stellen übersetzt und übernommen wurden.

Rußland

Seit 1998 fördert das Russische Institut der Informationsgesellschaft einige Forschungsprojekte innerhalb eines "Russischen Digitalen Bibliotheksprogramms". Das erste bezieht sich auf "Wissenschaftliche und Methodologische Unterstütztung des Russischen Digitalen Bibliotheksprogramms" (Russische Stifung für Grundlagenforschung Mittelbewilligung 98-07-91120), das zweite heißt "Netzintegration von digitalen Informationsressoucen führender Russische Bibliotheken und Informationszentren" (Russische Stifung für Grundlagenforschung Mittelbewilligungen 95-07-19417 und 98-07-90394 sowie Russische Stiftung für Humanwissenschaften Mittelbewilligung 96-05-12025, Russisches Ministerium für Wissenschaft und Technologien). Im Projekt wirken mit Teile der Russischen Akademie der Wissenschaften, das Akademische und Forschungsnetz (FREEnet), die Nationale Öffentliche Bibliothek für Wissenschaft und Technologie, das Institut für Hochleistungsrechneranlagen sowie die Datenbanken des Russischen Ministeriums für Wissenschaft und Technologie. Diese Projekte sind interdisziplinär sowie international im Umfang, und von einem internationalen Aufsichtsrat beobachtet. Internationale Kooperationen mit Partnern aus der US-Digital Libraries Initiatives - Phase 2 aber auch aus anderen Ländern werden angestrebt.

Im Juni 1999 gab es einen Russisch-Britischen Digitalen Bibliotheksworkshop ("Russian-British Digital Libraries Workshop" (http://www.iis.ru/rbdlw99/index.en.html) mit internationalen Vorträgen am Russischen Institut der Informationsgesellschaft, in dem weitere Erfahrungsberichte sowohl aus Rußland als auch aus dem Ausland der Entwicklung in Russland weiterhelfen konnte. Aus diesem Workshop sind einige bilaterale Partnerschaften mit entsprechenden Institutionen in den USA und Großbritannien gebildet worden zwecks gemeinsamer Antragesstellung für kooperative Forschungs- und Entwicklungsprojekte im Berich digitaler Bibliotheken.

Die erste russische Nationalkonferenz über "Digital Libraries: Advanced Methods and Technologies, Digital Collections" (http://www.dl99/nw.ru/) findet vom 18.-22. Oktober 1999 an der Universität Sankt Petersburg statt. Die Bildung dieser Nationalkonferenz erfolgte nach einem Workshop unter demselben Titel im Dezember 1998 in Moskau, veranstaltet durch die Russische Stiftung für Grundlagenforschung (RFBR) im Rahmen ihres "digitalen Bibliotheksprogramms". Die Nationalkonferenz soll ein Forum für russische Forscher verschiedener Disziplinen sein, um ihre Erfahrungen mit digitalen Bibliothekstechnologien und -methoden darzustellen und zu diskutieren. Gleichzeitig soll die Konferenz den bisher oft isolierten Forschern und Entwicklern von digitalen Bibliotheken Gelegenheit geben, eine gesamtrussische Forschungscommunity für die Entwicklung von digitalen Bibliotheken miteinander zu definieren und konsolidieren. Neben der Russischen Stiftung für Grundlagenforschung und der Sankt Petersburg Universität wird die Nationalkonferenz auch durch die Russische Akademie der Wissenschaften mitgetragen.

Schlussnote Teil 2:

Im Teil 3 des Aufsatzes werden die generellen Charakteristika der Digital Library behandelt und die Rolle des Bibliothekars im Umfeld der digitalen Bibliothek. Die Veröffentlichung erfolgt im Heft Nr.4/1999.


Bibliographie


[Dr. Rusch-Feja] Zur Autorin

Dr. Diann Rusch-Feja
Library and Research Documentation
Max Planck Institute for Human Development

Lentzeallee 94
D-14195 Berlin
E-Mail: ruschfeja@mpib-berlin.mpg.de