Elektronische Volltext-Zeitschriften

Ein Erfahrungsbericht

von Helmut Hartmann und Werner Schlacher


1. Ein neues Medium
2. Elektronische Volltext-Zeitschriften auf
    den Homepages österreichischer Bibliotheken

  2.1 Beispiel 1: UB-Salzburg

  2.2 Beispiel 2: UB-Linz

  2.3 Beispiel 3: Pflügers Archiv

  2.4 Beispiel 4: Algorithmica

  2.5 Beispiel 5: UB-Innsbruck

  2.6 Beispiel 6: UB-Graz

  2.7 Beispiel 7: UB-Regensburg

3. Die Errichtung einer Bibliothek elektronischer Volltext-Zeitschriften

  3.1 Zugänglichkeit und Preis

  3.2 Methoden der Zugänglichkeit

  3.3 Browser und Reader

  3.4 Administrative Erfordernisse

4. Fazit


 

1. Ein neues Medium

Vor etwa zwei Jahren hat in die Welt der Informationsvermittlung ein neues Medium Einzug gehalten: Aus Amerika kommend tauchten buchstäblich über Nacht im Internet sogenannte "Electronic Full Text Journals" auf, elektronische Ausgaben renommierter international anerkannter Fachzeitschriften mit hohem Impact Factor. Auch wer nicht im Net unterwegs war, wurde durch die unübersehbaren Aufdrucke auf den Print Editions auf diese neue Publikationsform hingewiesen: Das Zauberwort "Now available online!" zusammen mit einer den Laien verwirrenden Kombination aus Buchstaben und Ziffern, lud dazu ein, kostenlos im Internet das neue Medium zu testen. Man gewöhnte sich rasch an diese Zeichenketten, im Fachjargon als URL (= Uniform Resource Locator) bezeichnet, die gewissermaßen die Anschrift des jeweiligen Journals im Internet darstellen und das "Sesam, öffne dich!" zur Lektüre der gewünschten Artikel auf dem Bildschirm  bilden. Schnell war klar, dass sich hier für die Bibliothekswelt ein neues und in seinen Möglichkeiten faszinierendes Aufgabengebiet ergab, und erste "Gehversuche" erfolgten schon bald.

Wer sich heute auf den Weg ins Net macht, wird feststellen, dass manche Anbieter recht großzügig mit dem Terminus "Volltext" umgehen und bei näherem Hinsehen vom versprochenen Volltext oft nur Abstracts übrig bleiben, so etwa im Falle der Economic Systems von SpringerLINK, wo am Ende des Abstracts ein dezenter Hinweis prangt: "Article not available online!" Nicht viel besser ergeht es dem hoffnungsfrohen Benutzer von  JAMA , das nur wenige ausgewählte Artikel im Volltext bringt und ansonsten nur Abstracts anzubieten hat, und auch National Geographic  hält nur eine Anthologie der Highlights der jeweiligen Ausgaben bereit.

Ein echtes Full Text Electronic Journal hingegen sollte alle Artikel des gedruckten Heftes enthalten, alle dazugehörenden Graphiken und Fotos, im Idealfall sogar in der Seitenanordnung des Druckexemplars. Dieser "Faksimilestandard" wird heute durch erstklassige Graphikkarten in der Hardware und aufwendige Leseprogramme, sogenannte "Reader", in der Software erreicht. Ein besonders gelungenes Beispiel dafür stellt Development dar, welches Journal bemerkenswerterweise bereits Backfiles bis 1992 (!) umfasst.

2. Elektronische Volltext-Zeitschriften auf den Homepages österreichischer Bibliotheken

Im Zuge der Recherchen für diesen Beitrag wurden die Homepages von 15 österreichischen wissenschaftlichen Bibliotheken im Hinblick auf die Präsentation elektronischer Zeitschriften untersucht. So keine übersehen wurde, beinhaltet diese Zahl alle österreichischen Universitätsbibliotheken (mit Ausnahme der Kunst-Universitäten) und die Österreichische Nationalbibliothek, sowie die Zentralbibliotheken für Medizin und Physik in Wien. Es wurde versucht, daraus eine repräsentative Auswahl jener Bibliotheken zusammenzustellen, die Electronic Journals via Internet anbieten, denn erstaunlicherweise lässt sich feststellen, dass einige große österreichische Bibliotheken bisher davon überhaupt Abstand genommen haben.

Vorauszuschicken ist, dass sich die Zugänge sehr schnell ändern und die im folgenden dargestellten Sachverhalte und die dazu getroffenen Aussagen sehr rasch ihre Gültigkeit verlieren können. Weiters muss vorwegnehmend festgestellt werden, dass der Zugang zu elektronischen Zeitschriften sich häufig in mehr oder weniger geschützten Bereichen befindet (Username, Password, IP-Address-Control), sodass ein Aufrufen der entsprechenden Seiten von außen häufig nicht möglich ist, wie an einem ersten Beispiel gezeigt werden kann.

2.1 Beispiel 1: UB-Salzburg (http://www.ubs.sbg.ac.at/)

Diese Einstiegsseite enthält zwar den Link Online Zeitschriften, der Zugriff wird außenstehenden Benützern aber verweigert, und man erhält keine Informationen über das vorhandene Angebot. Diese österreichweit einzigartige Vorgangsweise erscheint mir unnotwendig restriktiv, verhindert sie doch die Einsichtnahme in zumeist frei zugängliche Inhaltsverzeichnisse bzw. Abstracts. Auffallend ist auch, dass via Salzburg keine Verbindung zu sogenannten Medienseiten vorgesehen ist, mit deren Hilfe man mittlerweile eine große Zahl von in- und ausländischen Tages- und Wochenzeitungen, Magazinen und populärwissenschaftlichen Zeitschriften im Volltext, wenn man diesen Begriff weit auslegt, anwählen kann.

2.2 Beispiel 2: UB-Linz (http://www.ubl.uni-linz.ac.at/)

Durch das Anklicken der Zeile Virtuelle Leseecke erhält man eine sauber gegliederte Übersicht über die möglichen Zugriffe, die im Test allerdings nicht immer funktioniert haben. Positiv hervorzuheben ist die eindeutige Trennung solcher Linksammlungen, wie sie auf dieser Seite angeboten werden, von dem Bereich Fachzeitschriften im Volltext. Man erhält den fast auf allen Homepages üblichen Hinweis, dass eine Campuslizenz abgeschlossen wurde, und nur Angehörige der Johannes Kepler Universität berechtigt sind, in den Volltext Einsicht zu nehmen. Das stimmt bei SpringerLink-Zeitschriften dank einer fortgeschrittenen Technologie nur bedingt, da jeder für jene Zeitschriften, für die auch seine Institution eine Lizenz abgeschlossen hat, berechtigt ist, via Linz oder auch andere Server auf den Volltext zuzugreifen.

2.3 Beispiel 3: Pflügers Archiv

Im gegenteiligen Fall, wenn also keine Lizenz der Bibliothek vorliegt, von der aus die Suche gestartet wird, kommt man nur bis zum Inhaltsverzeichnis.

2.4 Beispiel 4: Algorithmica

Ebenso wird bei den Produkten des Institutes of Physics, für die seitens der Universitätsbibliothek Linz offensichtlich ein Vertrag abgeschlossen wurde, eine User-Authentication verlangt, sobald man über die tables of contents hinaus möchte. Man klickt also auf Password-Info und erhält den nicht sehr benutzerfreundlichen Hinweis, dass man User-ID und Passwort gegen Vorlage eines Ausweises bei persönlicher Vorsprache nach telefonischer Anmeldung erfahren kann. Da es mit Hilfe der IP-Kontrolle möglich ist, unberechtigte Zugriffe auszuschließen, lassen sich derartige bürokratische Hürden bei der Benützung elektronischer Zeitschriften in der Zwischenzeit leicht vermeiden.

Positiv anzumerken ist die große Anzahl von möglichen Verbindungen zu Zeitschrifteninhaltsverzeichnissen, fein säuberlich getrennt von den Volltextausgaben.

Der Versuch sich, wie vorgeschlagen, mit einem frei wählbaren Passwort bei Wiley InterScience einzuloggen, ist trotz mehrmaliger Versuche fehlgeschlagen und muss daher nach aktuellem Stand als Fehlinformation bezeichnet werden.

Im Prinzip ähnlich wie die Universitätsbibliothek Linz gestaltet ein Großteil der österreichischen Bibliotheken den Bereich der elektronischen Zeitschriften auf ihrer jeweiligen Homepage, allerdings mit dem Unterschied, dass es in manchen Fällen für den Benützer schwierig ist, diesen Bereich überhaupt zu entdecken, weil sich auf der Einstiegsseite kein Hinweis darauf findet.

2.5 Beispiel 5: UB-Innsbruck (http://ub.uibk.ac.at/)

Im Fall Innsbruck kann man sich über einen Index Die UBI im Überblick weiterhanteln und muss dort den Punkt Zeitschriften und Zeitungen anwählen. Erst wenn man Elektronische Zeitschriften in Faksimile-Form anklickt, gelangt man annähernd ans Ziel. Allerdings – und das ist nicht nur ein Merkmal der Innsbrucker Homepage, sondern in Österreich weit verbreitet – tut der Benützer gut daran zu wissen, bei welchem Verlag oder welcher wissenschaftlichen Gesellschaft die von ihm gesuchte Zeitschrift erscheint, da kein durchgehender Index aller zur Verfügung stehenden Journale existiert, von einem systematischen Zugang nach Fachgebieten, der nirgends in Österreich anzutreffen ist, einmal ganz abgesehen. Diskussionswürdig erscheint es auch, wenn von insgesamt sieben vorhanden Zeitschriften-Pools nur drei aktiv sind. Um die Benutzer/-innen nicht zu lange auf die Folter zu spannen, sollte eine Ankündigung erst dann erfolgen, wenn der Termin für die Inbetriebnahme der entsprechenden Links unmittelbar bevorsteht und eventuell schon genannt werden kann. Verbindungen, die aus bestimmten Gründen für längere Zeit eingestellt werden müssen, sollten aus der Homepage entfernt werden, da sie die allgemeine Akzeptanz durch die Benützer/-innen verringern.

Sehr elegant geregelt ist hingegen der Zugang zu dem für die Springer-Zeitschriften notwendigen Passwort, das man erhält, wenn man sich von einer dafür berechtigten Maschine anmeldet.

2.6 Beispiel 6: UB-Graz (http://www-ub.kfunigraz.ac.at/)

Der Punkt Zeitschriftenvolltexte ist auf der Einstiegsseite vorhanden und führt zu dem schon gewohnten Einstiegstext, mit dem man sich als Benützer einverstanden erklären muss, um zu einer alphabetischen Auswahlliste zu gelangen. Diese Liste umfasst, von einigen Ausnahmen, für die eigene Verträge abgeschlossen wurden, auch im Print-Abo gehaltene Zeitschriften des Springer-Verlages, die deshalb in Österreich am weitesten verbreitet sind, weil sie derzeit noch gratis angeboten werden. Leider ist diese Liste aber äußerst unvollständig, da die größere Zahl der Titel, und noch dazu jene, für die die Universitätsbibliothek beachtliche Beträge bezahlt, unter ScienceDirect bzw. unter SwetsNet aufzufinden sind. Es herrscht also ein ähnlicher Zustand vor wie in Innsbruck und es ist daher ein wesentliches Anliegen, diesen für den Benützer unerfreulichen Missstand bei der derzeit laufenden Umgestaltung der Homepage zu beseitigen.

Als Vorbild, auch für künftige Konsortien innerhalb Österreichs, könnte das Erscheinungsbild und die Funktionalität der "Elektronischen Zeitschriftenbibliothek", die von der UB-Regensburg angeboten wird, dienen.

2.7 Beispiel 7: UB-Regensburg (http://www.bibliothek.uni-regensburg.de/ezeit)

Neben einer alphabetischen Liste aller Zeitschriften, einer komfortablen Suchmöglichkeit nach Titelstichworten und einem fächerspezifischen Einstieg bietet dieser Zugang eine jedem Benützer verständliche Regelung der Zugriffsberechtigung durch die kleinen Ampeln. Trotz der großen Zahl an bereitgestellten Links wird durch die klare und einheitliche Oberflächengestaltung sowie die permanente Wartung ein hohes Maß an Benutzerzufriedenheit garantiert.

3. Die Errichtung einer Bibliothek elektronischer Volltext-Zeitschriften

Diese Kriterien der Oberflächengestaltung und Wartung sind es auch, die als Leitvorstellung bei der Integration dieser neuen Publikationsform in den Regelbetrieb einer Bibliothek zu beachten sind. Im Einzelnen sind freilich eine ganze Reihe von Faktoren ausschlaggebend, wenn es darum geht, eine möglichst reibungslos funktionierende und administrativ leicht handbare Bibliothek elektronischer Volltext-Zeitschriften aufzubauen.

3.1 Zugänglichkeit und Preis

Unter den Journals, die gratis und ohne Registrierung des Users im echten Volltext zugänglich sind, finden sich praktisch keine erstklassigen Titel. Das schon erwähnte JAMA scheint hier eine Ausnahme zu machen, doch wissen wir ja schon, dass es in erster Linie nur Abstracts enthält. Weitaus größer ist hingegen die Zahl erstklassiger Journals, die bei Bezug der Printausgabe frei sind, so etwa die "SpringerLINK"-Zeitschriften. Allerdings sind auch hier Abstriche zu machen: Die Zahl der gleichzeitigen Zugriffe wird  von den Verlagen bzw. Providern eingeschränkt (1-3 pro Journal oder sogar Verlagsserver!), und ganz allgemein ist die Verlagspolitik seit 1998, das man ironisch als Jahr der "Free Trial Period" bezeichnen könnte, restriktiver geworden. Viele, auch erstklassige Journals waren bis Ende 1998 frei oder so gut wie frei (man musste eine Kontaktadresse angeben und schlimmstenfalls den Bezug der Printausgabe nachweisen). Seit 1999 weht nun ein rauherer Wind und erstklassige Journals sind in elektronischer Form nur mehr gegen einen nicht unbeträchtlichen Aufpreis auf die Printausgabe oder statt ihr zu haben (z. B. Development oder die Journals von "Academic Press"). Ein weiteres Mittel der Preisgestaltung findet sich etwa bei Science: Dort steigen die Preise einer Campus License mit der Zahl der berechtigten User.

3.2 Methoden der Zugänglichkeit

Der Betreiber einer elektronischen Bibliothek muss sicherstellen, dass die mit den Verlagen oder Providern abgeschlossenen Verträge, in denen es vom Finanziellen abgesehen  um den Schutz des Copyright geht, eingehalten werden. Dazu ist sicherzustellen, dass der Zugang zu den Inhalten der elektronischen Volltext-Zeitschriften nur von berechtigten Benützern der jeweiligen Bibliothek erfolgt, die außerdem nur Zutritt erhalten, wenn sie vorher die gesetzlichen Bestimmungen zur Kenntnis genommen haben (Beispiel: Zugangsseite der UB Graz).

Soll ein ganzer Campus Zugriff haben, so ist die einfachste Methode die IP-Kontrolle. Das "Internet Protocol", der weltweite Standard zur Regelung der Computerkommunikation im Internet, weist jeder Workstation eine IP-Nummer (vergleichbar einem Autokennzeichen) zu, auf Grund derer der jeweilige  Computer identifiziert werden kann. Werden nun einem Verlag oder einem Provider alle IP-Nummern eines Campus bekanntgegeben, so kann automatisch von jedem Arbeitsplatz innerhalb des Campus zugegriffen werden, ohne dass irgendwelche Log-On-Formalitäten durchzuführen sind (Beispiel: SwetsNet-Account der UB Graz).

Etwas komplizierter ist die Kontrolle durch Password. Soll eine eigene Password-Verwaltung für jede(n) BenutzerIn vermieden werden oder ist die Koppelung mit der schon bestehenden allgemeinen Benutzerkontrolle der jeweiligen Bibliothek nicht möglich, so bleibt nur der Weg eines allgemeinen Passwords, das aber seinerseits in einem IP-kontrollierten Fenster "versteckt" ist. Nur wenn ein Zugriff von innerhalb des Campus erfolgt, öffnet sich das Fenster und die benötigte Information kann in einem zweiten Schritt in das Log-On-Formular eingetragen werden. Das Password wird aber in gewissen Abständen zu wechseln sein, denn wer es kennt, kann natürlich auch von einem nicht autorisierten Arbeitsplatz von außerhalb des Campus Zutritt zum Inhalt des Journals erlangen (Beispiel: New England Journal of Medicine in der Liste der elektronischen Volltext-Zeitschriften der UB Graz).

Dieses Risiko wird vermieden, wenn man IP- und Password-Kontrolle kombiniert, wie dies die Universitätsbibliothek Innsbruck macht (s.o.). Der administrative und technische Aufwand liegt aber auch in diesem Fall über dem der reinen IP-Kontrolle.

3.3 Browser und Reader

Die als Browser bezeichneten Navigationsprogramme für das Kommunizieren im Internet ("Netscape Navigator" oder "Internet Explorer") müssen so eingestellt sein, dass Cookies akzeptiert  und Proxy Server möglichst umgangen werden. Wie dies im Einzelfall geschieht, ist in den jeweiligen Help Files nachzulesen. (Manche Provider wie etwa "ScienceDirect" gestatten allerdings auf ausdrücklichen Wunsch des Kunden auch den Gebrauch von Proxy Servern.)

Zum besseren Verständnis der Materie sei hier kurz erklärt, was "Cookies" sind und wozu sie benötigt werden. Man versteht unter diesem Begriff kleine Dateien, die vom Server des Betreibers einer Datenbank an den Computer des Anwenders gesendet und dort in einem Ordner gespeichert werden. Ein Cookie enthält primär die vom Anwender zu seiner Identifizierung gemachten Angaben wie User Name und Password, seine IP-Adresse, dazu etwaige Angaben zu einem Alerting Service (= Verständigung über Publikationen  in Zeitschriften auf einem bestimmten Fachgebiet) und/oder eine Liste der von ihm zusammengestellten bevorzugten Zeitschriften der jeweiligen Datenbank. Das Cookie identifiziert die/den jeweilige(n) AnwenderIn als berechtigt und wird für die Dauer der jeweiligen Verbindung mit dem Server der Datenbank im Computer des Anwenders geparkt. Dadurch hält es sozusagen den Zugang offen und es muss nicht bei jedem Seiten- oder Zeitschriftenwechsel innerhalb der Datenbank die Prozedur der Berechtigungskontrolle erneut durchlaufen werden.

Weiters müssen auf jeder Workstation, von der aus der Zugriff auf Volltexte möglich sein soll, bestimmte Leseprogramme, sogenannte Reader, installiert sein, die die elektronische Information in das Druckbild der gewünschten Seiten umwandeln, sodass von einem "elektronischen Faksimile" gesprochen werden kann. Die gängigsten Reader, "Adobe Acrobat" und "Real Page" sollten als Service für die BenutzerInnen von der Zugangsseite zu den Journals herunterladbar sein, wenngleich auch die meisten Verlage und Provider Links dazu anbieten (Beispiel: Zugangsseite der UB Graz).

3.4 Administrative Erfordernisse

Aufbau und Betrieb einer Bibliothek elektronischer Volltext-Zeitschriften erfordern einen entsprechenden Einsatz finanzieller und personeller Resourcen. Ohne auf den finanziellen Aspekt näher einzugehen - dies wäre ein Thema sui generis - soll nur ganz allgemein bemerkt werden, dass angesichts der zum Teil exorbitanten Forderungen vor allem amerikanischer Anbieter die Zukunft auch in Europa wohl in der Bildung von Konsortien liegen dürfte. Dass dadurch Einsparungen im großen Stil möglich sind, ist allerdings eine Illusion, denn wie überall gilt auch hier: High Tech zum Nulltarif ist nicht zu haben!

Ein Feld, auf dem hingegen sehr wohl Einsparungen möglich sind, ist das der Verwaltung. Für die Administrierbarkeit einer Bibliothek elektronischer Zeitschriften spielt die Zahl der Vertragspartner eine nicht unbedeutende Rolle. Es kostet viel mehr Zeit mit jedem Verlag einzeln zu verhandeln als en bloc mit großen Providern wie etwa "SwetsNet" oder "OCLC" ganze Pakete zu erstehen. Anders gelagert ist die Situation natürlich dort, wo ein Verlag gleichzeitig als Betreiber einer Datenbank auftritt, so z. B. Elsevier mit "ScienceDirect" oder Academic Press mit "Ideal", und sich daher der Verwaltungsaufwand ebenfalls reduziert.

Doch abgesehen vom Vertragsabschluss bedarf auch der Betrieb einer Bibliothek elektronischer Volltext-Zeitschriften einer entsprechenden Betreuung. Den Vertragspartnern ist eine Kontaktperson namhaft zu machen, der "Webmaster". Sie/Er hält den Kontakt zu den jeweiligen Anbietern, sichtet einlangende Angebote, sammelt die Wünsche der Benutzer, bereitet  in Zusammenarbeit mit der Erwerbungsabteilung Verhandlungen vor, ist der "Troubleshooter" bei Problemen, berät und führt Benutzer in den Gebrauch des neuen Mediums ein, sorgt in Zusammenarbeit mit der EDV-Abteilung dafür, dass die Benutzeroberfläche immer auf dem neuesten Stand und leicht bedienbar ist, beobachtet die Statistik der Zugriffe, um eine Entscheidungshilfe für den optimalen Einsatz der finanziellen Mittel zu gewinnen.

4. Fazit

Von all diesen Voraussetzungen sehen und ahnen die BenutzerInnen freilich nichts und das ist gut so. Die beste Bibliothek elektronischer Volltext-Zeitschriften ist die, bei der die gewünschten Journalseiten auf Mausklick auf dem Schirm erscheinen und gelesen, abgespeichert oder ausgedruckt werden können, ohne dass irgendwelche Hürden zu überwinden sind. Dann wird die Akzeptanz (auch bei weniger mit dem Computer Vertrauten) zunehmen und der Tag kommen, an dem der "Tastendruck" nach dem gewünschten Artikel genau so selbstverständlich ist wie heute der Griff ins Regal.


Zu den Autoren

Helmut Hartmann ist Electronic Resources Librarian und Leiter des Zeitschriftenlesesaal der UB Graz

E-Mail: helmut.hartmann@kfunigraz.ac.at

Dr. Werner Schlacher ist stellv.Hauptabteilungsleiter der Buchbearbeitung sowie Abteilungsleiter der Sachkatalogisierung und RSWK-Zentralredaktion der UB Graz

E-Mail: werner.schlacher@kfunigraz.ac.at

Universitätsbibliothek Graz
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A-8010 Graz