Mehr Information durch Visualisierung von Daten?
Konventionelle und innovative Visualisierungstechniken

von Dieter Schwartz


1. Einleitung
2. Ziel und Zweck unterschiedlicher Visualisierungstechniken

3. Konventionelle Techniken

4. Innovative Techniken

5. Bewertung und Akzeptanz praktischer Visualiserungstools

Quellen

 

1. Einleitung

Umfangreiche oder komplexe Daten können anschaulich mit Hilfe einer computergestützten Visualisierung dargestellt werden. Eine graphische Darstellung von Daten ermöglicht dem Betrachter, Sachverhalte mühelos zu erfassen und aufzunehmen. Im Gegensatz dazu bieten eine listenorientierte oder tabellarische Darstellung von Ergebnissen nur eine unzureichende Unterstützung; sie erweisen sich als unübersichtlich, unhandlich und zeitintensiv. Die graphische Darstellung von Informationen stellt eine Methode dar, die sowohl eine einheitliche Sicht auf verschiedene Informationsquellen eröffnet, als auch die Möglichkeit bietet, große Daten- und Informationsmengen in ihrer Gesamtheit zu analysieren und zu bewerten. Der Vorteil einer graphischen Darstellung liegt in der Tatsache begründet, daß der bewußte Denkvorgang des Benutzers in einen intuitiven Wahrnehmungsvorgang überführt wird. Durch eine Visualisierung wird der Benutzer also beim Erkennen von Informationsinhalten (z.B. beim Sortieren von Ergebnissen oder Auffinden von Unterscheidungsmerkmalen) entlastet.

Im Bereich Scientific Visualisation werden komplexe Datensätze visualisiert, um ihre zugrundeliegende Struktur besser zu verstehen. Die Daten können aus Experimenten, der Theorie oder – am häufigsten – aus numerischen Simulationen stammen. Es werden 3D-ComputerGraphiken benutzt, um Sachverhalte, innere Strukturen und Kontexte auf anschauliche Weise darzustellen. Beispiele hierfür sind die Strömungs- und die Volumenvisualisierung [Abb. 1].

Abb. 1.: Strömungs- und Volumenvisualisierung [1]

Durch eine Visualisierung von Prozeßinformationen und ihrer technischen Zusammenhänge kann der Betrachter wirkungsvoll unterstützt werden. Eine derartige Visualisation versucht, strukturelle Beziehungen und Zusammenhänge aufzuzeigen. Neben Prozeßinformationen, die durch eine zeitliche Komponente beschrieben werden, können natürlich auch Produktinformationen visualisiert werden.

Die nachfolgende Übersicht bleibt auf Visualisierungstechniken beschränkt, die in bibliothekarischen oder dokumentarischen Bereichen bereits zur Anwendung gelangt sind bzw. in Zukunft zur Anwendung gelangen könnten. Unterschiedliche Hilfsmittel stehen für die Präsentation, das Retrieval und die Exploration von Informationen zur Verfügung. Sie basieren dabei auf Daten bzw. Datenstrukturen wie sie in diesen beiden Bereichen zu finden sind.

Es sollen innovative und konventionelle Techniken bzw. Methoden unterschieden und beispielhaft vorgestellt. Zu den konventionellen Techniken zählen u.a. Diagramme oder Tabellen. In Diagrammen werden quantitative Informationen mittels Lage und Größe von Objekten ausgedrückt, während in Tabellen die Daten in kompakter Form in Zeilen und Spalten zusammengestellt sind. Zu den innovativen Techniken zählen u.a. geometrische Verfahren zur Projektion multidimensionaler Datensätze oder hierarchische Verfahren, die Daten in 2- oder 3-dimensionale Unterräume gliedern. Diese innovativen Techniken eignen sich besonders zur Darstellung sehr großer Datenmengen.

Die Übersicht kann weder in ihrer Zusammenstellung vollständig noch in ihrer Zuordnung eindeutig sein. Sie versucht lediglich, eine Struktur unterschiedlicher Darstellungsformen und Visualisierungstechniken aufzuzeigen.

2. Ziel und Zweck unterschiedlicher Visualisierungstechniken

Unter dem Begriff Information wird i.a. das Wissen verstanden, das für die Lösung einer Aufgabe notwendig ist. Informationen müssen dazu aus einem Datenbestand herausgesucht und anschließend abgeleitet werden. Um diesen Vorgang zu erleichtern, können Daten – mit Hilfe unterschiedlicher Techniken - visualisiert werden.

Eine graphische Darstellung von Daten kann u.a. dazu dienen, alle Merkmale darzustellen, durch die ein Informationsobjekt bestimmt wird - d.h. das Objekt zu identifizieren - oder zwischen präzise festgelegten Grenzen zu plazieren - d.h. das Objekt zu kategorisieren. Mit der Darstellung von Daten wird also ein bestimmter Zweck verfolgt.

Von dem Zweck einer Visualisierung kann deren Ziel unterschieden werden. Präsentations-, Retrieval- und Explorationsvisualisierung sind drei Visualisierungstechniken mit unterschiedlichen Zielsetzungen: In einer Präsentationsgraphik sind alle dargestellten Daten von Bedeutung; sie ist eine Form der Visualisierung, mit der Daten wiedergegeben und Sachverhalte veranschaulicht werden. Bei der Retrieval-Visualisierung ist ein Ausschnitt der dargestellten Informationen relevant. Optischen Merkmale unterstützen den Informationssuchenden beim Auffinden relevanter Informationen. Die Daten werden also zum Zweck einer weitergehenden und zielgerichteten Suche visualisiert. Mit Hilfe der Explorationsvisualisierung versucht man, Beziehungen und Abweichungen zwischen Daten auf der Grundlage optischer Auffälligkeiten zu extrahieren oder aufzudecken. Die Daten werden mit der Absicht visualisiert, Hypothesen über die Struktur der Informationsressource (z.B. Art der Verteilung der Daten) generieren zu können.

3. Konventionelle Techniken

Konventionelle Techniken zur Datenvisualisierung sind Darstellungsmethoden, wie sie aus vielen Alltagsbereichen bekannt und gebräuchlich sind. Die rechnergestützte Visualisierung kann dabei i.a. mit Standard-Software erfolgen.

Unterschiedliche Diagramm-Typen sind - in erster Linie - für eine Präsentation von Informationen geeignet. Hierzu zählen Kreis-, Balken- und Liniendiagramme, die in unterschiedlichen Varianten oder Mischformen vorliegen können. Neben den hier vorgestellten Diagrammen gibt es zahlreiche Spezialdiagramme.

Kreisdiagramme finden vorrangig bei der Darstellung von Prozentzahlen und Quotenbeträgen Verwendung. Ein Kreisdiagramm kann lediglich einen einzigen Sachverhalt visualisieren, maximal lassen sich etwa zehn Dateneinheiten übersichtlich darstellen. Durch Winkelangaben eines Kreisabschnittes wird eine Verteilung repräsentiert, ein Sektor des Kreises ist dabei proportional zum Anteil des Gesamtmaßes. Unterschiedliche Farben oder Schraffierungen dienen der Orientierung und Unterscheidung der einzelnen Segmente. Die einzelnen Anteile der Werte und deren Gesamtaufteilung lassen sich leicht ablesen. Balkendiagramme eignen sich für Vergleiche und Profildarstellungen, sofern nur eine kleine Anzahl von Datenelementen abzubilden ist. Die Datenwerte sind innerhalb des Diagramms als Länge von Balken fester Breite dargestellt, welche durch Aneinanderlegen, Überlagern oder Überlappen kombiniert werden. Schaubilder, deren Balken vertikal ausgerichtet sind, bezeichnet man als Säulen- oder Stabdiagramme. Sie sind für die Darstellung von Verhältniszahlen und Zeitreihen geeignet. In der Statistik kommen häufig Histogramme zum Einsatz, die Häufigkeitsverteilungen als aneinandergereihte Balken in einem kartesischen Koordinatensystem darstellen. Liniendiagramme sind besonders für die Visualisierung zeitabhängiger Daten geeignet. Es lassen sich allerdings nur wenige Dateneinheiten und relativ einfache Sachverhalte übersichtlich abbilden. Die Datenwerte sind als Punkte in einem kartesischen Koordinatensystem eingetragen und durch Geraden miteinander verbunden.


Abb. 2.:
Unterschiedliche
Diagramm-Typen
zur Präsentation
von Informationen



Dendrogramme und Kartogramme können den konventionellen Techniken des Informationsretrieval zugeordnet werden. Dendrogramme stellen hierarchische und vernetzte Zusammenhänge anschaulich dar. Liegen zyklenfreie Graphen vor, so spricht man von Baumdiagrammen; zyklische Datengefüge nennt man Netzdiagramme. In Baumdiagrammen lassen sich Beziehungen und Relationen zwischen Elementen darstellen. Die Knoten werden durch Texte oder Symbole markiert, die Kanten mit Hilfe von Pfeilen gerichtet. Aufgrund des hohen Platzbedarfs zur Darstellung von Strukturen können häufig nur relativ wenig Elemente dargestellt werden.

Abb. 3.: Darstellung der Landnutzung in einer geographischen Karte [2]

Kartogramme positionieren Daten lagerichtig auf einer Karte. Kartogramme umfassen allgemeine geographische Karten bis hin zu spezifischen thematischen Karten, in denen durch Symbole, Farben o.ä. Sachverhalte herausgestellt werden [Abb. 3].

Für die Informationsexploration sollen vier Techniken beispielhaft aufgeführt werden. Glyphen-Plots ermöglichen auf einfache Weise die Darstellung multidimensionaler Datensätze. Zwei Dimensionen werden durch die beiden Bildschirmachsen abgebildet, die übrigen Datenparameter visualisiert man als Kennzeichen der Gyphen. Je nach verwendetem Symbol unterscheidet man u.a. Letter-Plots, Sternen-Plots, Sonnen-Plots oder Gesichter-Plots [Abb. 4].

Abb. 4.: Chernoff-Gesichter und Dahm-Glyphen [3]

Scatterplot-Matrizen sind einfache geometrische Mittel zur Visualisieurng mehrdimensionaler Daten. Sie werden verwendet, um eine statistische Verteilung zu veranschaulichen: jeder Datenwert wird als Punkt in einem kartesischen Koordinatensystem eingezeichnet. Bei dreidimensionalen Scatterplots sind die Daten als Punktwolke über einem Achsenkreuz im Raum verstreut.

Abb. 5.: Grafische Darstellung statistischer Daten mit Hilfe von Scatterplots [4]

Intensitätsbilder veranschaulichen die Verteilung vieler Datenwerte über eine Fläche. Die Datenwerte können durch die Dichte von Punkten oder durch die Intensität von Grau- bzw. Farbtönen abgebildet werden. Aus der resultierenden Visualisierung lassen sich Strukturmuster entsprechend den Datencharakteristika wahrnehmen. Unter dem Terminus Projection Pursuit subsumiert man mathematisch-statistische Verfahren (z.B. Hauptkomponentenanalyse, Faktoranalyse, multidimensionales Skalieren). Diese geometrischen Projektionstechniken zielen darauf ab, mehrdimensionale Daten auf den wesentlichen Informationsgehalt (Basisdaten) zu reduzieren und damit aussagekräftige Projektionen zu erstellen. Verfahren des multidimensionalen Skalierens werden u.a. zur Analyse von technologischen Entwicklungen oder im Patentwesen eingesetzt ( vgl. [5] ).

4. Innovative Techniken

Im nachfolgendem sollen einige Forschungsansätze vorgestellt werden, die innovative Techniken zur computerunterstützten Informationsvisualisierung nutzen. Es kann nur ein kleiner, zeitlich eingegrenzter Überblick über Forschungsaktivitäten geliefert werden, da die technische Entwicklung in diesem Bereich natürlich schnell fortschreitet.

Mit BibRelEx [6] wird eine Erschließungsmethode für bibliographische Datenbanken bereitgestellt, die inhaltliche Beziehungen zwischen Dokumenten nutzt. Üblicherweise werden diese Beziehungen (wie "zitiert von", "Vorgänger von", "Nachfolger von") nicht zur Erschließung und Visualisierung ausgenutzt. Im Rahmen des BibRelEx-Projektes werden am Beispiel einer Fachdatenbank für Algorithmische Geometrie inhaltliche Zusammenhänge aufgebaut und für Recherchen nutzbar gemacht. Auf diese Weise entsteht ein Verweisgeflecht, mit dessen Hilfe sich Relationen zwischen Dokumenten aufzeigen lassen. Die graphische Darstellung dieses Geflechts erleichtert den intuitiven Zugang zu bibliographischen Datenbanken.

Abb. 6.: Verweisgeflecht im BibRelEx [6]

In einer virtuellen Landschaft lassen sich große hierarchische oder vernetzte Datenbestände auf vielfältige Weise ausbreiten. Zu deren Verschlüsselung und Darstellung bieten sich unterschiedliche Möglichkeiten an. Man kann beispielsweise sowohl Fläche und Höhe der unterschiedlichen Elemente innerhalb der Landschaft als auch Farbe und Beleuchtung nutzen. Zudem werden Ikons und Beschriftungen verwendet. Eine Übersicht über verschiedene Cyberspaces findet sich unter [7], wo auch die nachfolgend beschriebene InformationsLandscape zu finden ist.

Abb. 7.:
InformationsLandscape [7]

Die dreidimensionale InformationsLandscape dient zur Darstellung von HyperMedia-Strukturen. Informationen werden durch Elemente – beispielsweise durch Sockel im Raum, auf welchen wiederum kleine Quader positioniert sind - samt den Datenattributen dargeboten. Als eine Art Informationsgeflecht werden die strukturellen Beziehungen in einer virtuellen Landschaft ausgedrückt. Der Benutzer kann auf unterschiedliche Weise mit der InformationsLandscape interagieren: er hat die Möglichkeit, den Blickwinkel im simulierten Raum zu ändern und über die Ebene zu fliegen. Ferner kann er einen Bereich anvisieren, um ihn im Detail zu betrachten [8].

Während die oben dargestellten Software-Tools in erster Linie einer Informationspräsentation dienen, existieren innovative Forschungsansätze zum Informationsretrieval.

Der ConeTree faltet hierarchische Strukturen in Form einer dreidimensionaler Graphik auf. Die räumliche Tiefe wird ausgenutzt, indem Kegelkreise teils im Vordergrund, teils im Hintergrund dargestellt sind. Der ConeTree ist horizontal von links nach rechts ausgerichtet. Erfaltet sich von der Wurzel (Kegelspitze) zu den Blättern (Kegelbasen) auf. Einem Baum vergleichbar handelt es sich um einen gerichteten, azyklischen Graphen. Bei der Projektion der dreidimensionalen Kegel auf den Bildschirm werden Knoten und Kanten teilweise überlagert [vgl. Abb. [8] ]. Für die Interaktion stehen dem Benutzer eine Reihe von unterschiedlichen Operationen zur Verfügung. So kann man einzelne Blätter wegschneiden bzw. anhängen und dadurch die Zahl der dargestellten Knoten regulieren; die Kegel lassen sich partiell visualisieren oder dynamisch umstrukturieren.

Abb. 8.:
ConeTree [9]

Durch einen Hyperbolischen Baum lassen sich ebenfalls große hierarchische Strukturen visualisieren. Die Baumhierarchie wird - im Gegensatz zum ConeTree - in einer hyperbelartigen Ebene ausgebreitet und auf eine zweidimensionale, kreisförmige Fläche projiziert. In der Nähe des Kreisrandes wird der Baum kontinuierlich kleiner dargestellt (Fisheye-Sicht).

Abb. 9.:
Perspective Wall [10]

Mit Hilfe der Perspective Wall [Abb. 9] werden Informationen auf einer virtuellen Wand dargestellt, die in drei Platten aufgefaltet ist. Die beiden äußeren erstrecken sich in den Hintergrund und werden mit wachsendem Abstand von der Mitte stetig kleiner. Während die beiden äußeren Flügel den gesamten Kontext umfassen, fokussiert die zentrale Tafel Detailinformationen. Die Perspective Wall visualisiert Strukturen von Daten, die etwa in alphabetischer oder in chronologischer Reihenfolge angeordnet sind. Die Bildschirmoberfläche wird mit Hilfe der Perspective Wall effektiver als bei einer klassischen flachen Darstellung genutzt. In vertikaler Richtung ist die Wand in weitere Flächen unterteilt. Durch Symbole auf der Tafel werden Datensätze repräsentiert, die durch ihre Lage, Größe oder Farbe weitere Information vermittelt.

Abb. 10.:
Relevanzkugel in LyberWorld [11]

LyberWorld ist eine interaktive Benutzerschnittstelle für das Informationretrieval. Das System präsentiert ein dreidimensionales Planetensystem, in dem die einzelnen Anfrageterme die Planeten darstellen, die vom Benutzer hinsichtlich ihrer Größe und Position zu der im Zentrum der Galaxie befindlichen Ergebnismenge verändert werden können. Je nach Stärke des Bezugs zwischen Einzeldokumenten und "Termplaneten" sind die Dokumente im Raum positioniert. Drei Anwendungen (Metaphern) wurden implementiert: Der Suchbaum unterstützt die Anfrage, die Relevanzkugel bewertet die Resultate und der Leseraum zeigt deren Inhalt. Die zugrundeliegende Datenbank enthält circa 800 Dokumente. Das räumliche Netzwerk aus Dokumenten und Themenbegriffen wird auf Kegelbäume reproduziert. Der Suchbaum ist dem ConeTree sehr ähnlich. In der transparenten Relevanzkugel sind die relevanten Dokumente positioniert (Abb.10). Im Leseraum wird parallel zur Relevanzkugel der Inhalt eines Dokumentes detailliert dargeboten. Das System greift den Gestaltungs- und Interaktionsgedanken der virtual reality auf, dh. mit geeigneten Interaktionsmitteln (z.B. 3-D-Maus als Navigationsinstrument) bewegt sich der Benutzer im visualisierten Informationsraum und kann diesen verändern. Der Benutzer kann sich innerhalb der drei Visualisierungswerkzeuge orientieren.

Die Exploration und Analyse von großen Datenbeständen basieren auf neuartigen Visualisierungstechniken für multidimensionale Daten. VisDB ist ein Visualisierungstool zur interaktiven Exploration sehr großer Datenbanken. Es ermöglicht die Analyse multidimensionaler und unstrukturierter Daten und eignet sich deshalb für die Analyse statistischer Datenmengen. Die Darstellung der Datenobjekte am Bildschirm basiert auf der Repräsentation des Datenwertes durch einen Pixel. Indem jeder Datenwert durch ein farbiges Pixel repräsentiert wird, lassen sich ca. eine Million Datenelemente gleichzeitig am Bildschirm darzustellen. Somit können auch Datensätze visualisiert werden, die eine Anfrage nur approximativ erfüllen. Die Zahl der Datenwerte, die zu einem Zeitpunkt am Bildschirm dargestellt werden können, ist durch die Auflösung des Bildschirms beschränkt [Abb. 11].

Abb. 11.: Anordnung von Datensätzen auf dem Bildschirm und Zuordnung von Farbwerten

Datensätze, die eine Anfrage erfüllen, sind im Zentrum positioniert, die anderen Daten werden - nach ihrer Relevanz geordnet - aneinandergereiht (z.B. als Spiralanordnung). Die Farbe des Pixels entspricht dem Abstand zum Anfragewert. Dabei erhalten die "Volltreffer" die Farbe gelb. Je unbedeutender die Daten, desto dunkler werden die Bildpunkte gezeichnet. Neben der Spiralanordnung gibt es weitere Anordnungsmöglichkeiten (z.B. Schlangenförmige Snakeanordnung, Gruppenanordnung).

VisDB wird zur Exploration von Biologie-, Geographie- und Ökonomie-Daten verwendet. Im Bereich der Molekularbiologie wird beispielsweise ein effizientes Durchsuchen von Proteindatenbanken nach potentiellen Dockungskandidaten und geeigneten Dockungsstellen mit Hilfe von VisDB unterstützt ( vgl. [12] ).

Abb. 12.:
TreeMap

Die zweidimensionale TreeMap kann durch Ausnutzung der gesamten Bildschirmfläche eine große hierarchische multivariante Datenmenge - bis zu 3000 Kanten - gleichzeitig visualisieren. In der Implementierung TreeViz [13] verwendet man sie zur Darstellung von Verzeichnissen. Es ergibt sich eine Art Mosaik, wobei jede Kachel einen aktuellen Knoten repräsentiert. Die Lage der Rechtecke und eine variabel ausgeprägte Umrandung sollen die logische Baumstruktur widerspiegeln [Abb. 12].

5. Bewertung und Akzeptanz praktischer Visualiserungstools

Die richtigen Informationen vollständig und schnell aus umfangreichen Datenbeständen herauszufiltern, wird immer schwieriger und zeitaufwendiger. Dieser Trend wird sich aufgrund des Ansteigens der Informationsmenge und des Wachsens der Informationsinfrastruktur weiter fortsetzen. Es wird deshalb zunehmend wichtiger, dem Informationssuchenden geeignete Werkzeuge zur Verfügung zu stellen, die Ergebnismengen analysieren und Datenbestände anschaulich darstellen.

Eine graphische Darstellung besitzt eine visuell erfaßbare, bedeutungstragende Form, die in einem Minimum an Zeitaufwand wahrgenommen werden kann. Visualisierungstechniken können in den Bereichen Präsentation, Retrieval und Exploration von Daten eingesetzt werden. Insbesondere innovative Techniken - wie sie beispielhaft vorgestellt wurden - zielen darauf ab, eine adäquate Unterstützung des Menschen durch den Computer zu gewährleisten. Seine visuelle Vorstellungskraft wird für die Gestaltung der Mensch-Maschine-Schnittstelle herangezogen.

Zur Bewertung von Visualisierungtechniken müssen einerseits technische Leistungsvergleiche (z.B. CPU-Zeiten oder die Anzahl der Zugriffe auf den Sekundärspeicher) herangezogen werden. Andererseits müssen auch die Wahrnehmbarkeit von Informationen bzw. Informationsstrukturen sowie die Eigenschaften der für eine Visualisierung zugrundeliegenden Daten beurteilt werden.

Innovative Visualisierungstechniken stellen häufig große Anforderungen an die Hardware-Kapazität und Datenstruktur. Eine Visualisierung kann nur auf Grundlage von Daten bzw. Strukturen erfolgen, die ihr vorgegeben werden. Die graphischen Darstellungen der oben präsentierten Tools basieren z.T. auf Daten bzw. Datenstrukturen, die künstlich erzeugt wurden und somit nicht in allgemein gültiger Form zur Verfügung stehen. Für bestimmte Informationsstrukturen sind bestimmte Darstellungsformen vorzuziehen, die eine schnelle Interpretation der Daten erlaubt. Zur Visualisierung von Daten ist somit ein geeignetes Darstellungsinstrument bzw. eine geeignete Darstellungsmethode auszuwählen. Datenabfrage und Retrieval-Techniken können dabei mit Visualisierungstechniken kombiniert werden. Praktische Tools der Informationsvisualisierung sind zudem auf die Akzeptanz der Benutzer angewiesen, wobei unterschiedliche Anwender unterschiedliche Ansprüche an die Software-Ergonomie stellen.

Fortschritte in der Rechnergeschwindigkeit und Bildschirmtechnologie ermöglichen die vielfältige Anwendung von Visualisierungstechniken in unterschiedlichen Bereichen. Heute entwickelt man dreidimensionale und animierte Darstellungen, in Zukunft werden multimediale Techniken und Methoden der Virtuellen Realität an Bedeutung gewinnen. In der Begeisterung für das technisch Machbare geht jedoch häufig der eigentliche Zweck der Informationsvisualisierung verloren: die angewandte Technik soll relevante Informationen aus einer Datenfülle anschaulich sowie für den Betrachter leicht verständlich darstellen, sie dient der Interpretation und dem besseren Verständnis recherchierbarer Ergebnisse. Die Technik sollte dabei nicht zum Selbstzweck werden, denn ausschlaggebend bleiben die hinter den graphischen Abbildungen stehenden Sachverhalte.


Quellen

[1] Strömungsverhalten in Turbomaschinen
http://www.cg.inf.ethz.ch/~rothma/turbe/

[2] ATLAS2000 - Distributed Processing and Exchange of Digital Documents
http://shear.informatik.uni-leipzig.de:2000/start.shtml

ebnet

[3] Chernoff-Faces
http://www.cs.uchicago.edu/~wiseman/chernoff/

[4] Grafische Darstellung statistischer Daten/Scatter-Plots
http://www.psycho.uni-osnabrueck.de/ggediga/www/pm98/pages/grafik.htm

[5] Schmoch, U.: Evaluation of technological strategies of companies by means of MDS maps.
In: Int. J. of Technology Management, Vol. 10, Nos 4/5/6, S. 426-440.

[6] BibRelEx: Erschließung Bibliographischer Datenbanken durch Visualisierung von inhaltsbasierten Beziehungen
http://wwwpi6.fernuni-hagen.de/Forschung/BibRelEx/index.html

[7] Atlas of Cyberspaces: Information Landscapes
http://www.cybergeography.org/atlas/info_landscapes.html

[8] Andrews, Keith: Visualisierung Cyberspace: Information Visualisation in the Harmony Internet Browser
ftp://ftp.iicm.edu/pub/papers/ivis95.pdf

[9] ConeTree
http://iml.millersv.edu/work2/conetree/

[10] Perspective Wall
http://kb.rxrc.xerox.com/showroom/techno/visualizer.html

[11] LyberWorld
http://www.darmstadt.gmd.de/~hemmje/Activities/Lyberworld/

[12] Keim, D. A.; Kriegel, H.-P.: Visualisierungstechnken zur Exploration und Analyse sehr großer Datenbanken
http://www.Dbs.informatik.uni-muenchen.de/~daniel/publication.html

InformationVisualization

[13] TreeViz
http://www.crim.ca/~vroomen/workshop/project.htm


Zum Autor

Dipl.-Ing. Dieter Schwartz ist Mitarbeiter an der UB Bochum

Universitätsbibliothek Bochum
Universitätsstraße 150
D-44780 Bochum
E-Mail: dieter.schwartz@ruhr-uni-bochum.de