Das International Booksellers´ and
Librarians´ Centre im Jahre 1999

von Dr. Andreas J. Werner

Über 4000 Besucher konnte das IBLC in diesem Jahr begrüßen und bestätigte damit seinen Ruf als wichtiger Treffpunkt internationaler Buchhändler, Bibliothekare, Dokumentare und Informationsspezialisten.

1999 entschloss sich das Management des IBLC zu mehreren Neuerungen. Der für die Zukunft wichtigste Schritt war die Zusammenlegung von Library Forum und IBLC Ausstellungsfläche und die gezielte Einladung von Ausstellern, die für das IBLC neue Entwicklungslinien signalisieren sollten. Die Hereinnahme der kommerziellen Aussteller in das IBLC, das bislang nur nichtkommerziellen Ausstellern vorbehalten war, wurde sowohl von den Ausstellern als auch von den Fachbesuchern sehr begrüßt und trug wesentlich zum positiven Messeergebniss des IBLC 1999 bei. Die dritte Neuerung betraf das Library Forum, das in diesem Jahr auch mit entsprechender technischer Ausrüstung voll in Betrieb gemommen wurde und in den kommenden Jahren ausgebaut werden soll. Schwerpunkte des Lecture Program 1999 waren die Vorträge der ungarischen Kolleginnen und Kollegen, die in zehn Beiträgen die ungarische Bibliothekslandschaft beschrieben, das Programm der Hochschule für Bibliotheks- u. Informationswesen, das Forschungsergebnisse der Hochschule, wie die Analyse von Fernsehbegleitbüchern für Jugendliche und die Marktanalyse des digitalen Buches präsentierte und die Lectures der Western European Specialists Section (WESS) of the Association of College and Research Libraries (ACRL).

Strukturell blieb es beim Ausstellermix aus Firmen, Hochschulen, Bibliotheken und Institutionen.

Die folgenden Hochschulen und Bibliotheken konnten wir begrüßen: Das Bibliotheks- und Informationssystem der Universität Oldenburg, die Humboldt-Universität (Berlin), die Stadt- u. Universitätsbibliothek Frankfurt a.M., die Universitätsbibliothek Bielefeld, die Universitätsbibliothek Karlsruhe, die Universitätsbibliothek Regensburg und die Universität Osnabrück.

Oldenburg zeigte in Ergänzung traditioneller Bibliothekseinführungen einen Videofilm "Halt durch Steffi!" und einen interaktiven Bibliotheksführer, das DFG geförderte Projekt COBACABANA, das ein integriertes System für elektronische Publikationen eines Hochschulverlages entwickelt, das ebenfalls von der DFG unterstützte Projekt der Digitalisierung historischer, farbig illustrierter Kinderbücher aus dem 19. Jh. mit Beständen aus Oldenburg und Braunschweig, außerdem die Weiterentwicklung des DFG-Projektes GERHARD, das das automatische Sammeln, Klassifizieren und Indexieren von wissenschaftlich relevanten Informationsressourcen im deutschen WWW zum Inhalt hat.

Die Abt. Pädagogik/Informatik der Humboldt Universität stellte die Projektergebnisse des von ihr koordinierten DFG-Projektes "Dissertation Online" vor. Die Stadt- u. Universitätsbibliothek Frankfurt a.M. präsentierte sich mit zwei Ständen und zeigte dort die Digitalisierung von Flugschriften und Kleinschriftttum im Zusammenhang der Revolution von 1848 im deutschsprachigen Raum, das digitalisierte Koloniale Bildarchiv und die Bibliographie der deutschen Sprach- und Literaturwissenschaft. Die technische Medienbearbeitung der StUB hatte in Verbindung mit der Buchbinderei Remberg die E.B.S.T. Einbandstellenverwaltung mit Archiv 2000 und E.B.S.T. READ (Einleseprogramm für Buchbinder), das Signatur-Beschriftungstool, eine Barcodetiketten-Software, das Entsäuern und Einbetten brüchiger Seiten, das Schützen mit Mylar D Folie, Outsourcing Logistik und einen digitalen Kopierdienst mitgebracht.

Die Universitätsbibliothek Bielefeld stellte die Digitale Bibliothek NRW vor, die am 7.6.1999 ihren Routinebetrieb mit 8 Pilotbibliotheken (UB Bielefeld, UB Bochum, UB Essen, FUB Hagen, FHB Köln, USB Köln, FHB Münster und HBZ NRW) aufnahm. Neben zahlreichen Bibliothekskatalogen und Datenbanken steht eine Vielzahl von Volltexten (z.Zt. ca. 40 000) zur Verfügung. Drei weitere Features heben die Digitale Bibliothek NRW heraus: Die Verfügbarkeitsrecherche (welche Medienform ist wo vorhanden, einschließlich Dokumentenlieferung), die lokalen Sichten (jede Bibliothek hat die Möglichkeit ihre eigene Sicht zu konfigurieren), das Abrechnungssystem.

GINIT zeigte zusammen mit der Universitätsbibliothek Karlsruhe die Weiterentwicklungen seiner integrierten, dezentralen Bibliotheksverwaltung i3v®, insbesondere wurde in diesem Jahr die neue Zeitschriftenverwaltung herausgestellt. Die Universitätsbibliothek Regensburg stellte die Elektronische Zeitschriftenbibliothek vor. Sie bietet einen schnellen, strukturierten und einheitlichen Zugang zu etwa 4500 wissenschaftlichen Volltextzeitschriften, davon knapp 600 reinen Online-Zeitschriften. Die Universitätsbibliothek Osnabrück war mit der Weiterentwicklung der Projekte ELIB und OSIRIS vertreten. Die Elib Electronic Library erschließt die fachspezifischen Materialien des Internet in Verbindung mit Druckwerken der Bibliothek. Der Schwerpunkt liegt dabei im Zeitschriftenbereich. Darüber hinaus bietet Elib eine inhaltliche Erschließung der Zeitschriften. OSIRIS ist ein einfach zu bedienendes Recherchesystem insbesondere für bibliographische Datenbanken. Das besondere an OSIRIS ist die Möglichkeit, Eingaben in natürlicher Sprache vorzunehmen.

Ein wichtiger strategischer Gesichtspunkt in den Überlegungen der Leitung des IBLC ist, in Zukunft die Stadtbüchereien stärker an das IBLC binden. Ein erster kleiner Schritt wurde mit der Einladung an die Stadtbücherei Frankfurt a.M. unternommen. Im IBLC stellte die Frankfurter Stadtbücherei die Bibliothekspädagogik und die Schulbibliothekarische Arbeitsstelle als zwei ihrer wichtigen Arbeitsfelder heraus.

Ein neuer Weg wurde mit der Einladung einer Fachhochschule beschritten. 1999 nahm die Hochschule für Bibliotheks- und Informationswesen (HBI) in Stuttgart mit einem umfangreichen Programm teil. Vorgestellt wurden die Studienfächer, wissenschaftliche Arbeiten und Projekte, das Institut für Kindermedienforschung und die Weiterbildungsmöglichkeiten und Serviceleistungen der HBI-Akademie für Bibliothekare. Die Leitung des IBLC wird für die Messe 2000 versuchen, weitere Fachhochschulen zu gewinnen.

Besonders glücklich war die Leitung des IBLC, dass für die beiden früheren Gastländer Österreich und Schweiz wiederum eine Teilnahme möglich war. Es wird versucht, auch in den kommenden Jahren möglichst viele Auslandvertretungen im IBLC zu halten.

Österreich stellte Ausbildungsgänge in den Vordergrund, das Qualifizierungsprojekt BIG – Bibliotheken in der Informationsgesellschaft, den FH-Studiengang Informationsberufe Eisenstadt und den Universitätslehrgang Bibliotheks- und Informationsmanagement Telekommunikation, Information, Medien. Die Schweiz rückte den neuen Online-Katalog des Informationsverbundes Deutschweiz (IDS) in den Mittelpunkt ihrer Präsentationen.

Das diesjährige Gastland Ungarn hatte für das IBLC eine umfangreiche Präsentation vorbereitet. Auf 80 qm stellten sich vor: das Ungarische Kultusministerium, die Széchényi Nationalbibliothek, die John von Neumann Digitale Bibliothek, die Bibliothek des Goethe-Instituts (Budapest), die Nationale Bibliothek für Fremdsprachige Literatur, das Nationale Technische Informationszentrum mit seiner Bibliothek, die Somogyi-Bibliothek (Szeged), der Bund der Bibliotheken und Informationsinstitute, der Verband Ungarischer Bibliothekare und die Gruppe der Ungarischen Periodika-Bibliothekare. Die weitgespannten Informationen und die im IBLC anwesenden deutschsprachigen Kollegen aus Ungarn boten ausgezeichnete Informations- und Kontaktmöglichkeiten.

Als besonderes Ereignis konnte das IBLC erstmals eine Abordnung von Bibliothekaren und Bibliothekarinnen aus USA mit einem eigenen Stand begrüßen. Es war dies die Western European Specialists Section (WESS) of the Association of College and Research Libraries (ACRL), die am Samstag, den 16.10.99 das IBLC mit einem umfangreichen Lecture Program bereicherten. Ms. Barbara Walden (University of Wisconsin-Madison) vermittelte den deutschen Zuhörern neue Aspekte zum Thema "Past und Future of Western European Librarianship in the United States, "Die nationale Zusammenarbeit von Fachreferenten in den USA im Rahmen von Wess" behandelte Mr. Jeffrey Garrett (Northwestern University, Evanston,IL). Dieser Vortrag war für deutsche Fachreferenten sehr aufschlußreich. Ms. Barbara Walden führte die Gedankengänge weiter mit "Resource Sharing among North American Academic Libraries: A model for export?". Die Fragestellung kann aus deutscher Sicht positiv beantwortet werden. Es würde sich lohnen, das Thema in einem Symposium weiterzuführen. Das gilt im gleichen Maße für die beiden nächsten Vorträge von Dr. Maria Pankake (University of Minnesota, Minneapolis,MN) "Faculty Liaison: Teachers and Librarians as Colleagues" und Dr. Michael P. Olson (Widener Library, Harvard University, Cambridge,MA). Mr. Olsons Thesen können aus deutscher Sich nur uneingeschränkte Zustimmung finden. Einen spannenden Beitrag lieferte Dr. James Niessen (Texas Tech University, Lubbock,TX) mit "H-Net and the Republic of Letters: New Models of Scholarly Communication". Hier gab es für die deutschen Kollegen viel neues zu Lernen. Mr. Jeffrey Garrett rundete die Vortragsfolge mit einem Feuerwerk an ernsten und ironischen Einsichten ab: "Liegt´s an der Sprache oder an der Sache? Zur problematischen Übersetzbarkeit bibliothekarischer Fachbegriffe".

Ständiger Aussteller ist erfreulicherweise das British Council, das wie in den vergangenen Jahren die Europäische Union mit dem EU Telematics for Libraries Program vertrat. Zum ersten Mal stellte sich im Zentrum das Hessische Bibliotheks-Informationssystem (HEBIS) vor. Die HEBIS Verbundzentrale betreut bibliothekarisch rund 600 Bibliotheken in Hessen und Rheinhessen. Auf der Grundlage des seit 1995 eingeführten Systems PICA wird ein modernes Dienstleistungssystem aufgebaut u.a. mit der HEBIS Datenbank, Online-Bestell-funktion, Online-Fernleihfunktion, integrierten Online-Current-Contents-Dienst und Nach- weis von elektronischen Dokumenten mit direkter Zugriffsmöglichkeit auf den Link. Ein neuer wichtiger Partner des IBLC ist das United States Information Resource Center des Amerikahauses Frankfurt a.M. Die Information Resource Centers bieten verschiedene Digitale Informationsdienste und Informationsprodukte an, die den Kontext für politische Entwicklungen in den USA liefern, sie sind Teil des Public Diplomacy Programs des US Außenministeriums. Das Interesse an diesem Teilnehmer war groß und äußerte sich u.a. durch den zweimalige Besuch des amerikanischen Botschafters, der sich auch eingehend mit der Delegation der amerikanischen Bibliothekare unterhielt.

Als erstes Antiquariat konnte die Firma Auvermann & Keip gewonnen werden. Bell & Howell zeigte u.a. die Software ProQuest auf CD-ROM und als Online Version, die Zugang zu über 20 bibliographischen und Volltext Datenbanken ermöglicht. ProQuest Digital Dissertations bietet den Webzugang zu Dissertationen im PDF-Format und beinhaltet auch die vollständige Dissertation-Abstracts-Datenbank. Neu war die Projektvorstellung der Digitalisierung von bislang nur in Mikroform vorliegenden Forschungssammlungen und Zeitschriften. Begonnen wurde mit Early English Books und zwanzig Zeitschriften darunter Science ab 1880. Die Firma Blackwell zeigte an ihrem Stand Serials Connect (Online-Zugang über Paßword zu Zeitschriften und Fortsetzungsdaten), den Collection Manager, der als Datenbank englisch-sprachige Neuerscheinungen ab 1994 anbietet und eine Fülle von Recherche- und Bestellmöglichkeiten für den Fachreferenten bereithält sowie Blackwell´s Electronic Journal Navigator. Casalini libri hatte seinen TOC-Service (Zeitschrifteninhaltsverzeichnisse und Volltexte in elektronischen Formaten) und den Fast-Track-Service (regalfertige Lieferung bestellter Bücher) im Programm.

Im Zusammenhang mit amerikanischen Universitäten stellte Casalini libri die Produkte MUSE und HighWire vor, die beide Online-Versionen renommierter und verbreiteter Zeitschriften anbieten. IBM Deutschland Informationssysteme GmbH stellte mit dem Geschäftsbereich Printing Systems das neue Geschäftsfeld "Print on Demand" vor. Digitaldruck und Produktion nach Bedarf werden in Zukunft eine zunehmend wichtige Rolle spielen. Das IBLC wird dieses Thema im nächsten Jahr weiterverfolgen. Mit NetLibrary konnte erstmals ein Anbieter für elektronische Bücher gewonnen werden. NetLibrary wendet sich mit seinen Aktivitäten an Bibliotheken, Verleger, Endverbraucher und Firmen und bietet Bücher aus fast allen amerikanischen Universitätsverlagen an. Ebook wird zukünftig eine wichtige Aktivität des Zentrums sein. Die Bernhard Pleuser GmbH zeigte ihr breites Sortiment an Spezialettiketten für Außen- und Innnenbeschriftung von Büchern und Archivalien. Schmidt Periodicals GmbH, ein internationaler Anbieter vergriffener, zurückliegender Zeitschriftenjahrgänge, zeigte die neuesten Fachgebietslisten nun auch auf CD-ROM und als Online-Version. Der Londoner Library Supplier Starkmann Ltd. hatte seinen Stand durch den Künstler Felix Martin Furtwängler gestalten lassen. Das innovative und ausgefallene Design fand große Aufmerksamkeit und viel Zuspruch.

Neu wurde die bibliographische Recherche in den Datenbanken der Firma Starkmann, die Online-Bestellfunktion und die Reklamierungs- bzw. Stornierungsfunktion über "Track your orders" gezeigt. Eine ganz junge Firma konnte mit dem Zentralen Verzeichnis Antiquarische Bücher von bücher.de AG gewonnen werden. Darüber hinaus stellten aus: die Zeitschriftenagentur Swets & Zeitlinger GmbH mit ihrem umfangreichen Serviceangebot und die Systemanbieter Dynix GmbH/MDIS GmbH, Ex Libris (Deutschland) GmbH, Fleischmann Software Vertrieb GmbH, LIB-IT GmbH, LARS Software GmbH.und R & R Messtechnik und Handel GmbH.

Die Internationale Fachbuchausstellung, in der etwa 1000 Neuerscheinungengezeigt wurden, konnte optisch neu gestaltet werden. Durch die Zusammenarbeit mit 3MÔ wurde deren Buchsicherungs- und Selbstverbuchungssystem in die Fachbuchausstellung integriert. Diese für beide Seiten erfolgreiche Zusammenarbeit soll fortgesetzt werden.

Nicht vergessen darf eines der Kerngeschäfte des IBLC. 20 Library Suppliers hatten sich 1999 angemeldet, um ihre Kunden zu treffen und mit Ihnen über Aufträge, Konditionen und Lizenzen zu verhandeln. Den Geschäftsbereich der Library Suppliers gilt es in den kommenden Jahren besonders zu pflegen und auszubauen.

Zum zweiten Mal konnte am Donnerstag ein gesellschaftlicher Abend veranstaltet werden.

Den musikalischen Rahmen bot in perfekter Weise das Quartett unter der Leitung von Sandor Karolyi.