Nachruf auf Dr. Dietrich Poggendorf

geb. am 18.10.1925 in Cammin/Pommern
gest. am 01.02.2000 in Karlsruhe
Direktor der Universitätsbibliothek Karlsruhe von 1966-1988

[Dr. Dietrich Poggendorf]

In der Kapelle des Hauptfriedhofs Karlsruhe nahmen am 7. Februar 2000 neben seiner Familie und den Freunden viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Universitätsbibliothek Karlsruhe, der Universität Karlsruhe und zahlreiche Kolleginnen und Kollegen aus Baden-Württemberg Abschied von Dr. Dietrich Poggendorf. Aus den zahlreichen Gesprächen am Rande war schnell erkennbar, dass sein bibliothekarisches Wirken vielen noch gegenwärtig ist, obwohl es bereits über 11 Jahre zurückliegt.

Nach Schulzeit und Abitur in seiner Geburtsstadt ging Dietrich Poggendorf zunächst nach Greifswald zum Studium der Biologie, das er jedoch wegen der Kriegsereignisse bald an die Universität Göttingen verlagern musste. Dort beendete er 1952 mit dem Staatsexamen und einer Dissertation am Zoologischen Institut seine wissenschaftliche Ausbildung. Nach einer wissenschaftlichen Tätigkeit an der Kölner Universität absolvierte er das erste praktische Jahr seines Referendariates in Marburg an der Westdeutschen Bibliothek. Seine Assessorarbeit am Bibliothekarlehrinstitut in Köln beschäftigte sich mit dem Umstellungsaufwand alphabetischer Kataloge von der damals gültigen grammatikalischen auf die gegebene Wortfolge. Dieses Thema zog sich durch seinen ganzen Berufsweg. Seine grundlegende Arbeit über "Mechanische Ordnung der Titel" verschaffte ihm Zugang zur Kommission für alphabetische Katalogisierung, aus deren Arbeit nach zähem Ringen 1977 die neuen "Regeln für die alphabetische Katalogisierung" hervorgingen. Nach Zwischenstationen in Saarbrücken und Hannover übernahm Dietrich Poggendorf die Leitung der Bibliothek der damals Landwirtschaftlichen Hochschule in Hohenheim, 1966 wurde er zum Direktor der Universitätsbibliothek Karlsruhe berufen.

In Karlsruhe beschäftigten ihn nicht nur Katalogisierungsthemen, die er in der Reihe Bibliothekspraxis mit dem Titel "Anleitung für die Katalogisierung in Institutsbibliotheken" behandelte, sondern zunächst ein kurz vorher bezogener Neubau, der ein großer architektonischer Wurf sein und im Campus ein sichtbares Zeichen geben sollte, der aber für das funktionale Denken eines Bibliothekars eine Fülle von Problemen mit sich brachte. So begann damals ein bis heute nicht beendeter Kampf um Ausbau, Umbau, Erweiterung und Organisation der bekannten Turmbibliothek.

Die räumlichen Misslichkeiten hielten Dietrich Poggendorf aber nicht davon ab, sich frühzeitig Gedanken über Perspektiven zu machen, die die Einführung der elektronischen Datenverarbeitung für die steigende Informationsflut und die Massenbenutzung bedeuten würde. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft ermöglichte ihm 1965 und 1971 zwei große Auslandsreisen in amerikanische und englische und irische Bibliotheken.

Schon 1971 ließ Poggendorf die bi bliographischen Daten für einen alphabetischen Ka talog in maschi nenlesbarer Form aufnehmen und 1982 konnte ein direkter Online- Betrieb zwischen der UB und dem Rechenzentrum aufgenommen werden. Aufgrund der Weitsicht Poggendorfs konnte der Schaden gering gehalten werden, den die Probleme des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes anrichteten. Über ein Jahr lang fehlte den Bibliotheken der Nachweis der aktuellen Literatur. Die UB Karlsruhe konnte ihre maschinenlesbar aufgenommenen Katalogdaten in einem eigenen, lokalen Online-Katalog zusammenführen und recherchierbar machen. So waren zum Ende der Dienstzeit von Dietrich Poggendorf zusammen mit dem landeseinheitlichen Ausleihverbuchungssystem OLAF wesentliche Benutzungseinrichtungen automatisiert.

Ebenso war es ihm vergönnt, zumindest einen Teil der Bibliotheken des Bibliothekssystems zu größeren Einheiten zusammenzufassen, ihm ist die Gründung mehrer Fakultätsbibliotheken zu verdanken. Die Bibliotheken wurden nunmehr in einer eigenen Abteilung betreut, die die Grundlage für die Schaffung eines Gesamtkataloges bedeutete.

Viele, die Dietrich Poggendorf gekannt haben, beschreiben ihn als Bibliothekar mit großer Sachkenntnis und gewissenhafter Pflichterfüllung, gelegentlich auch preußisch-streng sich selbst und seiner Umgebung gegenüber. Er hat sich mit der ihm eigenen Zielstrebigkeit um die Universitätsbibliothek Karlsruhe verdient gemacht und nach seiner Pensionierung einen großen Teil seiner Kraft in den Dienst des Naturschutzes gestellt.

Christoph-Hubert Schütte
und die Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter der
Universitätsbibliothek Karlsruhe