Fundraising: erfolgreiche Strategien
führender Nonprofit-Organisationen.


Michael Urselmann.
- Bern; Stuttgart; Wien: Haupt, 1998. 252 S., DM 58.00
ISBN 3-258-05846-6


"Immer mehr gemeinnützige Organisationen geraten in finanzielle Schwierigkeiten. Einnahmequellen, auf die sie sich jahrelang verlassen konnten, brechen plötzlich weg. Staatliche Zuschüsse werden gekürzt oder ganz gestrichen. Um die Ausfälle ausgleichen zu können, sind die Organisationen gezwungen, sich selbst aktiv um die Beschaffung finanzieller Mittel zu bemühen." (S. 10) Auch das Bibliothekswesen leidet unter enormen finanziellen Zwängen, durch die eine ordnungsgemäße Literatur- und Informationsversorgung langfristig gefährdet ist. Deshalb haben sich in Deutschland erfreulicherweise disziplinübergreifend Sozialwissenschaftler, Unternehmensberater, Unternehmer, Betriebswirtschaftler (insbes. für Marketing und Operations Research) und Bibliothekare aus allen Bibliothekstypen und auch die öffentlichkeitsscheuen Archivare zusammengetan, um auf Konferenzen und Fortbildungsveranstaltungen über ein Thema zu sprechen, das in den USA zum Alltag von sog. Nonprofit-Oganisationen gehört (1) und inzwischen auch Aufnahme in Fachwörterbücher gefunden hat: Fundraising. (2)

Bisher fehlte eine allgemeine Einführung in den Gegenstand, die dem Bibliothekar zur Lektüre empfohlen werden konnte. Diese liegt nach Ansicht des Rezensenten mit Michael Urselmanns Publikation vor. Seine Referenz sieht der Rezensent auch in den einleitenden Ausführungen des Verfassers bestätigt: "Eine umfassende Untersuchung, welche Bedeutung die einzelnen Aspekte auf den Erfolg des gesamten Fundraising haben, lag bislang noch nicht vor. Es war unklar, welchen Aspekten des Fundraising die Organisationen besondere Aufmerksamkeit schenken müssen, um erfolgreich zu sein. Diese Lücke soll das vorliegende Buch schließen." (S. 11) Die Ausführungen basieren auf umfassenden wissenschaftlichen Untersuchungen, die der Autor 1993-1997 durchgeführt hat. Die Vorteile des Buches sind:

Die 12 Kapitel beinhalten Definitionen, allgemeine Entwicklungen auf dem Fundraising-Markt, die Gewinnung von Mitgliedern und Spendern, die Mitglieder- und Spenderverwaltung mit Hilfe einer professionellen Software, die Bedürfnisse und Präferenzen des Förderers, den Aufbau einer Beziehung zum Förderer, die Beschaffung von Fremdadressen, verschiedene Fundraising-Instrumente wie Mailing, Telemarketing, Event, Internet, Bußgeldmarketing, Lotterien und Tombolas, Jubiläums- und Kondolenzspenden sowie Haus- und Straßensammlung, die Planung des Fundraising und abschließend die Mitarbeiterzufriedenheit in der Fundraising-Abteilung.

Als erste Einführung in das Fundraising und Hilfestellung bei der Bewertung einzelner Aspekte ist die Arbeit von Urselmann für Mitarbeiter in allen Bibliothekstypen und für die bibliothekarische Aus- und Fortbildung gut geeignet.

Die theoretischen Grundlagen der wissenschaftlichen Untersuchungen wurden gesondert veröffentlicht (4).

Anmerkungen
(1) Schmidt, Marion: Fundraising für Hochschulbibliotheken und Hochschularchive: Fachtagung in Potsdam. In: Bibliotheksdienst 33 (1999) 2, S. 282-288. - Dörpinghaus, Hermann Josef: Sponsoring für wissenschaftliche Bibliotheken in öffentlicher Trägerschaft: steuerrechtliche Aspekte. In. Zs. Bibl.Wesen Bibliogr. 45 (1998) 3, S. 279-294. - Lang, Reinhard: Wege zum Geld. Fundraising für Bibliotheken. In: Sponsoring für Bibliotheken: Vorträge. Berlin, 1997. S. 24-31.
(2) So in: Internationales Marketing-Lexikon: Eric Waarts; John Koster et al. Köln, 1998. S. 389 als "Geldbeschaffung (fund raising) Aktivitäten vornehmlich von Non-Profit-Organisationen im Hinblick auf die Einnahme von Spenden durch Aktionen, Sammlungen, Direct Mail, Werbung und Publicity für ein vorher bestimmtes Ziel." - Der Begriff fehlt in: Koschnick, Wolfgang J.: Encyclopedic dictionary marketing = Enzyklopädisches Wörterbuch Marketing. Bd 1.2. München, 1994. - In dem im gleichen Jahr erschienenen Buch von van Bernem, Theodor: Wirtschaftsenglisch-Wörterbuch. 3. Aufl.  München, 1994 ist auf  S. 96 "fund raising" im Sinne von " Kapitalbeschaffung" zu finden.
(3) z.B. Bortoluzz Dubach, Elisa; Frey, Hansrudolf: Sponsoring: der Leitfaden für die Praxis. Bern, 1997. - Strachwitz, Rupert Graf: Unternehmen als Sponsoren, Förderer, Spender und Stifter. Wiesbaden, 1993. - Von bibliothekarischer Seite besonders erwähnenswert: Sponsoring für Bibliotheken / Hrsg. von Rolf Busch. Berlin, 1997. 141 S. (DBI-Materialien; 164)
(4) Urselmann, Michael: Erfolgsfaktoren im Fundraising von Nonprofit-Organisationen. Wiesbaden, 1998.


Anschrift des Rezensenten
Prof. em. Dr. Dieter Schmidmaier
Sanddornstraße 8
D-12439 Berlin