Marketing von elektronischen Informationsdienstleistungen
­ am Beispiel der Universitätsbibliothek Freiburg

von Wilfried Sühl-Strohmenger


1. Notwendigkeit von Marketing durch die Universitätsbibliothek
2. Was verstehen wir in diesem Zusammenhang unter "Marketing"

3. Hauptaspekte des Marketing von Informationsdienstleistungen an der Universitätsbibliothek Freiburg

  3.1 Die kundenorientierte Beschaffung der Produkte

  3.2 Die Darbietung der Dienstleistungen auf der Homepage ­ "Corporate Identity"

  3.3 Die kundenfreundliche Darbietung der elektronischen Informationsdienste im Rahmen des "Bibliotheks-ServicePunkts" (BSP)

  3.4 Die Vermarktung der Produkte durch ein breites Einführungs-, Schulungs- und Präsentationsprogramm

  3.5 Marketing der Fachinformation durch den Fachreferenten

  3.6 Die kontinuierliche Information und Navigationshilfe bezüglich der elektronischen Publikationen über den Katalognachweis hinaus: der "Navigator Elektronische Publikationen"

  3.7 Das Projekt "Lebendes Plakat"

4. Ausblick

 

1. Notwendigkeit von Marketing durch die Universitätsbibliothek

Zunehmend wird dem Marketing seitens der deutschen Hochschulbibliotheken1 ein deutlich höherer Stellenwert eingeräumt als das früher der Fall war. Auch eine Unversitätsbibliothek muss sich aus verschiedenen Gründen um Marketing kümmern, u.a. aus folgenden Gründen: Die nicht selten kostspielige Anschaffung von elektronischen Informationsmedien wie bibliographischen oder Volltextdatenbanken erfordert im Hinblick auf eine effiziente und breite Nutzung dieser Angebote ein gezieltes Marketing.

Das Bibliotheksmarketing wird zunehmend ein Teil des Hochschulmarketing, das die Universität betreibt, um gegenüber den anderen Hochschulen wettbewerbsfähig zu bleiben. In das durchaus von den Hochschulen zur Kenntnis genommene Hochschulranking fließt die Qualität der bibliothekarischen Dienstleistungen wesentlich mit ein.2 Je besser diese den Hochschulangehörigen bekannt sind und von diesen kompetent eingesetzt werden können, desto höher ist das Niveau der Lehr-und Forschungsergebnisse.

Je mehr Dienstleistungen, insbesondere auf dem Informationssektor, die Universitätsbibliothek über das Netz/Internet zugänglich macht, desto mehr Studierende und sonstige Universitätsangehörige bzw. Nicht-Universitätsangehörige nutzen diese Dienste von außerhalb, als "remote users". Für diese Nutzergruppen bedarf es einer Marketingstrategie, die einerseits darauf abzielt, neue Nutzer zu gewinnen, andererseits die bereits aktiven Nutzer mit Informations-, Beratungs- und Schulungsangeboten zu unterstützen und deren Feedback einzuholen.3 Beispielsweise verzeichnete der von der Universitätsbibliothek und dem Rechenzentrum der Universität Freiburg gemeinsam betriebene Datenbankrecherche-Dienst "InfoBase+" (heute unter dem Namen "ReDI Freiburg") im Jahr 1998 insgesamt über 300.000 Zugriffe, von denen ca. 250.000 dezentral erfolgten, also nicht über Bibliotheksrechner.

Auf dem Weg zur Kosten- und Leistungsrechnung sowie unter Berücksichtigung des Globalhaushalts muss die Bibliothek bestrebt sein, die vorhandenen Medienund Informationsangebote in höherem Maß als früher an wirtschaftlichen Kriterien orientiert zu vermitteln. An der Universität Freiburg sind zur Zeit rund 18.000 Studierende immatrikuliert.

Hinzu kommen etwa 2.500 Mitglieder des Lehr- und des wissenschaftlichen Personals. Außerdem ist die Universität grenzüberschreitend im EUCOR-Verbund der Universitäten am Oberrhein aktiv, und das heißt, dass den Studierenden der Universitäten in Basel, Karlsruhe, Mülhausen und Straßburg grundsätzlich die gleichen Nutzungsrechte an der Universität Freiburg zustehen wie umgekehrt den Freiburger Universitätsangehörigen dort.4 Die potentielle Nutzerschaft der Universitätsbibliothek und ihrer elektronischen Dienstleistungen erweitert sich dadurch beträchtlich, auch wenn zu berücksichtigen ist, dass für einige Dienste lizenzrechtliche Einschränkungen bezüglich des berechtigten Personenkreises bestehen.

2. Was verstehen wir in diesem Zusammenhang unter "Marketing"

Das Marketing der Universitätsbibliothek5 konzentriert sich primär auf den Bereich der Hochschule selber. Da die elektronischen Dienstleistungen der Bibliothek nur zum Teil uneingeschränkt von allen genutzt werden dürfen, die über einen Netzzugang verfügen, und auch nicht gebührenpflichtig sind, sind sie nur bedingt mit kommerziellen Informationsanbietern vergleichbar. Es geht also zunächst weniger um Marktanteile im kommerziellen Sinne, sondern um eine Optimierung der Nutzung, die sich bei den lizensierten Informationsprodukten (z.B. den meisten bibliographischen Datenbanken) auf die Hochschulangehörigen beschränken muss.

Marketing umfasst vor diesem Hintergrund:

3. Hauptaspekte des Marketing von Informationsdienstleistungen an der Universitätsbibliothek Freiburg

3.1 Die kundenorientierte Beschaffung der Produkte

An erster Stelle ist die kundenorientierte Beschaffung der Produkte (bibliographische Datenbanken und sonstige elektronische Datensammlungen) hervorzuheben. Der Beschaffungsvorgang dafür ist in der Universitätsbibliothek Freiburg so geregelt, dass die Fachreferent(inn)en die in ihren Fächern notwendigen Produkte ­ unter Einschaltung eines EP-Referenten und des Erwerbungsleiters ­ zunächst zu Testzwecken bestellen. Das zum Test bestellte Produkt wird dann einer technischen und inhaltlichen Prüfung unterzogen, die zum einen sicherstellen soll, dass die technischen Anforderungen (z.B. für einen Einsatz im Netz, möglichst unter WWW) auch im Hinblick auf eine nutzerfreundliche, komfortable Rechercheoberfläche als auch die vom Fach her zu definierenden inhaltlichen Anforderungen erfüllt werden. Dazu werden in der Regel die Voten der Fachvertreter und auch anderer Fachreferentenkollegen eingeholt.

3.2 Die Darbietung der Dienstleistungen auf der Homepage ­ "Corporate Identity"

Die Dienstleistungen der Bibliothek sollten mit dem unverwechselbaren Erscheinungsbild der Bibliothek identifizierbar sein und dadurch gleichzeitig ihr Image als leistungsstarken, kundenfreundlichen Betrieb stärken und erhöhen. Zwar hat die Universitätsbibliothek Freiburg bislang kein ausformuliertes Leitbild, jedoch sind ihre Grundsätze seit längerem in der Universität und auch darüber hinaus durch ihre praktische Arbeit bekannt und anerkannt.

Dies betrifft sowohl ihr Bestreben um eine effiziente Struktur des universitären Bibliothekssystems und damit eine bedarfsgerechte Informations-und Literaturversorgung für die Universität als auch das stetige Bemühen, die Medienangebote und die Dienstleistungen der Zentralbibliothek mit qualifiziertem, engagierten Personal, mit modernster EDV-Technologie und mit leistungsfähiger Betriebsorganisation kundenfreundlich zur Verfügung zu stellen.

Sichtbaren Ausdruck findet dieses "implizite Leitbild" in der Gestaltung der Homepage (URL: http://www.ub.uni-freiburg.de/). Sie orientiert sich in ihrer Gestaltung genau an der Homepage der Universität und zeigt dadurch gleichzeitig die enge Verbindung von Hochschule und Bibliothekssystem. Sie bietet sodann in übersichtlicher Form die für die Benutzer wichtigsten Informationen und Dienstleistungsangebote mit Direkteinstiegen dar.7

3.3 Die kundenfreundliche Darbietung der elektronischen Informationsdienste im Rahmen des "Bibliotheks-ServicePunkts" (BSP)

Der sogenannte "Bibliotheks-Service-Punkt" (BSP) wurde primär für die vielen in der Universität für die Studierenden bereitgestellten öffentlichen PCs entwickelt, um einen noch leichteren Einstieg in die elektronischen Dienste der Bibliothek zu ermöglichen. Durch seine eingängige, freundliche Aufmachung eignet er sich in besonderer Weise als Instrument des Marketing der elektronischen Informationsdienstleistungen.

Der BSP offeriert das Ensemble der wichtigsten Dienste, beginnend beim Online-Ausleihsystem und dem Online-Katalog, dann fortschreitend zu den vielgefragten regionalen und überregionalen Verbundkatalogen des BSZ bzw. des KVK, zu den elektronischen Publikationen der Bibliothek, hier besonders dem Navigator als Suchhilfe und dann den unter ReDI Freiburg verfügbaren bibliographischen und Volltext-Datenbanken, bis hin zu den lokalen und überregionalen Ressourcen der Fachinformation.

Der Bibliotheks-Service-Punkt (BSP) veranschaulicht das Zusammenspiel der genannten Elemente, die Eckpunkte der elektronischen Bibliothek darstellen, auf ­ wie wir meinen ­ gelungene Weise. Die Serviceleistungen präsentieren sich den Benutzern als sinnvoll gegliederter Zusammenhang, der ihnen je nach Bedarf die freie Wahl dieses oder jenes Angebotes gestattet, die im WWW weitgehend miteinander verknüpft sind (URL: http://www.ub.uni-freiburg.de/bsp/).

Ein besonderer Stellenwert kommt dabei den unter "ReDI Freiburg" verfügbaren Datenbanken ­ bibliographische und Volltext-Datenbanken ­ zu, die teilweise zentral für das Land vom Einkaufskonsortium Baden-Württtemberg mit entsprechenden Landeslizenzen beschafft worden sind (und weiterhin werden).8 Die Universitätsbibliothek bietet unter ReDI Freiburg nicht nur die zentral erworbenen elektronischen Datensammlungen, sondern auch die nur lokal zugänglichen Datenbanken an. Bei der Gestaltung der ReDI-Seiten im WWW wurde von Anfang an mithilfe graphischer Kompetenz auf den Gesichtspunkt des Marketing besonderer Wert gelegt. Die farblichen Gestaltungselemente ziehen sich einheitlich durch alle Seiten der ReDI-Homepage.

Aber das Beispiel ReDI wird auch deshalb angeführt, weil es zeigt, dass nicht die Verpackung über die Attraktivität eines Informationsproduktes entscheidet, sondern die technische Qualität und der konkrete Nutzen der Dienste für Studium und Forschung. So liegt der unbestreitbare Vorzug von ReDI darin, dass alle Datenbanken über Netscape im Internet zur Verfügung stehen, d.h. dem heute am weitesten verbreiteten Browser. Die Datenbanken bieten im Rahmen des einheitlichen ReDI-Interfaces allen Komfort von Web-Diensten, d.h. die Möglichkeit von internen Links (beispielsweise bei der Autoren- und der Zeitschriftensuche) wie auch von externen Verknüpfungen zum Online-Katalog oder zum Ausleihsystem im WWW bis hin zum elektronischen Journal, das ebenfalls über WWW verfügbar ist. Die Nutzer finden also nicht nur die gewünschten bibliographischen Zeitschriftennachweise, sondern sie können sogleich die Local Holdings checken und ggf. eine Bestellung anstoßen oder gar in zunehmendem Umfang den Volltext auf den Bildschirm holen.

3.4 Die Vermarktung der Produkte durch ein breites Einführungs-, Schulungs- und Präsentationsprogramm

Wesentliches Mittel des Marketing von Informationsdienstleistungen durch die Universitätsbibliothek ist das differenzierte Einführungsund Schulungsprogramm, das sowohl über die Homepage der Bibliothek als auch im Vorlesungsverzeichnis sowie in Form von Aushängen und Faltblättern bekanntgemacht wird. Die Fachreferent(inn)en nutzen außerdem ihre guten Beziehungen zu den Instituten und Seminaren, um ständig auf dieses Angebot aufmerksam zu machen.

Das für das Produktmarketing zentrale Einführungs- und Schulungsangebot erstreckt sich mittlerweile weit über die traditionellen Bibliotheksführungen hinaus, auch wenn diese weiterhin ihren Wert als Ersteinweisung in das Gebäude und seine Benutzungsbereiche behalten haben. Es gibt jetzt

Die Einführungsveranstaltungen finden entweder an einem Schulungsrechner im Informationsbereich der Bibliothek oder in einem Vorführraum statt. Zu unterscheiden sind

"Roadshows"

Seit einigen Semestern bieten die Fachreferent(inn)en, unterstützt durch Diplomkräfte des Dezernats Informationsdienste sowie die für die gesamte technische Vorbereitung zuständigen Mitarbeiter(innen) der PC-Abteilung, Präsentationen der elektronischen Fachpublikationen vor Ort in den Fakultäten ("Roadshow") an. Diese Veranstaltungen werden durch Plakataushang, durch Anschreiben an das Lehrpersonal, auch durch E-Mail-Rundbriefe und über WWW rechtzeitig vorher angekündigt.

An einem möglichst zentralen, vielfrequentierten Ort des Fakultäts- oder Institutsgebäudes werden Leinwand, Beamer und zwei PCs, ferner eine Stellwand mit Plakat und Infos, aufgestellt. Teilweise wenden sich die Studierenden mit gezielten Fragen zu bestimmten Datenbanken oder Literaturrecherchen an den Fachreferenten, teilweise erregt jedoch das auffällige Arrangement erst die Aufmerksamkeit der Vorbeigehenden, die dann stehenbleiben und sich das Datenbankangebot zeigen lassen. Man könnte diese Veranstaltung als Form des "Event-Marketing" verstehen und in diesem Sinne weiter ausbauen.

Infotage und Nutzerstudien

Zweimal fanden bislang außerdem universitätsöffentliche Informationsveranstaltungen mit Datenbankdemonstrationen und mit einem Vortragsprogramm von Wissenschaftlern, EDV-Spezialisten und Bibliothekaren in der Universitätsbibliothek statt. Das Konzept beruht auf einer Verbindung von Messe und Vorträgen in räumlicher Einheit und trägt Workshop-Charakter. Die Fachreferent(inn)en stellen an jeweils eigenem Stand mit PC und deutlicher Beschilderung die Fachinformationen vor, die die Bibliothek bereithält. Bislang erstreckten sich diese Infoveranstaltungen über 1-3 Tage während des Semesterbetriebs. Die nächsten Infotage werden ­ unter Beteiligung mehrerer universitärer Einrichtungen ­ für Dezember dieses Jahres von der Universität geplant.

Die erste Veranstaltung dieser Art stand als gemeinsame Informationsveranstaltung von Rechenzentrum und Universitätsbibliothek im Jahr 1996 unter dem Motto: "Geht's noch ohne Computer?". Beteiligt waren die EDV-Experten des Rechenzentrums und der Universitätsbibliothek, die Informationsspezialisten der Bibliothek sowie Wissenschaftler und Studierende aus verschiedenen Falkultäten.

Die Vorträge befassen sich mit den technischen Neuerungen der Netzeinbindung von Datenbanken, mit den Nutzererwartungen seitens des Lehrpersonals und der Studierenden sowie mit den Recherchemöglichkeiten einzelner Produkte wie auch ihrer Weitererarbeitung in den Kontext der eigenen Lehr-und Forschungsvorhaben.9 Die Infotage lassen sich als eine Form des Kommunikationsinstruments "Messen und Ausstellungen" verstehen. In diesem Zusammenhang sind auch die Nutzerstudien bzw. Nutzerbefragungen zu erwähnen, die die Bibliothek in den vergangenen Jahren durchgeführt hat und weiterhin durchführen wird. Das Feedback der Nutzer ist ein wesentlicher Gesichtspunkt der Marketingstrategie und sollte keinesfalls vernachlässigt werden.

So veranstaltete die Bibliothek im Jahr 1996 eine großangelegte Erhebung bei den Lehrenden in der Universität im Hinblick auf die Erwartungen an die elektronischen Informationsdienstleistungen der Bibliothek, die immerhin einen Rücklauf von 859 Bögen erbrachte.10 Ein Jahr später folgte eine kleine Befragung von Studierenden zur WWW-Nutzung in der Bibliothek.11

3.5 Marketing der Fachinformation durch den Fachreferenten

Auf der Ebene der Fachreferent(inn)en ist Marketing ebenfalls möglich und notwendig, und zwar im Sinne des Kommunikationsinstruments "persönliche Kommunikation". Zum einen geschieht das kontinuierlich im Rahmen der regelmäßig stattfindenden Erwerbungsabsprachen. Zum anderen können die Referent(inn)en ihre sonstigen Serviceleistungen auf dem Gebiet der Fachinformation über die WWW-Seiten oder auch über gut gestaltete "Werbezettel" zur Kenntnis geben. Diese Art der Werbung eignet sich gut für Besuche in Einführungsvorlesungen, um sich und seine Angebote als Fachreferent dort vorzustellen. Nicht fehlen darf auf diesem Blatt die Visitenkarte, d.h. die Sprechzeiten, Angabe des Raumes, Telefonnummer, E-Mail-Adresse.

Das mit dem persönlichen Auftreten des Referenten verbundene Marketing seiner Dienstleistungsangebote wirkt glaubwürdiger als die bloße Mitteilung über WWW oder im Faltblatt und trägt mit dazu bei, Schwellenängste bei den Studierenden abzubauen.

Wenn der Referent (bzw. die Referentin) sich auf diese Weise erst einmal bekannt gemacht hat, lassen Besuche in den Sprechzeiten oder Fragen nach einer Datenbankpräsentation für die Seminaroder Tutorengruppe meistens nicht lange auf sich warten.

3.6 Die kontinuierliche Information und Navigationshilfe bezüglich der elektronischen Publikationen über den Katalognachweis hinaus: der "Navigator Elektronische Publikationen"

Ein kaum zu überschätzendes Instrument des Marketing von elektronischen Informationsmedien stellt der "Navigator Elektronische Publikationen"12 dar. Über den Katalognachweis der erworbenen elektronischen Publikationen hinaus ermöglicht der Navigator die gezieltere und differenzierte Orientierung in Bezug auf das stetig wachsende Angebot auf diesem Gebiet. Möglich ist die Suche nach Titelstichwort, sodann ­ auch in Verknüpfung damit ­ nach Verfügbarkeit (Netz, Einzelplatz), nach Fachzuordnung usw.

3.7 Das Projekt "Lebendes Plakat"

Neu ist schließlich die Konzeption des Marketinginstruments "Lebendes Plakat". An einer frequentierten Stelle in der Bibliothek, nahe dem Zugang zum Freihandbereich, werden auf einer Leinwand mithilfe von professionell gestalteten Multimediaprojektionen wichtige Dienstleistungen und Angebote der Bibliothek kurz und prägnant dargestellt.

4. Ausblick

Auch in Zukunft soll das Marketing der Bibliothek weiter verstärkt werden, in erster Linie mit Blick auf das universitäre Aufgabengebiet. Dabei wird es weiterhin um zielorientiertes Marketing gehen, je nach Fach und je nach gruppenspezifischen Anforderungen (Studierende, Wissenschaftler) differenziert, und dabei werden auch neue Formen der Produktinformation wie beispielsweise die gezielte E-Mail-Information berücksichtigt, die die Wissenschaftler(innen) direkt auf den Bildschirm ihres Arbeitsplatzrechners bekommen.

Allerdings wird es trotz allen Engagements und Bemühens des Bibliothekspersonals ohne professionelle Unterstützung, zum Beispiel für anspruchsvolle Graphikkonzeptionen, nur schwer gelingen, ein letztlich wirksames Marketing in der Universitätsbibliothek zu realisieren. Anfänge dazu wurden in Freiburg gemacht, denn sowohl im Hinblick auf das Projekt "Lebendes Plakat" als auch auf die zur Zeit in Arbeit befindliche komplette Überarbeitung des Leitsystems der Bibliothek gelang es der Direktion, Studierende der Freiburger Hochschule für Graphik und Gestaltung zu beteiligen.

Außerdem ist die von der Direktion neugeschaffene Abteilung "Bibliothekarische Koordination und Informationstechnik (BKIT)" neben anderen Aufgaben auch mit Graphik, Layout und Design der elektronischen und gedruckten Informationen der Universitätsbibliothek befasst. Dazu zählen die WWW-Seiten genauso wie Plakate, Informationsbroschüren und sonstige Materialien, mit denen die Bibliothek ihre Kunden informiert und mit denen sie Werbung für ihre Medienangebote und Dienstleistungen betreibt.

Die im Jahr 1996 an der Universität Freiburg durchgeführte Nutzerbefragung, bezogen auf das wissenschaftliche Personal, erbrachte im Kern, dass die Kundschaft an der Hochschule vor allem eine aktive Informationspolitik seitens der Bibliothek erwartet: "Aktive Informationspolitik, Angebote, Ansprechpartner und Leistungen transparent machen" ­ so war es prägnant auf einem Antwortbogen zu lesen. Darum geht es im Wesentlichen, wenn wir Marketing betreiben: Den Informationsbedarf über das, was die Bibliothek anbietet, auf vielfältige, ansprechende und dennoch konzentrierte Art zu befriedigen und damit die sinnvolle, effiziente Nutzung der Produkte und Dienstleistungen, die die Bibliothek offeriert, kontinuierlich zu steigern.


Literaturhinweise

Marketing allgemein:
Meffert, Heribert u. Manfred Bruhn: Dienstleistungsmarketing. Grundlagen ­ Konzepte ­ Methoden. ­ Wiesbaden: Gabler, 2. Aufl. 1997.

Marketing von Bibliotheken:
Umlauf, Konrad: Bibliotheksmarketing. ­ Berlin: Humboldt-Universität,1997. ­ (Berliner Handreichungen zur Bibliothekswissenschaft und Bibliothekarausbildung; 34).

Kommunikationsinstrumente von Bibliotheken:
Jansen, Heiko: Der Einsatz kommunikationspolitischer Instrumente an Bibliotheken. - Köln: Fachhochschule Köln / Fachbereich Bibliotheks- und Informationswesen, 1999. ­ (Kölner Arbeitspapiere zur Bibliotheks- und Informationswissenschaft; 16).

Multimedia-Kommunikation von Bibliotheken:
Garlock, Kristen L., Sherry Piontek: Designing Web Interfaces to Library Services and Resources. ­ Chicago: American Library Association, 1999.
Teller, Barbara: Bibliotheken im Internet. Eine Evaluierung der Qualität von Internet-Präsentationen deutscher Bibliotheken. ­ In: nfd. Information ­ Wissenschaft und Praxis 49 (1998), 415-419.


Fußnoten

1. Dem vorliegenden Text liegt ein Vortrag zugrunde, den der Verfasser anlässlich der Bibliothekstage Baden-Württemberg 1999 im Rahmen einer gemeinsam von den baden-württembergischen Landesverbänden des VBA, des VdDB bzw. des VDB veranstalteten Fortbildungstagung zum Thema "Marketing von Bibliotheken" gehalten hat. Wertvolle Anregungen für die Ausarbeitung des Vortragsmanuskripts verdanke ich dem erhellenden Mannheimer Vortrag von Wolfgang G. Stock (Fachhochschule Köln): Vom Marketingkonzept bis zur Multimedia-Kommunikation im World Wide Web (Manuskript November 1999).

2. So auch in der vom SPIEGEL veröffentlichten Rangliste der deutschen Universitäten: DER SPIEGEL Nr. 15 (1999), S. 58ff. (S.97: der zugrundegelegte SPIEGEL-Fragebogen )

3. Vgl. dazu u.a.Wolpert, Ann: Services to Remote Users: Marketing the Library's Role. In: Library Trends 47 (1999), S. 21-41

4. Vgl. dazu Wilfried Sühl-Strohmenger: 10 Jahre EUCOR-Kooperation der Bibliotheken am Oberrhein. In: Margit Rützel-Banz (Hrsg.): 89. Deutscher Bibliothekartag in Freiburg im Breisgau 1999. Grenzenlos in die Zukunft, Frankfurt a. M. 2000 (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie; Sonderheft 77), S. 15-30

5. Siehe dazu grundsätzlich Konrad Umlauf: Bibliotheksmarketing. Berlin; Humboldt-Universität, 1997 (Berliner Handreichungen zur Bibliothekswissenschaft und Bibliothekarausbildung; 34); Heiko Jansen: Der Einsatz kommunikationspolitischer Instrumente an Bibliotheken. Köln: Fachhochschule Köln / Fachbereich Bibliotheksund Informationswesen, 1999 (Kölner Arbeitspapiere zur Bibliotheks- und Informationswissenschaft; 16)

6. Dienstanweisung zur Behandlung von Elektronischen Publikationen (EP) auf physischen Datenträgern. Universitätsbibliothek Freiburg i. Br. Stand: August 1999

7. Siehe dazu auch: Monika Cremer: Das Image von Bibliotheken im Internet. In: Bibliothek. Forschung und Praxis 23 (1999) Nr. 2, S. 197-204

8. Siehe dazu Bernd Oberknapp: ReDI ­ Ein Modell zur Integration elektronischer Fachinformation. Vortrag gehalten auf der DGI-Online 2000 (Veröffentlichung im Tagungsband vorgesehen); Bärbel Schubel: Konsortien in Baden-Württemberg. Erfahrungen beim zentralen Einkauf von Datensammlungen. In: Margit Rützel-Banz (Hrsg.): 89. Deutscher Bibliothekartag ...aaO., S. 161-167

9. Die Vorträge wurden veröffentlicht in: HansGünter Schirdewahn, Bärbel Schubel (Hrsg.): Modelle der universitären Informationsversorgung ­ ein Workshop zur Datenbanknutzung in Universitäten, Freiburg i. Br.: Universitätsbibliothek 1996; Bärbel Schubel, Wilfried Sühl-Strohmenger (Hrsg.): Elektronische Dienste für Studium und Wissenschaft. 2. Gemeinsame Informationsveranstaltung ...am 24./25. Nov. 1997, Freiburg i. Br. 1998 (Expressum; Sonderausgabe)

10. Vgl. Wilfried Sühl-Strohmenger: Die Erwartungen von Wissenschaftler(innen) an Informationsdienstleistungen und Informationsmanagement einer Universitätsbibliothek. In: Bibliotheksdienst 30 (1996), S. 23-46

11. Siehe Wilfried Sühl-Strohmenger: Ergebnisse einer kleinen Befragung zur Nutzung der öffentlichen WWW-Plätze in der UB Freiburg. In: Expressum (1997), H. 6, S. 13-15

12. Erreichbar unter der URL: http://www.ub.uni-freiburg.de/ep/index.html; Originalskript: Henning Reineke; Neugestaltung: Thomas Argast


Zum Autor

Dr. Wilfried Sühl-Strohmenger ist Leiter des Dezernats Informationsdienste

E-Mail: suehl@ub.uni-freiburg.de
Universitätsbibliothek
Postfach 1629
D-79016 Freiburg