Buchlieferung per Mouse-Click in Rheinland-Pfalz

Die "Virtuelle Bibliothek Rheinland-Pfalz" schafft mit "VBRPexpress" auf Basis der Technologie des Karlsruher Virtuellen Katalogs (KVK) ab März 2000 einen neuen, schnellen Buchlieferdienst für alle Bürger in Rheinland-Pfalz.

von Uwe Dierolf und Jürgen Seefeldt


1. Einleitung
2. Der Virtuelle Katalog Rheinland-Pfalz (VKRP)

3. Lieferdienst VBRPexpress

4. Benutzung des Systems

5. Unterschiede zum normalen KVK

  5.1 Aktuelle Daten zu den VBRPexpress-Bibliotheken

6. Fazit

 

1. Einleitung

Bücher aller Themenkreise und Inhalte leicht und schnell in den Katalogen der Bibliotheken zu finden und sie rasch und komfortabel zu beschaffen ­ dieser Wunsch ist für die Bürgerinnen und Bürger in Rheinland-Pfalz nunmehr Wirklichkeit geworden. Dank einer engen Kooperation der Wissenschaftlichen und Öffentlichen Bibliotheken und eines vom Land Rheinland-Pfalz geförderten Projektes namens "Virtuelle Bibliothek Rheinland-Pfalz" wird es möglich, dass Besteller von zuhause, vom Arbeitsplatz oder von einer Bibliothek aus ab 1. März 2000 über Computer mit Internet-Zugang Buchtitel recherchieren und bestellen können.

Die "Virtuelle Bibliothek RheinlandPfalz" mit ihrem "Virtuellen Katalog" ist ein Gemeinschaftsprodukt des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Weiterbildung und des Ministeriums für Kultur, Jugend, Familie und Frauen in Mainz, die finanzielle Unterstützung leisten. Die Projekt-Idee zu diesem auch bibliothekspolitisch wichtigen Vorhaben entstand 1997 im "Beirat für das wissenschaftliche Bibliothekswesen"; das Projekt selbst wird seit 1998 vom DBV-Landesverband RheinlandPfalz e.V. als spartenübergreifende Einrichtung koordiniert und zur weiteren Realisation fortgeführt.

2. Der Virtuelle Katalog Rheinland-Pfalz (VKRP)

Schon seit dem Frühjahr 1998 bietet der sogenannte "Virtuelle Katalog RheinlandPfalz" (VKRP) unter http://www.ubka.uni-karlsruhe.de/vkrp.html die Möglichkeit, die Online-Suche nach Büchern in einer Vielzahl von rheinland-pfälzischen Bibliotheken mit einer einzigen Anfrage beantworten zu können. Die programmtechnische Grundlage dazu bietet die seit Jahren bewährte Technologie des "Karlsruher Virtuellen Katalogs (KVK)" der Universitätsbibliothek Karlsruhe (s. [DiMö98]).

Von wissenschaftlicher Seite sind an diesem Projekt die Universitätsbibliotheken in Kaiserslautern, Koblenz, Mainz und Trier, die beiden Landesbibliotheken in Koblenz und Speyer, die wissenschaftlichen Stadtbibliotheken Mainz und Worms sowie die Bibliothek der Deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaft in Speyer beteiligt. Der Nachweis der UB Trier wird ergänzt um Bestände der Stadtbibliothek Trier und des kath. Priesterseminars. Alle diese Bibliotheken bringen derzeit einen digital erfassten Titelbestand von ca. 3,6 Mio. Medieneinheiten in den Virtuellen Katalog ein.

Die Bestände der Öffentlichen Bibliotheken befinden sich auf einem zentralen Internet-Server der Staatlichen Büchereistellen in Rheinland-Pfalz. In diesem sog. "Fachstellen-OPAC Öffentliche Bibliotheken Rheinland-Pfalz" sind derzeit 53 Bibliotheken in kommunaler und kirchlicher Trägerschaft aus ganz Rheinland-Pfalz zusammengefasst. Organisation und Erfassungsservice liegen dabei bei den beiden Staatlichen Büchereistellen in Koblenz und Neustadt a.d. Weinstraße, die im Auftrag des Kulturministeriums die Förderung des kommunalen Bibliothekswesens betreiben. Der Buchbestand (mit Stand Januar 2000) beträgt insgesamt 930.000 Medieneinheiten. Bis zum Jahresende 2000 sollen ca. 70 Bibliotheken bestandsmäßig erfasst sein.

Eine zehnköpfige DBV-Expertengruppe, die aus bibliothekarischen Fachkräften wissenschaftlicher und öffentlicher Bibliotheken besteht, begleitet und koordiniert seit zwei Jahren das Projekt unter der Leitung von Jürgen Seefeldt (Landesbüchereistelle Rheinland-Pfalz, Geschäftsführer des DBV-Landesverbandes).

3. Lieferdienst VBRPexpress

Auf der Grundlage dieses "Virtuellen Kataloges" wird jetzt ab März 2000 ein zweiter Baustein zur besseren Literaturversorgung umgesetzt: der digital gesteuerte Lieferdienst rückgabepflichtiger Dokumente (Bücher und andere Medien) unter dem Namen "VBRPexpress".

VBRP steht für "Virtuelle Bibliothek Rheinland-Pfalz" und "express" verweist auf eine beschleunigte Lieferzeit von nur einer Woche.

Ein/e literatursuchende/r Bürger/in kann im Internet per E-Mail-Auftrag ein ermitteltes Buch bestellen und das Gewünschte in der nächstgelegenen teilnehmenden Heimatbibliothek innerhalb einer Woche Lieferzeit abholen. Der Besteller muss dabei zunächst noch kein eingeschriebener Benutzer einer Bibliothek sein. Der Besteller legt bei seinem Bestellwunsch fest, zu welcher Bibliothek er das Buch geschickt haben möchte. Die Abholung ist entgeltpflichtig und kostet pro Medium landeseinheitlich 5,­DM.

Die ab 1. März 2000 angelaufene 24-monatige Pilotphase sieht vor, dass Öffentliche Bibliotheken und Wissenschaftliche Bibliotheken sowohl als "Lieferbibliothek" wie auch als "Vermittlerbibliothek" (oder beides zusammen) teilnehmen können. "Lieferbibliotheken" verpflichten sich, eine eingehende Online-Bestellung rückgabepflichtiger Dokumente an eine "Vermittlerbibliothek" (Heimatbibliothek) zu senden. Um eine flächendeckende Zustellung zu ermöglichen wurde versucht, neben den meisten Wissenschaftlichen Bibliotheken als "Lieferbibliotheken" auch eine möglichst große Anzahl kommunaler und kirchlicher Büchereien als "Liefer"- und als "Vermittlerbibliotheken" zu gewinnen. So kann sichergestellt werden, dass die Besteller nur relativ kurze Wege zur nächsten Bibliothek zurücklegen müssen. In der ersten Phase des Projekts beteiligen sich mehr als 50 Bibliotheken am neuen Express-Service.

Die neue Web-Adresse des VKRP bzw. des VBRPexpress lautet: http://www.vbrpexpress.de. Diese wird für den Benutzer unsichtbar auf http://www.ubka.uni-karlsruhe.de/vkrp.html umgelenkt.

Wer sich über die Einzelheiten des Projekts und die Organisation informieren will, erfährt in den "Rahmenrichtlinien" (Statistikbögen, Landkarte, Bibliotheksprofile, Hilfetexte) auf der Web-Seite http://www.plb.de/vbrp/lvplan.htm Genaueres.

Mit Hilfe einer kleinen Werbekampagne, die im Frühjahr einsetzen wird, sollen Multiplikatoren aus Wirtschaft und Politik, dem Bildungswesen und der Verbände sowie die Öffentlichkeit über den neuen Leihverkehrsservice der rheinlandpfälzischen Bibliotheken informiert werden.

Der DBV-Landesverband Rheinland-Pfalz und die Staatlichen Büchereistellen weisen darauf hin, dass mit der neuen Dienstleistung in keiner Weise der weiterhin dringend erforderliche, flächendeckende Auf- und Ausbau von Öffentlichen Bibliotheken in den Städten und Gemeinden ersetzt werden kann. Der Grundbedarf der Bevölkerung nach Literatur und anderen Medien kann nicht per Fernleihe abgedeckt werden, sondern muss vor Ort durch personell und sachlich gut ausgestattete Büchereien und Bibliotheken erfolgen.

Nach dem Subsidiaritätsprinzip will der neue Service gerade schwächere und bibliotheksmäßig unterentwickelte Regionen ohne ausreichende Literatur- und Informationsversorgung unterstützen, indem die größeren und leistungsfähigen Wissenschaftlichen und Öffentlichen Bibliotheken sowie die Staatlichen Büchereistellen wichtige Ausgleichsfunktionen wahrnehmen. Mit diesem Projekt leisten die Bibliotheken in Rheinland-Pfalz einen großen Schritt hin zu einer flächendeckenden Literatur- und Informationsversorgung, die sich bemüht, die großen Defizite des ländlichen Raums in Rheinland-Pfalz auszugleichen.

4. Benutzung des Systems

Bei Anfrage mittels VKRP-Suchformular im Internet erhält ein Besteller Informationen über den Bestandsnachweis eines Buches. Der VKRP reicht die Frage automatisch an die derzeit 10 Online-Kataloge der einzelnen Bibliotheken weiter, sammelt die Adressen und gibt die Antwort als Trefferliste mit Angabe der in Frage kommenden "Lieferbibliotheken" aus. Die Volltitelanzeige gestaltet sich gegenüber der normalen KVK-Anzeige dahingehend anders, indem ein zusätzlicher Kopfbereich der Volltiteldarstellung des Zielkatalogs vorangeht.

Zum Bestellen dient der Link "Angezeigten Titel bestellen". Dieser öffnet das Bestellformular, welches bereits die bibliographischen Daten enthält. Diese wurden automatisch vom KVKFernleihmodul aus der Volltiteldarstellung ermittelt.

Je nach Zielkatalog kann die Lieferbibliothek entweder mit dem Zielkatalog übereinstimmen oder wie in obigem Beispiel des Katalogs der Landesfachstelle eine Vielzahl von Lieferbibliotheken ergeben. Dann muss der Benutzer die von ihm gewünschte Lieferbibliothek aus dem Pulldown-Menü auswählen.

Nach Eingabe der persönlichen Angaben (eigene E-Mail-Adresse ist ein Pflichtfeld) und Auswahl einer nahegelegenen "Vermittlerbibliothek" (Heimatbibliothek), in der man das gewünschte Buch abholen möchte, kann die Bestellung abgeschickt werden.

Aktuelle Informationen (Öffnungszeiten, Gebühren und andere Konditionen) zu den Vermittlerbibliotheken erhält man über einen speziellen Link. Es findet in jedem Fall eine Überprüfung der eingegebenen Daten statt.

Sind alle Daten korrekt, so erhält der Benutzer eine Bestätigungsseite. Diese enthält zusätzlich die Mail, die an ihn verschickt wurde. Die Bestellung kann dann direkt am Arbeitsplatz ausgedruckt werden. Der Mailversand ist eher für die Benutzung an öffentlichen Terminals vorgesehen, an denen ein Ausdruck nicht immer möglich ist.

Der Link "Ihr Weg zur Vermittlerbibliothek" bietet dem Benutzer die Möglichkeit, eine Reiseroute (inkl. Karte) von seiner Heimatadresse zur Vermittlerbibliothek zu finden. Hierbei wird anhand der Ortsangaben eine Online-Anfrage an kostenfreien "map&guide RoutenService" von "Reiseplanung.de" unter http://www.reiseplanung.de gestellt. Dieses "Schmankerl" ist für diejenigen Benutzer gedacht, die zum Zeitpunkt der Bestellung noch nicht eingetragener Benutzer bei der ausgewählten Vermittlerbibliothek sind und somit eventuell die Reiseroute dorthin nicht kennen.

Was passiert im Hintergrund?

VBRPexpress erzeugt eine E-Mail an die besitzende Bibliothek. Sie enthält die bibliographischen Daten des Buches, die Angaben zur Person des Bestellers und die gewünschte Vermittlerbibliothek. Der Ausleihstatuts des bestellten Buches kann derzeit noch nicht ermittelt werden; diese Möglichkeit hängt vom eingesetzten Lokalsystem in den Lieferbibliotheken ab und wird künftig aber angestrebt.

Das Buch wird, sofern nicht entliehen, umgehend per Post oder Paketdienst an die Vermittlerbibliothek geschickt. Falls das Buch nicht verfügbar sein sollte, wird der Besteller von der Lieferbibliothek sofort per E-Mail verständigt. Daher ist eine E-MailAdresse Voraussetzung für die Bestellung.

Das Buch trifft bei der Vermittlerbibliothek ein, die den Besteller (per Telefon, Postkarte, Fax oder ggf. E-Mail) benachrichtigt. Die Abholung kostet in der Regel pro Buch/Medium 5,­ DM. Falls der Besteller kein Bibliotheksbenutzer ist, muss er/sie sich in der Bibliothek anmelden.

Nach Nutzung Rückgabe des Buches in der Vermittlerbibliothek, die es an die besitzende Lieferbibliothek auf dem Postweg zurückschickt. Der DBV-Landesverband sammelt die eingehenden Meldungen und statistischen Daten und wertet sie zusammen mit der DBV-Expertengruppe aus.

5. Unterschiede zum normalen KVK

Die Architektur des KVK wurde in [DiMö98] ausführlich beschrieben. Neu am Konzept des VKRP bzw. des VBRPexpress ist die Änderung der KVK-Technologie zur Übernahme der Titeldaten in das Bestellformular.

Die KVK-Volltitelanzeige erfolgt normalerweise ohne Verwendung des KVK-Servers. Alle mittels VKRP bzw. VBRPexpress angezeigten Titel sowie der Aufbau des Bestellformulars gehen jedoch den "Umweg" über den KVK-Server bzw. dessen Fernleihmodul. Hierdurch entsteht eine Mehrbelastung des KVK-Servers.

5.1 Aktuelle Daten zu den VBRPexpress-Bibliotheken

Angaben zu Bibliotheken unterliegen ständigen Veränderungen. Öffnungszeiten, Gebühren aber auch Status einer Bibliothek (ist Lieferbib. / ist Vermittlerbib.) können sich jederzeit ändern. Um diesem Verhalten Rechnung zu tragen, erfolgt die Verwaltung dieser Daten in einer VBRPexpress-eigenen Bibliotheksdatenbank. Alle Angaben zu einer Liefer- oder Vermittlerbibliothek werden bei jeder Aktion online aus dieser Datenbank entnommen. Dazu verfügt das System über einen VBRPexpress-Datenbankeditor. Hiermit kann einer ausgewählten Personengruppe die Möglichkeit gegebenen werden, über WWW-Formulare diese Daten jederzeit zu ändern.

Dieses Verfahren sichert die Aktualität der Daten zu jedem Zeitpunkt !

6. Fazit

Der Erfolg des Systems hängt neben der Technik primär von zwei Faktoren ab. Dies ist zum einen die Bereitschaft der Benutzer, sich mit einem neuen Online-Dienst auseinanderzusetzen und bei den sicherlich auftretenden Kinderkrankheiten Nachsicht zu üben. Zum anderen ist es jedoch auch die Bereitschaft der Bibliotheken, an dem beschriebenen Verfahren sowohl als Liefer- als auch als Vermittlerbibliothek teilzunehmen. Denn, was nützen die schönsten Literaturbestände, wenn niemand bereit ist, sie zu liefern.


Literatur

[DiMö98] Dierolf, Uwe ; Mönnich, Michael: "KVK ­ Karlsruher Virtueller Katalog ­ Zwei Jahre virtuell", B.I.T.online, Heft 3/1998, S. 159-168


Ansprechpartner

Dipl.-Inform. Uwe Dierolf

Tel. 0721/608-6076
dierolf@ubka.uni-karlsruhe.de

Dipl.-Bibl. Jürgen Seefeldt

Tel. 0261/3012-204
seefeldt@landesbuechereistelle.de