Kostenmanagement für Hochschulbibliotheken


Klaus Ceynowa, André Coners
- Frankfurt am Main: Klostermann, 1999. X, 179 S. CD-ROM. DM 128,-
(Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie: Sonderhefte; 76)
ISBN 3-465-03033-8

Eine Monographie zum Kostenmanagement für Hochschulbibliotheken ist ein Desiderat, und die potentielle Leserschaft setzt große Hoffnungen auf die Ergebnisse eines gleichnamigen von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekts, das von der Universitäts- und Landesbibliothek Münster in Zusammenarbeit mit der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf und der Universitätsbibliothek Paderborn durchgeführt wurde. Diese Ergebnisse liegen nun in einem umfangreichen Buch in der Verfasserschaft von Klaus Ceynowa und André Coners vor. Es gilt zu prüfen, ob der Inhalt den Wünschen der Leser entsprechen könnte.

Ziel des Projektes war die "Entwicklung einer an die finanzwirtschaftlichen Rahmenbedingungen zentraler Serviceeinrichtungen der Hochschulen angepassten Kosten- und Leistungsrechnung. Diese soll Hochschulbibliotheken in die Lage versetzen, die Kosten ihrer Leistungen transparent zu machen und ihre Ressourcen kostenoptimal einzusetzen." (S. 1) Damit soll auch in den Hochschulbibliotheken "der Übergang von der über Haushaltstitel und Stellenpläne koordinierten Mittelzuweisung zu einer an den Kosten erbrachter Leistungen orientierten Etatisierung vollzogen werden". (S. 1) Der vorliegende Band soll dabei Unterstützung leisten; er soll "nicht als Konstruktionslehre", sondern "als Hilfestellung und Anregung zur eigenen Arbeit" verstanden werden. (S. 154)

Das im Projekt erarbeitete Rechnungsmodell gilt als Orientierungsrahmen, der den Einstieg in die größtenteils noch ungewohnte Materie erleichtern soll. "Die effiziente Durchführung der Kosten- und Leistungsrechnung verlangt den Einsatz eines leistungsfähigen, flexibel nutzbaren Softwaretools." (S. 122) Eine Windows-Software LIBRARYMANAGER, die in Kapitel 6 beschrieben wird und auf CD-ROM beiliegt, bildet sämtliche Schritte des Aufbaus der Bibliothekskostenrechnung ab.

Kap. 1 "Grundlagen einer Kosten- und Leistungsrechnung für Hochschulbibliotheken" definiert die Kostenrechnung. Diese "erfasst die im Wertschöpfungsprozess verzehrten Ressourcen, bewertet sie mit Kosten und ordnet sie den erstellten Leistungsprodukten … zu. Die Gegenüberstellung von Kosten und Leistungen erfolgt gemäß dem klassischen Aufbau einer Kostenrechnung in drei Rechnungsschnitten": Kostenartenrechnung, Kostenstellenrechnung, Kostenträgerrechnung (S. 8, ähnlich auch S. 13 und S. 102). Diese Definition und Zuordnung der Begriffe bestimmt die Gliederung des Buches.

Kap. 2 ist der Kostenartenrechnung gewidmet, Kap. 3 der Kostenstellenrechnung und Kap. 4 der Prozesskostenrechnung (diese zielt auf "die Bewertung des Ressourcenverzehrs für jeden Teilschritt der Leistungserbringung", wie die Autoren schon in Kap. 1 auf S. 32 definieren). Kap. 4 ist folgerichtig die Zusammenfassung aller Elemente zum Kostenmanagement, das mit "aktive Gestaltung und Beeinflussung der Kosten" definiert wird (so im Kap. 1, S. 13).

Fazit der Prüfung durch den Rezensenten: Das Buch entspricht seinen Wünschen. Die Autoren haben es verstanden, die theoretischen Grundlagen umfassend und in logischer Abfolge in enger Verbindung mit praktischen Beispielen zu vermitteln. Sie haben dabei nie die Hochschulbibliotheken aus den Augen verloren – implizit oder in gesonderten Abschnitten wie 2.7 "Zur Kostenstruktur von Hochschulbibliotheken" oder Kap. 8 "Teilprozessliste der Universitäts- und Landesbibliothek Münster".

Das Werk wird als Handbuch für das Kostenmanagement in den Hochschulbibliotheken und als Lehrbuch für die Aus- und Fortbildung sehr gute Dienste leisten.

Bei der Durchsicht des Inhaltsverzeichnisses fällt auf, dass anstelle der heute oft üblichen Verwendung englischsprachiger Fachbegriffe erfreulicherweise der deutsche Begriff Vorrang hat – bis auf "Cost Driver", im Text mehrfach mit "Kostentreiber" (z.B. S. 36, 86, 110) oder "Kosteneinflussfaktor" (im Glossar S. 165 und S. 169) übersetzt (dazu auch auf den S. 90 und 110 "Kostentreibermenge" und S. 111 und 115 "Kostentreibereinheiten"). Die Übertragung des Begriffes "resource allocation" i.S. von Betriebsmittelzuweisung oder Kapazitätsbedarfsermittlung mit "Ressourcenallokation" (S. 110) ist weniger gelungen (dieser Begriff wird nicht erläutert und auch nur in einer Überschrift verwendet, ähnlich ergeht es dem Begriff "Neuallokation" auf S. 115).

Ein umfangreiches Glossar und ein Literaturverzeichnis schließen das Buch ab, dessen Inhalt leider nicht durch ein Register erschlossen wird.

Das Glossar ist z.T. vorzüglich, aber erweiterungs- und ergänzungsbedürftig. So fehlen z.B. die Begriffe Kostenrechnung (zu S. 8 und 13), Kostenflexibilität (S. 117), Kostentransparenz (S. 13 und 14), Prozesskostenrechnung (S. 32 und 70 ff.) und Portfolio bzw. Produkt- oder Ziel-Portfolio (S. 119-120).


Anschrift des Rezensenten
Prof. em. Dr. Dieter Schmidmaier
Ostendorfstraße 50
D-12557 Berlin