Geld für Bibliotheken ­ Werben mit der Post

von Clemens Deider

Als STUDYCARD & PUBLICCARD vertreibt die Deutsche Post neuerdings kostenlose Postkarten mit unterschiedlichen Motiven. Die Motive werden von Firmen und Unternehmen als ihre produktorientierte Werbebotschaft kreiert. Wie eine Anzeige in einer Zeitung oder Zeitschrift bucht das Unternehmen bei der Post AG die Werbepostkarte, die diese in sogenannten Displays, bzw. designierten Verkaufsständern, zur Entnahme durch den Schreibwilligen bereitstellt. So stehen in Berlin etwa 30 Qutlets in Universitäten und Fachhochschulen als Verteilstellen dieser Werbeträger bereit. Den Aufstellern, Universität oder Fachhochschule, zahlt die Post AG eine bestimmte Aufstellungsgebühr, die mit Herrn Rückriegel von der Post AG auszuhandeln ist, wie eine Anfrage ergab. Die Werbepostkarten selbst sollen den potentiellen Kartenschreiber allein durch ihre Motive, ihre Werbeaussage, zum Versand dieses Werbeträgers bewegen. Wieviel effektvoller ­ und somit auch werbewirksamer ­ wäre es aber, wenn der Schreiber auch noch eine Portoermäßigung erhielte.

So könnte die Bibliothek ihre Portokosten für Mahnungen an säumige Benutzer etwas senken. Wenn Karten nicht ausreichen, könnten es auch Briefkuverts sein, deren Rückseite die Werbeinformation trüge. Vielleicht wäre sogar für diese "Karten/ Briefe" bei der Post AG Portofreiheit zu erreichen? Diese Idee war telefonisch kurzfristig nicht zu klären, obgleich von einem höheren Verbreitungsgrad der Werbung sicher auszugehen wäre. Für Verhandlungen mit der Post AG dürfte einiger Spielraum gegeben sein.

Eine Anfrage bei der Post AG sollte eine phantasievolle Entwicklung dieser Werbeidee auch für die Bibliothek nutzbringend fördern. Der Anfang ist ja schon mit der Aufstellungsgebühr für die Displays zugunsten der Bibliothek gemacht.

Da wir schon bei der Werbung sind. Anfang Mai startete Canada Post eine Aktion, bei der sich jeder Kanadier ­ oder auch Ausländer ­ bei der kanadischen Bundespost Briefmarken mit dem persönlichen Konterfei herstellen lassen kann. Bei den Motiven soll es im bestimmten Rahmen keine Grenzen geben. Ein "Zensoren-Kommitee" wird auf die Motive ein wachsames Auge haben; d.h. aber, der Auftraggeber haftet, nicht die Post.

Wie kommt der Postkunde an seine persönliche Wunschmarke? Nun, er besorgt sich an den Postfilialen ein Bestellformular oder druckt sich dieses aus dem Internet herunter, füllt es aus, fügt das gewünschte Farbfoto bei und zahlt 24,95 Dollar. Nach etwa 15 Tagen bringt ein Bote einen Bogen mit 25 Briefmarken, die sich jeweils aus einem goldenen, selbstklebenden "Bilderrahmen" und dem auf Kleinformat verkleinerten Foto zusammensetzen. Statt des persönlichen Familienfotos wünscht sich die Bundespost Canada, dass auch große Firmen die Marke, z.B. mit ihrem Unternehmens-Logo, als Werbemittel nutzen. Könnte diese Idee nicht auch in etwas abgewandelter Form die Deutsche Post AG aufgreifen und zusammen mit den Bibliotheken eine Briefmarke mit dem bundesweiten Logo, dem "Flattermann" herausbringen? Potentielle Bibliotheksbenutzer würden so ständig darauf gestoßen, dass neben dem Internet als Informations-/Auskunfts- und Vermittlungsmedium auch Bibliotheken mit ihrer Beratungskompetenz ­ natürlich einschließlich des Internetanschlusses ­ zur Verfügung stehen.

Nach dem gedanklichen Anstoß von B.I.T.online bei der Post AG liegt es nun bei den Bibliotheken, mit Herrn Cosmas Rückriegel Verbindung aufzunehmen. Eine Aufgabe, die früher das Deutsche Bibliotheksinstitut ­ wie schon bei anderen Gelegenheiten ­ übernommen hätte.

[Die Post bietet diesen Service inzwischen nicht mehr an.]

Cosmas Rückriegel
Deutsche Post Zentrale
Produktmanagement unadressierte Werbepost und Marketingmediaprodukte
D-53105 Bonn


Zum Autor

Dipl.-Volksw. Clemens Deider ist Wiss. Angestellter am ehem. Deutschen Bibliotheksinstitut Berlin und dort zuständig für das Arbeitsgebiet Neue Medien und Technologien

eDBI Berlin
Kurt-Schumacher-Damm 14-16
D-13405 Berlin
E-Mail: deider@dbi-berlin.de