Visual Merchandising in Öffentlichen Bibliotheken:
Bestandspräsentation unter werbepsychologischen Aspekten


Sonja Heil
- Köln: Fachhochschule, 1999. 63 S.
(Kölner Arbeitspapiere zur Bibliotheks- und Informationswissenschaft; 19)
ISSN (Print) 1434-1107; ISSN (elektronische Version) 1434-1115

Die Autorin wendet sich in ihrer Untersuchung einem Begriff zu, dessen Definition unklar ist und dessen Maßnahmen außerhalb des Einzel-, Groß- und Versandhandels selten angewandt werden. Wolfgang J. Koschnick trennt in seiner Definition in seinem enzyklopädischen Wörterbuch die Anwendung in der Wirtschaft von der im Bereich der Medien: "Der Begriff des Merchandising ist in den USA, wo er entstand, nicht minder unklar als im deutschsprachigen Raum. In der Regel wird darunter die Gesamtheit aller Maßnahmen der Absatzförderung verstanden, die ein Hersteller beim Einzelund Großhandel ergreift ... Eine durchaus ähnliche, aber deutlich unterschiedene Bedeutung hat Merchandising im Bereich der Medien, und vor allem des Fernsehens. Hier bezieht sich Merchandising auf den Verkauf von Begleitmaterial zu den Programmveranstaltungen." Entsprechend vielfältig ist seine Übersetzung des Begriffs ins Deutsche: "Merchandising, Absatzsteigerung, Absatzsteigerungspolitik, absatzsteigernde Maßnahmen, Maßnahmen zur Absatzsteigerung, Verkaufspolitik, Verkaufsförderungsmaßnahmen, Einzelhandels-Werbemaßnahmen." (1) In neueren Definitionen, u.a. im "Internationalen Marketing-Lexikon", wird das Merchandising eingegrenzt: "Bezeichnet in der Distributionspolitik sämtliche am Point of Sale vom Hersteller oder Großhändler durchgeführten Aktivitäten, die auf die Verbesserung der Zugänglichkeit und Verfügbarkeit eines Produkts am POS ausgerichtet sind (z.B. Regalpflege)." (2) Als POS wird verstanden: "Ort des Angebots; oft auch nur Standort einer Ware/Warengruppe im Verkaufsraum." (3) POS ist das Akronym für "Point of Sale", oft gleichgesetzt mit "Point of Purchase" (POP). (4)

Diese theoretischen Grundlagen erspart uns die Verfasserin leider. Sie beginnt ihre Ausführungen mit dem Satz: "Der Bestandspräsentation wird im deutschen Bibliothekswesen noch immer zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet." (S. 5) Es ist anzunehmen, dass sie "Merchandising" mit "Bestandspräsentation" gleichsetzt. Auf "Visual Merchandising" kommt sie später zu sprechen und definiert den Begriff nach Hermann Diller als eine "Variante der Warenpräsentation, bei der die Ware den Kunden so dargeboten wird, dass sie sich selbst ­ ohne unterstützende Argumentation eines Verkäufers ­ dem Kunden anbietet." (5)

Die Autorin prüft nach einer Vergleichbarkeitsuntersuchung von Einzelhandel und Öffentlichen Bibliotheken die Möglichkeiten eines "Visual Merchandising" primär in den Öffentlichen Bibliotheken. In fünf Kapiteln greift sie einzelne Bestandteile des Visual Merchandising heraus: Raumaufteilung ­ Präsentationsinstrumente (Warenträger, Ebenenbildung, Licht) ­ Temporäre Präsentation ­ Verhaltensformen der Kunden ­ Kundenbedürfnisse.

Fazit: "Die öffentliche Bibliothek kann von vielen Techniken des Visual Merchandising profitieren, ohne ihre allgemeinnützige Aufgabe zu vernachlässigen. Einer vollständigen Übernahme des Konzepts widersprechen jedoch die unterschiedlichen Handlungsrahmen und Zielsetzungen der Bibliothek und der Privatwirtschaft." (S. 57) Dieser Aussage ist zuzustimmen, und sie wäre noch überzeugender, wenn die Verfasserin in einem einführenden Kapitel Begriffe vorgestellt und gewertet hätte.


Anmerkungen:
(1) Koschnick, Wolfgang J.: Encyclopedic dictionary marketing. Vol. 1 / Part 2: L-Z. English ­ German. München; New Providence; London; Paris, 1994. S. 1012.
(2) Internationales Marketing-Lexikon: Deutscher Marketing-Verband. Köln, 1998. S. 277.
(3) Internationales Marketing-Lexikon, S. 302.
(4) Zu POS s.a. PoS-Marketing. München, 1999. 26 S. (W&V SPECIAL 21/1999)
(5) Diller, Hermann: Visual Merchandising. In: Vahlens großes Marketinglexikon. München, 1992. S. 1264.


Anschrift des Rezensenten:
Prof. em. Dr. Dieter Schmidmaier
Ostendorfstraße 50
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