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1. Die Electronic Book 2000 in Washington: Changing the Fundamentals of Reading

Vom 25. bis zum 27. September fand auch dieses Jahr in Washington, DC./USA die wichtigste Konferenz über eBooks statt: Die Electronic Book 2000 (http://www.itl.nist.gov/div895/ebook2000). Sie stand ganz im Zeichen der wachsenden Bedeutung digitaler Bücher im Alltag der Konsumenten und den Herausforderungen für die Industrie, sich darauf einzustellen. Fokus der Konferenz: Produktneuheiten im Bereich der eBook Lesegeräte, neue Lösungswege zum Schutz vor Raubkopieren der digitalen Bücher und das Bemühen um einen Standard für die Verbreitung von eBooks auf unterschiedlichen Lesegeräten. Zahlen belegen, dass den eBooks in amerikanischen Verlagen eine beachtliche Zukunft gehört. Eine Studie von Andersen Consulting kommt zu dem Schluss, dass in den nächsten Jahren mit dem Verkauf von eBooks bis zu 3,4 Milliarden Dollar erzielt werden können. Allein der Fall Stephen King macht deutlich, wie gross das Interesse an eBooks, aber auch wie wichtig ein geeigneter Schutz vor Raubkopien ist. Kings Buch wurde innerhalb weniger Stunden nach Veröffentlichung bereits eine halbe Million mal kopiert. Verleger stehen mit den Publikationen auf elektronischem Wege vor ganz neuen Problemen. Während man bei einer gedruckten Version zur unerlaubten Kopie noch mehrere Stunden und einiges an Material investieren musste, reicht bei eBooks das simple Kopieren einer Datei.

2. Das Problem der Sicherheitsstandards bei eBooks

Bislang gibt es keinen einheitlichen Standard zum Schützen der digitalen Dokumente. Im Prinzip existieren aber zwei Ansatzpunkte zur Lösung der Raubkopieproblematik. Ein Teil der im eBook-Markt tätigen Unternehmen setzt darauf, die Raubkopieproblematik durch Aufklärung zu entschärfen. Dick Brass, Vice President des Technology Development, Microsoft (www.microsoft.com), will das Bewusstsein der Konsumenten sensibilisieren. So müsse den Konsumenten durch umfassende Aufklärung bewusst gemacht werden, dass sie nur dann gute Bücher erhalten, wenn sie die Autoren dafür bezahlen. Ein permanentes unbezahltes Kopieren der Daten untergräbt das Vertriebssystem der eBooks und verhindert letztendlich ihre Entwicklung. Ein anderer Teil der Firmen setzt auf ausgefeilte Verschlüsselungstechniken zum Schutz der elektronischen Dokumente; größtenteils sind diese jedoch plattformgebunden und funktionieren nur auf herkömmlichen Windows-PCs. Eine Ausnahme bildet die Lösung von Rightsmarket Inc. (www.rightsmarket.com), die auch auf Plattformen wie PalmOS oder den beliebten PDAs arbeiten. Die Firma ContentGuard Inc., ein Ableger von Rank Xerox, hat zum Schutz von digitalen Dokumenten XMrL (www.xmrl.org) entwickelt und lizensiert dieses Verfahren kostenlos an Dritte. Das Grundproblem der Verschlüsselungsverfahren für digitale Daten beschreibt Martin Eberhard, ehemaliger CEO und Mitbegründer von NuvoMedia Rocket eBook (http://www.nuvomedia.com/) sehr eindrucksvoll. Er zeigte auf, dass man nicht unbedingt ein Hacker sein muss, um beispielsweise den Schutz einer Microsoft Windows Media Player Datei aufzuheben. Hierzu sollte man wissen, dass die Daten zum Entschlüsseln gleich mit der Player-Software mitgeliefert werden. So muss ein Nutzer nur wissen, wo der Schlüssel auf der Platte liegt und kann dann über Suchmaschinen im Internet die Software finden, die den Kopierschutz entfernt. Eberhards Kernaussage: Solange man auf der Plattform, auf der das Dokument gelesen wird, eine beliebige Software installieren kann, wie bei einem PC, Mac oder PDA, wird es immer clevere Konsumenten geben, die ein Tool zum Hacken schreiben. Ein Gerät wie ein Rocket eBook (www.rocketebook.com) oder seine Nachfolger hingegen bieten besseren Schutz.

Nicht nur, dass es derzeit noch keinen "frei" verfügbaren Emulator dafür gibt, jedes Gerät hat auch noch seinen eigenen Schlüssel, von dem man die Lesbarkeit eines Dokumentes abhängig machen kann. Selbst wenn ein Konsument eine solche ID auslesen kann, kann der Verleger diese auch gezielt sperren. Auch im Vertrieb der digitalen Bücher über das Internet wird das Thema Sicherheit groß geschrieben: die Zahl der Anbieter von Softwarelösungen zum sicheren Vertrieb digitaler Bücher wächst rasch. Neben IBM, die mit EMMS (Electronic Media Management System)(http://www.ibm.com/software/is/emms/) auf den Markt kommen, ermöglichen noch Versaware (www.versaware.com), Clickshare (http://www.clickshare.com/), und DigitalOWL (www.digitalowl.com) Verlegern, ihre digitalen Dokumente sicher zu verkaufen.

Softlock.Com (www.softlock.com) dreht den Spieß um und möchte sich das Kopieren der Dokumente für das eigene Geschäft zu Nutze machen. Bei dem von Softlock.Com entwickelten "Super Distribution" Weg wird der Nutzer regelrecht zur Weitergabe seines PDF Buchs aufgefordert. Nach dem Kopieren lassen sich dann nur noch die ersten acht Seiten darstellen und der Nutzer wird zum Kauf und der damit verbundenen Freigabe des gesamten Dokuments aufgefordert.

3. Großer Bedarf eines einheitlichen Standards für eBooks

Gerade für öffentliche Bibliotheken und Universitäten sind eBooks ein wichtiges Thema. Während ein Großteil der öffentlichen Einrichtungen noch auf die Verabschiedung eines einheitlichen Standards wartet, setzen andere auf bestehende Formate und wagen damit einen riskanten Schritt. Zwar ist die Akzeptanz für eBooks hoch, aber die Entwicklung neuer Lesegeräte und Techniken ist noch nicht abgeschlossen. Die Organisationen NIST (www.nist.org) und NISO (www.niso.org) rufen daher Nutzer dazu auf, sich aktiv an der Entwicklung von Standards zu beteiligen. Das gilt sowohl für die notwendige Standardisierung der Metadaten (Informationen über Autoren, Verlage und Erscheinungsjahr), den Standard für das Format der eBooks selbst (OpeneBook: www.obenebook.org), als auch für den Vertriebsweg (EBX: www.ebxwg.org). Ziel der Working Groups in den Organisationen ist es, die Standards noch besser an die Bedürfnisse der Nutzer, Autoren, Verleger und Bibliotheken anzupassen. Dazu wurden alle Standards offengelegt und so für Nutzer einsehbar. Das Feedback der Leser dient zur Optimierung der Standards. Die offengelegten Standards und die öffentliche Diskussion um deren Weiterentwicklung dienen auch der Lösung der Sicherheitsproblematik. Als Beispiel sei hierzu das freie und komplett im Sourcecode verfügbare Betriebssystem Linux genannt, das sich in punkto Sicherheit durch diese Strategie permanent weiterentwickelt hat.

4. Self Publishing: Eine lohnende Alternative für Autoren

Self Publishing von eBooks heißt der neue Trend aus den USA. eBooks bieten Autoren gleich mehrere Vorteile. Sie müssen nicht mehr einen geeigneten Verlag finden, der bereit ist, ihre Werke zu drucken. Aufgrund der geringen Produktionskosten, können sie nun ihre Bücher als eBooks selbst verlegen. Die Erklärung "Out of Print" bedeutet für Autoren nicht länger, dass sie ihr Buch nicht mehr vermarkten können. Warren Adler, der Autor von "War of the Roses" beispielsweise, besitzt die E-Rights an seinen Büchern und plant jetzt den Vertrieb auf seiner Website. Firmen, die Autoren Self Publishing ermöglichen: 1stBooks Library (www.1stbooks.com), E-Reads (www.e-reads.com), MightyWords (www.mightywords.com), Alexandria Digital Literature. Time Warner hat ein Programm zur Förderung neuer Autoren, das auch auf Self Publishing basiert (www.timewarner.com)

5. Trends bei eBooks

a.) Gemstar eBook setzt Standards

Gemstar-TV Guide International präsentierte auf der 52. Frankfurter Buchmesse die neue eBook-Gerätegeneration. "GemstareBook" heißen die Nachfolger des Rocket eBook von NuvoMedia und des Softbook Reader von Softbook Press. Sie werden erstmalig von Thomson multimedia, dem weltweit viertgrößten Elektronikkonzern hergestellt. REB1100 ist die offizielle Produktbezeichnung für den Nachfolger des Rocket eBook. Das taschenbuchgroße Gerät ist mit 500 Gramm rund 130 Gramm leichter als sein Vorgänger und hat ein integriertes Modem, das den Buchkauf via Telefonleitung ermöglicht und damit noch bedienungsfreundlicher ist. Ein USB-Port und eine Infrarotschnittstelle erlauben auch weiterhin die Möglichkeit, Bücher im Internet zu kaufen und per Computer auf das Lesegerät zu laden. Standardmäßig mit 8MB Speicher (fasst 8.000 Seiten Text) ausgestattet, kann das REB1100 mit SmartMedia Speicher auf 72MB (70.000 Seiten) aufgerüstet werden. Das REB1200, so die Produktbezeichnung für den Nachfolger des Softbook Reader, hat das Format einer Zeitschrift und wiegt rund 940 Gramm. Wesentliche Neuerung ist der hochauflösende Touch-Screen mit über 32.000 Farben. Wie schon sein Vorgänger hat das REB1200 ein integriertes Modem sowie einen Ethernet-Anschluss. Es ist standardmäßig mit 8MB Speicher (3.000 farbige Seiten) ausgestattet und kann mit einer 128MB Flash Memory Card aufgerüstet werden. Die neuen Geräte kommen zunächst in den USA ab Ende des Jahres unter der Markenführung RCA auf den Markt. Die neue eBook-Generation wird für Europa im kommenden Frühjahr erwartet.

b.) eBookMan noch kleiner

Eine Nummer kleiner als die Gemstar-Geräte ist der eBookMan (www.ebookman.com) von Franklin Electronic Publishers. Das für Ende des Jahres angekündigte Gerät wiegt mit 200 Gramm nur unwesentlich mehr als die weitverbreiteten Westentaschenrechner von Palm oder Handspring. Das Display mit 16 Graustufen kann dank besserer Auflösung fast doppelt so viele Informationen darstellen wie die Minicomputer. Und auch sonst gebärdet sich der eBookMan eher als Organizer denn als elektronisches Lesegerät: es kann Sprachnachrichten aufzeichnen, MP3-Musikdateien abspielen, handschriftliche Zeichen auf dem Display als Notizen erkennen sowie Adressen und Termine verwalten.

c.) Noch mehr Lesegeräte und Features

Gemstar bekommt Konkurrenz: Außer dem eBookMan kommen Cytale (www.cytale.com), GoReader (www.goreader.com), und PocketPCs wie Korea eBook (www.hiebook.com) auf den Markt. Das CyBook des französischen Anbieters Cytale eBook basiert auf Windows CE und eignet sich für das Surfen durchs Internet. Auch aus der Schweiz kommt mit Voyager ein Lesegerät, das neben dem Lesen von digitalen Büchern noch zusätzliche Features wie Handschrift-Erkennung, mobiles Telefonieren und Navigationssysteme bietet. Das Gerät soll Anfang nächsten Jahres auf den Markt kommen.

d.) Microsoft Reader

Auf den ersten Blick ähnelt der Microsoft Reader dem bereits bekannten Glassbook Reader (www.glassbook.com). Doch Microsoft bietet nicht nur einen größeren Bedienungskomfort, sondern es erscheinen auch die Texte klarer dank der sog. ClearType-Technologie, die den störenden Pixel-Effekt in Form der hässlichen Treppenkanten weitgehend ausgleicht und dadurch die Augen weniger ermüden lässt. Ferner erlaubt es der Microsoft Reader, ausgewählte Textpassagen in frei wählbaren Farben hervorzuheben, Lesezeichen zu setzen, die Größe der Schriften zu ändern, Anmerkungen einzufügen sowie eine Volltextrecherche zu starten. All dies kann mit einem Stift auf dem berührungsempfindlichen Display erfolgen. Für das Schreibprogramm Word 2000 ist ein kostenloses Add-In erhältlich, mit dem man eigene Texte in das eigens neu entwickelte lit-Format konvertieren und dann genau wie ein elektronisches Buch behandeln kann.

e.) Elektronische Bücher für Bibliotheken

Eine besondere Server-Lösung zeigte Glassbook (www.glassbook.com) für Bibliotheken, die ihre elektronischen Bücher zeitlich limitiert verleihen möchten. So soll es möglich sein, das Buch auf den heimischen PC herunterzuladen und es beispielsweise 14 Tage lang lesbar zu machen. Danach schließt sich das Glassbook und lässt sich erst nach erneutem Ausleihen wieder öffnen.


Quellen:

ECCE TERRAM GmbH, www.ecce-terram.de
Factor3 GmbH, www.factor3.de
Der Tagesspiegel vom 22.10.2000, S. 30
Wirtschaftswoche vom 19.10.2000, S. 268

Redaktionelle Bearbeitung:
Dr.Rolf Fuhlrott, Karlsruhe