Imagebildung und Imagepflege in Spezialbibliotheken

von Rafael Ball


Abstract
1. Einleitung

2. Was ist Image? Definitionen eines (un)klaren Terminus

3. Ausgewählte Industriebeispiele

4. Das Negativimage von Bibliothek und Bibliothekar

  4.1 Der Status quo

  4.2 Die Gründe

5. Imagebildung und Imagepflege als Managementaufgabe in Spezialbibliotheken

  5.1 Einführung

  5.2 Instrumente der Imagebildung und Imagepflege

1. Einleitung

Die (subjektive) Wahrnehmung von Welt und Realität wird in unserer gegenwärtigen Mediengesellschaft zu einem immer wichtigeren Bestandteil von Öffentlichkeitsarbeit, Marketing und Imagepflege für Unternehmen und Einrichtungen im Profit- und zunehmend auch im Non-Profit-Bereich.

Es genügt schon lange nicht mehr, gute Produkte zu produzieren, besten Service anzubieten und vernünftige Arbeit zu leisten. Man muss auch über das Gute reden. Wer in unserer Mediengesellschaft nicht informiert und kommuniziert, ist nicht existent. Präsenz in der Öffentlichkeit und Verbreitung eines positiven Image sind die Grundvoraussetzungen, um in allen Bereichen des Marktes erfolgreich operieren zu können.

"Diese riesige Verbreitung von Informationen und Meinungen erzeugt einen Tatsachencharakter. Was überall und oft gesehen, gelesen oder gehört wird, bekommt einen hohen Glaubwürdigkeitswert. Es entsteht ein Meinungsbild beziehungsweise ein Image." 1

Dies gilt für Warenanbieter genauso wie für Dienstleister. Waren bislang nur Unternehmen in Profit-Bereich von dieser Entwicklung betroffen, so hat längst auch im Non-Profit-Bereich der Verbände, Verwaltungen, Behörden und wissenschaftlichen Einrichtungen ein Umdenkprozess eingesetzt. Die Bürger als Kunden einerseits und die öffentliche Hand als Unterhaltsträger andererseits sind nicht mehr länger bereit, Einrichtungen zu akzeptieren und zu finanzieren, deren Leistungsfähigkeit und Effizienz nicht in adäquater Weise evident wird. Gleichzeitig sind Möglichkeiten entstanden, öffentlich getragene Einrichtungen einem echten (Teil)Wettbewerb auszusetzen (etwa durch Outsourcing, Globalisierung der Budgets, Kostenverrechnung).

Auch Bibliotheken sind von dieser Entwicklung nicht ausgenommen. Entsprechende Bemühungen im Bereich Marketing und Öffentlichkeitsarbeit sind zwar teilweise bereits in Gang gesetzt worden, dennoch kommen der Imagebildung und Imagepflege als Langzeitziele der Öffentlichkeitsarbeit besondere Bedeutung zu.

Durch dramatisch veränderte Randbedingungen in Wissenschaft und Gesellschaft sind Imagebildung und -pflege für Bibliotheken von besonderer Wichtigkeit.

In der Zeit der Aufklärung galt die Bibliothek noch als die Basis jeder Wissenschaft. Sie hielt das gesamte Weltwissen in den zentralen Büchern der Jahrhunderte vereint zur Lektüre bereit. Die Bibliothek hatte ein Monopol. Kein ernstzunehmender Gelehrter kam um die Benutzung der Bibliotheksbestände herum.

Diese Situation hat sich besonders in Naturwissenschaft und Technik dramatisch verändert. (Ähnliche Entwicklungen sind jedoch künftig auch in den Sozial-, Geistes- und Geschichtswissenschaften zu erwarten.) Viele Wissenschaftler erreichen ihre internationale Reputation ohne regelmäßige Nutzung der zuständigen Bibliotheken. Es ist heute durchaus möglich, ein international anerkannter Experte zu sein, ohne eine Bibliothek je betreten zu haben. Was ist passiert?

Die Nutzung von Bibliotheken ist nicht mehr die conditio sine qua non für erfolgreiche Wissenschaft. Die wissenschaftliche Arbeitsweise und mit ihr die Informations- und Literaturversorgung, hat sich radikal verändert. Es sind Konkurrenten auf den Markt getreten, das Monopol der Bibliotheken ist längst gekippt. Und damit ihr Image als Hort des Weltwissens.

2. Was ist Image? Definitionen eines (un)klaren Terminus

Um die Dimensionen der Imagebildung und Imagepflege voll erfassen zu können, muss zunächst einmal klargemacht werden, was Image eigentlich bedeutet.

Der Brockhaus definiert Image als "aus der angloamerikanischen Sozialforschung stammender, v.a. im Bereich der Werbepsychologie, Motiv- und Marktforschung verwendeter Begriff, der ein gefühlsbetontes, über den Bereich des Visuellen hinausgehendes Vorstellungsbild über bestimmte Meinungsgegenstände (z.B. Marken, Firmen, Personen) bezeichnet. Das Image bildet somit eine Ganzheit von Gefühlen (z.B. Sympathie), sachlicher Informationen (z.B. über die Leistungsfähigkeit eines Produktes) und Handlungsabsichten (z.B. Kaufbereitschaft gegenüber einer Marke), die durch einzelne Merkmale (z.B. Preis, Farbe) dominiert werden kann. Es entwickelt und verfestigt sich im Zeitablauf durch eigene oder fremde Erfahrungen teils bewusst, teils unbewusst und steuert dann selbst die Wahrnehmung und Interpretation der Umwelt."2

Eine andere Definition sieht im Image die "subjektiv wahrgenommene Eignung eines Gegenstandes (Produkt, Person, Situation etc.) zur Befriedigung von Bedürfnissen."3

Nach dem "Einstellungskonzept" geht Image dabei vom Individuum zum Gegenstand aus. Das "Imagekonzept" dreht die Perspektive um; es geht vom Gegenstand in objektivierter Beurteilung mehrerer Personen oder ganzer Gruppen aus. Entsprechend untersucht die "Einstellungsforschung" das (subjektive) Verhältnis von Personen zu Gegenständen (Produkten, Dienstleistungen), die "Imageforschung" hingegen die Wirkung von Produkten und Services auf Personen oder Personengruppen.

Also ist Image ein Vorstellungsbild von anderen über ein Produkt, einen Service, eine Person, ein Unternehmen, eine Organisation oder eine sonstige Einrichtung. Image ist die Komplexqualität aller Einstellungen, Kenntnisse, Erwartungen und Anmutungen, die mit einem bestimmten Meinungsgegenstand verbunden sind.

Schon aus diesen wenigen Sätzen geht hervor, dass die Fragen und Probleme um den Begriff "Image" hochgradig subjektiv und emotional sind. Gleichzeitig wird klar, wie wichtig das "richtige Image" für Bestehen oder Vergehen des Beurteilten eigentlich ist.

Image kann nicht unmittelbar und direkt beobachtet, sondern nur aus verbalen Stellungnahmen oder offenem Verhalten geschlossen werden.

So schwer die Parameter für die Beurteilung von Image auch zu objektivieren sein mögen, die Tatsache allein, dass Image einen so mächtigen Einfluss auf menschliche Entscheidungen auf allen Ebenen besitzt, macht es erforderlich, in Aufbau und Pflege des eigenen Images gewaltig zu investieren.

3. Ausgewählte Industriebeispiele

Wirtschaftsunternehmen haben diese Zeichen längst erkannt und in entsprechenden Konzepten umgesetzt. Anhand der ausgewählten Beispiele aus dem Profitbereich wird klar, warum Image so wichtig ist und welche Konsequenzen ein gutes oder schlechtes Image auf Unternehmen und Produkte hat.

Image wird über die verschiedensten Kanäle transportiert. Über Symbole etwa; bekannt sind der "Mercedes-Stern", das "Krokodil" von Lacoste, der "Elch" von IKEA, der "Apfel" von Apple-Computer.

Image wird auch mit Hilfe von Farben vermittelt: So sind das "grüne Band der Sympathie" der Dresdner Bank oder das Logo der Maggi-Produkte in allen Verbraucher-Köpfen präsent. Image muss über Print- und audiovisuelle Medien vermittelbar sein und damit auch auf allen Kommunikationsträgern wie Geschäftsberichten, Briefbögen, Broschüren, Visitenkarten.

Image wird in der atmosphärischen Gestaltung der Räume und Gebäude spürbar.

"Ein Image baut sich durch kontinuierlichen Einsatz verschiedener Kommunikationsmittel in den Köpfen der Kunden auf."4

Ein gutes Image ist für ein Unternehmen so wertvoll wie Bargeld. Umsätze und Aktienkurse sind direkt abhängig vom Image eines Betriebs. Inzwischen ist das Image fast wichtiger als das Produkt oder ist bereits wieder selbst zum Produkt geworden. Produkt- und Imagewerbung sind im Profitbereich längst miteinander verquickt. Vielen Unternehmen gelingt es, statt eines Produktes sich selbst als Identifikationsangebot zu präsentieren. In unserer modernen Welt der Gesichtslosigkeit gibt es einen regelrechten Hunger nach Originalität und Werten.

Eine noch höhere Stufe der Verquickung von Produkt und Image stellt das Corporate Branding-Konzept dar. Es integriert alle bekannten Ebenen der Imagebildung und ihrer Instrumente zur Schaffung einer identifikationsstiftenden Marken-Philosophie, die das Unternehmen, Kunden und Mitarbeiter gleichsam umfassen. Durch die Bildung je eigener Corporate Brandings lassen sich auch einzelne Konzernteile voneinander differenzieren, so wie es die Mercedes-Benz AG 1995/96 mit Hilfe einer spezialisierten Agentur hat umsetzen lassen.5

Erfolgreiche Unternehmen bauen sich kontinuierlich ein positives Image auf. Die "Imageprofile 2000", alljährlich im Auftrage des "Managermagazins" von rund zweitausendfünfhundert repräsentativ ausgewählten Vorständen, Geschäftsführern und Managern erstellt, zeigen die Gewinner der einzelnen Branchen6.

Durch den Aufbau und die Pflege eines hervorragenden Images sind vielen Verbrauchern sogar nur die Unternehmen, nicht jedoch die konkreten Produkte bekannt. Ein Beweis dafür, dass der Kunde selten eine Unterscheidung zwischen Unternehmensimage und Produktimage trifft.

Aufbau und Pflege eines glaubwürdigen Unternehmensimages zählen zu den schwierigsten Marketingaufgaben. Umsatz, Ertrags- und Finanzkraft reichen allein nicht mehr aus. Glaubwürdigkeit, Innovationskraft und Bekanntheit des Managements sind heute zentrale Parameter des Images.

200 Millionen US $ steckt Hewlett-Packard in die neueste Imagekampagne. Nur 15 % europäischer Unternehmen nutzen das Internet, um Produkte und Leistungen anzubieten, aber 46 % der Unternehmen nutzen das Internet, um den Bekanntheitsgrad der Firma zu erhöhen.

Misslingt die positive Imagearbeit jedoch, und hat sich erst einmal ein Negativimage ausgebildet, hält sich dies in den Köpfen mit einer erstaunlichen Hartnäckigkeit. Abbildung 3 ist ebenfalls der o. g. Studie entnommen und zeigt die Gewinner und Verlierer im Imagevergleich aus den Jahren 1999 und 2000. Die Gründe hierfür sind geläufig und bedürfen keiner weiteren Erläuterung (­Abb. 3).7

4. Das Negativimage von Bibliothek und Bibliothekar

4.1 Der Status quo

Gerade in Bibliotheken bedingen sich das Image von Einrichtung und Mitarbeiter, von Bibliothek und Bibliothekar gegenseitig besonders. Seit langem wird ein Negativimage von Bibliotheken tradiert, welches seinen besten Ausdruck in Spitzwegs "Bibliotheksbildchen" gefunden hat (­Abb. 4).

Dieses Bild zeigt das Imageproblem von Bibliotheken und Bibliothekaren schlechthin. Und dieses wird mit Spitzwegs Bild schon seit Jahrzehnten transportiert. Die Grundaussagen zusammengefasst:

Bibliotheken und Bibliothekare sind auf sich selbst bezogen, sie sind verstaubt und genügen sich selbst. Bibliotheken sind hübscher Schmuck, Bücher schön anzusehen. Kunden und Außenwirkung von Bibliotheken existieren nicht. Bibliotheken und Bibliothekare haben deshalb gegenwärtig in Deutschland das Image der Deutschen Bahn, des großen Verlierers der o.g. Imagestudie (­Abb. 5). Das "Deutsche-Bahn-Image" bedeutet:

4.2 Die Gründe

Das Negativimage von Bibliotheken und Bibliothekaren wird nicht nur behauptet und mit dem o.g. Bild Spitzwegs illustriert. Es gibt empirische Untersuchungen, die dieses Negativimage belegen. Eine Konferenz der IFLA widmete sich 1992 ausschließlich diesem Thema.8 Das nachfolgende Zitat über das Image von Bibliotheken und Bibliothekaren weltweit stammt aus einer IFLA-Studie von 1995:

"The public's general image of the profession and practice of librarianship is poor. The reputation of the profession is low and as a consequence the status of workers in it is also low. The situation is not exactly the same all over the world but it does exist everywhere to varying degrees, and the picture is a fairly accurate one for the most countries."9

Einige Argumente der Studie seien im Nachfolgenden referiert10:

Unsichtbarkeit der bibliothekarischen Arbeit für die Kunden

Die aktive Tätigkeit der Bibliothekare ist für den Großteil der Kunden weder konkret erkennbar noch von anderen Arbeiten in der Bibliothek zu unterscheiden. Zudem finden viele wichtige zentrale bibliothekarische Arbeiten, wie Bestandsaufbau und Katalogpflege außerhalb der Öffentlichkeit statt. Ebenso ist den meisten Kunden die Managementverantwortung etwa für den Erwerbungsetat unbekannt.

Auch die soziale und demokratische Dimension bibliothekarischer Arbeit, die als freier Zugang zu Information und Literatur definiert werden kann, wird von der Öffentlichkeit praktisch nicht wahrgenommen.

Wirtschaftliche Dimension der Bibliothek

Ein wirtschaftlich messbarer Beitrag für die Gesellschaft, das Unternehmen oder die wissenschaftliche Einrichtung wird Bibliotheken nicht unterstellt. Bibliotheken treten in den Bilanzen stets nur als Verursacher von Kosten und Ausgaben auf. Ein wirtschaftlicher Beitrag der Bibliothek am gesamtunternehmerischen Erfolg kommt praktisch nicht vor. Der Rückgang der Erwerbungsetats und die vergleichsweise schlechte Bezahlung von bibliothekarischem Personal tun ein Weiteres für den Imageverlust von Bibliotheken.

Qualität des Services

Die Qualität des Services, den die Bibliotheken mit den verschiedensten Dienstleistungen erbringen, ist für die allermeisten Kunden weder erkennbar noch zu beurteilen. Daher ergibt sich eine eher unterdurchschnittliche Bewertung bibliothekarischer Dienstleistungsqualität. Die interne Beurteilung bibliothekarischer Qualität war zu lange auf deren "innere" Werte fixiert und zu lange haben Bibliotheken und Bibliothekare den Kunden als direkten Adressaten von Servicequalität ignoriert. Auch die Standardisierung von Dienstleistungsqualität in Bibliotheken hat erst in den letzten Jahren Gestalt angenommen.

Ausbildung

Die bibliothekarische Ausbildung genießt weltweit einen insgesamt schlechten Ruf. Dabei werden sowohl die Qualität der Ausbildungsveranstaltungen und der Dozenten in Frage gestellt als auch Qualität und Motivation der Studenten bezweifelt. Besonders verbreitet ist dabei die Kritik an den traditionell-bibliothekarischen Lehrinhalten. Eine zu gering serviceorientierte Ausbildung wird weltweit an den bibliothekarischen Ausbildungsstätten bemängelt.

Berufsbild

Das Berufsbild des Bibliothekars ist sehr divers, teilweise eher diffus. Eine Essenz des bibliothekarischen Berufs ist kaum auszumachen. Es gibt zu viele Aufgaben, die von Bibliothekaren erledigt werden, aber ebenso auch von anderen Berufsgruppen gemacht werden könnten. Die Spannbreite bibliothekarischer Tätigkeit reicht dabei von der bibliothekarischen Hilfstätigkeit im Magazin bis hin zum Management und zur politischen Repräsentation einer Bibliothek. Eine klare Abgrenzung der Tätigkeiten, wie etwa beim Beruf des Arztes, Rechtsanwalts oder Ingenieurs, ist nicht möglich. Das alles belastet Status und Image des Bibliothekars.

Zersplitterung des Wissens11

Die Bibliotheken können nicht mehr als Hort des Weltwissens gelten. Durch die pluralistische (Wissens)gesellschaft können Bibliotheken längst nicht mehr all das anbieten, was in allen Wissensgebieten an Theorien, Meinungen und Vorstellungen existiert. Die Informations- und Meinungsflut haben die Bibliothek ins Hintertreffen geraten lassen und ihr einen gewaltigen Imageverlust beschert.

5. Imagebildung und Imagepflege als Managementaufgabe in Spezialbibliotheken

5.1 Einführung

Als die Nutzung von Bibliotheken noch die conditio sine qua non für jede Wissenschaft war, hatte die Bibliothek eine Daseinsberechtigung per se. Es wurde gezeigt, dass die wissenschaftliche Informations- und Literaturversorgung, aber auch das wissenschaftliche Denken und Arbeiten sowie das gesamte sozioökonomische Umfeld sich radikal verändert haben und noch verändern. Durch Marktkonkurrenz, Technologieentwicklung und betriebswirtschaftliche Methoden in allen Bereichen der öffentlichen Hand, sind Bibliotheken (zu Recht) nicht mehr die unangefochtenen und alleinigen Wissensträger.

Vorrangiges Ziel bibliothekarischer (Image)Bemühungen muss daher der Aufbau von Nutzerakzeptanz und Trägerakzeptanz sein. Dies nicht als Selbstzweck, sondern, um über ein positives Image auf die Leistungsfähigkeit der Einrichtung und ihrer Mitarbeiter, auf den Beitrag für die Kunden und jeweiligen Unterhaltsträger zu verweisen.

Die Schaffung eines positiven Images schafft nämlich Akzeptanz bei Kunden und Unterhaltsträgern zugleich. Ein positives Image vermag Leistungen langfristig nutzbar und erfolgreich zu halten.

Ein positives Image eröffnet Bibliotheken gleichzeitig neue Chancen und Möglichkeiten, noch mehr für ihre Kunden zu leisten.

Ein Positivimage ist aber nur zu erreichen oder zu erhalten, wenn auch das Selbstverständnis stimmt. Unsichere, schüchterne Bibliothekare ohne Selbstbewusstsein, geprägt von Zögerlichkeit und Ängstlichkeit oder in vornehm akademisch-arroganter Zurückhaltung, werden nie ein positives Image als Außenwirkung aufbauen können.

Ebenso nötig ist die professionelle Positionierung im gesellschaftlichen Raum und auf der Ebene politischer Entscheidungsträger.

Wo der "Wille zur Macht" fehlt, werden Kunden wie Unterhaltsträger nicht von der Qualität und Professionalität bibliothekarischer Leistungen zu überzeugen sein.

Spezialbibliotheken haben besonders enge Beziehungen zu ihren Kunden und gelegentlich komplizierte Verflechtungen mit ihren Unterhaltsträgern. Deshalb brauchen gerade Spezialbibliotheken ein gutes Standing bei Kunden und Unterhaltsträgern zugleich: Spezialbibliotheken hängen direkt von ihren Unterhaltsträgern ab.

Umgekehrt sind die Unterhaltsträger von Spezialbibliotheken mit ihren je spezifischen Bedürfnissen vielfach direkt von der Leistung und Qualität der Bibliothek abhängig.

Spezialbibliotheken erwirtschaften einen unmittelbaren Beitrag zum Unternehmensziel.

Spezialbibliothekare müssen und dürfen meist in kleinen Teams effiziente Arbeit leisten.

Spezialbibliotheken sind in Folge neuer Informationstechnologien zunehmend und viel stärker als Universalbibliotheken dem direkten Wettbewerb mit anderen Informationsanbietern ausgesetzt.

Spezialbibliothekare sind meist für ein breites Tätigkeitsspektrum voll verantwortlich.

Spezialbibliotheken und Spezialbibliothekare müssen sich ihre eigene Legitimation Tag für Tag neu erarbeiten. In den seltensten Fällen ist eine Spezialbibliothek durch ein Gesetz festgeschrieben.

Die Wirkungen spezialbibliothekarischer Arbeit sind viel unmittelbarer für den Kunden sichtbar und spürbar.

5.2 Instrumente der Imagebildung und Imagepflege

Image entfaltet eine mehrdimensionale Wirkung nach außen und nach innen (­Abb. 6). Dies bedeutet für Bibliotheken konkret:

Entsprechend vielgestaltig sind die Möglichkeiten und Gefahren, positiven und negativen Einfluss auf die Imagebildung und die Imagepflege zu nehmen.

In Bibliotheken wird ein Image gebildet über die Qualität der Produkte, über die Freundlichkeit des Personals, über die Qualifikation der Mitarbeiter, über die Bekanntheit der Einrichtungen und der Services. Die oben ausgeführten Gründe für ein Negativimage können als Raster für das Bemühen um ein positives Erscheinungs- und Wirkungsbild dienen. Bevor konkrete Instrumente zur Umsetzung von Imagebildung und ­pflege eingesetzt werden, sollte eine offene und schonungslose Bestandsaufnahme der Imagequalität einer Bibliothek vorausgehen. Christiane Spary hat in ihrem Beitrag "Information über Informationsvermittler ­ Public Relations und wissenschaftliche Bibliotheken" eine Checkliste zusammengestellt12 (­Abb. 7):

Wenn der aktuelle Imagestatus anhand dieser Fragen geklärt ist, können mit den bekannten und vielfach beschriebenen Mitteln der Public Relations13 die Veränderung eines Images versucht oder die Pflege eines positiven Images betrieben werden.

Allerdings geht es dabei um "das Schaffen von Vertrauen und den Aufbau eines positiven Images, nicht um kurzfristige, aktionsorientierte Präsenz auf der Skala der Tagesgeschehnisse".14

Imagebildung und Imagepflege als Managementaufgabe sind zentrale Angelegenheit der Public Relations.15 Selbstverständlich besteht zwischen Image und Vision/Mission-Statement im Rahmen einer strategischen Planung ein direkter Zusammenhang.16

Als konkrete Instrumente der Imagebildung kommen alle Mechanismen einer umfassenden Public Relations in Frage. Hier seien nur die Kernpunkte aus einer schon älteren Studie zur Öffentlichkeitsarbeit in wissenschaftlichen Bibliotheken von 1982 vorgestellt:17

Besondere Aspekte hierbei sind:

Gezielter Einsatz der neuen Medien für die Imagebildung

Die Werbedesignerin und Graphikerin Peggy Tumey gibt in einem Beitrag der Zeitschrift "Special Libraries" eine umfassende Definition für den Beginn einer Imageaktion: "Establishing an image is, of course, a combination of brand name, logo, icon, advertising support, public relations, and various other marketing support strategies. But it all begins with the initial name development and icon/logo design."18

 


Fußnoten

1 Diesing, Michael: Medienanalysen zur Image-Bewertung von Unternehmen. In: NFD, 50 (1999), S. 461-466, hier S. 462

2 Brockhaus Enzyklopädie in 24 Bänden, zehnter Band, Brockhaus: Mannheim

3 Gabler-Wirtschafts-Lexikon, Bd. 3, S. 1081, Gabler: Wiesbaden

4 Kotler, Philip, Bliemel, Friedhelm: Marketing-Management: Analyse, Planung, Umsetzung und Steuerung. 1995. Schäffer-Poeschel, S. 485: Stuttgart, 1995.

5 Corporate Agenda. Kommunikation in Zeiten unternehmerischer Transformation. Kothes & Klewes, Düsseldorf. Siehe: www.agenturcafe.de

6 Heimat Deine Sterne: Imageprofile 2000. Managermagazin 2/00, S. 52-82

7 Heimat Deine Sterne: Imageprofile 2000. Managermagazin 2/00, S. 53

8 The Status, Reputation and Image of the Library and Information Profession. Proceedings of the IFLA Pre-Session Seminar Delhi, 24-28 August 1992. Ed. By Russell Bowden and Donald Wijasuriya. Saur: München, 1994

9 Prins, Hans, de Gier, Wilco: The Image of the Library and Information Profession. A report of an empirical study undertaken on behalf of IFLA´s Round Table for the Management of Library Associations. Saur: München, 1995, S. 11

10 Vgl. dazu: Prins, Hans, de Gier, Wilco: The Image of the Library and Information Profession. A report of an empirical study undertaken on behalf of IFLA´s Round Table for the Management of Library Associoations. Saur: München, 1995, S. 21-23

11 Detemple, Siegfried: Werbung für Wissen. Die Öffentlichkeitsarbeit der wissenschaftlichen Bibliotheken in der postmodernen Situation. In: Bibliotheken, Service für die Zukunft. Hrsg. v. Hartwig Lohse. Klostermann: Frankfurt, 1994.

12 Spary, Christiane: Information über Informationsvermittler ­ Public Relations und wissenschaftliche Bibliotheken. In: Rundbrief Öffentlichkeitsarbeit, Heft 4/1996, S. 2-5

13 Hier eine kleine Literatursammlung zur Öffentlichkeitsarbeit in Bibliotheken:

14 Spary, Christiane, a.a.O., S. 4

15 Hierzu die ältere, aber lesenswerte Studie: Selbmann, Sybille: Zur Öffentlichkeitsarbeit wissenschaftlicher Bibliotheken. Bibliothekspraxis, Bd. 15, Verlag Dokumentation: Pullach, 1975.

16 Corrall, Sheila: Strategic Planning for Libraries and Information Services. Aslib Know How Series: London, 1994.

17 Öffentlichkeitsarbeit wissenschaftlicher Bibliotheken. Hrsg. von Jörg-Dieter Häußer. Dbi-materialien 15, Deutsches Bibliotheksinstitut: Berlin, 1982.

18 Tumey, Peggy: Developing a Cohesive Image for Your Special Library. In: Special Libraries, SLA, Vol 82/1991, Iss. 3, S. 165-170 Zum Autor: Dr. Rafael Ball ist Leiter der Zentralbibliothek des Forschungszentrums Jülich Forschungszentrum Jülich GmbH D-52425 Jülich E-Mail: r.ball@fz-juelich.de


[Dr. Rafael Ball] Zum Autor

Dr. Rafael Ball ist Leiter der Zentralbibliothek Forschungszentrum Jülich GmbH

D-52425 Jülich
E-Mail: r.ball@fz-juelich.de