Wissenschaft online:
Elektronisches Publizieren in Bibliothek und Hochschule


Hrsg. v. Beate Tröger.
Frankfurt am Main: Vittorio Klostermann, 2000. 430 Seiten.
ISBN 3-465-03081-8. DM 168.­
(Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie Sonderheft 80)

"Wissenschaft online oder: Quo vadis, Bibliothek?" ­ dieser mit einem anderen Zusatz versehene Titel der sehr ausführlichen Einleitung der Herausgeberin trifft den Inhalt dieses umfangreichen ZfBB Sonderheftes eigentlich genauer. Denn die 26 Beiträge haben doch eine deutlich bibliothekarische Sicht der Dinge, beziehungsweise stehen in direktem Bezug zu der sich in den letzten Jahren aufgrund der elektronischen Entwicklungen verändernden Bibliothekswelt.

Wie bei einem solchen Sammelband nicht anders zu erwarten, ist trotz einer thematischen Gliederung in Kapitel ein roter Faden nicht so ohne weiteres zu finden. Die Vielzahl der doch sehr zu diesem weiten Themenfeld differierenden Beiträge macht es daher nicht leicht, dieses Werk zu lesen. Wie bei einer "Normalausgabe" einer Zeitschrift empfiehlt es sich, nach konkretem Interesse zu selektieren. Bei der Auswahl ist die Einleitung sehr hilfreich, die mit einem Umfang von 10 Seiten eigentlich schon einen eigenen Beitrag darstellt.

Balls Artikel "Wissenschaft und Bibliotheken: Das aktive Engagement im Kontext elektronischen Publizierens" stellt einen guten Einstieg in das Thema dar. Er geht auf die neuen Herausforderungen ein, denen sich Bibliotheken vor der explosionsartigen Zunahme der wissenschaftlichen Veröffentlichungen, des veränderten Publikationsverhaltens der Autoren und insbesondere der drastischen Veränderungen der technischen Rahmenbedingungen in jüngster Vergangenheit gegenübergestellt sehen.

Ball sieht hier für die Bibliotheken die Chance, bei der Vermarktung der wissenschaftlichen Ergebnisse durch Electronic Publishing zum Beispiel als Verlag eine entscheidende Rolle zu spielen. Mit geringem finanziellem und personellem Aufwand könnten die Bibliotheken einen echten Mehrwertservice bieten, der dem gesamtunternehmerischen Ziel einer wissenschaftlichen Einrichtung dient. Dieses würde verstärkt zu einer Einbindung der Bibliotheken in den direkten wissenschaftlichen Arbeits- und Erkenntnisprozess führen.

Hutzlers Thema sind "Elektronische Zeitschriften in wissenschaftlichen Bibliotheken", der Sektor im Bereich des elektronischen Publizierens, der sich besonders dynamisch entwickelt. Hutzler beschreibt sachlich und unter Einbeziehung ihrer Erfahrungen aus der täglichen Praxis Anforderungen an elektronische Zeitschriften und deren Nutzung, sowie die spezifischen Aufgaben für Bibliotheken im Hinblick auf elektronische Zeitschriften. Hierzu gehört die Auseinandersetzung mit sehr differierenden Lizenz- und Subskriptionsmodellen sowie eine Integration des Angebots in die sonstigen Dienstleistungsangebote der Bibliotheken.

Die "Retro-Digitalisierung im Hochschulbereich" bzw. deren Ergebnisse werden zunehmend Bestandteil der elektronischen Angebote im Hochschulbereich. Nossau schildert hier immer wieder unter direktem Bezug auf das DFG-Förderprogramm "Retrospektive Digitalisierung von Bibliotheksbeständen" Möglichkeiten und Rahmenbedingungen des Einsatzes der Digitalisierung im Hochschulbereich.

Stark theoretischer Natur ist Philipps` Beitrag "Virtueller Marktplatz für Bildung und Wissenschaft". Leider lassen sich daher die Aussagen derzeit weder belegen noch widerlegen. Philipps prognostiziert, dass Multimedia als Schlagwort und Leitbegriff der 90er Jahre durch "Virtualität" und "Virtuell" in der medien-, bildungs- und gesellschaftspolitischen Diskussion ersetzt wird. Defizite im Bereich der technischen Infrastruktur, eine fehlende Didaktik und vor allem ein fehlendes Informationssystem für bereits existierende virtuelle Bildungsangebote be- bzw. verhindern jedoch die Nutzung dezentraler, asynchroner Lernumgebungen, die den Studierenden ein eigenverantwortliches und selbstorganisiertes Lernen bieten. Philipps verweist in diesem Zusammenhang auch auf das Ergebnis einer Studie, die am Audivisuellen Medienzentrum der Bergischen Universität Wuppertal erstellt wurde (dessen Akademischer Direktor Philipps ist), das eine Virtuelle Universität als unvermeidbar ansieht.

Es bedarf schon eines gewissen pädagogischen Vorwissens, insbesondere der pädagogischen Fachterminologie, um Thissens Beitrag zum Thema "Elektronisches Publizieren oder elektronisches Kommunizieren. Hochschuldidaktik und Bibliotheken" folgen zu können. Vor dem Hintergrund der dramatischen Änderungen im Informations- und Kommunikationsbereich, die zum einen eine Multimedia-Kompetenz, zum anderen ein lebenslanges Reflektieren und Weiterentwickeln des eigenen Wissens und Könnens erfordert, wird eine konstruktivistische interdisziplinäre didaktische Theorie vorgestellt, die auch die Bibliotheken einbezieht.

Müller behandelt in seinen Ausführungen "Die rechtlichen Zusammenhänge im Rahmen des elektronischen Publizierens" in auch für den juristischen Laien verständlichem Wortschatz. Es werden grundlegende juristische Fragen zum Thema beantwortet. Als Aufhänger dient die immer weiter durch die Promotionsordnungen der Fakultäten der Hochschulen sich verbreitende Möglichkeit, eine schriftliche Dissertation auch in elektronischer Form als Online-Dissertation zu veröffentlichen. Insbesondere wird auf die Rechtsprobleme eingegangen, denen Bibliotheken gegenüberstehen, wenn sie als Verlag tätig werden wollen.

Dem folgt die Behandlung von Rechtsfragen, die sich bei einer "digitalen Veröffentlichung" aus Autorensicht stellen. Ein vom Verfasser entworfener Mustervertrag soll helfen, die Interessen der Bibliotheken und der Autoren in Einklang zu bringen und juristisch einwandfrei zu regeln.

Bilo zeigt unter der Überschrift "Anpassung oder Strukturwandel. Elektronische Publikationen und digitale Bibliotheken aus der Sicht bibliothekarischer Praxis" die Konsequenzen auf, welche die Entwicklung auf dem Sektor der elektronischen Medien für die einzelnen Bibliotheken hat. Er vertritt die These, dass aufgrund der Etatsituation der Bibliotheken nur noch ein vollständiger bibliographischer Nachweis und eine Beschaffung von Nutzungsrechten und Einzeldokumenten auf Nachfrage möglich sein wird, im Gegensatz zum Anspruch, notwendige Literatur vollständig besitzen zu können. Es fällt der in jüngster Zeit häufiger zitierte Begriff "Hybrid Library", die bei gleichbleibendem Ressourceneinsatz neben den bisherigen Aufgaben die Verantwortung für die neuen Medien hat, was nicht ohne Auswirkungen auf die Organisationsstruktur in den Bibliotheken bleibt. Nach einer eher allgemeinen Typisierung elektronischer Publikationen und der allgemein gehaltenen Beschreibung der sich im Zusammenhang der beschriebenen Entwicklungen verändernden bibliothekarischen Arbeitsfelder, ist besonders das Beispiel des sich vor diesem Hintergrund verändernden bibliothekarischen Alltags der Universitätsbibliothek Essen lesenswert.

Bei dem Beitrag "Hochschullehre im Internet. Anspruch und Praxis" von Cölfen/Schmitz ist hervorzuheben, dass hier die Entwicklung nicht einfach als gegeben hingenommen wird, sondern einer kritischen Auseinandersetzung ausgesetzt wird. Der Einsatz des Internet in der Lehre stellt keinen Ersatz traditioneller Lehre dar, kann aber eine sinnvolle Ergänzung darstellen. Die Autoren zeigen hier einen Weg auf, bei dem ihre eigenen Erfahrungen an der Universität Essen eingebracht werden.

Reinhardt gibt zum Thema "Elektronische Dokumente im Bestandsaufbau wissenschaftlicher Bibliotheken" zuerst einen Abriss der noch kurzen aber um so rasanteren Entwicklung in den letzten Jahren, was sich deutlich bei den Ausgaben für diese Medien widerspiegelt, bevor er sich den Themen Bestandsaufbau und Auswahl sowie Geschäftsgang und Konsortialverträge sehr nüchtern und pragmatisch zuwendet.

Die folgenden vier Beiträge geben nun wirklich konkrete Hinweise zur inhaltlichen und technischen Behandlung von elektronischen Publikationen im Netz. Weiß befasst sich mit dem Thema "Dublin Core: Metadaten als Verzeichnungsform elektronischer Publikationen" und verweist zu Recht darauf, dass ohne Meta-Informationen zur inhaltlichen Erschließung elektronischer Publikationen für potentiell Interessierte ein Auffinden dieser im Internet eher zufällig ist.

Mönnich stellt unter dem Gesichtspunkt der technischen Behandlung elektronischer Veröffentlichungen diverse "Formate und Datenbanken" vor, die in Bibliotheken als Liefer-, Archivierungs- und Präsentationsformat Anwendung finden, sowie Datenbankstrukturen, die zum Einsatz bei Volltextservern kommen.

Klotz-Berendes/Schönfelder geben wertvolle Hinweise zu "Sicherungsverfahren für den Betrieb eines Dokumentenservers". Um Online-Publikationen vor Missbrauch zu schützen, bedarf es angemessener Verfahren zur Garantie der Authentizität, Datenintegrität, Vertraulichkeit und Verbindlichkeit beim Datentransfer zwischen den Beteiligten ­ Bibliothek und Verfasser auf der einen Seite sowie Bibliothek und Nutzer auf der anderen. Erläutert werden die wesentlichen Schutzmechanismen wie Einrichtung eines Firewalls, kryptographische Verfahren, Verschlüsselungsmethoden oder digitale Signaturen.

Zu den Ersten, die das Thema "Dissertationen via Internet" in die Praxis umsetzten, gehörten die Physiker in Deutschland, und hier führend die des Fachbereichs Physik der Carl von Ossietzky Universität in Oldenburg. Hilf/Zimmermann beschreiben Voraussetzungen, Verfahren und Verträge, um eine Dissertation online zu veröffentlichen. Im Anhang finden sich Entwürfe für eine Mustererklärung zwischen Kandidatin und Fachbereich bzw. Kandidatin und Bibliothek für die Abgabe elektronischer Dissertationen.

Hoffmann versucht mit seinem Beitrag "Kooperationen und Vernetzungen. Die Rolle der Verbünde" die Positionierung der Verbundzentralen in dem Themenfeld, da diese im Zusammenhang mit der weltweiten Vernetzung durch das Internet einem enormen Rechtfertigungsdruck für ihre Existenz ausgesetzt sind. Als zusätzliche Aufgaben sieht er die Erzeugung, Bearbeitung und Speicherung von Metadaten und den Nachweis elektronischer Hochschulschriften. Insbesondere stellt er unter der Überschrift "Verbundzentralen als Dienstleister" Volltextspeicherung, Datenaustausch mit anderen Instituten, Koordinierung von Regelwerken, Erstellung von Datenkonversionsprogrammen oder die Bildung von Konsortien zur gemeinsamen Beschaffung von elektronischen Medien als neue Aufgaben vor.

Schwens schildert "Die Rolle Der Deutschen Bibliothek", die sich bereits seit dem 1.Juli 1998 nicht mehr nur theoretisch sondern konkret mit der Sammlung elektronischer Dissertationen und damit der Problematik der Normierung, der Erschließung und der Langzeitarchivierung konfrontiert sieht. Im ersten von fünf Beiträgen unter der Überschrift "Vermarktung: Angebot und Nachfrage" stellt Keller die Frage "Elektronische Zeitschriften. Eine Publikationsform mit Zukunft?". Nach einem Abriss der Entwicklungsgeschichte folgt eine Darstellung des Status Quo und eine Kurzfassung von Erkenntnissen aus der Benutzerforschung.

Hieraus lässt sich ableiten, dass die Initiatoren von elektronischen Zeitschriften alles zur Weiterentwicklung dieses Mediums geben, seitens der Autoren aber das Interesse an dieser Art der Publikation mangels Beachtung und Anerkennung durch die wissenschaftliche Community und auch seitens der Benutzer wegen des derzeitigen noch fehlenden Komforts beim Zugriff eher noch zurückhaltend ist. Erst in der zweiten Hälfte folgen dann die vom Rezensenten als Schwerpunkt des Aufsatzes erwarteten Gedanken zur zukünftigen Entwicklung elektronischer Zeitschriften in Form der Kurzbeschreibung von Projekten mit Forschungsschwerpunkten zum Thema Reference Linking, Erprobung neuer Kostenmodelle, verbesserte Interaktion zwischen Leser und Autor, Verkürzung der Verfügbarkeitszeit von wissenschaftlichen Beiträgen, verbesserte Erschließung elektronischer Zeitschriften, retrospektiver Digitalisierung, Aufbau von Preprint-Archiven, Optimierung der Produktionsabläufe einer Zeitschrift, Aufbau von Konsortien zum Erwerb. Den Schluss bilden Aussagen zur elektronischen Zeitschrift der Zukunft, Themen, die eigentlich in der Kürze nicht dargestellt werden können und einen eigenen Band füllen würden.

Berg befasst sich mit "Nutzungsuntersuchungen für elektronische Publikationen", deren Bedeutung für eine "Kaufentscheidung" bei den nie ausreichenden Haushalten der Bibliotheken und der Preisgestaltung der Anbieter von großer Bedeutung sind. Er skizziert, wie die Nutzung elektronischer Medien gemessen werden kann, zeigt anhand von Beispielen auf, wo methodische Schwierigkeiten bei der Gewinnung von aussagekräftigen und verwertbaren Informationen aus Nutzungsstatistiken liegen sowie Möglichkeiten zu deren Überwindung.

Hobohms Beitrag "Marketing elektronischer Publikationen" lässt nicht klar erkennen, wodurch sich explizit das Marketing elektronischer Publikationen von dem Marketing anderer Angebote und Produkte der Bibliotheken unterscheidet. Das Thema Marketing ist nicht neu in der Bibliothekswelt. Demjenigen Leser, der sich mit dem Thema Marketing bereits befasst hat, bringt daher dieser Beitrag keine wesentlich neuen Erkenntnisse.

Oßwald stellt in seinem Artikel "Proaktives Wissensmanagement für Fachbereiche, Hochschule und externe Partner" schrittweise und ausführlich dar, wie und welche über die klassischen Dienstleistungen hinausgehenden Dienstleistungsoptionen sich Bibliotheken im Zusammenhang mit der Entwicklung digitaler Angebote erschließen können und welche Effekte dies mit sich bringen würde. Sein Schwerpunkt: Fachhochschulbibliotheken. Insbesondere für diese sieht er bei Adaption des Konzepts eine Mittlerfunktion zwischen den hochschulintern mit wissenschaftlichen Methoden erarbeiteten wissenschaftlichen und fachpraktischen Ergebnissen und dem Problemlösungsbedarf externer Partner. Sie können professionelle Aufbereitung und Vermittlung der in den Fachbereichen erarbeiteten Ergebnisse anbieten und auf deren Grundlage den Know-How-Transfer nach außen tragen. Hiermit wird zugleich ein Instrumentarium zur Verfügung gestellt, das den Bedarf externer Partner der Hochschule gezielter anzeigt. Hierdurch können sich Bibliotheken neue Dienstleistungsbereiche erschließen, die sowohl für interne als auch externe Partner von Bedeutung sein können.

Im Gegensatz zu den meisten anderen in diesem ZfBB-Sonderheft behandelten Themen kann hier noch nicht auf Projektergebnisse verwiesen werden. Es wäre sicherlich interessant, diese Aussagen durch entsprechende Praxis zu belegen.

Kamke gibt seine Gedanken zur "Autorenbetreuung" wieder, wobei die elektronische Dissertation im Mittelpunkt steht. Die veränderten Gegebenheiten einer elektronischen Publikation im Vergleich zur konventionellen machen es notwendig, sowohl Ziele und Interessen der Autoren mit den Aufgaben der Bibliothek als auch mit den Interessen der Wissenschaft als "Abnehmer" in Einklang zu bringen. Die von Mönnich in dem Band a.a.O. ausführlich beschriebenen Möglichkeiten der formalen Gestaltung einer elektronischen Publikation müssen den Autoren vermittelt werden. Kamke schildert als Beispiel ein Modell der Autorenbetreuung, wie es an der Humboldt-Universität realisiert wird.

Einen Blick ins englischsprachige Ausland wagen Naylor mit dem Beitrag "Electronic Publications in Higher Education Libraries in the UK" und Rusch-Feja zum Thema "E-Publishing in Hochschulbibliotheken in den USA". Fazit ist, dass sich auch hier die Hochschullandschaften beim Thema elektronischer Veröffentlichung oftmals denselben Problemen gegenübergestellt sehen wie in Deutschland.

Die vier letzten Artikel unter der Kapitelüberschrift "Projekte" stellen Berichte über Einzelprojekte im Umfeld des elektronischen Publizierens im Bereich Forschung und, insbesondere bei den beiden ersten, im Bereich der Lehre unter Beteiligung von Hochschulbibliotheken dar. Man kann hier sicherlich geteilter Meinung darüber sein, ob solche Projektberichte trotz ihrer Qualität in dieser Veröffentlichung nicht deplaziert sind.

Altenhöner berichtet über ein Projekt zur "Entwicklung und Erprobung einer neuen multimedial unterstützten Lehr- und Lernform" des Fachbereichs Wirtschaft, der Hochschulbibliothek der FH Münster und weiterer Partner. Kollektive Lernerfahrung klassischer Ausprägung soll mit abgestimmten elektronischen (Selbst)Lerneinheiten kombiniert werden. Als Ziel des Projekts wird genannt, Lerninhalte ­ hier das Thema "Teamentwicklung" ­ durch Internetnutzung an verteilten Standorten nicht nur kognitiv erfolgreicher sondern auch handlungsorientiert zu vermitteln.

Der von Reuter/Trinks-Schulz vorgestellte "Lernort Hochschulbibliothek" geht von der Fragestellung aus, inwieweit Hochschulbibliotheken zum Prozess multimedial unterstützter Lehre beitragen beziehungsweise diesen fördern können.

An der FH Gelsenkirchen wurde hierzu das Projekt "Virtual Book" initiiert. Projektziele sind die Befähigung der Studierenden, selbstständig Wissensdefizite zu kompensieren sowie Studieninhalte zu erarbeiten und den Praxisbezug zu erkennen, die Unterstützung der Lehrenden bei der Integration multimedialer Anwendungen in die Curricula sowie die Förderung des hochschulweit miteinander vernetzten Einsatzes multimedialer Anwendungen im Lehr- und Lernprozess.

Das von Dieckmann/Wätjen vorgestellte DFG-Projekt "Copacabana: Computer Aided Publishing, Administrating, Cataloguing, Bibliographic and Networked Access" hat die Unterstützung und Erleichterung der Arbeit aller an Produktion, Vertrieb, Erschließung, Nachweis und der Bereitstellung von elektronischen Hochschulpublikationen Beteiligten (Autoren, Hochschulverlag, Bibliothek) zum Ziel. Projektpartner sind das Bibliotheks- und Informationssystem und das Informatik-Institut OFFIS der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Scholze stellt die Einbindung elektronischer Hochschulschriften in den Verbundkontext am Beispiel "OPUS" vor. Ziel dieses Projekts ist es, elektronische Hochschulschriften nahtlos in das vorhandene Informationsangebot der Bibliotheken einzubinden, Metadaten nur einmal zu erfassen und sie für verschiedene Zwecke möglichst automatisiert nutzbar zu machen.

Am Schluss möchte der Rezensent sich noch eine Frage erlauben, die der Titel der Veröffentlichung "Wissenschaft online" geradezu provoziert. Warum wurde für diese Veröffentlichung (oder wenigstens eines Teils der Artikel) nicht der Weg zur Online-Veröffentlichung beschritten, dieses im Hinblick auf die Themenfülle und unter Berücksichtigung der oft zitierten Halbwertzeit von Artikeln, die auch bei einigen der hier präsentierten Artikeln sehr kurz zu sein scheint? Durch diese Frage soll nicht der Wert der Veröffentlichung in Frage gestellt werden, sondern zu einer beschleunigten und auch weiten Verbreitung dieser wichtigen aber schnelllebigen Informationen aufgefordert werden, bevor diese durch die rasante Entwicklung bereits Historie sind. Als Beispiel seien Musterverträge und Schilderungen von Umsetzungen in die Praxis in diesem Werk genannt. Es ist sicher nicht nur der Rezensent, der sich erst vor wenigen Monaten mit einigen der hier geschilderten Probleme selbst auseinandersetzen musste und gerne auf die Information damals schon zurückgegriffen hätte. Auch wurde die Gelegenheit verpasst, die von einigen Autoren geschilderten Optionen einer elektronischen Veröffentlichung (direkte Verlinkung auf Quellen im WWW, Einbeziehung multimedialer Elemente etc.) nicht nur theoretisch zu schildern, sondern gleich in Form eines Musterbeispiels in der Praxis darzustellen.


Anschrift des Rezensenten:
Georg Sander
Universitätsbibliothek
D-44780 Bochum
Email: georg.sander@ruhr-uni-bochum.de