Online-Informationssysteme in Archiven

Fachportale, Archivinformationen, Online-Findmittel, digitalisiertes Archivgut

von Gerald Maier


Abstract

0. Einführung
1. Archive als Informationsdienstleister im Internet. Stand und Anforderungen

2. Das archivische Internet-Portal

3. Die Online-Beständeübersicht

4. Das Online-Findbuch

5. Digitalisiertes Archivgut

6. Zusammenfassung und Ausblick


0. Einführung

Die ständig wachsende Bedeutung des Online-Mediums Internet geht auch an der Archivwelt nicht spurlos vorüber.1 So bietet die Internet-Technologie neue Formen und Möglichkeiten für den Zugriff auf Archivgut als zentrale Dienstleistung der Archive.

Am Beispiel der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg soll die Möglichkeit einer Präsentation archivischer Tektonik im Internet vorgestellt werden. Dabei soll ein Einblick in verwendete Internet-Technologien für die Präsentation von Archivinformationen und Online-Findmittel gegegeben werden, die von der staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg in Kooperation mit der Archivschule Marburg und dem Bundesarchiv, Koblenz/Berlin, entwickelt werden.

Folgende Themenkomplexe werden vorgestellt:

  1. Archive als Informationsdienstleister im Internet. Stand und Anforderungen
  2. Das archivische Internet-Portal
  3. Die Online-Beständeübersicht
  4. Das Online-Findbuch
  5. Digitalisiertes Archivgut

1. Archive als Informationsdienstleister im Internet. Stand und Anforderungen

Insgesamt ist das Internet ein ernst zu nehmendes Kommunikations- und Informationsmedium geworden. Dennoch sind Internet-Recherchen aufgrund fehlender Strukturen nicht einfacher geworden. Über die bekannten globalen Volltextsuchmaschinen wie z.B. Altavista oder Google2 ist ein gezielter Zugriff auf Informationen wegen der meist zu großen Treffermenge kaum möglich.

Eine Lösung dieses Problems bieten sogenannte Portallösungen, die einen Einstiegspunkt für bestimmte thematische Recherchen bilden.3 Gerade bei einer virtuellen Archivrecherche bringt die Verwendung einer gängigen Internet-Suchmaschine nur unzureichende Ergebnisse.

Im Gegensatz zu Archiven sind Bibliotheken schon lange im Internet präsent, z.B. über ihre OPACs4 und virtuelle Bibliotheksverbünde.5 Die Gründe dafür sind mehrschichtig:

  1. Bibliotheksgut benötigt normalerweise keine provenienz-orientierte Erschließung mit der Notwendigkeit einer tektonischen Einbindung. Für die Recherche eignen sich daher Datenbanklösungen, ohne dass eine kontextorientierte Navigation erforderlich ist.
  2. Es existieren Standards für Erschließung und Datenaustausch (z.B. Dublin Core6 , Z39.507 ).

Die Archivwelt dagegen ist sehr heterogen. Es existieren kaum allgemein anerkannte oder gar genormte Erschließungsstandards und Datenaustauschformate - zu unterschiedlich sind die Vorstellungen und Traditionen, d.h. insbesondere Verwaltungstraditionen der einzelnen Archive und Archivlandschaften. Im amerikanischen Raum gibt es als Standard die "Encoded Archival Description" (EAD). EAD ist seit 1998 standardisiert und wird in den USA und teilweise darüber hinaus in englischsprachigen Ländern für die Erstellung von Online-Findbüchern benutzt8 . Für das deutsche Archivwesen existiert kein einheitlicher Standard für die Erschließung und Online-Präsentation von Erschließungsleistungen.

Dennoch ist es erforderlich, dass sich auch Archive als Dienstleister in der modernen Informationsgesellschaft über eine Bereitstellung ihrer Inhalte in Online-Medien Gedanken machen und dabei auch Verbundlösungen angestrebt werden.

Grundvoraussetzungen dafür sind Datenaustauschformate in Verbindung mit Präsentationsmodellen für Findmittel und digitalisierte Archivalien. Entscheidend für ein archivisches Internet-Angebot ist die Abbildung der archivischen Tektonik und der einzelnen Informationen innerhalb ihres Entstehungszusammenhangs bzw. Erschließungskontexts. Berücksichtigt werden sollten dabei die ISAD-G Richtlinien für eine Stufenerschließung9 . Ein Ansatz in diese Richtung sind u.a. die Bestrebungen der Archivschule Marburg, der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg und des Bundesarchivs, ein gemeinsames XML-basiertes Datenaustauschformat zu entwickeln.10

Innerhalb der Tektonik eines archivischen Online-Angebots lassen sich folgende Informationsebenen unterscheiden:

  1. Archivübergreifende Portale mit Suchmaschinen,
  2. Archiv-Homepage mit Grundinformationen,
  3. Online-Beständeübersicht, evtl. mit sachthematischen Bezügen,
  4. Online-Findbücher und
  5. Digitalisiertes Archivgut

Neben Archivinformationen und digitalisierten Findmitteln wird die Bereitstellung von digitalisierten Archivalien in der Zukunft eine immer größere Bedeutung bekommen.

2. Das archivische Internet-Portal

Für die deutsche Archivwelt sind verschiedene Internet-Portal-Szenarien denkbar, die einen virtuellen Zugang zu Erschließungsleistungen und Archivgut ermöglichen. Teilweise sind sie auch schon realisiert oder in Vorbereitung:

  1. Portal für ein einzelnes Archiv (Archivinformation, Beständeübersichten, Findbücher, digitalisiertes Archivgut)
  2. Portal für die Archive eines Trägers z.B. Staatliche Archivverwaltung Baden-Württemberg
  3. Portal für Archive verschiedener Träger eines Landes oder einer Region
  4. Portal für Archive verschiedener Träger mehrerer Länder, Regionen z.B. Archive in Deutschland oder "Archive in der Arbeitsgemeinschaft Alpenländer (ARGE ALP)"
  5. Portal für Archive im Verbund mit anderen Informationsdienstleistern wie z.B. Bibliotheken oder Museen
  6. Portal für Archive auf internationaler Ebene, eventuell auch im Verbund mit anderen Informationsdienstleistern

2.1. Aufbau eines archivischen Internet-Portals

Ein Archivinformationssystem auf Bundeslandebene existiert bereits in Nordrhein-Westfalen11 und in Hessen12 . Für Baden-Württemberg ist unter Federführung der Landesarchivdirektion ein Internet-Portal als gemeinsames Projekt der staatlichen Archivverwaltung und verschiedener anderer Archivträger (u.a. Kreisarchive, Kommunalarchive, kirchliche Archive und Universitätsarchive) geplant. Dabei soll die Eigenständigkeit der jeweiligen Archive im Hinblick auf Erschließungsverfahren und Präsentation von Erschließungsleistungen gewahrt bleiben. Über eine Portalseite kann dann ein Benutzer gezielt Informationen sowohl zur baden-württembergischen Archivlandschaft als auch zu einzelnen Archiven und ihren Beständen bekommen.

Das Portal wird analog zu dem von der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg konzipierten Internet-Informationssystem "Archive in der Arbeitsgemeinschaft Alpenländer (ARGE ALP)" zwei Arten von Informationen bieten:13

  1. Grundinformationen zum jeweiligen Archiv (u.a. Zuständigkeit und Organisation, Archivbenutzung, Öffentlichkeitsarbeit)
  2. Kurzübersichten der Bestände des jeweiligen Archivs.

Über Hyperlinks wird dann - falls vorhanden - auf ein bestehendes Internetangebot eines Mitgliedarchivs verwiesen, wo gegebenfalls ausführlichere Online-Findmittel (Beständeübersichten, Findbücher) und digitalisiertes Archivgut zu den jeweiligen Beständen vorhanden sind. Die Pflege der archiveigenen Internet-Angebote erfolgt unabhängig vom Portal durch das jeweilige Archiv nach dessen Vorstellungen. Der Zugriff auf Informationen innerhalb der Portallösung kann über eine mehrdimensionale Navigation und eine Volltextsuche erfolgen. Die Implementierung einer leistungsfähigen Volltextsuchmaschine mit sogenannter "Spider"-Technologie und Indizierung gewährleistet auch den Zugriff auf archiveigene Internet-Angebote außerhalb des Portals.14

Ein Portal für Archive in Deutschland gibt es bisher nicht. Die Archivschule Marburg hat zumindest eine Hyperlink-Liste "Archive im Internet" in Ihrem Internet-Angebot, die auch ständig aktualisiert wird.15

Dagegen wird die Realisierung eines Internet-Portals für Archive im Verbund mit anderen Informationsdienstleistern wie Bibliotheken oder Museen bereits in Angriff genommen. So werden ab Frühjahr 2001 das Bibliotheksservice Zentrum Baden-Württemberg, die Landesarchivdirektion Baden-Württemberg und das Landesmuseum für Arbeit und Technik in Mannheim ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördertes Projekt bearbeiten mit dem Titel "Gemeinsames Portal für Bibliotheken, Archive und Museen. Ein Online-Informationssystem". Ziel dieses Projektes ist es, modellhaft einzusetzende technische Verfahren zu entwickeln, die es den drei Institutionstypen ermöglichen, ihre digitalen Ressourcen (Informationen, Erschließungsleistungen) unter einem gemeinsamen Online-Portal recherchierbar zu machen. Dabei wird sowohl ein recherchierbares Metadatenformat entwickelt als auch zu einem ausgewählten Themenkomplex retrospektiv digitalisiertes Kulturgut aus Bibliothek-, Archiv- und Museumsbereich bereitgestellt. Ähnliche Projekte sind von Seiten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Berlin, und der Staats- und Universitätsbibliothek Dresden in Vorbereitung. Eine Kooperation zwischen den Projekten ist vorgesehen.

2.2. Archivisches Internet-Portal am Beispiel des Online-Archivführers "Archive in der Arbeitsgemeinschaft Alpenländer"

Als Beispiel für ein archivisches Internetportal soll hier kurz der Internet-Archivführer "Archive in der Arbeitsgemeinschaft Alpenländer" vorgestellt werden (Abb. 1). Er enthält Informationen über die 36 Staats- und Landesarchive der Mitgliedsländer als auch eine kurze Beschreibung der im jeweiligen Archiv vorhandenen Bestände, inklusive grenzberührender und grenzüberschreitender Bestände bzw. Archivalien, die für andere ARGE ALP-Mitgliedsländer von Interesse sind.16

Abbildung 1: Archivisches Internet-Portal "Archive in der
Arbeitsgemeinschaft Alpenländer (ARGE ALP)". Topographische Auswahl

Textgrundlage für das Internetangebot bildet der in Buchform vorliegende "Archivführer der ARGE ALP" von 1995. Für die baden-württembergischen Staatsarchive, die im schriftlichen Archivführer noch nicht vertreten sind, wurden die Texte neu erstellt.17

Inhaltlich werden sowohl Grundinformationen (Zuständigkeit und Organisation, Archivbenutzung, Öffentlichkeitsarbeit) zu den einzelnen Archiven geboten, als auch ein kurzer Überblick über die Bestände jedes Archivs. Eine besondere Bedeutung haben dabei die Bestände mit Bezügen zu anderen ARGE ALP-Mitgliedsländern. Im Text sind die Bezüge durch entsprechende Länder-Siglen kenntlich gemacht, die bei einer Volltextsuche verwendet werden können.

Für die baden-württembergischen Archive liegen bisher für das Hauptstaatsarchiv Stuttgart Informationen zu Beständen mit ARGE ALP-Bezügen vor. Dabei sind die Bezüge nicht direkt in das Portalangebot eingearbeitet, sondern in die neu entwickelte Online-Beständeübersicht18 , die direkt mit dem Portal verbunden ist. Um Synergieeffekte zu erzielen, werden im Rahmen der Erschließung der ARGE ALP-Bezüge in den baden-württembergischen Staatsarchiven gleichzeitig wesentliche Leistungen für die neuen Online-Beständeübersichten erbracht.

Über Hyperlinks wird auf bestehende Internetangebote von Mitgliedsarchiven verwiesen, wo gegebenenfalls ausführlichere Online-Findmittel wie Beständeübersichten und Findbücher zu den jeweiligen Beständen vorhanden sind.

Da es auch italienischsprachige Mitgliedsländer gibt, ist das Angebot zweisprachig gestaltet. Die Textinformationen zu den einzelnen Archiven werden durch Abbildungen ausgewählter Archivalien in digitalisierter Form, durch Ansichten von Archivgebäuden und durch kartographische Lagepläne der Archivstandorte ergänzt (Abb. 2).

Abbildung 2: Archivisches Internet-Portal "Archive in der Arbeitsgemeinschaft
Alpenländer (ARGE ALP)". Archivgebäude und Lageplan des Generallandesarchivs Karlsruhe

Das Internet-Angebot ist hierarchisch gegliedert. Unterhalb der "Einstiegsseite" befinden sich "Länderseiten", darunter "Archivseiten" mit den Informationen über das jeweilige Archiv und einer Charakterisierung der Archivbestände.

Die hierarchische Struktur mit Kontextorientierung sieht folgendermaßen aus:

  1. "Einstiegsseite" und topographische Auswahl (Übersichtskarte)
  2. "Länderseiten"
  3. "Archivseiten"
  4. Themen pro Archiv:
    1. Information
    2. Bestände
      1. Kurzübersicht und Charakterisierung
      2. Bestände mit "ARGE ALP-Länder-Bezügen"

Abbildung 3: Archivisches Internet-Portal "Archive in der
Arbeitsgemeinschaft Alpenländer (ARGE ALP)". Formular für Volltextsuche

Für die Navigation und Recherche bestehen mehrere Möglichkeiten. Sie wird ermöglicht:

  1. über Auswahl-Menüs (sog. Quickbar), die ein unmittelbares und schnelles Auffinden aller Inhalte gewährleisten,
  2. über eine Karte (topographische Auswahl),
  3. über Hyperlinks auf den verschiedenen Ebenen (d.h. Einzelseiten) und mittels Überblicksseiten pro Archiv (sog. Site Maps),
  4. mittels sequentiellen Blätterns (vor und zurück) im Angebot des jeweiligen Archivs über Symbole und
  5. über eine Volltextsuche (Abb. 3), - mit mehreren Möglichkeiten die Suche einzugrenzen inklusive Beschränkung der Suche auf bestimmte Länder und Archive - und "Highlighting" der Suchbegriffe (in der Ergebnisliste und auf der jeweils gesuchten Seite). - Die Volltextsuche nach Beständen/Archivalien mit Bezügen zu ARGE ALP-Mitgliedsländern kann durch die Verwendung von Siglen erfolgen. - Die Volltextsuche erfasst auch die separaten Online-Beständeübersichten der baden-württembergischen Staatsarchive in den eingearbeiteten Bezügen zur anderen ARGE ALP-Ländern.
  6. über "dynamische Links" für Beständeübersichten der baden-württembergischen Staatsarchive (Abb. 4).

Abbildung 4: Archivisches Internet-Portal "Archive in der Arbeitsgemeinschaft
Alpenländer (ARGE ALP)". "Dynamische" Beständeübersicht des Hauptstaatsarchivs Stuttgart

3. Die Online-Beständeübersicht

Die nächsten Ebenen unterhalb der Archivinformationen innerhalb eines archivischen Internet-Portals bilden Findmittel in digitaler Form, die einen mehrdimensionalen Zugang zu archivischen Erschließungsleistungen ermöglichen können.

Ein Abbild der Bestände-Tektonik eines Archivs sollte dabei die Online-Beständeübersicht bieten. Die Bestände-Struktur ist normalerweise in jedem Archiv aufgrund der unikalen Überlieferung unterschiedlich. Im Gegensatz zu einer katalogbasierten Dabenbankrecherche in Bibliotheksbeständen ist für eine Archivrecherche der Einstieg über eine Beständeübersicht sinnvoll, damit der Nutzer zunächst die für seine Fragestellungen einschlägigen Bestände auswählen kann.

Gegenüber einer gedruckten Beständeübersicht sollte eine Online-Version einerseits die Vorteile einer mehrdimensionalen Navigation und Recherche ermöglichen, andererseits sollte sie einfach und schnell aktualisiert werden können.

3.1. Die Softwarelösung "MIDOSA online Beständeübersicht"

Diesem Anspruch wird die von der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg und der Archivschule Marburg entwickelte Softwarelösung "MIDOSA online Beständeübersicht" gerecht. Vorbild für die Neuentwicklung war die schon länger existierende Software "MIDOSA online Findbuch".19 Wie bei "MIDOSA online Findbuch" ermöglicht die neue Software auf der Basis verschiedener Perl-Skripte die Generierung eines statischen HTML-Filesystems aus datenbankmäßig erfassten Erschließungsinformationen (Abb. 5).20 Zusätzlich können die Daten auch in einer Webserver-Datenbank hinterlegt werden und für eine Volltextsuchmaschine und eine dynamische Gliederungsansicht verwendet werden. Die Module "Datenbankrecherche" und "dynamische Gliederungsansicht" sind eine Eigenentwicklung der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg und finden zunächst nur in den Online-Beständeübersichten der baden-württembergischen Staatsarchive Verwendung.21

Abbildung 5: "MIDOSA online Beständeübersicht". Strukturansicht

Der Workflow für die Generierung einer Online-Beständeübersicht sieht für die baden-württembergischen Staatsarchive folgendermaßen aus:

  1. Datenbankgestützte Erfassung der Erschließungsinformationen
  2. Generierung einer Daten-Tabelle als Basis für die Weiterverarbeitung mit der Software "MIDOSA online Beständeübersicht" und einer Webserver fähigen Datenbank-Software. Als Software wird das relationale Datenbankprogramm MySQL verwendet.22 Der Datenbestand liegt in zwei Formen für die Weiterverarbeitung vor:
    a) zum einen als Datentabelle im Microsoft Access-Format (Ausgangsform für die Webserver-Datenbankanbindung),
    b) zum anderen in Form von feldbegrenzten ASCII-Dateien als Ausgangsform für den Generator "MIDOSA online Beständeübersicht"
  3. Generierung eines HTML-Filesystems mit einheitlichem Layout mittels des "MIDOSA online Beständeübersicht"-Generators
  4. Anbindung der Module "Datenbankrecherche" und "dynamische Gliederungsansicht" in Form einer MySQL-Webserver-Datenbank an das HTML-Filesystem unter Verwendung der Webserver-Skriptsprache PHP23

3.2. Datenbankgestützte Erfassung der Erschließungsinformationen für Online-Beständeübersichten

Die Erfassung und Pflege der Daten erfolgt datenbankgestützt. Die baden-württembergischen Staatsarchive verwenden dabei die von der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg entwickelte Archivsoftware AZULAV (Abb. 6)24 . Alternativ ist auch eine Verarbeitung von MIDOSA DOS/WIN erfassten Erschließungsdaten möglich.25

Abbildung 6: AZULAV 2.0. Eingabemaske für Online-Beständeübersicht

AZULAV ist eine auf der Datenbanksoftware Microsoft Access basierende Archivsoftware, die zunächst für die Zugangs- und Lagerortsverwaltung entwickelt worden ist. Die gegenwärtige Version AZULAV 2.0 wurde um ein Modul zur Erfassung von Daten für Online-Beständeübersichen einschließlich sachthematischer Bezüge erweitert. Mittelfristig soll das Programm in eine neue modular aufgebaute Archivsoftware integriert werden, die eine einheitliche Benutzeroberfläche für alle Module und eine leistungsfähige Server-Datenbank-Engine besitzen wird.

3.3. Die Funktionalität von "MIDOSA online Beständeübersicht” mit Erweiterungen für die baden-württembergischen Staatsarchive


Abbildung 7: "MIDOSA online
Beständeübersicht". Navigationsframe

Bei der mit "MIDOSA online Beständeübersicht" erzeugten Internet-Präsentation in Form eines HTML-Filesystems sind die Informationen auf mehrere Fenster (Frames) verteilt.

Der linke Frame ist der sogenannte Navigationsframe mit einer strukturierten Ansicht, d.h. Darstellung der Tektonik anhand einer hinterlegten Klassifikation. Dabei weist die Tektonik des Hauptstaatsarchivs Stuttgart folgende Strukturelemente auf:

1. Serie
1.1 Gruppe
1.1.1 Untergruppe
1.1.1.1 Reihe
1.1.1.1.1 Bestände

Über einen Knopf im Framerahmen kann die Breite des Navigationsframes vergrößert werden, was bei längeren Einträgen die Darstellung übersichtlicher macht (Abb. 7).

Im rechten oberen Frame wird ständig die aktuelle Position innerhalb der Tektonik oder Gliederung angezeigt (Abb. 8).

Abbildung 8: "MIDOSA online Beständeübersicht". Aktuelle Position innerhalb der Gliederung

Der Hauptframe in der Mitte rechts dient zur Darstellung der Beständegruppen und der einzelnen Bestände. Für jede Beständegruppe bzw. jeden Bestand gibt es bei Bedarf neben der Kurzinformation (Kurzsignatur, Gruppen/-Bestandsbezeichnung, Laufzeit, Umfang, Erschließungsstand) zwei weitere Informationsebenen. Dabei kann die zweite Informationsebene folgende Angaben enthalten (Abb. 9):

Abbildung 9: "MIDOSA online Beständeübersicht". Informationsebene für Zusatzinformationen

Eine dritte Informationsebene ist für besondere sachthematische Betreffe vorgesehen, die im Sinne einer Stufenerschließung auf jeder Ebene der Beständetektonik hinterlegt werden können. Bei den Online-Beständeübersichten der baden-württembergischen Staatsarchive werden hier u.a. die Betreffe zu anderen Mitgliedsländern der Arbeitsgemeinschaft Alpenländer aufgeführt.

Ein weiterer Frame rechts unten beinhaltet ein Auswahlmenü in Form von Hyperlinks. Hier können die Titelseite, eine Einleitung in die Beständeübersicht, ein Abkürzungsverzeichnis und eine Gliederungsansicht (Site Map) für den schnellen Zugriff auf alle Informationsebenen aufgerufen werden. Darüberhinaus kann von hier auf die Indexfunktion zugegriffen werden. Falls das Modul für die Volltextsuchmaschine vorhanden ist, kann über das Auswahlmenü auch die Maske für die Volltextsuche geöffnet werden. Schließlich bietet das Auswahlmenü Zugriff auf eine Hilfefunktion und die Möglichkeit auf die Ebene der Archivinformation , d.h. die Ebene oberhalb der Beständeübersicht, zurückszuspringen.

Neben der kontextorientierten Navigation im Filesystem bietet die Übersichtsseite (Site Map) eine weitere Möglichkeit der Recherche (Abb. 10). Sie bietet alle Elemente der Online-Beständeübersicht einschließlich der Strukturelemente (Beständegruppen, Bestände) im Direktzugriff. Die Site Map hat die Form einer Baumstruktur und wird dynamisch aus der hinterlegten Datenbank generiert. Dabei besteht die Möglichkeit, direkt an die entsprechende Stelle im Filesystem (Strukturansicht) zu springen.

Abbildung 10: "MIDOSA online Beständeübersicht". Übersichtsseite (Site Map)

Für den weniger strukturierten Zugriff gibt es eine Index-Funktion und eine Volltextsuche. Dabei werden für die Index-Funktion die bei der Erschließung vergebenen Indexbegriffe aus der Datenbank ausgewertet und in einem separaten Frame dargestellt (Abb. 11). Über die einzelnen, in Form von Hyperlinks generierten Indexbegriffe ist ein Anspringen der entsprechenden Inhalte in der Online-Beständeübersicht möglich.

Abbildung 11: "MIDOSA online Beständeübersicht". Indexfunktion

Über das Modul "Datenbankrecherche" wird für die baden-württembergischen Staatsarchive eine Volltextsuche und eine Feldsuche in der hinterlegten Datenbank realisiert. Die Eingabe der Suchbegriffe erfolgt über ein Suchformular (Abb. 12). Folgende Möglichkeiten stehen dabei zur Verfügung:

Abbildung 12: "MIDOSA online Beständeübersicht".
Formular für Volltextsuche

Schließlich wurde für eine Recherche auch berücksichtigt, dass bei einer Volltextsuche über eine externe Internet-Suchmaschine auf die Strukturansicht in Form des Filesystems zugegriffen werden kann. Hierfür wurde die Funktionalität eines automatischen Frameaufbaus realisiert. Damit sind die Inhalte einer mit "MIDOSA online Beständeübersicht" erzeugten Online-Beständeübersicht auch leicht mittels einer übergeordneten Portallösung recherchierbar. Außerdem ist sichergestellt, dass die Suchergebnisse immer innerhalb ihres Kontextes dargestellt werden.

Zusammengefasst wird der mehrdimensionale Zugriff auf die Online-Beständeübersicht über folgende Funktionalitäten realisiert:

4. Das Online-Findbuch

Die Erschließungsleistungen für einen Bestand können in einem Online-Findbuch visualisiert werden, das jeweils direkt aus der Online-Beständeübersicht aufgerufen werden kann.26

4.1 Online-Findbücher mit "MIDOSA online Findbuch”

Die mit "MIDOSA online Beständeübersicht" generierte Online-Beständeübersicht bietet die Möglichkeit, direkt von der Bestandsebene per Hyperlink auf die Findbuchebene zu wechseln. Für die Visualisierung der Findbuchebene bietet sich das Programm "MIDOSA online Findbuch" an.

Eine erste Version des Programms wurde von der Archivschule Marburg im Rahmen eines DFG-Projekts entwickelt und wird von dieser innerhalb des Programmpakts "MIDOSA online" vertrieben.27 Als Ergebnis der Generierung eines Online-Findbuchs entsteht analog zur Online-Beständeübersicht ein statisches HTML-Filesystem mit Frame-Technik. In einem linken Navigationsframe wird die Bestands-Tektonik anhand der hinterlegten Klassifikation dargestellt. Im rechten oberen Frame wird der jeweilige Standort innerhalb der Findbuch-Struktur angezeigt. Der rechte Hauptframe dient zur Darstellung der einzelnen Titelaufnahmen.

An jeder Stelle innerhalb der Tektonik können Zusatzinformationen über Hintergründe (Bewertung, Bestandsgeschichte und Erschließung) hinterlegt werden. Neben dem strukturierten Zugriff über den Navigationsframe gibt es bisher als weitere Recherchemöglichkeit eine Index-Funktion.

Im Rahmen der gemeinsamen Kooperation zur Softwareentwicklung zwischen der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg und der Archivschule Marburg wird das bisherige Programm "MIDOSA online Beständeübersicht" gegenwärtig weiterentwickelt. Dabei erfolgt die Weiterentwicklung in Form einer Synthese der bisherigen Version von "MIDOSA online Findbuch" und des neuen Programms "MIDOSA online Beständeübersicht". Hauptsächliche Erweiterungen und Verbesserungen sind dabei die Einbindung zusätzlicher Informationsebenen mit der Möglichkeit, Module zur Präsentation digitalisierter Archivalien zu integrieren, die Angleichung des Layouts an "MIDOSA online Beständeübersicht", ferner die Implementierung einer Volltextsuche und einer "dynamischen Site Map".

4.2. Das Online-Findbuch ”Württembergische Regesten”

Als Beispiel für ein Online-Findbuch soll hier kurz das Internet-Repertorium zum Bestand A602 "Württembergische Regesten" des Hauptstaatsarchivs Stuttgart vorgestellt werden. Es wird von der Landesarchivdirektion zusammen mit dem Hauptstaatsarchiv Stuttgart im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekts "Workflow und Werzeuge zur digitalen Bereitstellung größerer Mengen von Archivgut" entwickelt.28


Abbildung 13: Online-Findbuch
"Württembergische Regesten"
(Hauptstaatsarchiv Stuttgart,
Bestand A602). Startseite

Das datenbankbasierte Findmittel vereint verschiedene Möglichkeiten der Präsentation und Recherche. In der Strukturansicht erfolgt die Präsentation anhand eines statischen HTML-Dateisystems mit einer Klassifikation nach dem sog. Altbestand. Außerdem ist eine Volltextsuche nach verschiedenen Kriterien in der hinterlegten Datenbank möglich.

Die Startseite des Online-Findbuchs besitzt auf der linken Seite einen Navigationsframe mit folgenden Auswahlpunkten (Abb. 13):

Die Inhalte werden im Hauptframe auf der rechten Seite dargestellt.

Grundlage der Strukturansicht ist die Ordnung des Altbestands in Analogie zur gedruckten Fassung der Württembergischen Regesten (Abb. 14)29 . Das statische Dateisystem wird mit der Software "MIDOSA online Findbuch" aus einer Microsoft Access-Datenbank generiert. Die Struktur besteht hier aus bis zu drei Ebenen (Beispiel: "Kanzlei"/"Urfehden"/"Amt").

Abbildung 14: Online-Findbuch "Württembergische Regesten"
(Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Bestand A602). Strukturansicht

Der linke Navigations-Frame zeigt gemäß dem Layout von "MIDOSA online Findbuch" die Bestandsstruktur an, im rechten Fenster sind die jeweiligen Titelaufnahmen dargestellt. Dabei besteht die Möglichkeit des Vor- und Zurückblätterns innerhalb der Titelaufnahmen. Oberhalb des rechten Fensters wird der jeweilige Standort innerhalb der Tektonik des Bestandes angezeigt. Unterhalb kann über Hyperlinks in die Datenbanksuche gewechselt werden und in einem separaten Fenster korrigierte Datierungen aufgezeigt werden. Als Verweis für die korrigierten Datierungen dient die laufende Nummer jeder Titelaufnahme.

Über Hyperlinks unterhalb der Titelaufnahmen können digitalisierte Objekte und Transkriptionen als Faksimiles in separaten Fenstern eingeblendet werden.

Für die Datenbankabfrage können zwei verschiedenen Suchmasken ("reguläre Suche" und "Expertensuche") verwendet werden (Abb. 15). Im Mittelpunkt steht das Feld für den Suchtext, verbunden mit verschiedenen Auswahlmöglichkeiten (u.a. Suchfelder, boolsche Operatoren "und"/"oder") zur näheren Spezifizierung der Suche. Die Ausgabe kann nach verschiedenen Feldern sortiert werden. Die Suchfelder können frei gewählt und kombiniert werden. Für bestimmte Suchfelder werden Stichwortlisten angeboten, die automatisch aus den bestehenden Datenfeldern generiert werden und somit immer kurrent sind. Über die Stichwortlisten ist eine gesteuerte, am tatsächlichen Inhalt orientierte Suche möglich.

Abbildung 15: Online-Findbuch "Württembergische Regesten"
(Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Bestand A602). Suchmaske für Volltextsuche

Der Expertenmodus bietet u.a. die Möglichkeit einer alle Felder übergreifenden Volltextsuche. Die Ausgabe der Suchergebnisse in Listenform geschieht nach einem gleichbleibenden Formular mit einer Kopfzeile zur Bezeichnung des Altbestands und zur Lokalisierung des einzelnen Datensatzes innerhalb der Tektonik. Darunter befinden sich die Datierung, die Regesten-Nr., der eigentliche Regesten-Text und weitere Angaben (Aussteller, Bestellsignatur, Überlieferungsform, Bemerkungen zur Überlieferung und Bemerkungen mit Querverweisen).

Falls digitalisierte Abbildungen und/oder Transkriptionstexte zum jeweiligen Regest vorhanden sind, wird dies analog zur Strukturansicht durch entsprechende Hyperlinks angezeigt, mit denen die Objekte aufgerufen werden können.

5. Digitalisiertes Archivgut

Die unterste Ebene eines archivischen Online-Angebots bilden digitalisierte Archivalien, die von der Titelaufnahme des jeweiligen Online-Findbuchs über einen Hyperlink aufgerufen werden. Da sich eine vollständige Digitalisierung der Bestände eines Archivs nicht verwirklichen lässt, sollten die hauptsächlichen Auswahlkriterien die Nutzungsfrequenz und Akttraktivität einzelner Bestände für eine Präsentation in digitalisierter Form sein.

5.1 Der Digitalisierungs-Workflow

Vorraussetzung für die rationelle Digitalisierung von Archivgut sind weitgehend automatisierbare Arbeitsabläufe zur Herstellung optimaler digitaler Master und zur Einbindung der digitalen Formen in Online-Findbücher über Autorensysteme gestützte Präsentationsmodelle.

Im Rahmen des DFG-Projekts "Workflow und Werkzeuge zur digitalen Bereitstellung größerer Mengen von Archivgut", das sich als Fortsetzung des im Juni 1999 abgeschlossenen DFG-Projektes "Digitale Konversionsformen" versteht30 , versucht die Landesarchivdirektion Baden-Württemberg Lösungen für solche automatisierten Arbeitsabläufe zu entwickeln.

Um dieses Ziel zu erreichen, sollen zum einen weitgehend automatisierbare Arbeitsabläufe zur Herstellung optimaler digitaler Master über das Medium Mikrofilm, zum anderen Autorensystem gestützte Präsentationsmodelle für die objektgerechte Präsentation verschiedener Gattungen von Archivgut entwickelt werden.

Abbildung 16: Workflow für die Digitalisierung von Archivgut

Der im Rahmen des Projektes entwickelte Digitalisierungs-Workflow sieht folgendermaßen aus (Abb. 16):

5.2 Präsentation von digitalisiertem Archivgut innerhalb des Kontextes von Erschließungsinformationen

Die Verbindung von digitalisierten Objekten mit den Titelaufnahmen im Online-Findbuch erfolgt in der Regel über ein der jeweiligen Archivaliengattung entsprechendes Präsentations-Modell bzw. -Modul. Ein solches Präsentationsmodell sollte von der Titelaufnahme des jeweiligen Online-Findbuchs über einen Hyperlink aufgerufen werden können.

Bei der Entwicklung von Präsentationsmodellen ist zu berücksichtigen, dass die Titelaufnahme oft ein Objekt beschreibt, das aus mehreren Dokumenten (z.B. Vorder-/Rückseite, Siegel) bestehen kann. Darüber hinaus sollte folgendes berücksichtigt werden:

5.3. Digitalisiertes Archivgut am Beispiel des Bestands "Württembergische Regesten"


Abbildung 17: "Württembergische
Regesten" (Hauptstaatsarchiv Stuttgart,
Bestand A602). Präsentation eines
digitalisierten Libells: Vorschaubild

Für das oben vorgestellte Online-Findbuch zum Bestand A602 "Württembergische Regesten" des Hauptstaatsarchivs Stuttgart wird im Rahmen des DFG-Projekts "Workflow" der Landesarchivdirektion ein Präsentationsmodell für Urkunden entwickelt.

Dafür werden eine größere Anzahl der Originale aus dem Bestand verfilmt (Mikrofilm, Makrofiche und Großbilddias), digitalisiert und mit den Erschließungsinformationen verbunden. Gleichzeitig werden für weitere ausgewählte Objekte Transkriptionen in Textform und bei Bedarf auch als digitalisierte Faksimiles in die Datenbank eingebunden und in automatisierter Form verwaltet.

Der Zugriff auf die digitalisierten Objekte erfolgt innerhalb des Online-Findbuchs folgendermaßen: Über Hyperlinks unterhalb der Titelaufnahmen - dies gilt sowohl für die Strukturansicht als auch für den Datenbank-Report - können digitalisierte Objekte und Transkriptionen als Faksimiles in separaten Fenstern eingeblendet werden.

Zunächst erhält der Nutzer ein Vorschaubild mit Erschließungsinformationen und Hyperlinks für die Auswahl der lesbaren Ansicht (Abb. 17). Aufgrund der geringen Bandbreite des Internets wurde zur Reduktion der Übertragungszeit für die Bilder der lesbaren Ansicht eine besondere Technik entwickelt, die neben einer optimalen Bildqualität rasche Übertragungszeiten ermöglicht. Die einzelnen Bilddokumente wurden "gekachelt" bzw. segmentiert, so dass immer nur die über das Vorschaubild ausgewählten Bildteile geladen werden (Abb. 18).


Abbildung 18: "Württembergische Regesten"
(Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Bestand A602).
Präsentation eines digitalisierten Libells:
Auschnitt der lesbaren Ansicht

Zusätzlich können bei Bedarf in einem speziellen geteilten Vollbildmodus Bildobjekte und zeilengetreue Transkriptionstexte zusammen betrachtet werden. Dabei ist die Größe des Transkriptions-Fensters über die Trennleiste durch Ziehen mit der Maus veränderbar.

6. Zusammenfassung und Ausblick

Die vorgestellten technischen Lösungen und Bausteine für Internet-Informationssysteme in Archiven sind Beispiele dafür, dass auch Archive durchaus ihren Aufgaben als moderne Informationsdienstleister in Online-Medien gerecht werden können, ohne dabei auf die fachlich notwendige Präsentation einer Stufenerschließung verzichten zu müssen.

Neben der Erstellung von archivischen Portallösungen, Online-Beständeübersichten und Online-Findbüchern wird zunehmend auch die retrospektive Digitalisierung von Archivgut ein wichtiger Schritt in die Zukunft und eine Antwort der Archive auf das neue Kommunikationsmedium Internet sein.

In Verbindung mit der Bereitstellung digitaler Findmittel und komfortabler Präsentationsmodelle im Internet eröffnet sie völlig neue Möglichkeiten und Qualitäten für die Nutzung von Archivgut. Zukunftvision ist es allerdings, dass die Benutzer überhaupt nicht mehr in Archive gehen müssen oder wollen, um dort Archivalien einzusehen. Zu groß sind die Mengen, die bei einer Digitalisierung und der ihr vorausgehenden Erschließung zu bewältigen wären, zu schön ist es, eine Urkunde aus dem 13. Jahrhundert oder ein Amtsbuch aus dem 17. Jahrhundert im Original in Händen zu halten.

 


Anmerkungen

1. Zum Thema Archive und Internet allgemein siehe P. Flamme/U. Herkert/V. Viergutz, Hinweise zur Darstellung staatlicher Archive und Archivverwaltungen im WorlWideWeb des Internet, in: Der Archivar 51/1998, S. 217-228 und Karsten Uhde, Archive und Internet, in: Der Archivar 49/1996, S. 205-216.

2. URLs: http://www.altavista.com und http://www.google.com.

3. Portale (Portal-Sites, doorway pages, entry pages) sind Webseiten, die quasi als "Einstiegsseiten" ins Internet dienen sollen. Der Websufer soll die jeweilige Webseite als Ausgangspunkt für das weitere Surfen nutzen. Ein Portal bietet verschiedene Funktionen (u.a. Suchmaschine, thematische Link-Listen, E-Mail, aktuelle Nachrichten). Im Gegensatz zu einer reinen Suchmaschine bietet eine Portal-Seite die Möglichkeit einer thematisch strukturierten Recherche. Ein Beispiel für ein allgemeines Internet-Portal mit deutschsprachigen Inhalten ist http://web.de. Neuerdings gibt es neben den traditionellen Portal-Seiten immmer mehr Seiten, die auf bestimmte Themen wie z.B. Finanzen spezialisiert sind.

4. OPAC= Online Public Access Catalogue.

5. Beispiele für virtuelle Bibliotheksverbünde im Internet sind z.B. der Südwestdeutsche Bibliotheksverbund (URL: http://www.bsz-bw.de/cgi-bin/opacform.cgi) oder der Karlsruher virtuelle Katalog (KVK) (URL: http://www.ubka.uni-karlsruhe.de/kvk.html).

6. Das Dublin Core Set ist ein aus 15 Elementen bestehendes Metadatenschema zur Beschreibung elektronischer Ressourcen (siehe dazu http://purl.org/dc).

7. Bei ANSI/NISO Z39.50 handelt es sich um ein standardisiertes, Client-Server basiertes Protokoll für die Kommunikation zwischen bibliothekarischen Datenbanksystemen (Server) und Zugriffsprogrammen (Clients) (siehe http://lcweb.loc.gov/z3950/agency/).

8. Siehe dazu http://www.loc.gov/ead und weiterführende Links unter http://staff-www.uni-marburg.de/~mennehar/EAD.html.

9. Siehe dazu Internationale Grundsätze für die archivische Verzeichnung, übersetzt und bearbeitet von Rainer Brüning und Werner Heegewaldt, Marburg 1994 (= Veröffentlichungen der Archivschule Marburg Nr. 23).

10. XML= Extended Markup Language. Zur XML-Spezifikation siehe http://w3.org/xml. Zur Entwicklung des Datenaustauschformats siehe http://www.archivschule.de.

11. URL: http://www.archive.nrw.de.

12. URL: http://www.archive.hessen.de.

13. [Gerald] Maier, Archive in der Arbeitsgemeinschaft Alpenländer. Internet-Portal, in: Archivnachrichten, hg. von der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg, Nr. 20/2000, S. 2.

14. Mittels der "Spider" ("Robots", "crawler", "gatherer")-Technologie einer Internet-Suchmaschine können automatisch die auf einer Webseite vorhanden Hyperlinks verfolgt werden. Dabei wird ein Index der Inhalte für eine spätere Suche erstellt. Zum Thema "Internet-Suchmaschinen" siehe http://www.searchtools.com.

15. URL: http://wwww.archivschule.de.

16. URL: http://www.lad-bw.de/argealp.

17. Die Staats- und Landesarchive in der Arbeitsgemeinschaft Alpenländer (Arge Alp). Archivführer und Inventar der grenzüberschreitenden Überlieferung, hg. von der Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns, München 1995. Die Texte wurden freundlicherweise von der Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns in elektronischer Form zur Verfügung gestellt und soweit notwendig überarbeitet und aktualisiert.

18. URL: http://www.lad-bw.de/hstas.

19. "MIDOSA online Findbuch" ist ebenso wie "MIDOSA online Beständeübersicht" Bestandteil des von der Archivschule Marburg vertriebenen Programmpakets "MIDOSA online" (URL: http://www.midosa.de).

20. Die Programmierarbeiten für den Perl-Generator wurden von der Firma Startext, Bonn, vorgenommen (http://www.startext.de).

21. Die Programmierung der Module erfolgte durch Dr. Thomas Fricke, Landesarchivdirektion Baden-Württemberg.

22. URL: http://www.mysql.com. MySQL ist für mehrere Betriebssysteme erhältlich (u.a. Microsoft Windows NT, Linux und Sun Solaris).

23. Zu PHP siehe http://www.php.net. Eine kurze Beschreibung und einen Vergleich mit anderen Web-Applikationssprachen bietet Marco Zierl, Aktiv und dynamisch. Dynamische Webseitengenerierung, in: Internet Professionell 02/2000, S. 34-49, hier 44-47.

24. Entwickelt wurde das Programm von Dr. Franz-Josef Ziwes, Staatsarchiv Sigmaringen, im Auftrag der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg.

25. Zur Erschließungssoftware MIDOSA DOS/WIN siehe Werner Engel (Hg.), MIDOSA95 - Handbuch und Programm der als Gemeinschaftsprojekt mit der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg entwickelten Erschließungssoftware, bearbeitet von Thekla Kluttig und Andreas Weber unter Mitarbeit von Udo Herkert, Marburg 1997 und http://www.midosa.de. Neben der DOS-Version gibt es seit kurzem auch eine Windows-Version, die auf dem Datenmodell der DOS-Version basiert und sich in Funktionen und Bedienung an dieser orientiert.

26. Zur Konzeption von Online-Findbüchern siehe Angelika Menne-Haritz, Online-fähige Repertorien? Einige Überlegungen zur Interaktivität von Archivfindmitteln, in: Der Archivar 49/1996, Heft 4, S.603-610 und online in überarbeiteter Fassung unter http://www.archivschule.de; vgl. auch Mechthild Black-Veldtrup, Findbücher im Internet - Möglichkeiten ihrer Präsentation, in: Angelika Menne-Haritz (Hg.), Archivische Erschließung - Methodische Aspekte einer Fachkompetenz. Beiträge des 3. archivwissenschaftlichen Kolloquiums der Archivschule Marburg, Marburg 1999, S. 123-138.

27. Werner Engel (Hrsg.): MIDOSA-Online, MIDOSA95, WINM2H, MetaEdit - Software zur Erstellung von Online-Findbüchern mit einem Handbuch von Detlev Heiden, Marburg 1999. Das im Softwarepaket enthaltene Programm "MIDOSA-Online Findbuch" besteht aus dem HTML-Generator M2H und dem Editor MetaEdit zur Integration von Zusatzinformationen in Online-Findbücher. Siehe dazu auch Detlev Heiden und Mechthild Black-Veldtrup, Das Marburger Online-Findbuch. Konsequenzen für die Erschließung und Präsentation von Archivgut, in: Der Archivar 52/1999, Heft 3, S. 217-224. Beispiele für mit "MIDOSA online Findbuch" generierte Findbücher siehe unter http://www.lad-bw.de und http://www.midosa.de.

28. Zum DFG-Projekt siehe http://www.lad-bw.de/workflow.

29. Württembergische Regesten von 1301 bis 1500: I Altwürttemberg, Erster Teil, hg. von K. Haus- und Staatsarchiv in Stuttgart, Stuttgart 1916, Zweiter Teil, Stuttgart 1927, Dritter Teil, Stuttgart 1940.

30. Siehe dazu http://www.lad-bw-de/digpro und Hartmut Weber/Gerald Maier (Hgg.), Digitale Archive und Bibliotheken. Neue Zugangsmöglichkeiten und Nutzungsqualitäten, Stuttgart 2000 (= Werkhefte der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg, A 15).

31. Objekt= eine Titelaufnahme im Findbuch; Dokument= einzelne Seite/einzelnes Bild eines Objekts.


Zum Autor

Dr. Gerald Maier ist Leiter des Referats Datenverarbeitung der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg


Eugenstraße 7
D-70182 Stuttgart
E-Mail: maier@lad-bw.de
URL: http://www.lad-bw.de