Berufsbild Informationsmanager in der Schule

Gedanken zu einem notwendigen Berufsfeld

von Gerhild Trüper-Rehberg


Es wäre interessant, sich vorzustellen , dass junge und gut ausgebildete Bibliothekare und Bibliothekarinnen in den nächsten Jahren in einem neuen Berufsfeld unterkommen, dass ihre Dienste, ihre Kenntnisse und Qualifikationen im Umgang mit Informationen im Zeitalter des Wissens dort hilfreich eingesetzt werden, wo sie dringend benötigt werden, und dass sie zu zentralen Dienstleistern werden. In einem so zukunftsorientierten Berufsfeld würden diese Informationsprofis organisieren, beraten, schulen, helfen, Support anbieten, katalogisieren, Strukturen aufbauen, andere Berufstätige unterstützen, und es würde ihnen dabei eine zentrale Rolle innerhalb der verschiedenen Institutionen zufallen. Das öffentliche Bild der Bibliothekare und Bibliothekarinnen würde sich weiter ändern, vor allem in den Augen jener, die noch gerne das Bild des älteren Herren, der älteren Dame pflegen, die sich kummervoll über riesige Buchstapel beugen und katalogisieren und Listen führen, an denen das quirlige Leben im Zeitalter der Informationstechnologien jedoch irgendwie vorbeigeht. Kein Bild könnte falscher sein! Die hier vorgestellte Überlegung könnte allein in Deutschland für vielleicht 25.000 bis 35.000 Berufstätige mit diesem Qualifikationsprofil relevant werden.

Ich möchte die These vertreten, dass der gesellschaftliche Großbereich Schule - in Deutschland also ca. 40.000 Einrichtungen - in Zukunft nicht mehr ohne den neuen Berufsstand der Informationsmanager wird existieren können. Im Bildungsbereich müssen die Kosten außerordentlich hoher Mitteleinsätze für moderne Technologie auch durch entsprechendes Know-How rechtfertigt werden. Wie tragfähig und zukunftstauglich kann das bislang geleistete Engagement auf Dauer sein, wenn Regierungen, Stiftungen, Wirtschaftsunternehmen über wenige Jahre hinweg sehr viel Geld ausgeben, um Hardware für Schulen anzuschaffen, Software zu kaufen und dann vielfach diese Investitionen doch nicht richtig zum Einsatz kommen? Der Steuerzahler bringt jedes Jahr etwa eine halbe Milliarde für Lehr- und Lernmittel auf. Die Gesamtinvestitionen für Informationstechnologie im Bildungsbereich dürften nochmals einen Betrag in vergleichbarer Größenordnung darstellen. Diese Investitionen rufen nach einer gesamtgesellschaftlich sinnvolleren Lösung im Umgang mit der neuen Technologie und der Wissensbeschaffung.

Schulen benötigen eigentlich zwei neue Berufsfelder: zum einen das des Netzwerkadministrators, zum anderen das des Informationsmanagers. Der Netzwerkadministrator ist der Hardware- und Softwarespezialist, der jene überwiegend freiwilligen oder dafür nicht ausgebildeten Lehrkräfte ersetzt, die teilweise auch in ihrer Freizeit das Netzwerk der Schule betreuen, neue PCs aufstellen, konfigurieren, die sich um defekte Geräte oder das Laden neuer Software kümmern. Diese Position sollte vielleicht jeweils für mehrere Schulen und mit geeigneten Qualifikationen die Kompetenzen abdecken, die in den Planungen vieler Bildungsministerien fehlen. Kein Wirtschaftsunternehmen würde es sich leisten können, eine größere Zahl von PCs und ein betriebsinternes Netzwerk zu betreiben, ohne einen Spezialisten dafür zu haben. Wirtschaftsbetriebe gehen normalerweise von einem Netzwerkadministrator für jeweils 50 - 80 PCs aus. Bildungsverwaltungen haben es bisher in aller Regel nicht erreicht, den Finanzministerien die Notwendigkeit dieses Personalbedarfs klarzumachen. Und genau aus diesem Grunde gibt es in manchen Schulen inzwischen Hardware-Friedhöfe; moderne Technik, aus den besten Motiven gekauft, kann nicht entsprechend genutzt werden, fällt einmal der für die Wartungsaufgaben zuständige Kollege aus oder zieht in ein anderes Bundesland. Plötzlich stehen dann Kollegium und Schülerschaft vor einem informationstechnischen Vakuum. Offensichtlich sind die Rechnungshöfe noch nicht auf diese Mittelverschwendung aufmerksam geworden. Allerdings haben vielleicht auch die Bildungsverwaltungen noch nicht den Mut aufgebracht, zur Finanzierung solcher Stellen auf andere weniger wichtige Stellen oder Stundenreduzierungen zu verzichten. Ein Wirtschaftsbetrieb müsste sich für solches Vorgehen wegen unwirtschaftlicher Betriebsplanung hart kritisieren lassen und würde auf dem freien Markt bestraft.

Beispiel 1: DAS INTERNET-INTERNAT
Vor drei Jahren begann in der Schule Schloss Neubeuern die Umrüstung dieses bayrischen Internates mit Hilfe umfangreicher Sponsorenleistungen in das hochtechnische Zeitalter; Neubeuern ist vermutlich die Computerschule der Bundesrepublik. Heute haben die Schüler und Schülerinnen grundsätzlich Internetzugang in den Internatszimmern und den Klassenräumen; ein Neubau verfügt über Möglichkeiten, sich aus der Klasse heraus mit dem Laptop ins Internet zu begeben. Mehrere Hubs versorgen die Schule mit umfangreichsten kommunikativen Möglichkeiten. Schüler werden als "system operators" ausgebildet. Die umfangreiche Glasfaserverkabelung sowie Laser-Richtfunkstrecken in der ganzen Schule mit mehreren Gebäuden, ermöglichen ein hocheffektives Arbeiten mit Informationsressourcen von jedem Punkt der Schule aus. Medienkompetenz, selbständiges Lehren und Lernen, projektorientiertes Arbeiten, die Aneignung umfangreicher PC-Kenntnisse sind die Hauptziele der Schule. Die Unterrichtsmethoden und die Formen des Lernens haben sich erheblich geändert. Projektlernen, Präsentationstechniken, Kommunikationsstrategien prägen den Schulalltag, der Lehrer wird vom Wissensvermittler zum Hilfesteller bei Informationsrecherchen und Lernvorgängen. Schwerpunkte sind eigentlich alle Unterrichtsfächer, Arbeitsgemeinschaften sowie der generelle Umgang mit einer technologisch sehr weit entwickelten Schulwelt. Dennoch gilt: PCs und das Internet ergänzen das Lernen innovativ, sie ersetzen es nicht!
www.schloss-neubeuern.de

Denkbar sind eine Reihe intelligenter Modelle, wie Schulen sich solche Spezialisten leisten können, sie mit mehreren anderen Schulen teilen und damit einen Pool an Kompetenz schaffen. Dort, wo Schulen Ausgaben in diesem Bereich aus den laufenden Mitteln finanzieren, kann wohl häufig angenommen werden, dass die eine oder andere Kostenstelle für die Dienste eines externen Dienstleisters zum Ende teurer kommt als der Personalaufwand, den sich mehrere Schulen für einen Administrator leisten müssten. Ein für 4 - 6 Schulen zuständiger Netzwerkadministrator könnte darüber hinaus durch seine ständige Anwesenheit - oder Anwesenheit auf Abruf - dafür sorgen, dass Projekte im informationstechnischen Bereich in der Schule innovativer gestaltet und die vielfältigen Möglichkeiten entschiedener genutzt werden. Netzwerkadministratoren könnten m.E. die Garantie dafür sein, dass Schulen bereits die jetzt vorhandenen und in den nächsten Jahren steigenden Hardwareausrüstungen effektiver, d.h. am Ende billiger und sinnvoller nutzen. Schließlich, wie das Beispiel einiger Schulen zeigt, könnten diese Netzwerkadministratoren auch an der Ausbildung von Schülern zu System Operators mitwirken. An der Neubeurer Schule - siehe Kasten - werden Schüler(innen) mit großem Erfolg zu System Operators ausgebildet.

Das andere Berufsbild ist - noch - weniger im Bewusstsein der Öffentlichkeit, zumal Hunderte und Tausende von Schulen die Schulbibliothek - und mithin das entsprechende Personal - in den letzten zwei Jahrzehnten eingespart haben. Aber auch in diesem Bereich gilt, dass der Mitteleinsatz bei Lehr- und Lernmitteln, bei Software, bei Lehrerfortbildung, bei Informationstechnik, bei Vernetzung und schulinternen Netzwerken es erzwingt, diese Ausgaben durch qualifiziertes Personal zu optimieren. Schulen haben es jetzt mit einem immer schneller wachsenden Umsatz an Informationen zu tun: Aus traditionellen Medien - Buch, Film, Zeitung - und modernen Medien und Techniken, von der CD-ROM über das Internet, von Software über Datenbanken, von Multimediaanwendungen bis zu Recherchetechniken, entspringt die Notwendigkeit, in Schulen Positionen zu verankern, die Schüler und Lehrer, Leitung und Elternschaft auf dem Gebiet des Zugangs zu Wissen und Information und ihrer Organisation beraten und unterstützen.

Der tägliche Umsatz von Informationen in einer Schule ist gewaltig: Da sind verschiedene Medien, häufig interaktiver Art, da sind Angebote aus dem Internet, da sind die vorhandenen Lehr- und Lernmittel und da sind weitere nutzbare Informationsquellen aller Art, da sind Softwareanwendungen und viele andere Wissensquellen. Lehrer an Schulen kennen den täglichen Kampf um die richtigen Informationen, um das geeignete Material, um "Hast Du nicht etwas über?". Und häufig kapitulieren Pädagogen auch vor der Anforderung, sich angesichts der Informationsflut auf neue Möglichkeiten einzulassen. Die Investition in moderne Technik ist noch keine Gewähr für ihren sinnvollen Einsatz und ihre Anwendung im Unterricht. Am 11. November vermerkt beispielsweise der Berliner "Tagesspiegel", dass "die Stimmung an vielen Schulen auf den Nullpunkt gesunken" ist. Eine personelle Antwort im Bereich des Informationsmanagements erschiene hier sehr hilfreich und nötig. Damit würde z.B. auch der Berliner Schulsenator seinen selbstgesetzten Anspruch einlösen, dass der "Einsatz neuer Medien in der Schule kontinuierlich ausgebaut" (Bildungsoffensive für Berlin, September 2000) wird.

Kein Wirtschaftsbetrieb würde es sich leisten, diesen neuen Anforderungen nicht mit entsprechenden Qualifikationen und Personal zu begegnen. Keine Dienstleistungsinstitution würde es sich leisten, die vorgenommenen Investitionen häufig brachliegen zu lassen. Für Schule insbesondere gilt, dass Lehrer zeitlich und durch fehlende Spezialqualifikation damit überfordert sind, nun auch noch diesen Bereich mitzubetreuen, da seit Jahren immer mehr Leistungsbereiche an sie delegiert und in ihre Verantwortung gestellt werden. Ohne die immer wieder nachgewiesene Bereitschaft vieler Lehrer, sich auch noch hier zu engagieren, wäre es mit der Informationstechnik an deutschen Schulen noch längst nicht so weit. Diese Nebenbelastung kann nicht die Grundlage für eine informationstechnisch und informationsdidaktisch moderne und im internationalen Wettbewerb konkurrenzfähige Schule sein. Gerade im internationalen Vergleich zeigt sich, dass die deutsche Schule ihre Hausaufgaben noch längst nicht zur allgemeinen Zufriedenheit gemacht hat, dass die Schule der Zukunft im Bereich der Nutzung neuer Technologien im Zusammenhang mit Wissenserwerb qualifizierter vorbereitet werden muss, um den explodierenden Möglichkeiten und den damit steigenden Anforderungen gewachsen zu sein. Im Schulalltag zeigt sich immer wieder ein partieller Wissens- und Fertigkeitsvorsprung vieler Jugendlicher vor der Lehrerschaft. Darauf aufzubauen wäre jedoch keine sinnvolle Grundlage. Aber es wäre ein denkbarer Teilaspekt einer informationsdidaktisch klugen Pädagogik. Von zuständigen Verwaltungen, von Großsponsoren, verschiedenen Initiativen wie D21 oder auch von der Wissenschaft wird immer wieder zu Recht betont, dass die zunehmende Ausstattung von Schulen mit moderner Technik nur eine Seite der Medaille ist und dass eine didaktische Nutzanwendung erst dann in der Breite wirkt, wenn in der Schule überall die entsprechenden Qualifikationen vorhanden sind.

Zusätzlich ist auch die Überlegung anzustellen, dass der zunehmende Einsatz von IT, die zunehmende Computerisierung von Schule, die Vernetzung, der steigende Einsatz von Software und die aus der gesellschaftlichen Entwicklung bedingte Entwicklung zu Fähigkeiten wie Informationen recherchieren, bewerten, organisieren zu können, ein grundsätzlich anderes Verständnis von Schule, von Lehren und Lernen mit sich bringen werden. Diese Revolution steht deutschen Schulen eher noch bevor. Und wenig wird hinterher so sein, wie es vorher war. Gesellschaftlich ist ein Konsens darüber notwendig, dass Schule in diesem Umfeld unterstützt werden muss und man sich nicht wieder auf die Lehrer - und häufig deren freiwillige Arbeit in diesem Bereich - verlassen sollte. Ein effektives Informationsmanagement an der Schule könnte Lehrer und Schüler sehr hilfreich unterstützen, beide von vielen Nebentätigkeiten entlasten und würde die Grundlage dafür schaffen, dass die didaktisch notwendigen Änderungen zügig fortschreiten. Konkrete Modelle für dieses schulbezogene Informationsmanagement, und vielfach auch für eine breit angelegte Schulung von Tausenden von Pädagogen im Umgang mit neuen Möglichkeiten, fehlen bisher weitgehend.

Meines Erachten könnten die Informationsmanager in Schulen folgende Aufgaben und Funktionen übernehmen:

Verwaltung von Lehr- und Lernmitteln, vor allem unter dem Gesichtspunkt integrierter Informationsrecherchen von Schülern und Lehrern sowie unter dem Gesichtspunkt modernen Informationsmanagements

Training von Schülern und Lehrern in der Nutzung des Internets, von offenen und geschlossenen Datenbanken

Unterstützung von beiden Gruppen bei der immerwährenden Materialsuche, bei Projekten, bei neuen Themen

Planung und Durchführung von schulinterner Fortbildung im Bereich allgemeiner und didaktischer Software

Zuarbeit für Fachkonferenzen, die ihre Curricula mit den gegebenen oder sich entwickelnden Softwareangeboten abstimmen müssen

Koordination von schulinternen Projekten, die ins Web der Schule gehen

Lehrkräften, Fachbereichsleitern und Schulleitung im gesamten IT- Bereich zuarbeiten

Kooperation mit den Netzwerkadministratoren der Schulen, um kostenrelevante Fehlentscheidungen über Investitionen zu vermeiden

Verantwortlichkeit für die Einhaltung von Copyrightregeln im IT-Bereich, von Vorschriften für den Bereich Homepage, Internetzugänge, Nutzung von Texten aus dem Internet, für das schulinterne E-Mail-System, mit dem Schulen in Zukunft regelmäßig arbeiten werden

Katalogisierung von Websites und regelmäßige Überprüfung dieser Angebote

Hinweise an Lehrer über problematische Entwicklungen im WWW - Stichwort Neonazi-Websites - wie auch Hinweise auf neue Websites für Bereiche des Unterrichts oder neue Softwareangebote. Es gibt inzwischen Hunderte und Hunderte hochinteressanter und für Schule exzellent nutzbarer Websites - aber diese müssen katalogisiert werden und, so möglich, über das schulinterne Netzwerk nach Themen abfragbar und anwählbar sein

Unterstützung von Schülern bei Informationsrecherchen. Dies sollte sich nicht nur auf das schulinterne Informationsangebot beziehen; zu dieser Art von Informationsmanagement gehört selbstverständlich auch der Zugriff von zuhause aus - Informationszugriff als Bürgerrecht endet nicht mit dem Schließen der Schultore

Beispiel 2: DIE LAPTOP-SCHULE
Am Evangelisch-Stiftischen Gymnasium Gütersloh werden Schüler und Schülerinnen von 2 - 3 Klassen der Jahrgänge 7 - 10 mit Laptops ausgerüstet, wobei ein Eigenbeitrag von DM 65/Monat über 4 Jahre erhoben wird. Das Projekt wird u.a. von der Bertelsmann-Stiftung gefördert. Durch entsprechende Infrastruktur (Laptop - Server und Funk ) ist sichergestellt, dass Schüler die Geräte umfassend einsetzen. Neben den Laptopklassen verfügt die Schule auch über vier Computerzentren. Schwerpunkt des Laptop-Einsatzes sind die Fächer Deutsch, Englisch und Mathematik. In anderen Fächern werden die Laptops je nach Thema, Projekt oder Eignung des Lernzusammenhanges eingesetzt. Ziel ist es vor allem, Kompetenzen bei der Computernutzung zu stärken und Lehren und Lernen zu verbessern. Vor allem projektorientierte und die Selbständigkeit fördernde Unterrichtsmethoden kommen zum Einsatz. Lernsoftware und Internetarbeit werden vom schulischen Arbeitsplatz des Schülers unabhängig. Schüler können mit Funkmodems jederzeit miteinander kommunizieren. Umfangreiche interne und externe Fortbildungsmaßnahmen eines engagierten Kollegiums sind die Voraussetzung dafür, die technischen Möglichkeiten auch in der alltäglichen Unterrichtspraxis anzusiedeln. Breiten Raum nehmen hierbei Bemühungen ein, inhaltliche Ziele mit medienspezifischen Möglichkeiten zu verbinden. Pädagogische Evaluationen nach den ersten beiden Jahren haben sehr erfreuliche Ergebnisse gezeigt.
www.ev-stift-gymn.guetersloh.de

Erhöhung der Transparenz zum schuleigenen Bestand an Informationsressourcen, zur Zugänglichkeit anderer Informationsquellen, zur Verfügbarmachung neuer Informationsgebiete. Dieses würde in einer Schule auch zu effektiverer Nutzung der Bestände sowie zu einem kostenbewussten Umgang mit Ressourcen führen

Entwicklung der Homepage, aus der heraus sich eine Dienstleistungskultur entwickelt - warum sollte nicht auch Schule in der Lage sein, vielfach Informationen ins Netz zu stellen: den Vertretungsplan und den Jahreskalender, Projekttreffen und Klassenfahrten, Diskussionsforen und öffentliche Konferenzergebnisse, Terminplanungen und dergleichen

Informationsmanager könnten aus ihrer detaillierten Kenntnis der Bedürfnisse einer Schule Fortbildungsangebote im IT-Bereich sammeln und Fortbildungskonzeptionen für das Kollegium vorschlagen

Das schulinterne Informationsmanagement würde - an eine Person gebunden - eine fassbare und mit konkreten Zuständigkeiten ausgestattete Position, an deren Qualifikation und Kompetenz sich die Nutzer - Schüler und Lehrer - schnell gewöhnen würden.

Diese Liste lässt sich noch erweitern. Aber wie auch immer man es konkret gestaltet, man kommt um die Notwendigkeit nicht herum, dieses Berufsbild für die Schulen zu planen. Schule ist wesentlich ein Kommunikationsprozess und es bedarf dafür entsprechender Qualifikationen. Lehrern wird hierbei nicht etwas weggenommen, sondern sie werden in vieler Hinsicht entlastet und werden so mehr Zeit haben, sich mit ihrer eigentlichen Aufgabe zu beschäftigen, nämlich der didaktischen Arbeit an den Curricula angesichts neuer Technik, neuer Software und dann der konkreten Umsetzung für den Unterricht. Hält man sich zumal vor Augen, welche Qualifikationen in Zukunft von Schülern und Schülerinnen verlangt werden, so ist dies nicht nur die Akkumulation von Wissen und Fertigkeiten, sondern das Erlernen von Sozialkompetenz, Informationskompetenz, Medienkompetenz, der Fähigkeit, autonom Informationen zu recherchieren, zu bewerten und zu organisieren. Dies kann nur in einer Schule möglich sein, die diesem Anspruch selbst gewachsen ist.

Meines Erachtens wäre es an der Zeit, an einigen Schulen im Rahmen von Modellversuchen solche Stellen für Informationsmanagement zu schaffen und die gemachten Erfahrungen dann in eine langfristige Konzeption einfließen zu lassen. Solche Modelle würden belegen können, dass Lernen als Umgang mit komplexen Informationsmengen sich auch anders organisieren lässt. An solchen Modellen sollten sowohl Lehrer und Lehrerinnen wie auch Informationsmanager aus anderen Berufsbereichen beteiligt sein, vor allem aus jenem Bereich, in dem der alltägliche Umgang mit Informationsmengen gegeben ist, nämlich in modernen Bibliotheken. Auch die beiden als Beispiele in diesem Artikel genannten Schulen haben das Informationsmanagement und die didaktischen Anforderungen noch nicht in jeder Form gelöst, aber sie zeigen Wege auf, in die sich Schule generell entwickeln wird. An der Berliner Schule mit über 800 Schülern, an der ich tätig bin, verwalten wir einen Lehr- und Lernmittelbestand von ca. 45.000 Büchern. Dazu kommen CD-ROMs, Karten, Audiomaterial, Software, Videos und in Zukunft auch Hunderte von Webadressen, die nach Gesichtspunkten pädagogischer Eignung und Benutzerfreundlichkeit ausgewählt werden. Schulen erhalten all dies aus Steuermitteln. Deswegen muss sowohl eine kostenbewusste und effektive Verwaltung und Nutzung dieser Bestände als auch die personelle Unterstützung dieser Mammutaufgabe gesichert sein. Idealerweise ist ein solches Informationsmanagement bei einer Person anzusiedeln, die dem traditionellen Bibliotheksnutzer Mut macht, neue Wege zur Eroberung von Wissen zu beschreiten. Hohe Qualifikation und Geduld müssen sich hier mit Dienstleistungsmentalität und technischem Know-How verbinden.

Der Informationsmanager und die Informationsmanagerin müssen gelernt haben, mit komplexen Informationsmengen effektiv und transparent umzugehen, mit ihnen zu arbeiten und sie Nutzern zur Verfügung zu stellen und deswegen: Siehe erster Absatz! Deswegen sollte jede Schule beginnen, ein Informationszentrum aufzubauen, das früher einmal die Bücherei hieß. Der Berufsstand, der dafür besondere Qualifikationen mit sich bringt, sind gerade die jüngeren Bibliothekare und Bibliothekarinnen, soweit sie sich auch im Bereich digitaler Information qualifiziert haben. Gerade dieser Input von außen, aus einem anderen Berufsfeld heraus, könnte in Schulen sehr positive Wirkung zeitigen, da hiermit andersartige Qualifikationen in Schule eingeführt würden.


Zur Autorin

Gerhild Trüper-Rehberg ist Lehrerin an der Berliner Schadow-Oberschule

Hektorstraße 4
D-10711 Berlin
E-Mail: gtrueper-rehberg@t-online.de