Österreichisches bibliographisches Kompetenzzentrum für Medizin

Kooperation der Österreichischen Zentralbibliothek für Medizin mit Silverplatter Information und ASOG beim Betrieb des landesweiten medizinischen Datennetzes

von Mag. Bruno Bauer


1. Partner beim Betrieb des medizinischen ERL-Datennetzes
2. Kooperative Nutzung des medizinischen ERL-Datennetzes

3. Bedeutung des medizinischen Datennetzes als wichtige Etappe zur digitalen Bibliothek

4. Zukünftige Perspektiven für das medizinische ERL-Datennetz

1. Partner beim Betrieb des medizinischen ERL-Datennetzes

1.1 Österreichische Zentralbibliothek für Medizin

Die Österreichische Zentralbibliothek für Medizin <http://www.univie.ac.at/ZBMed> ist mit einem Bestand von ca. 540.000 Bänden und ca. 2.100 laufend gehaltenen Zeitschriften und Serien die größte medizinische Fachbibliothek in Österreich. Ihr Sammelschwerpunkt liegt auf der für die wissenschaftliche Forschung und Lehre erforderlichen Literatur sowie sonstigen Informationsträger auf dem Gesamtgebiet der Medizin und ihrer Grenzgebiete in möglichster Vollständigkeit. Ergänzend zu den von den Universitätsbibliotheken wahrgenommenen Aufgaben werden - im Rahmen der budgetären Möglichkeiten - die Bedürfnisse der medizinischen Fakultäten der Universitäten Graz und Innsbruck durch enge Kooperation berücksichtigt.

An den drei genannten Fakultäten betreuen 3.028 Professoren und Assistenten (davon 577 in Graz, 613 in Innsbruck und 1.838 in Wien) insgesamt 19.504 Studenten (davon 4.732 in Graz, 3.669 in Innsbruck und 11.103 in Wien).

Unter den interuniversitären Dienstleistungen der Österreichischen Zentralbibliothek für Medizin ist insbesondere das von der Bibliothek betriebene ERL-Datennetz hervorzuheben. Bereits 1990 gelangten medizinische Fachbibliographien auf CD-ROM an der damaligen Fakultätsbibliothek für Medizin an der Universität Wien, der Vorgängerinstitution der heutigen Zentralbibliothek, zum Einsatz. Von Anfang an kam dabei der Datenbank MEDLINE als der wichtigsten medizinischen Fachbibliographie eine besondere Bedeutung zu. Um insbesondere den Zugriff auf diese Datenbank zu verbessern, wurde ein leistungsfähiges CD-ROM-Datennetz für die medizinische Fakultät an der Universität Wien errichtet und in den folgenden Jahren laufend weiterentwickelt. 1996/97 erfolgte der Umstieg auf die ERL-Technologie und es kam zu ersten Kooperationen mit der Universitätsbibliothek Graz und der Universitätsbibliothek der Veterinärmedizinischen Universität Wien bei der Benutzung einzelner Datenbanken.

Seit Mai 1998 bietet die Österreichische Zentralbibliothek für Medizin MEDLINE, die wichtigste medizinische Datenbank, in einer landesweiten Lizenz den Angehörigen aller österreichischen Universitäten über das von ihr betriebene ERL-Datennetz an. Als ERL-Datenserver wurde von der Zentralbibliothek im Herbst 1999 eine SUN Enterprise 450 angeschafft. In den vergangenen drei Jahren wurde das medizinische ERL-Datennetz dank der Unterstützung von zwei kompetenten Partnern ständig weiterentwickelt und der Recherchekomfort für die Nutzer laufend verbessert. Mit PASCAL BIOMED und EMBASE: Evidenced Based Medicine wurden für zwei weitere Datenbanken landesweite Lizenzen erworben.

1.2 Silverplatter Information

Die 1985 gegründete Firma SilverPlatter Information <http://www.silverplatter.com> ist ein weltweit agierendes Unternehmen im Bereich der Informationstechnologie. SilverPlatter verfügt über zwei Hauptniederlassungen in Boston bzw. London sowie zahlreiche Regionalbüros (z.B.: Paris, Amsterdam, Berlin, Bologna, Hongkong, Madrid, Sydney) und wird weltweit von einem Netzwerk aus mehr als 200 Distribution Partners repräsentiert.

Die Kooperation der Österreichischen Zentralbibliothek für Medizin mit SilverPlatter geht zurück in die Anfangsphase des CD-ROM-Einsatzes an der Bibliothek, als die Datenbank MEDLINE in einer Version dieser Firma, für eine Einzelplatzstation, angekauft wurde. Anlässlich der Installation eines CD-ROM-Netzwerkes, zunächst ausschließlich für MEDLINE konzipiert, wurden im Herbst 1992 drei Anbieter zu Testinstallationen eingeladen. Eine von der Bibliothek einberufene Expertenkommission, bestehend aus EDV-Beauftragten der medizinischen Institute und Kliniken, gab damals eine Empfehlung für die SilverPlatter-Version ab. Die Richtigkeit dieser Entscheidung wurde durch laufende Verbesserungen und Erweiterungen der Software eindrucksvoll bestätigt. Die Software ist bei SilverPlatter Bestandteil der Datenbanksubskription, es entstehen keine zusätzlichen Lizenzkosten.

Die Datenbanksuchsoftware SPIRS (SilverPlatter Information Retrieval System) kann sowohl am Einzelplatz als auch im Netzwerk verwendet werden und führt sowohl bei der einfachen als auch bei der Expertensuche zu treffsicheren und umfassenden Ergebnissen. Es besteht die Möglichkeit zur Suche mit den Bool'schen Operatoren und mit benachbarten Worten, zur Wildcard-Suche bei verschiedenen Schreibweisen, zur Worttrunkierung, zur automatischen Suche aus dem Index sowie zur Auswahl und Suche mit dem kontrollierten Vokabular direkt aus dem Thesaurus der Datenbank.

Neben den genannten Vorzügen begünstigte insbesondere die Entwicklung der Netzwerksoftware Electronic Reference Library (ERL-Technologie), seit 1996 an der Zentralbibliothek im Einsatz, deren Etablierung als österreichisches bibliographisches Kompetenzzentrum für Medizin.

Als wichtige Vorteile erwiesen sich die Zugriffsmöglichkeit auf den ERL-Server durch die Unterstützung des TCP/IP-Protokolls über Internet, die Reduktion der Datenlast im Netzwerkverkehr durch eine echte Client/Server-Architektur, das Angebot eines optimalen Zugriffs auf den ERL-Server für sämtliche wichtigen Plattformen (MacSPIRS, WinSPIRS, WebSPIRS), die Möglichkeit, verschiedene Datenbanken miteinander zu verknüpfen und in den ausgewählten Datenbanken eine gemeinsame Abfrage durchzuführen, sowie die mit ERL möglich gewordene Optimierung der Datenbankverwaltung durch exakte Statistiken über die Auslastung einzelner Datenbanken.

1.3 ASOG GmbH

Gleichzeitig mit der 1993 getroffenen Entscheidung für das Produkt der Firma SilverPlatter kam auch das von der in Wien ansässigen Firma ASOG GmbH <http://www.asog.co.at> präsentierte Konzept des Datenbanknetzes zum Zug.

Die 1989 gegründete Firma ASOG ist eine der beiden österreichischen SilverPlatter Distribution Partners. Sie beschäftigte sich zunächst mit der Entwicklung von Datenbankapplikationen für den medizinischen Bereich, ehe sie sich auf den Bereich der wissenschaftlichen Datenbanken spezialisierte. Neben dem Vertrieb von Datenbanken erwarb sich ASOG vor allem bei der Installation und Wartung von Datenbanknetzen Kompetenz, sodass sie heute zahlreiche wissenschaftliche Institute, Krankenhäuser und Industriebetriebe zu ihren Kunden zählt.

Im Rahmen eines jeweils für ein Jahr laufenden Servicevertrages wurden auch die Wartung und die Weiterentwicklung des Datennetzes an ASOG übertragen. Alle erforderlichen Updates der Datenbanken werden von ASOG durchgeführt, wobei für umfangreiche Datenbanken (BIOSIS, MEDLINE, PsycINFO) wöchentlich neue Daten über QUIKdata vom SilverPlatter ftp-Server bezogen werden. Die Servicierung umfasst auch die Upgrades der ERL-Software, der Hardware und sämtliche ERL-Administratorfunktionen, vom Management und der Kontrolle der Zugriffe, der Verwaltung von Lizenzen, dem Erstellen von Statistiken bis zur Sicherheitskontrolle durch IP-Checking. Besonders wichtig ist eine hohe Verfügbarkeit der Server, deshalb erfolgen Datenbankinstallationen und -upgrades während des laufenden Betriebes.

Für die Zentralbibliothek brachte und bringt das Outsourcen der ERL-Administration an einen SilverPlatter Distributor vor Ort den Vorteil, dass diese Firma durch die Administration verschiedener ERL-Server (unter den Kunden befinden sich u.a. auch die Österreichische Zentralbibliothek für Physik und die Biochemie GmbH in Kundl) und den ständigen Kontakt zur Datenbankherstellerfirma (Teilnahme an den SilverPlatter Distributoren Meetings bzw. den einschlägigen Internet-Diskussionslisten SPBERL bzw. SPIN-L) über den aktuellen Wissenstand auf dem Gebiet der ERL-Technologie verfügt, den sich ein einzelner EDV-Beauftragter an einer Bibliothek neben seinen sonstigen Tätigkeiten nur schwer aneignen könnte.

2. Kooperative Nutzung des medizinischen ERL-Datennetzes

Mit Jänner 2001 sind zehn SilverPlatter-Datenbanken auf dem von der Österreichischen Zentralbibliothek für Medizin betriebenen ERL-Server geladen. Die Administration für das gesamte ERL-Datennetz wird von ASOG durchgeführt. Die kooperative Nutzung der Datenbanken erfolgt in vier Varianten:

2.1 Datenbanken mit landesweiter akademischer Lizenz

Für die Datenbanken MEDLINE, PASCAL BIOMED und EMBASE Evidence Based Medicine hat die Österreichische Zentralbibliothek für Medizin Lizenzen abgeschlossen, welche den gesamten akademischen Bereich des Landes abdecken.

Seit 1998 steht mit MEDLINE Advanced (ab 1966) die wichtigste biomedizinische Datenbank, erstellt von der U.S. National Library of Medicine, landesweit zur Verfügung. Die Datenbank, deren Print-Aquivalent Index Medicus, Index to Dental Literature und International Nursing Index darstellen, beinhaltet 11 Mio. Records; jährlich kommen ca. 500.000 Records hinzu. Mehr als 4.300 medizinische Zeitschriften werden laufend indexiert.

Nachdem PASCAL BIOMED (ab 1996) bereits zwischen November 1997 und März 1998 landesweit getestet worden war, wurde von der Zentralbibliothek für diese einzigartige interdisziplinäre und mehrsprachige bibliographische Datenbank der Medizin ebenfalls eine landesweite Lizenz erworben. Die vom Institut de l`Information Scientifique & Technique (INIST) erstellte Datenbank PASCAL BIOMED bildet eine wertvolle Ergänzung zu MEDLINE, weil die Datenbank einen Schwerpunkt auf europäische und insbesondere französische Literatur legt; mehr als 40% der insgesamt über 2.000 indexierten Titel stammen aus Europa. Nachdem die Indexierung in Englisch, Französisch und Spanisch erfolgt, kann in allen drei Sprachen recherchiert werden, unabhängig von der Originalsprache des entsprechenden Dokuments. Die Datenbank PASCAL BIOMED, die jährlich um 450.000 Records ergänzt wird, besteht aus mehr als 3 Mio. Records.

Im Anschluss an einen im Oktober 2000 begonnenen Test von EMBASE: Evidence Based Medicine (ab 1974) wurde auch für diese ca. 400.000 Records umfassende Datenbank von Elsevier Science, die pro Jahr um ca. 50.000 Records erweitert wird, eine landesweite Lizenz erworben. Die grundlegende Forderung der Evidence Based Medicine, dass jede diagnostische oder therapeutische Maßnahme auf der besten wissenschaftlichen Erkenntnis beruhen soll, wird eingelöst durch systematische Übersichtsarbeiten, die eine vergleichsweise rasche, auf wissenschaftlichen Nachweis basierte Entscheidung in der Versorgung individueller Patienten begünstigen soll.

2.2 Datenbanken mit Lizenzen für die Universität Wien

Die Datenbanken EMBASE, PSYCINFO, PSYNDEX PLUS und TOXLINE PLUS, für die bisher keine landesweiten Lizenzen bestehen, werden derzeit von der Österreichischen Zentralbibliothek für Medizin für den Bereich der Universität Wien lizenziert.

Seit 1996 wird die Datenbank EMBASE (ab 1980 verfügbar, ab 1989 lizenziert) als wichtige Alternative zu MEDLINE im medizinischen Datenbanknetz angeboten. EMBASE, von Elsevier Science produziert, indexiert laufend 3.600 medizinische Zeitschriften aus 70 Ländern. Die Datenbank, deren Print-Äquivalent die 41 Sektionen der Excerpta Medica bilden, beinhaltet mehr als sechs Mio. Records, wobei jährlich ca. 375.000 neue Records hinzukommen.

Mit PSYCINFO (ab 1887) steht auch die umfassende Datenbank der Psychologie, produziert von der American Psychological Association, den Angehörigen der Universität Wien zur Verfügung. PSYCINFO, dessen Print-Äquivalent die Psychological Abstracts darstellen, besteht aus mehr als 1,7 Mio. Records, jährlich kommen über 80.000 Records hinzu, wobei Literatur aus mehr als 45 Ländern in mehr als 30 Sprachen zu Themen wie Medizin, Psychiatrie, Psychologie, Soziologie und Erziehung erfasst wird.

Ergänzend zu PSYCINFO wurde auch für die Datenbank PSYNDEX PLUS with TestFinder eine Lizenz erworben. Diese Datenbank, die seit 1977 von der Zentralstelle für Psychologische Information und Dokumentation (ZPID) an der Universität Trier für Deutschland, Österreich und Schweiz erstellt wird, beinhaltet mehr als 160.000 Records und wird jährlich um ca. 10.000 Records ergänzt. Erfasst sind Literatur und AV-Medien in englischer und deutscher Sprache (PSYNDEXplus - Lit.& AV 1977-Present) und in einem eigenen Datenbanksegment mehr als 3.700 psychologische Tests (PSYNDEXplus - Tests 1945-Present). PSYNDEX PLUS ist zweisprachig aufgebaut; die Erfassung der Titel und Schlagwörter erfolgt in Englisch und Deutsch, Abstracts sind entsprechend der Originalsprache des Beitrages entweder in englischer oder deutscher Sprache.

Bereits seit 1996 wird den Angehörigen der Universität Wien auch TOXLINE PLUS (ab 1985) im ERL-Datennetz zur Verfügung gestellt. TOXLINE PLUS besteht aus Daten folgender fünf Quellen: American Society of Health-System Pharmacists (ASHP), Biological Abstracts (BIOSIS), Chemical Abstracts Service (CAS), National Chemicals Inspectorate (Sweden) und U.S. National Library of Medicine. Die Datenbank besteht aus mehr als 1,4 Mio. Records und wird jährlich um mehr als 170.000 Records ergänzt.

2.3 Mitbenützung von Datenbanken durch andere Universitäten

Eine Mitbenutzung der von der Österreichischen Zentralbibliothek für Medizin für die Universität Wien geladenen Datenbanken ist grundsätzlich möglich, sofern von den jeweiligen Universitätsbibliotheken selbständig Lizenzverträge abgeschlossen wurden. Entsprechend dieser Konzeption nutzen derzeit die Universitätsbibliotheken Graz, Innsbruck und Linz den medizinischen ERL-Server der Zentralbibliothek.

Von der Universitätsbibliothek Graz wird seit 1997 EMBASE lizenziert, sodass diese Datenbank für die Angehörigen der Universität Graz zur Verfügung steht.

Seit 2001 beteiligt sich auch die Universitätsbibliothek Innsbruck an dieser Kooperationsvariante. Sie hat eine Lizenz für PSYNDEX PLUS abgeschlossen, womit die Angehörigen der Universität Innsbruck diese Datenbank nutzen können.

Ebenfalls seit 2001 ist auch die Universitätsbibliothek Linz Kooperationspartner der Österreichischen Zentralbibliothek für Medizin. Sie hat Lizenzen für PSYNDEX PLUS und PSYCINFO erworben, welche die Angehörigen der Universität Linz zur Nutzung dieser Datenbanken über das ERL-Datennetz berechtigen.

2.4 Mitbenützung des ERL-Servers durch die Veterinärmedizinische Universität

Eine besonders enge Zusammenarbeit besteht seit Juli 1997 mit der Universitätsbibliothek der Veterinärmedizinischen Universität Wien, die mit der Zentralbibliothek eine gemeinsame Lizenz für CURRENT CONTENTS (2000 zugunsten von Web of Science storniert) erworben hat und damit bereits sehr früh Kooperationspartner des medizinischen ERL-Datennetzes wurde.

Diese bewährte Zusammenarbeit und das Bestreben, die Österreichische Zentralbibliothek für Medizin noch stärker als österreichisches bibliographisches Kompetenzzentrum für Medizin zu etablieren, führten zu einer neuen Kooperationsvariante: ab Dezember 2000 wurden erstmals Datenbanken auf den ERL-Server der Zentralbibliothek geladen, die für die primäre Nutzergruppe - die medizinische Fakultät an der Universität Wien - nicht zur Verfügung stehen. Drei SilverPlatter-Datenbanken, welche von der Universitätsbibliothek der Veterinärmedizinischen Universität Wien lizenziert werden, können nunmehr von den Angehörigen der Veterinärmedizinischen Universität über das ERL-Datennetz genutzt werden.

BEASTCD (ab 1973), produziert von CAB International, ist die führende Datenbank zu Themen wie Tierzucht, Tierernährung und Milchwirtschaft; sie besteht aus mehr als 690.000 Records und wird jährlich um 25.000 Records erweitert.

In Ergänzung zur BEASTCD können die Angehörigen der Veterinärmedizinischen Universität die ebenfalls von CAB International produzierte VETCD (ab 1973) nutzen, die alle Bereiche der Veterinärmedizin abdeckt. VETCD zählt 690.000 Records, zu denen pro Jahr 30.000 hinzukommen.

Mit FSTA (Food Science and Technology Abstracts, ab 1969) steht auch die führende Datenbank zum Themenbereich Lebensmittel, Fleischhygiene und Ernährung zur Verfügung. Diese Datenbank, produziert vom International Food Information Service (IFIS), zählt 560.000 Records; jährlich kommen 22.000 Records hinzu.

Das ERL-Datennetz als österreichisches Kompetenzzentrum für Medizin
Ö ZB
Medizin
UB GrazUB
Innsbruck
UB LinzUB Vet.-
med. Univ.
übrige
Univ.
     BEAST CD 2) 
EMBASE 2)EMBASE 2)     
EMBASE: Evidence Based Medicine 1)
MEDLINE Advanced 1)
     FSTA 2) 
PASCAL BIOMED 1)
PSYCINFO 2)   PSYCINFO 2)  
PSYNDEX 2)  PSYNDEX 2)PSYNDEX 2)   
TOXLINE 2)      
     VETCD 2) 

1) Landesweite Lizenzen, abgeschlossen von der Österreichischen Zentralbibliothek für Medizin
2) Campus-Lizenzen, abgeschlossen von den jeweils zuständigen Bibliotheken

 

3. Bedeutung des medizinischen ERL-Datennetzes als wichtige Etappe zur digitalen Bibliothek

Durch die ERL-Technologie kommen die Österreichische Zentralbibliothek für Medizin und die kooperierenden Bibliotheken der Zielvorstellung von der Bibliothek als One-Stop-Shop einen großen Schritt näher. Ausgehend vom medizinischen ERL-Datennetz kann der Nutzer im Anschluss an Recherchen in den bibliographischen Fachdatenbanken, wie MEDLINE, PASCAL BIOMED, EMBASE, durch direkte Links weitere Bibliotheksangebote in Anspruch nehmen, die ihn zum gewünschten Volltext führen. Die beteiligten Bibliotheken können dabei je nach Bedarf individuelle Anpassungen für die eigene Institution vornehmen.

3.1 Elekronische Volltextzeitschriften

Mit der Funktion des SilverLinkers besteht die Möglichkeit, elektronische Volltextzeitschriften zu integrieren. Von der Recherche in der bibliographischen Datenbank kann über das Internet direkt zum elektronischen Volltextartikel gesprungen werden, falls die Bibliothek für die Benutzung der Zeitschrift einen Lizenzvertrag mit dem entsprechenden Verlag abgeschlossen hat. SilverLinker besteht aus mehr als zwei Mio. Links zu Artikeln in mehr als 6.500 Fachzeitschriften. Von 5.480 MEDLINE-Titeln sind bereits 1.396 in SilverLinker aufgenommen, darunter 315 Zeitschriften von Science Direct, 146 von Springer, 53 von Kluwer und 38 von Highwire.

3.2 OPAC

WebLink ermöglicht die Einbindung des lokalen Bibliothekskataloges. Durch Betätigen des Buttons "Österr. Verbundkatalog" wird durch einen dynamischen Link bei jedem Record aus den SilverPlatter-Datenbanken zum vorkonfigurierten ALEPH OPAC verzweigt. Dort wird zur Laufzeit, also auf Knopfdruck, mit dem OPAC verbunden und mittels ISSN/ISBN nach den entsprechenden Einträgen im OPAC recherchiert. Der OPAC antwortet mit einer Resultat-Seite, die innerhalb von WebSPIRS erscheint, und zeigt die eingetragenen Bestandsinformationen (Standort, Jahrgänge etc.) an.

3.3 Document Delivery

Beim angezeigten bibliographischen Zitat kann der Benutzer durch Betätigen des Buttons "Order" über einen Link einen Dokumentenlieferdienst mit der Lieferung des Originaldokuments beauftragen; diese Option kann von der Bibliothek auf bestimmte Lieferdienste oder die eigene Bibliothek eingeschränkt werden. Mit der Aktivierung des "Order"-Buttons werden die Bestelldaten automatisch aus den Datenbank-Records des gewünschten Zeitschriftenartikels übernommen.

3.4 Aktuelle Verbesserungen

Während die Vorgängerversion WebSPIRS 4.2 durch eine erhöhte Systemgeschwindigkeit gekennzeichnet war, bietet WebSPIRS 4.3 darüber hinaus neue Konfigurationsoptionen. Diese ermöglichen dem Administrator die individuelle Anpassung der Suchoberfläche an die Nutzerbedürfnisse und eine stärkere Hervorhebung der Rolle der Bibliothek als jener Institution, welche durch Lizenzverträge die Recherchen in Datenbanken erst möglich macht. Als neue Konfigurationsoptionen zu nennen sind u.a. die Wahl zwischen Text- und Buttondarstellung der Links zu Bibliotheksbeständen und Dokumentenlieferdiensten; die Option, im Hauptsuchfenster Suchtipps sowie Links zu Webseiten der eigenen Bibliothek anzubieten; konfigurierbare Logouts zu bibliotheksspezifischen Webseiten, unabhängig von der Startseite; mehrere Startoptionen von WebSPIRS - in einem separaten oder im originalen Browser-Fenster oder auch nur von einer bestimmten Webseite aus.

4. Zukünftige Perspektiven für das medizinische ERL-Datennetz

Im Bereich der Fachbibliographien hat sich die Österreichische Zentralbibliothek für Medizin seit Jahren als Leitstelle medizinischer Fachinformation etabliert; sie betreibt den größten ERL-Datenserver des Landes, auf dem wichtige von der Firma SilverPlatter produzierte, medizinische Datenbanken geladen sind. Seit der Einrichtung des ersten CD-ROM-Datennetzes ist die Firma ASOG durch einen Wartungsvertrag Partner der Zentralbibliothek.

Das 1997 entwickelte Konzept des kooperativ genutzten, medizinischen ERL-Datenservers sieht als wesentlichen Vorteil eine optimale Auslastung der vorhandenen Hardware und eine Minimierung der Kosten für die erforderliche Betreuung und Wartung des Servers. Unabhängig von der Zahl der kooperierenden Bibliotheken sind sämtliche Manipulationen, etwa die Durchführung der Updates oder Datenbanken oder der Upgrades der ERL-Software auf der Seite des Servers nur einmalig durchzuführen. Auch wenn die zusätzliche Auslastung des bestehenden ERL-Servers durch weitere Clients einen zusätzlichen Betreuungsaufwand erfordert, so bringt die Kooperation doch erhebliche Einsparungsmöglichkeiten mit sich.

Eine eindrucksvolle Bestätigung fand die bisherige Entwicklung an der Österreichischen Zentralbibliothek für Medizin in einer Initiative der Österreichischen Zentralbibliothek für Physik. Seit September 1999 haben die Angehörigen der von ihr zu betreuenden Universitäten den Zugriff auf die renommierte naturwissenschaftlich-technische Datenbank INSPEC. Im Rahmen eines aufwendigen Prüfungsverfahren, dem 13 INSPEC-Anbieter unterzogen wurden, fiel die Entscheidung auf die SilverPlatter-Variante; mit dem Aufbau und der Wartung des erforderlichen ERL-Servers wurde die Firma ASOG betraut.

Die positive Entwicklung des von der Österreichischen Zentralbibliothek für Medizin betriebenen ERL-Datennetzes spiegelt sich auch in dessen Auslastung. Wegen der besseren Vergleichbarkeit werden an dieser Stelle nur die statistischen Werte für die landesweit zur Verfügung stehenden Datenbanken MEDLINE bzw. PASCAL BIOMED für die Jahre 1999 und 2000 präsentiert. Aufgrund der unterschiedlichen Datenbankstruktur (unübersichtliche Zahl von Datenbanksegmenten) werden die Statistiken nicht mehr auf der Basis von Logins bzw. Recherchestunden, sondern der Zahl der genutzten Records erstellt.

In den letzten beiden Jahren wurden insgesamt 10.966.315 Records von MEDLINE genutzt, womit diese Datenbank nach wie vor die weitaus größte Nutzung verzeichnet, trotz der über das Internet frei zugänglichen Alternativen. Die genutzten MEDLINE-Records verteilten sich zu 60% auf die Universität Wien, zu 21% auf die Universität Graz, zu 13% auf die Universität Innsbruck, zu 3% auf die Veterinärmedizinische Universität Wien und zu 3% auf andere österreichische Universitäten. Die hervorragende Akzeptanz von MEDLINE im ERL-Datennetz begründet sich in verlässlichen Zugriffsmöglichkeiten mit vertretbaren Antwortzeiten, in raschen Aktualisierungen der Datenbank, in einem ansprechendem graphischen Interface, in vielfältigen Suchoptionen sowie insbesondere durch die Möglichkeit, lokale Bibliotheksbestände und Services in die Datenbank zu integrieren.

1999 und 2000 wurden 636.049 Records von PASCAL BIOMED genutzt, deren Verteilung nach Universitäten die landesweite Nutzung dieser Datenbank noch besser dokumentiert als dies bei MEDLINE der Fall ist. Die genutzten Records entfielen zu 38% auf die Universität Wien, zu 26% auf die Universität Graz, zu 23% auf die Universität Innsbruck, zu 8% auf die Veterinärmedizinische Universität Wien und zu 5% auf die übrigen Universitäten des Landes.

Die technischen Vorzüge der ERL-Technologie, die bisherigen Erfahrungen beim Betrieb des medizinischen ERL-Datennetzes und dessen Akzeptanz bei den Partnerbibliotheken machen eine Erweiterung des Datenbankenangebots wünschenswert.

Der Abschluss landesweiter Lizenzen aus zentralen Kreditmitteln, etwa für die Datenbanken EMBASE, PSYCINFO und PSYNDEX PLUS, scheint allerdings unter den derzeitigen finanziellen Rahmenbedingungen nicht finanzierbar.

Bessere Chancen bestehen bei der Datenbank BIOSIS (Biological Abstracts, ab 1985), die zur Zeit im ERL-Datennetz von den Angehörigen der Universität Wien, der Universität Graz und der Veterinärmedizinischen Universität Wien getestet wird. BIOSIS besteht aus 6,5 Mio. Records und wird jährlich um 550.000 Records erweitert. Angestrebt wird eine Konsortiallösung - mit Kostenbeteiligung der interessierten Bibliotheken.

(Wien, am 15. Februar 2001)


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Mag. Bruno Bauer

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