Lederbogen,Rolf; Merkel,Ursula:
Kunstwerke und Technikobjekte der Universität Karlsruhe 1825-2000


Hrsg. Universität Karlsruhe.
- Karlsruhe: Info Verlag 2000, 149 S.
ISBN 3-88190-267-8. DM 49.80

Kunst mit Kunst (d.i. Buchkunst) zu dokumentieren, ist sicher selten, noch seltener wohl, die Kunstwerke eines ganzen Universitätscampus geschlossen darzustellen. Wenn dazu noch einige dieser Werke in und vor den größten Bibliotheken der betrachteten Universität stehen, stellt der Rezensent dieses Buch für diese Zeitschrift mit besonderer Freude vor, das zum 175jährigen Geburtstag der Universität Fridericiana Karlsruhe erschienen ist.

Die oben erwähnte Buchkunst präsentiert sich vor allem durch die Kunst der Fotografie. Fast alle Aufnahmen wurden von dem emeritierten Professor des Instituts für Grundlagen der Gestaltung Rolf Lederbogen hergestellt. Dabei wurden die Bildkompositionen auf der Mattscheibe im Sucher aufgebaut und damit auf die üblichen Schnitte beim Layout verzichtet und schließlich in der gegebenen Beleuchtung aufgenommen. Eine künstliche Ausleuchtung wurde nur in unvermeidbaren Fällen angewendet.

Das typografische System besteht aus horizontalen und vertikalen Bändern bestimmter Größe, deren verschiedene Additionen zu bestimmten Abmessungen der Abbildungen und Textspalten und schließlich zu der Blattgröße von 297 x 297 mm führten. Die Auszeichnungsschrift des Umschlags und der Titelei ist eine serifenbetonte Antiqua, die aus dem Gründungsjahr 1825 der Universität stammt. Das Zusammenwirken all dieser Komponenten mit der Layout-Positionierung von Bild und Text macht weiter den buchkünstlerischen Wert dieses Werkes aus. Soweit die Präsentation des Bandes.

Inhaltlich dargestellt werden - nicht alle - aber 54 öffentlich zugängliche Kunstwerke und 10 Technikobjekte in chronologischer Reihenfolge ihrer Entstehung. Sind es aus den ersten 100 Jahren vornehmlich Bauplastiken, so folgen aus der Zeit danach freistehende Plastiken im öffentlichen Raum und schließlich, gefördert durch das Programm "Kunst am Bau" künstlerische Ausgestaltungen von Fassaden und Innenräumen. Künstlernamen wie Karl Albiker, Horst Antes, Max Bill, Carl Egler, Jürgen Goertz, Erich Hauser, Per Kirkeby, Max Laeuger oder Aristide Maillol und andere zeigen, dass es sich nicht um ein zufälliges Sammelsurium von Kunstobjekten handelt, sondern um von den jeweiligen Kunstkommissionen sorgsam ausgewählte Kunstwerke, die in ihrer Gesamtheit auch die Entwicklung der Kunstgeschichte der letzten fast 200 Jahre repräsentieren. Diese wurden durch die einzigartige Kunst der Fotografie von Rolf Lederbogen und die profunde Darstellung der Kunsthistorikerin der Städtischen Galerie Karlsruhe, Dr. Ursula Merkel, zu einer Kunstgeschichte der besonderen Art zusammengefügt. Ursula Merkel interpretiert nicht nur die Kunstwerke und schildert ihre jeweilige Besonderheit, sondern sie stellt auch die historischen Bezüge her und ihre Erwerbungsgeschichte dar. Sie versieht darüber hinaus ihre Beiträge mit Kurzbiografien der Künstler sowie mit zahlreichen Literaturangaben.

Dass zu einer geschichtlichen Darstellung einer Technischen Universität auch die Einbeziehung von historischen Technikobjekten gehört, versteht sich fast von selbst. So finden sich im öffentlichen Campus zahlreiche Beispiele von historischen Triebwerken, Lokomotiven, Motoren, Pressen und anderen Aggegraten, die Rolf Lederbogen gleichermaßen sachkundig beschrieben und fotografiert hat.

Die Fotografie bei gegebenem Licht hat einen besonderen Reiz, aber auch den Nachteil, dass sie tages- und jahreszeitabhängig ist. Jeder Augenblick besitzt eine andere Wirkung und zwar nur eine momentane. Problematisch für die Kunstwerke selbst ist ihr meist ungeschützter Standort im öffentlichen Raum. Nicht nur, dass die Werke physisch in ihrer Existenz angegriffen werden - so mussten z.B. die berühmten Kopffüßler von Horst Antes bereits restauriert und umgestellt werden, oder auch an den Mauerarbeiten von Per Kirkeby nagte der Zahn der Zeit - nein, auch ihre Wirkung und Aussagefähigkeit kann durch die Natur beeinträchtigt werden. So verloren z.B. die Stahlwürfel von Alf Lechner, die ehemals auf einem ebenen städtischen Platz standen und jetzt auf einer Grünfläche vor der Universitätsbibliothek von Kleinpflanzen überwachsen werden, völlig die ehemals von ihnen ausgehende Spannung. Das ist eben der Unterschied zur konservatorischen Aufbewahrung in einem Museum (oder dessen Magazinen!) und das einzugehende Risiko.

Alles in Allem jedoch haben wir hier mit dieser Publikation ein hervorragendes Beispiel von Buchkunst, wie auch eine höchst interessante Geschichte der Campus-Kunst in Karlsruhe. Der letzte Satz macht vielleicht auch deutlich, wie sehr der Rezensent über den holprigen Titel des Werkes stolpert, und er fragt sich, warum der Verlag seiner Publikation nicht den Titel gegeben hat, mit dem er in seiner Presseinformation auch dafür wirbt: "Campus-Kunst", mit entsprechendem Untertitel. Damit könnte er auch zusätzlich ein Beispiel geben für andere Universitäten, die sicher Vergleichbares aufzuweisen haben. Insofern erzielt dieser Kunstband über lokale und regionale Bedeutung hinaus seine Wirkung.


Anschrift des Rezensenten:
Dr. Rolf Fuhlrott
Berliner Straße 9a
D-76185 Karlsruhe
E-Mail: fuhlrott@ubka.uni-karlsruhe.de