Spezialbibliotheken heute - Wettbewerb und Kooperation

Die 28. Arbeits- und Fortbildungstagung 2001 der AspB in Hannover


1. Einleitung und Übersicht
2. Die Workshops auf der ASpB

3. Die Sessions

4. Schlußbemerkungen

von Rafael Ball

1. Einleitung und Übersicht

Unter dem Titel "Spezialbibliotheken heute - Wettbewerb und Kooperation" veranstaltete die Arbeitsgemeinschaft der Spezialbibliotheken und die Sektion 5 im Deutschen Bibliotheksverband vom 6. bis 9. März 2001 in Hannover ihre 28. Arbeits- und Fortbildungstagung. Die Schlagworte im Titel der Tagung charakterisieren in besonderer Weise die Situation, in der sich die meisten Spezialbibliotheken heute befinden. Der finanzielle Druck auf die Bibliotheksbudgets wächst, die dramatische Entwicklung der Informationstechnologie birgt Chancen und Risiken und die Diversität der Medien stellt vor allem kleine Spezialbibliotheken vor besondere Herausforderungen. Nur durch einen gesunden Wettbewerb einerseits sowie durch sinnvolle Kooperationen zwischen Bibliotheken, Verlagen und Agenturen andererseits, kann dieser Herausforderung erfolgreich begegnet werden.

Wettbewerb ist zentraler Bestandteil in Wissenschaft und Forschung. Für Unternehmen der Privatwirtschaft ist Wettbewerb integraler Bestandteil des Wirtschaftsgeschehens, aber zunehmend wird das Element Wettbewerb auch im öffentlich finanzierten Bereich wirksam. Zum Glück, denn Wettbewerb fördert die Initiative, fördert Innovation, erhöht die Leistung und führt zu einem besseren Angebot für die Kunden. Die Bibliothekswelt insgesamt, besonders aber Spezialbibliotheken, stellen sich diesem Wettbewerb auf verschiedene Weise. Zum einen sind sie selbst Teil eines Gesamtunternehmens einer wissenschaftlichen oder anderen Einrichtung und leisten einen wirtschaftlich messbaren Beitrag zum Gesamterfolg. Sie stehen aber im Wettbewerb auch untereinander. Viele Bibliotheken konkurrieren mit gleichen oder ähnlichen Produkten. Auch hier ist der Wettbewerb Ideenstifter, Motivationsförderer und Leistungsantrieb, andererseits bringt ein sinnloser, sich selbst verzehrender Wettbewerb auf Dauer dem Kunden keinen Nutzen, sondern führt zur Verarmung des Marktes und zur Monopolisierung. Deshalb braucht die Bibliothekslandschaft Wettbewerb und Kooperation.

Die Veranstalter hatten für diese Tagung bewährtes mit neuem kombiniert. So wurde die Dauer der Tagung auf vier Tage verkürzt und das Programm komprimiert.

Spezialbibliothekarische Arbeitsgemeinschaften auf der ASpB-Tagung

  • AG Meereskundlicher Bibliotheken
  • AG für medizinisches Bibliothekswesen
  • AG geo-wissenschaftlicher Bibliotheken
  • AG der Kunst- und Museumsbibliotheken
  • AG der Parlaments- und Behördenbibliotheken
  • AG Katholisch-Theologischer Bibliotheken
  • Verband kirchlich-wissenschaftlicher Bibliotheken in der AG der Archive und Bibliotheken der Evangelischen Kirche
  • AG der Bibliothek der Fraunhofer-Gesellschaft
  • AK der Bibliotheken in der Max-Planck-Gesellschaft
  • AK für Bibliotheks- und Informationswesen in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren
  • AG für juristisches Bibliotheks- und Dokumentationswesen
  • Damit sind die Veranstalter einem vielfachen Wunsch von Ausstellern und Tagungsteilnehmern entgegengekommen. Durch die zentrale geographische Lage einerseits sowie durch die gute Infrastruktur und die Bedeutung des Standortes Hannover andererseits, war der Tagungsort in den alten Gebäuden der Universität mit Bedacht gewählt. Ein besonders attraktiver Lichthof im Zentralgebäude bot den Ausstellern der Tagung ein stilvolles Ambiente und ermöglichte gleichzeitig die direkte Kommunikation mit den Tagungsteilnehmern, die in den Hörsälen und Vortragsräumen rund um den Lichthof präsent waren. Die inhaltliche Gestaltung des Programms verband Vortragssessions mit renommierten Referenten, Roundtablediskussionen, Firmenpräsentationen sowie ein ganzes Bündel von praxisrelevanten Workshops von Experten zu den verschiedensten Themen. Das Ortskomitee hatte ein interessantes und umfangreiches Fachbesichtigungs- und Rahmenprogramm in und um Hannover zusammengesellt. Für die Arbeitsgemeinschaft der Spezialbibliotheken / Sektion 5 im DBV ist es schon fast programmatisch, dass auch die Social Events nicht zu kurz kommen. Drei ausführliche Möglichkeiten zur sozialen Kommunikation waren gegeben und wurden vom Grußredner der DGI, Dr. Horst Neißer, geradezu als Alleinstellungsmerkmal der bibliothekarischen Veranstaltungen der ASpB hervorgehoben. Zudem bot die 28. Arbeits- und Fortbildungstagung eine umfangreiche Plattform für Aktivitäten spezialbibliothekarischer Arbeitsgemeinschaften und Arbeitskreise aus den verschiedensten fachlichen oder organisatorischen Gruppen. Die Gesellschaft für Bibliotheks- und Dokumentationswesen des Landbaus (GBDL) veranstaltete ihre Fachsession im Rahmen der ASpB-Tagung ebenso wie die Arbeitsgruppe "Fachreferat Naturwissenschaften" ihre Fortbildung mit einer nicht unbeträchtlichen Anzahl von Teilnehmern.

    Mit rund 30 Firmenausstellern, primär aus den Bereichen Verlag, Agentur, Software und Bibliotheksausstattung, erreichten die Veranstalter in Hannover die größte Firmenausstellung in der Geschichte der ASpB. Die rund 300 Teilnehmer der ASpB-Tagung ließen sich bei der Eröffnung der Tagung am Dienstag Abend auf einen literarischen Streifzug "Von der Buchmaschine zum Maschinenbuch" entführen. Der Literaturredakteur des Deutschland-Radios Köln und Festredner des Abends, Denis Scheck, spannte einen weiten literarischen Bogen, um "von den vielen Elendsquartieren und Slums des Informationszeitalters", den virtuellen Hütten, zu den realen Bibliothekspalästen hinzuführen, in denen noch nicht der medienverliebte Schein das eigentliche Sein verdrängt habe.

    Es war amüsant zu erfahren, wie viele Vorbilder die Literatur für Maschinenbücher oder Buchmaschinen liefert. Bis hin zur legendären "Memex" des amerikanischen Präsidentenberaters Vannevar Bush: Erfunden allesamt mit dem Ziel, die Universalbibliothek im Taschenformat bei der Hand zu haben.

    Erste Spezialbibliothekarische Arbeitsgemeinschaft tritt der ASpB bei

    Die Gesellschaft für Bibliothekswesen und Dokumentation des Landbaus GBDL, trat auf der 28. Arbeits- und Fortbildungstagung der ASpB in Hannover als erste spezialbibliothekarische Arbeitsgemeinschaft der ASpB bei. Die GBDL gilt damit als Fachgruppe der ASpB, behält aber ihren fachspezifischen Fokus in eigener Verantwortung weiterhin bei. Ein entsprechender Beschluss wurde auf der Mitgliederversammlung der GBDL gefasst.

    2. Die Workshops auf der ASpB

    Einen besonderen Schwerpunkt hatten die Veranstalter der ASpB-Tagung auf die Vermittlung praxisrelevanter Informationen für die Kongressteilnehmer gelegt. Fünf Workshops zu verschiedenen Themen, allesamt von Firmen gesponsert, rangierten sehr weit oben in der Beliebtheitsskala der Fachbesucher. Sämtliche Kurse waren überbucht, so dass der Veranstalter sich hier motiviert sieht, diese Art der Angebote auszuweiten.

    2.1 Evaluierung von Internetquellen

    Prof. Dr. Hans-Christoph Hobohm von der Fachhochschule Potsdam führte anhand praktischer Übungen die Teilnehmer zur Bewertung der Informationsqualität von Internetquellen. Anhand von Beispielen wurden Linksammlungen erarbeitet und Linksammlungen überprüft um von der reinen optischen Aufmachung, dem Webdesign, zur Informationsqualität zu gelangen und damit den Blick auf das Wesentliche bibliothekarischer Ressourcen zu lenken.

    2.2 HTML-Kurs für Anfänger

    Einer der Experten im deutschen Bibliothekswesen für HTML ist Dr. Thomas Hilberer von der Universitätsbibliothek in Düsseldorf. Seine Zentralfrage lautete: "Was erwarten unsere Kunden von den Webseiten einer Bibliothek?" Er arrangierte eine praktische Einführung mit Übungen am PC für alle Teilnehmer in den Markierungssprachen SGML und HTML.

    2.3 Communicating with Business Partners, Colleagues and Clients - English for Information Professionals

    Frau Janet Carter-Sigglow und Frau Edith Salz gaben in ihrem umfangreichen Workshop Hilfestellung bei der Formulierung eigener Korrespondenz, erstellten Musterbriefe und wiesen ein in die Gestaltung und Formulierung von E-Mails. Anhand konkreter Beispiele aus der Praxis, lernten die Teilnehmer modernes, bibliothekarisches Englisch, sofort umsetzbar im Berufsalltag.

    2.4 Change Management im Wandel leben und gestalten

    Die bekannte Dozentin Eva Havenith vermittelte in diesem Workshop Strategien und Kompetenzen im Umgang mit der Veränderung von Strukturen, zeigte die Phasen der Veränderungsprozesse auf und gab anhand konkreter Fallbeispiele erfolgreiche Spielregeln mit auf den Weg. Da Bibliotheken und Informationseinrichtungen ständig einem Veränderungsprozess unterworfen sind, war ein weiterer Workshop "Jeden Tag was Neues zu lernen - Wie plane ich meine persönliche Fortbildung?" von Barbara Jedwabski und Gudrun Behm-Steidel ein folgerichtig angesetztes Thema. Mit Hilfe eines persönlichen Fortbildungsplans, mit dem eigene Ziele in einem sich ständig wandelnden Berufsumfeld definiert und Qualifizierung realisiert werden, ist die eigene Entwicklung planbar. Der Workshop zeigte Fortbildungsangebote für Bibliothekarinnen und Bibliothekare und stellte Kriterien für die Auswahl der geeigneten Fortbildungsmaßnahmen vor.

    Durch das Sponsoring der Workshops konnten diese Veranstaltungen für Mitglieder der ASpB zu einem sensationell günstigen Preis von 20,- DM/Kurs angeboten werden.

    3. Die Sessions

    3.1 Wettbewerb und Kooperation

    Als erster Referent stellte Uwe Rosemann von der UB/TIB Hannover zusammenfassend fest, dass Wettbewerb und Marktsituation für die meisten Bibliotheken eine neue Herausforderung darstellen.
    Fachbesichtigungen und Rahmenprogramm

  • Universitätsbibliothek Hannover und Technische Informationsbibliothek
  • Niedersächsische Landesbibliothek
  • Niedersächsische Landesbibliothek, Fachbereichsbibliotheken im Conti-Campus
  • Bibliothek der Medizinischen Hochschule Hannover
  • Bibliothek der Tierärztlichen Hochschule Hannover
  • Bibliothek und Fachbereich Informations- und Kommunikationswesen der Fachhochschule Hannover
  • Bibliothek des Landeskirchenamtes der Evang.-luth. Landeskirche Hannover
  • Bibliothek des Niedersächsischen Landtages
  • Bibliothek der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe
  • Bibliothek des Sprengelmuseums Hannover
  • Herzog-August-Bibliothek
  • Sie treten untereinander und mit anderen Anbietern in Konkurrenz. Somit werden Oligopole oder Kartelle entstehen. Als Folge dieser Entwicklung, konstatiert Rosemann, werden viele Bibliotheken weder diesen Wettbewerb noch den anschließenden Konzentrationsprozess überstehen. Die Zusammenarbeit müsse daher aus rein existenzieller Notwendigkeit verstärkt werden. Die Konzentration der Potentiale könne durch kooperative Förderung erreicht werden, so der zweite Referent, Dr. Jürgen Bunzel von der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Auch Spezialbibliotheken würden, ebenso wie Universalbibliotheken im DFG-Förderungssystem, erfasst. Herausragendes Beispiel sei der von der DFG komplett geförderte virtuelle Katalog der Kunstgeschichte. Die neue Förderung der DFG setze auf gemeinsame Portale auch von Spezialbibliotheken mit überregionaler Bedeutung.

    Für die DFG stelle Kooperation und Wettbewerb keine Gegensätze dar, nur bedürfe es einer regelrechten Neudefinition des Begriffs Bibliothek. Konkreter wurde der dritte Referent, Dr. Herbert Kristen von der Universitätsbibliothek Karlsruhe. Am Beispiel der digitalen Bibliothek Baden-Württemberg zeigte er die regionale Realisierung eines DFG-geförderten Projektes konkreter Kooperationen. Die Session machte klar, dass das Agieren von Bibliotheken unter schwierigen Bedingungen am Markt Wettbewerb und Kooperation gleichermaßen erfordert.

    3.2 Arbeitsgemeinschaften stellen sich vor

    Einen ganzen Vormittag hatten sich die Veranstalter Zeit genommen, spezialbibliothekarische Arbeitsgemeinschaften und Arbeitskreise aus ganz Deutschland miteinander ins Gespräch zu bringen. Dem Aufruf waren dreizehn Arbeitsgemeinschaften gefolgt.

    Eine große Zuhörerschaft interessierte sich für die knappen, präzisen und interessanten Darstellungen der Arbeitsgemeinschaften.

    Angefangen vom kleinsten Arbeitskreis mit nur zwanzig Bibliothekaren, bis hin zur voll organisierten und in Verbandstruktur gefassten Arbeitsgemeinschaft, etwa der AG medizinisches Bibliothekswesen, wurden den Zuhörern die Bandbreite spezialbibliothekarischer Arbeit deutlich gemacht.

    Wiederholt kam es hierbei zu Diskussionen über mögliche Zusammenarbeit mit der ASpB. Ziel der Veranstaltung war es, die verschieden organisierten spezialbibliothekarischen Arbeitsgemeinschaften einzuladen, ihnen eine Plattform zu bieten, Austausch zu ermöglichen, einen Dialog zu initiieren bzw. fortzuführen und mittelfristig eine verstärkte Kooperation mit der ASpB anzubieten. Konkrete Anregungen der vortragenden Arbeitsgemeinschaften, betrafen die Realisierung von Konsortialverträgen für den Bezug elektronischer Medien für vor allem kleinere Spezialbibliotheken sowie die Unterstützung bei der Auswahl geeigneter Software für Bibliothekssysteme.

    3.3 Kompetenzen für Spezialbibliothekare

    Regina Peters und Gudrun Behm-Steidel moderierten eine Session, die sowohl von angehenden Informationsspezialisten als auch von erfahrenen Berufspraktikern gut besucht war. Anhand der Auswertung von Stellenanzeigen, stellte Gudrun Behm-Steidel vom Fachbereich Informations- und Kommunikationswesen der Fachhochschule Hannover die aktuellen Qualifikationsanforderungen an Spezialbibliothekare vor. Zunehmend sei das Kompetenzprofil eines Spezialbibliothekars gekennzeichnet durch eine bibliothekarisch-dokumentarische Kernkompetenz und eine erweiterte Management- und IT-Kompetenz. Dies alles eingebunden in die besondere Situation des Trägers mit herausragender Kundenorientierung, zeichne das Berufsbild mit den vielen geforderten Schlüsselqualifikationen aus. Im zweiten Vortrag berichtete Michaela Klaun, Studentin des Fachbereichs Informations- und Kommunikationswesen der Fachhochschule Hannover, von der Optimierung der Lehre durch die Idee des Mentoring. Die lebhafte Diskussion im Auditorium ergab, dass hierin ein mögliches Engagement von bibliothekarischen Verbänden, hier speziell der ASpB, gesehen wurde. Sabine Beckenbauer von der NordLB Hannover, stellte das Tätigkeitsfeld einer Informationsspezialistin in der Abteilung "Mergers and Acquisitions" in den speziellen Tätigkeitssegmenten für Kauf oder Fusion von Unternehmen vor. Einen anderen Weg waren Barbara Burckhardt und Silvia Grunwald gegangen: sie gründeten als freie Bibliothekarinnen die Firma "Liber@ction", ein Dienstleister für Kleinstbibliotheken. Aus der Sicht eines Technologieunternehmens "Lucent Technologies" berichtete Alexandra Nellers über die Herausforderungen der Digitalen Bibliothek dieses Unternehmens. Die Praxisberichte beschrieben die Widerstände aber auch die großen Chancen von proaktivem, engagierten Handeln im jeweils spezifischen Berufsumfeld.

    Der Best Paper Award der ASpB

    Zum ersten Mal hat die ASpB in Zusammenarbeit mit den Sponsoren Ebsco/Lange & Springer einen Best Paper Award für den besten Vortrag der Tagung ausgelobt. Ein Preisgeld von 1.000,- DM und eine Veröffentlichung in der Fachzeitschrift "nfd Information, Wissenschaft und Praxis", waren der Lohn für einen Vortrag, der sich durch gelungene Präsentation, praxisorientierte Zielrichtung, fundierte inhaltliche Darstellung, guten, ansprechenden Vortragsstil sowie durch innovative und zukunftsorientierte Themen auszeichnete. Anders als bei vielen anderen Veranstaltungen wurde der Preis nicht durch eine Jury bestimmt, sondern durch die Teilnehmer der Veranstaltung selbst. Der erste Best Paper Award der ASpB wurde Barbara Burghardt und Silvia Grunwald, zwei jungen Bibliothekarinnen, verliehen. Die beiden Bibliothekarinnen gründeten vor zwei Jahren die Firma liber@ction, die Dienstleistungen für Kleinstbibliotheken anbietet. Ihr Vortrag, der einerseits die geschilderten Auswahlkriterien voll erfüllte, andererseits eine interessante berufliche Alternative zur Beschäftigung im öffentlichen Dienst oder als Beamte für Bibliothekarinnen und Bibliothekare aufzeigte, konnte mehr als 30% aller abgegebenen Stimmen auf sich vereinen. Das Preisgeld wurde auf der Conference Summary Session vom Geschäftsführer Ebsco, Lange & Springer sowie vom Vorsitzenden der ASpB überreicht. Der prämierte Beitrag "Von der Bibliothekarin zur Informationsspezialistin - Erfahrungen aus zwei Jahren Selbständigkeit", ist sowohl in den Conference Proceedings der ASpB-Tagung als auch in der nfd nachzulesen.

    3.4 Virtuelle Fachbibliotheken

    In der Session "Virtuelle Fachbibliotheken", stellte Dr. Ewald Brahms von der Deutschen Forschungsgemeinschaft die Unterstützung für den Aufbau virtueller Fachbibliotheken in Deutschland vor. Wissenschaftler forderten zunehmend von ihrem Arbeitsplatz einen Zugang zu sämtlichen Internet-Informationen und relevantem Wissen und den Zugriff auf wichtige Dokumente. Die DFG fördere den Aufbau solcher zentralen Portale für Nachweis und Vermittlung von gedruckten und elektronischen Informationen. Ein erweiterter Sammel- und Beschaffungsauftrag sei damit verbunden, so dass die entstehenden Informationsverbände integraler Bestandteil der virtuellen Fachbibliotheken werden. Der Koordinierung der Förderpolitik von DFG und BMBF komme dabei zunehmend wichtigere Bedeutung zu. Sven Meyenburg von der UB/TIB Hannover erläuterte in seinem Vortrag die konkreten Aufgaben der Koordinierungsstelle für virtuelle Fachbibliotheken an der UB/TIB. Ziel virtueller Fachbibliotheken müsse es sein, eine fächerübergreifende Suche von Dokumenten, unabhängig von Sprache und Terminologie, durchführen zu können. Konkreter wurde Dr. Elzbieta Gabrys-Deutscher, ebenfalls von der UB/TIB Hannover, die über die virtuelle Fachbibliothek "Technik für Ingenieure" berichtete. Hier finden sich Fachdatenbanken, Informationssammlungen, evaluierte Internetquellen, Volltexte und künftig ein roboterbasierter Suchdienst für Web-Sites. Ein Angebot an technisch-naturwissenschaftlich orientierte Spezialbibliotheken zur konkreten Zusammenarbeit und Erschließung elektronischer Medien bildete den Abschluss von Frau Gabrys-Deutschers Vortrag.

    3.5 Forum Zeitschriften: Gesig

    Das von Verlegern, Bibliotheken und Agenturen ins Leben gerufenen Forum Zeitschriften / Gesig, gehört inzwischen zu den etablierten Arbeitsgruppen auf bibliothekarischen Fachtagungen. Auf der ASpB veranstaltete Forum Zeitschriften / Gesig einen Roundtable und konnte eine große Zahl von Zuhörern und Diskutanten zusammenführen. Die Vertreter aus Bibliotheken, Agenturen und Verlagen diskutierten alle rund um elektronische Zeitschriften entstehenden Fragen und Probleme. Zentralpunkt war die Frage der Lizenzgestaltung für den Erwerb elektronischer Zeitschriften. Die unterschiedlichsten Regelungen der anbietenden Verlage wurden dabei von den Podiumsteilnehmern als auch von den Diskutanten als höchst ungeeignet und nicht kundengerecht empfunden. Ein konkretes Ergebnis der Diskussion war die Empfehlung der Experten, Lizenzverträge immer mit umfangreichen Verhandlungen so zu gestalten, dass auch die Interessen der Bibliotheken ausreichend Berücksichtigung finden können.

    3.6 Gesellschaft für Bibliothekswesen und Dokumentation des Landbaus (GBDL)

    Neues Ausstellungsmanagement der ASpB

    Die ASpB ist Vorreiter in der Neuausrichtung des Ausstellungsmanagements für die ausstellenden Firmen. Am Rande der ASpB-Fortbildungstagung in Hannover verständigten sich die Veranstalter der ASpB und die ausstellenden Firmen auf eine grundsätzliche Neuorientierung des Ausstellungsengagement auf künftigen Tagungen. Eine Umfrage bei allen ausstellenden Unternehmen bildet die Basis für eine Arbeitsgruppe, die sich mit der Neuausrichtung der Ausstellungsaktivitäten befasst. Insbesondere die Art der Präsentation und Integration der Aussteller in das Tagungsgeschehen, sollen zu beiderseitigem Vorteil neu akzentuiert werden. Die Lösungen, die zwischen Ausstellern und Veranstaltern der ASpB gefunden werden, sollen Pilotcharakter für andere bibliothekarische Fachtagungen haben.

    Im Rahmen dieser 28. Arbeits- und Fortbildungstagung hatte die GBDL am 6. März zu einem Fachprogramm geladen. Etwa 30 Mitglieder der GDBL und an agrarwissenschaftlichen Informationen Interessierte hörten und diskutierten drei Vorträge.

    Dr. Holger Friedrich (ZADI, Bonn) erläuterte Pläne der ZADI, die häufig erfolglose Suche nach agrarwissenschaftlichen Informationen in einem nahezu unübersehbaren Angebot im Internet durch geeignete Verfahren zu verbessern. Dazu werden zur Zeit Kernel-Routinen einer Cross-File-Suchmaschine zum simultanen Suchen in mehreren dezentralen Datenbanken entwickelt. Dabei soll die Eingabe qualifizierter Suchmuster zur Erzielung einheitlicher Suchergebnisse mit gebotener Trennschärfe möglich werden. Am Bundesinformationssystem genetische Ressourcen und an Datenbanken der Food and Agriculture Organization (FAO) der Vereinten Nationen laufen erste Tests des Verfahrens.

    Gabriele Mirschel (ZALF, Müncheberg) berichtete über ein vierjähriges Projekt zur Erstellung eines internetgestützten Managements für Fachinformationen zur Landschaftsforschung und zum ländlichen Raum. Ca. 7 600 Dokumente mit Bedeutung für die wissensbasierte Beratung wurden zentral gemanagt und aktualisiert und im Internet der Forschungsanstalt bereit gestellt. Beispiele erläuterten die Vielfalt der angebotenen Informationen.

    Die Aussteller der ASpB-Tagung

  • Academic Press Ltd.
  • AStec angewandte Systemtechnik GmbH
  • B.I.T.online Verlag Dinges & Frick GmbH
  • B.O.N.D GmbH
  • Blackwell's Bookservice Ltd.
  • Debis Systemhaus Österreich GmbH
  • Dokumente-Verlag GmbH
  • Dietmar Dreier Wissenschaftliche
  • Versandbuchhandlung GmbH
  • EBSCO Information Services GmbH/L&S
  • ekz.bibliotheksservice GmbH
  • Ex Libris (Deutschland GmbH)
  • Fleischmann Software Vertriebs GmbH
  • Klug Conversation
  • Walter Klug GmbH & Co. KG
  • knowledgepark AG
  • Lehmanns Bibliotheksdienst
  • LIB-IT GmbH
  • LSL Bibliotheksservice AG
  • MASSMANN
  • MISSING LINK
  • Versandbuchhandlung
  • PROGRIS Projektgruppe
  • Informationssysteme GmbH
  • Schulz Bibliothekstechnik GmbH
  • Speyer
  • SENSORMATIC GmbH
  • SilverPlatter Information GmbH
  • Sisis Informationssysteme GmbH
  • Springer Verlag
  • Swets Blackwell GmbH
  • UB/TIB Hannover
  • Wiley-VCH Verlag GmbH
  • Zeller Dietrich, Bibliographischer Verlag
  • Dr. Birgit B. Schlindwein (Zweigbibliothek Weihenstephan der TU München) stellte die Reorganisation der Weihenstephaner agrarwissenschaftlichen Fakultät, der Bibliothek der TU München und der Informationsdienstleistungen für Lehrende und Lernende vor. Besonders bemerkenswert waren die Möglichkeiten, die sich dafür durch einen schon fortgeschrittenen Neubau für die Zentralbibliothek in Weihenstephan ergaben. Diese Bibliothek soll neben einer Stätte der Begegnung und Öffentlichkeitsarbeit ein Kommunikationszentrum, z.B. für Videokonferenzen und Multimediaräume, erhalten. Sie soll die aktive und passive Mediennutzung und Schulungen in Informations- und Medienkompetenz sowie der Bibliothek als Lernzentrum realisieren. Die Spezialbibliothek für Ernährung, Landnutzung und Umwelt wird die Funktion eines Informationszentrums einschließlich einer Vermittlerrolle für Wissenschaft, Politik und Wirtschaft wahrnehmen.

    (Prof.Dr.Wolfrudolf Laux, Berlin-Dahlem)

    4. Schlußbemerkungen

    Reichhaltig war natürlich in einer Bibliotheksstadt wie Hannover das Fachbesichtigungsprogramm. Auch zahlreiche Aussteller haben sich eingefunden, um ihre Produkte vorzustellen. Mit ihnen verständigten sich die Veranstalter auf eine grundsätzliche Neuorientierung des Ausstellungsmanagements, das Pilotcharakter auch für andere Veranstaltungen haben soll. Zum ersten Mal wurde der beste Vortrag ausgezeichnet mit dem gesponserten Best Paper Award, der den beiden Gründerinnen der Firma liber@action verliehen wurde.


    Zum Autor

    Dr. Rafael Ball ist Leiter der Zentralbibliothek des Forschungszentrum Jülich GmbH


    D-52425 Jülich
    E-Mail: r.ball@fz-juelich.de