Nachrichten aus der Schweiz

von Ruth Wüst

 

Fernleihe aus der Perspektive der deutschen Schweiz

In der Schweiz bestehen zwei große Bibliotheksverbünde, RERO (Réseau des Bibliothèques Romandes) mit dem System VTLS im französischen Teil und IDS (Informationsverbund Deutschschweiz) mit dem System Aleph im deutschen Teil. Beide Systeme haben ein Fernleihmodul, welches jedoch von den jeweiligen Verbünden nicht genutzt wird. Warum diese Module, wie bei vielen anderen Systemen ebenfalls, von den Bibliotheken nicht gebraucht werden, muss an anderer Stelle diskutiert werden.

Beim Deutschschweizer Verbund (IDS) kann man sich bei verschiedenen Bibliotheken als Benutzer einschreiben – oft per Fax oder telefonisch – und dann online in diesen geografisch entfernt voneinander gelegenen Bibliotheken Monografien oder Zeitschriftenartikel bestellen und sich direkt nach Hause schicken lassen.

Benötigt man ein Werk aus einer nicht dem Verbund angeschlossenen Bibliothek, bestellt die „eigene“ Bibliothek nach wie vor für den Benutzer. Dies geschieht mittlerweile oft mittels E-Mail.

Seit einiger Zeit wird der deutsche Dienst subito auch in der Schweiz in zunehmenden Maße benutzt. Insbesondere seitdem subito die Preise gesenkt hat und nun auch ausländische Bibliotheken Mitglied werden können, hat sich die Attraktivität des Services verstärkt. Hier sieht man subito als interessante Alternative zur Fernleihe im eigenen Land. Subito‘s große Akzeptanz bei den Schweizern liegt in der Schnelligkeit der Lieferung und in den detaillierten Suchmöglichkeiten. Z.B. bietet praktisch keine Bibliothek der deutschen Schweiz die Suche in analytischen Aufnahmen an. Hinzu kommt, dass sich kaum eine Bibliothek mit dem Liefergarantieangebot von subito messen kann. Der elektronische Versand per E-Mail ermöglicht es, dass ein Artikel innerhalb weniger Stunden nach Bestellung bereits beim Benutzer in der Schweiz eintreffen kann.

Parallel zu diesen Aktivitäten wurde vom Verband der Bibliotheken und Bibliothekarinnen/Bibliothekare der Schweiz (BBS) ein Leihverkehrmodul, ILL99, entwickelt, dessen Zukunft nun offenbar ungewiss ist. Peter Wille, diskutiert in einem interessanten Artikel (Aribdo 3/2002, S. 17ff), inwiefern ein Berufsverband eine Rolle als Clearing-Stelle im Fernleihverkehr einnehmen soll.

Hinzuzufügen wäre grundsätzlich die Frage nach der Tauglichkeit von ILL99, einem nach ISO 10160/10161 entwickelten, webbasierten System. Ein nach ISO Normen entwickeltes System macht eigentlich ja nur Sinn, wenn man es für Bestellungen zwischen unterschiedlichen Systemen benutzt. Dies ist unseres Wissens nie oder noch nicht geschehen. Das ISO Protokoll ist in der Implementierung sehr komplex und die meisten Bibliothekssysteme haben es aufgegeben, das Protokoll direkt in ihre Systeme zu implementieren und sind Partnerschaften mit auf ISO 10160/61 spezialisierten Herstellern eingegangen.

Die Frage stellt sich, ob ein in der Schweiz entwickeltes ISO kompatibles System wirklich mit anderen ISO-basierten ILL-Modulen kommunzieren könnte, denn unseres Wissens war die Schweiz nie in den internationalen ISO Implemtierungsgruppen vertreten.

Wiedereröffnung der Schweizerischen Landesbibliothek am 26.3.2001

Nach zwei Jahren Umbau und Renovation sind die Schweizerische Landesbibliothek und das Schweizerische Literaturarchiv wieder für das Publikum offen.

Die neuen Infrastrukturen sind besser und umfangreicher geworden: Der größte Teil des ehemaligen Büchermagazins wurde zum Publikumsbereich umgebaut. 125 modern ausgerüstete Arbeitsplätze, Gruppenräume, eine Caféteria, Ausstellungssaal, Schulungsraum, Multimediasaal, Zeitschriftenleseaal sowie eine große Freihandbibliothek sind die wichtigsten Neuerungen.

Die offizielle Einweihung findet am 8./9. Juni mit einem reichhaltigen Programm an Führungen, Aktivitäten, Podkiumsdiskussionen und der Ausstellung „Bibliotheken bauen“ statt.

Kantonssbibliothek Baselland: Auch am Sonntag geöffnet

Die Kantonsbibliothek Baselland ist seit einem Jahr an Sonn- und Feiertagen von 09.00 – 16.00 Uhr geöffnet. Mit über 19 000 Besucherinnen und Besuchern sowie 36 000 Ausleihen im ersten Jahr wurden die Erwartungen deutlich übertroffen. Ermöglicht werden die Öffnungszeiten durch ein Sponsoring der Firma Bachem in Bubendorf.

Wie auch eine Befragung durch die Studenten der Fachhochschule Ostschweiz in Chur zeigte, entsprechen die Sonntagszeiten offensichtlich einem großen Bedürfnis.

Die Sonntagsöffnung war vom ersten Tag an ein großer Erfolg. „Wir rechneten mit einem langsamen Ansteigen der Besucherzahlen und wurden freudig überrascht, als die Sonntagsöffnung von Anfang an auf so große Resonanz stieß“, meinte der Kantonsbibliothekar Gerhard Matter. Durchschnittlich besuchten 385 und an Spitzentagen über 550 Personen die Kantonsbibliothek am Sonntag.


Zur Autorin

Dr. Ruth Wüst

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