Reichmann, Gerhard:
Universitätsbibliotheken im Vergleich

Eine Internationale Querschnittsuntersuchung


- Wiesbaden: Dt. Universitäts-Verlag 2001. 189 S.
ISBN 3-8244-0548-2; DM 98.–

In Zeiten, in denen die Reduzierung des Staatsdefizits das wichtigste Ziel der Regierungen darstellt, gewinnt die Forderung nach der Wirksamkeit staatlicher Programme und der von der öffentlichen Verwaltung erbrachten Dienstleistungen noch größere Bedeutung. Dieser Herausforderung werden sich in Zukunft verstärkt auch die wissenschaftlichen Bibliotheken stellen müssen. Hier setzt die Arbeit von Gerhard Reichmann an.

Das Buch stellt eine empirische Untersuchung vor, bei der ein Leistungsvergleich von 132 Universitätsbibliotheken aus Österreich, Deutschland, der Schweiz, den USA, Australien und Kanada durchgeführt wurde. Zum einem basiert der Bibliothekenvergleich auf einem Kennzahlensystem, das sich auf bereits vorhandene Kennzahlen stützt, diese aber abändert oder ersetzt, sobald für die Berechnung dieser Kennzahlen nicht weitgehend auf bereits dokumentierte bibliothekarische Leistungsdaten zurückgegriffen werden kann. Zum anderen beschreitet der Autor dann durch die Generierung einer sogenannten „Spitzenkennzahl“ neue Möglichkeiten bei der Leistungsmessung von Bibliotheken und ermöglicht so einen Gesamtvergleich zwischen den untersuchten Bibliotheken.

Durch die Arbeit wird gut zum Ausdruck gebracht, wie sehr die Wahl des jeweiligen Bewertungsverfahrens die Ergebnisse beeinflusst. Für Universitätsbibliotheken leitet sich daraus ab, sich durch die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Verfahren zur Leistungsmessung auf mögliche zukünftige Evaluierungen vorzubereiten.

Der Autor, der mit dieser Publikation gleichzeitig seine Dissertation an der Universität Graz vorlegt, entkräftet das Argument, dass Bibliotheken, noch dazu im internationalen Vergleich, grundsätzlich nicht vergleichbar seien. Auch wird er nicht bei allen bibliothekarischen Kollegen Wohlwollen erzielen, wenn er so wichtige Kulturträger wie Bibliotheken einem schnöden Kosten-Nutzen-Vergleich unterzieht. Dennoch ist zu hoffen, dass die Arbeit zu zahlreichen Diskussionen Anlass gibt.


Anschrift des Rezensenten:
DDr. Christian Schlögl
Universität Graz
E-Mail: christian.schloegl@kfunigraz.ac.at