Neue Art des Lernens und Lehrens
Erfahrungsbericht zum 5-wöchigen Online-Workshop

von Christiane Bohrer

Das Internet bietet eine Fülle von Informationen, die sich in einem unübersichtlichen Zustand befinden. Bibliothekare benötigen fundierte Kenntnisse, um mit der chaotischen Informationsflut im Netz umgehen zu können.

Es fehlen allerdings Kurse, die auf die speziellen Bedürfnisse von Bibliothekaren ausgerichtet sind. Um diese Lücke zu schließen, fand vom 08. Juni 2001 bis 13. Juli 2001 der erste Online-Workshop für Bibliothekare zum Thema "Basiswissen Internet für Bibliothekare" statt. Der Online-Workshop wurde in Kooperation mit dem Berliner E-Learning Anbieter akademie.de (http://www.akademie.de), der Zentral- und Landesbibliothek Berlin (http://www.zlb.de), und dem Landesverband Berlin des Deutschen Bibliotheksverbandes angeboten.

Dieses Pilotprojekt hatte zum Ziel herauszufinden, wie diese neue Form des Lernens und Lehrens angenommen wird und ob die vermittelten Kenntnisse in der Praxis von den Kursteilnehmern angewendet werden. Die Schwerpunkte dieses Online-Kurses lagen in der Vermittlung allgemeiner praxisbezogener Grundlagen zur Browserbedienung (sowohl Netscape Navigator als auch Internet Explorer) und im Erlernen bibliotheksrelevanter Suchstrategien im Internet.

Der Kurs bestand aus einem theoretischen sowie einem praktischen Teil. Es wurde großen Wert darauf gelegt, die Schulungsunterlagen der "Umgebung" des Internet entsprechend zu gestalten. Dieser Wiedererkennungseffekt erhöhte die Lerneffizienz.

Um den bibliothekarischen Alltag realistisch darzustellen, wurden den Teilnehmern Übungsaufgaben gestellt, die aus Rechercheaufträgen der Zentral- und Landesbibliothek stammen.

Die Schulungsunterlagen und Aufgaben waren so miteinander verlinkt, dass jederzeit der Zusammenhang zwischen praktischem und theoretischem Teil bestand und ein bequemer Wechsel gegeben war.

Die 40 Teilnehmer ­ vorwiegend aus Berlin und dem Bundesgebiet, aber auch aus Brasilien und Peking ­ wurden von einem Team von Mitarbeitern der Zentral- und Landesbibliothek Berlin unterstützend begleitet.

Workshopleiter waren: Irini Courzakis, Ariane Fuhrmann, Christine-Dorothea Sauer und Paul S. Ulrich sowie für das Thema Internetrecht: Gabriele Beger. Über das sogenannte "Webboard" einer Art "virtueller Klassenraum", das als Kommunikationsplattform diente, erfolgte die Betreuung der Teilnehmer.

Die Aufgaben wurden wöchentlich per interner Mailingliste an die Workshopteilnehmer versendet. Unter Zuhilfenahme der verlinkten Schulungsunterlagen, sollten sich die Teilnehmer das entsprechende Wissen aneignen und die Lösungsvorschläge auf dem "Webboard" zugänglich machen.

Die Struktur des Kurses gliederte sich wie folgt:

1. Woche: Was ist das Internet?
Hier wurde die Geschichte und die Struktur des Internet vermittelt.
Schwerpunkt in dieser Woche war der Umgang mit dem "Werkzeug" Browser (sowohl Netscape Navigator als auch Internet Explorer), Anlegen von Bookmarks, Speichern und Drucken von Dateien, Graphiken...

2. Woche: Kostenlose und kostenpflichtige bibliotheksrelevante Angebote
Hier wurden bibliotheksrelevante Seiten aus dem sogenannten "Invisible Web" präsentiert (OPACs, Datenbanken).

3. Woche: Recherche im Internet I: ("Visible Web")
Präsentiert wurde eine Auswahl von thematischen Verzeichnissen und Suchmaschinen, die mit Rechercheübungen kombiniert wurden.

4. Woche: Recherche im Internet II:
Präsentiert wurde eine Auswahl von weniger populären Suchmaschinen und Metasuchmaschinen.
Es wurde auf die unterschiedlichen Eigenschaften dieser Werkzeuge hingewiesen. Besonderer Wert wurde darauf gelegt, wie die Kenntnisse dieser Eigenschaften die tägliche Recherche erleichtern und unterstützen können.
Ein weiterer Aspekt waren bibliothekarische Mailinglisten mit Recherchemöglichkeiten in Archiven. Eintrag in Mailinglisten, Kommunikation in Listen rundeten das Thema ab.

5. Woche: Internet-Recht - Die Bibliothek als Service- und Inhaltsprovider:
Themen und Fragestellungen wie: Wer haftet für fremden und eigenen Inhalt, wie ist der Jugendschutz zu gewährleisten, Urheber- und Leistungsschutzrecht, Wettbewerbsrecht und Domainnamen wurden behandelt und diskutiert.

Die Kommunikation erfolgte sowohl zwischen Workshopleitern und Teilnehmern, als auch zwischen den Lernenden untereinander.

Es entstand ­ trotz geographischer Entfernungen - ein "Klassenverband". Im Gegensatz zu Präsenzseminaren erfolgte die Betreuung der Teilnehmer individuell. So war es möglich, als Workshopleiter auf ganz spezielle Fragen und Probleme des Einzelnen einzugehen.

Der Vorteil dabei ist, dass man seinen eigenen Lernrhythmus bestimmen kann und jederzeit die Möglichkeit hat, die Themen zu vertiefen, ggf. Antworten nachzulesen und auch die Aufgaben zu wiederholen. Jedem Kursteilnehmer wurde ein individuelles Passwort zugeteilt, das ihm das "Einloggen" zu seinem individuellen Zeitpunkt in den Kurs ermöglichte ­ die Teilnehmer waren nicht an einen festen "Stundenplan" gebunden.

Diese Form des Unterrichts ermöglichte auch den Workshopleitern ­ neben den laufenden bibliotheksinternen Arbeiten ­ ein gewisses Maß an Flexibilität in der Betreuung.

Allerdings ist diese Art der Betreuung sehr zeitaufwendig und verlangt vom Lernenden sowie Lehrenden, die Arbeitsschritte bzw. die Vorgehensweisen ausschließlich schriftlich zu formulieren und zu erklären. Fragen wie z.B.: "Wo muss ich klicken, wenn..?" und Probleme mit der Hard- und Software, die in Präsenzveranstaltungen schnell mündlich und praktisch vermittelt werden können, müssen in einem Online-Kurs detailliert und verständlich formuliert werden.

Aufgrund der großen Nachfrage sind Wiederholungen des Online-Workshops "Basiswissen Internet für Bibliothekare" geplant.

Die nächsten Kurse starten am 2.11.2001 und am 11.01.2002


Irini Courzakis
E-mail: courzakis@zlb.de

Ariane Fuhrmann
E-mail: fuhrmann@zlb.de

Paul S. Ulrich
E-mail: pulrich@zlb.de

Zentral- und Landesbibliothek Berlin
http://www.akademie.de/workshops/bibliothek.php3