"Special Librarian Days" der kroatischen Spezialbibliothekare in Rijeka 2001

von Rafael Ball

Bereits zum 3. Mal veranstaltete am 23./24. April 2001 die Sektion der Spezialbibliotheken des kroatischen Bibliotheksverbandes die "Special Librarian Days" in Rijeka.

Der kroatische Bibliotheksverband kann auf eine mehr als 60jährige Tradition zurückblicken. 1940 wurde die Assoziation der kroatischen Bibliothekare in Zagreb gegründet1. Als unabhängige, nicht staatliche, non-profit Organisation hat der kroatische Bibliotheksverband heute rund 1.400 Mitglieder, das sind mehr als 50% der kroatischen Bibliothekare landesweit. Zentrale Aufgaben des kroatischen Bibliotheksverbandes sind die Gründung und Weiterentwicklung von Bibliotheken aller Art, die Steigerung des Interesses der Gesellschaft für Buch und Bibliothek, die Förderung der Wahrnehmung der Bibliotheken als nationales Kulturerbe, die Unterstützung und Professionalisierung der bibliothekarischen Ausbildung und Berufssituation. 1992 wurden Minimalstandards für Spezialbibliotheken durch den kroatischen Bibliotheksverband definiert. Die Sektion der kroatischen Spezialbibliothekare wird geleitet von Frau Dr. Maja Jokic. Sie ist in der Nationalbibliothek in Zagreb für die Koordination aller spezialbibliothekarischer Belange im Land verantwortlich (vgl. hierzu das Interview mit Frau Dr. Jokic). Wie in vielen anderen Ländern der Welt sind Spezialbibliotheken auch in Kroatien sehr stark differenziert und unterschiedlich organisiert. So gibt es eine ganze Reihe von Untersektionen im Verband der kroatischen Spezialbibliothekare; etwa die Untersektion für Museums- und Kunstbibliotheken, die Sektion für Medizinbibliotheken, die Sektion für Behördenbibliotheken.

Die diesjährigen "Special Librarian Days" brachten rund 70 Spezialbibliothekare aus Kroatien und dem Ausland zusammen. Zwei Tage lang standen die unterschiedlichsten Themen zur Diskussion, wurden in Form von Vorträgen aber auch konkreten Workshops erörtert und eingeübt. Eine Firmenausstellung und eine Postersession vervollständigten die Tagung. Ähnlich wie in anderen Ländern, gelten Spezialbibliothekare auch in Kroatien als Motor der Innovation für die bibliothekarische Profession. Aufgrund der besonderen historischen Situation in Kroatien und in Folge des Krieges 1990/91 sind allerdings viele Spezialbibliotheken, gerade im Osten des Landes, zerstört und müssen mit großem Aufwand wieder funktionsfähig gemacht werden. Zentrale Themen der Tagung waren Methodenstudien zur Relevanz von Zeitschriften an Universitäten und wissenschaftlichen Einrichtungen durch Umfragen, Chancen und Probleme der Konsortialbildung für die Beschaffung von Zeitschriften und elektronischen Informationsressourcen sowie Fragen zur Kooperation zwischen verschiedenen Bibliothekstypen in Kroatien (Universitätsbibliotheken, Nationalbibliotheken, Spezialbibliotheken). Dabei wurde auf eine Besonderheit in der Finanzierung der Bibliotheken in Kroatien hingewiesen. Die meisten Universitätsbibliotheken werden, vorbei an den Budgets der Universitäten, direkt von Ministerien finanziert. Somit hängt die Ausstattung vor allem von den guten persönlichen Kontakten der Bibliotheksleiter zu den Ministerialstellen ab. Diese Lösung mag manchmal zum Vorteil der einzelnen Bibliotheken gereichen, koppelt sie jedoch administrativ und inhaltlich von den Universitäten ab.

In der Posterausstellung der Konferenz zeigten die National- und die Universitätsbibliothek in Zagreb ihren OPAC, die WEB-Page sowie eine Zusammenfassung ihrer Informationsquellen. Die Untersektion für Museums- und Kunstbibliotheken gab unter dem Titel "Eine neue Zeit für eine neue Bibliothek" einen Überblick über die Museumsbibliotheken und ihr Angebot in Kroatien, während die naturwissenschaftlich-technische Spezialbibliothek des Rudjer Boskovic Instituts eine Klassifizierung der Informationsarten von Spezialbibliotheken vorstellte. Das Poster des größten staatlichen Gas- und Ölkonzerns in Kroatien (INA) gab eine Übersicht über die Informations- und Dokumentationsdienste des Unternehmens sowie die Qualitätssicherung der Informationsdienste bei INA.

Konkrete internationale Kooperation wurde mit den Kollegen aus Slowenien und Deutschland vereinbart. Erklärter Wille der Sektion der Spezialbibliotheken im kroatischen Bibliotheksverband ist die Verstärkung der internationalen Kooperation und des Engagements über die Grenzen Kroatiens hinaus, insbesondere in Richtung Westeuropa. Leider finden die Kongresse der spezialbibliothekarischen Sektion des kroatischen Bibliotheksverbandes in deren Landessprache, in kroatisch, statt. Dies verhinderte bislang noch eine größere Teilnehmerzahl aus nicht-slawischen Ländern.


Anmerkung

1. Gabriel, Dunja-Marija: Croatian Library Association. Im www: http://pubwww.srce.hr/hkd.2000


Zum Autor

Dr. Rafael Ball

Forschungszentrum Jülich Gmbh
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