Brief aus Kuba
Aufruf zum Dialog mit kubanischen Bibliotheken

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

das Wirtschaftsembargo und der Zerfall der Sowjetunion haben Kuba eine schwer zu überwindende Wirtschaftskrise gebracht. Unsere kubanischen Kolleginnen und Kollegen haben seitdem in ihren Bibliotheken mit schwierigen Arbeitsplatzbedingungen zu kämpfen. Um ihnen einerseits den Zugang zu den relevanten Fachinformationen zu erleichtern und sie andererseits aus ihrer politischen Randlage zu holen, hat der Geschäftsführer des Landesverbandes Niedersachsen e.V. im Deutschen Bibliotheksverband e.V., Rolf Manfred Hasse, im März dieses Jahres Kooperationsvereinbarungen mit kubanischen Bibliotheken und wissenschaftlich-technischen Institutionen des kubanischen Bibliothekswesens geschlossen. Sie sehen vor, dass die kubanischen Koleginnen und Kollegen mehr Fachinformationen aus dem Bibliotheks- und Verlagsbereich aus der Bundesrepublik Deutschland erhalten sollen. Die Institutionen, die Kubas Bibliotheken wissenschaftlich-technisch beraten, bitten darüber hinaus Verlage, ihnen aktuelle Fachliteratur aus den Wissenschaftsbereichen "Informationsmanagement" und "Informationstechnologie" kostenlos zur Verfügung zu stellen. Die kubanische Nationalbibliothek "Biblioteca Nacional José Marti", Havanna, wünscht sich Bücher in deutscher Sprache, die in Beziehung zu Kuba stehen und sowohl historischen als auch reiseliterarischen Inhalt haben. Dieser Bibliothek mangelt es sehr an neuerer Literatur, die das Land zum Thema hat. Die National Library of Science and Technology, Havanna, sucht deutsche Bibliotheken als Tauschpartner für Bücher, die es nicht mehr zu kaufen gibt oder die in der Anschaffung zu teuer sind.

Wir wissen, dass die Versandkosten nach Kuba sehr hoch sind. Deshalb sind wir übereingekommen, unsere deutschen Kooperationpartner finanziell nicht zu überfordern und nur eine Auswahl der aktuell erschienen Titel zu erbitten. Es wäre uns in dieser Beziehung sehr wichtig, die Erfahrungen anderer hinsichtlich der Transportkosten in die Republik Kuba kennenzulernen. Wer in dieser Richtung sachkundig ist, den bitten wir, uns dies mitzuteilen.

Unsere karibischen Partner sind außerdem auf Informationen aus deutschen Bibliotheken und Verlagen sowie ihren Organisationen angewiesen und zeigen nachhaltiges Interesse für diese Mitteilungen. Fast alle Branchen bevorzugen bereits die Darstellungsform eines Newsletters, das auf elektronischem Wege versandt wird. Sie ermöglichen einen gegenwartsnahen Einblick in das gesamte Schaffen kultureller Institutionen. Sie sind zudem eine sehr kostengünstige Versandart. Leider sind es bislang nur wenige Anbieter, die auf diesem Weg Kuba auf Neuigkeiten ihrer Bereiche hinweisen. Es besteht allerdings noch eine viel zu geringe Kenntnis über die Anzahl derzeitiger fachlicher Angebote elektronischer Publikationen. Bitte mailen Sie deshalb in großem Umfang Ihre Newsletters an unsere kubanischen Kooperationspartner, um ihnen aus ihrer extrem schlechten Arbeitssituation soweit wie nur möglich heraus zu helfen. Sie werden Ihnen für diese Unterrichtung dankbar sein.

Als Gegenleistung bieten uns unsere kubanischen Kolleginnen und Kollegen an, uns über die neuesten Entwicklungen ihrer Bibliothekslandschaft in Kenntnis zu setzen. Zur Zeit wird dort daran gearbeitet, uns die neuesten Fakten darüber zu liefern. Damit wären wir zum ersten Mal seit über vierzig Jahen in der Lage, einen Bericht über eine weitgehend unbekannte Bibliotheksregion publizieren zu können, die sowohl Gegenwart als auch Zukunft des kubanischen Bibliothekswesens ausführlich beschreiben wird. Erste Informationen sind uns bereits zugesandt worden, weitere werden in Kürze folgen. Im Herbst ist vorgesehen, einen ersten Artikel in der Fachzeitschrift "B.I.T.online" zu veröffentlichen.

Um die fachliche Zusammenarbeit zu intensivieren, wird mit deutscher Beteiligung ein internationaler Fachkongress im April 2002 stattfinden. Auf ihm werden überwiegend bibliothekarische und informationswissenschaftliche Themen behandelt.

Kubanische und deutsche Bibliothekarinnen und Bibliothekare haben gemeinsam diesen Aufruf zum Dialog verfasst. Wir bitten Sie herzlich, eine faire Zusammenarbeit zu beginnen, damit unserem lateinamerikanischen Partner endlich ermöglicht werden kann, einen internationalen Standard seiner Bibliotheksarbeit zu erreichen.

Alle kubanischen Adressen erhalten Sie beim

Landesverband Niedersachsen e.V. im Deutschen Bibliotheksverband e.V.
Herrn Rolf Manfred Hasse
c/o Niedersächsische Landesbibliothek Hannover
Waterloostr. 8
D-30169 Hannover

Wir würden uns freuen, wenn dieser Appell zu einer Welle der Hilfsbereitschaft in Bibliotheken und Verlagen führt.

Hannover, 20.August 2001

Rolf Manfred Hasse