C[hris] J. Armstrong and Andrew Large, Ed.:
Manual of online search strategies. 3rd Ed.


- Aldershot; Burlington, VT: Gower, 2001. ISBN: 0-566-07990-9 (set)
Vol. 1. Sciences. - XVII, 360 S. 0-566-08303-5 (v. 1),
Vol. 2. Business, Law, News and Patents. - XVII, 283 S. 0-566-08304-3 (v. 2),
Vol. 3. Humanities and Social Sciences. - XVII, 354 S. 0-566-08305-1 (v. 3)
[Einzelbd. GBP 95; Gesamtwerk GBP 225]

Einführungen, auch fachliche Einführungen in die Online-Recherche bezogen auf das Internet, gibt es wie Sand am Meer. Sie haben qualitativ eine breite Spannbreite und der mittelfristige Verfall der enthaltenen Information ist recht groß, insbesondere wenn zahlreiche Internetadressen enthalten sind, die nun einmal oft wechseln. Bezüglich Einführungen in fachliche Datenbanken ergibt sich da ein anderes Bild, denn in der Regel wird die Information in diesem Feld nicht so schnell wertlos wie im Falle des Internets. Ändern sich beim Internet die WWW-Adressen und die Performance von Suchmitteln manchmal täglich, so bleibt der Inhalt und die Struktur von Datenbanken doch länger bestehen, wenn auch die Retrievalsprache sich manchmal von Host zu Host oder zwischen Online- und CD-ROM-Ausgabe unterscheiden. Auch fachübergreifende Einführungen sind hier nicht so breit gestreut, wenn man um Einführungen in Datenbanken einzelner Fächer, wie z.B. jene im Bereich der Medizin, absieht.

Insofern wird der Gebrauchswert dieses Referenzwerkes sich länger erhalten, da es sich ausschließlich um die Strategien der Suche in Datenbanken handelt, ganz gleich, ob sie über einen Host, eine CD-ROM oder das Internet angeboten werden. Die Frage nach dem Gebrauchswert wird sich jedoch ganz scharf stellen, wenn man sich den Preis des Werkes ansieht: 725 DM für das Gesamtwerk, etwas über 300 DM für den Einzelband: Da muss der Inhalt schon exzellent und ohne Vergleich sein, damit das Preis-Leistungsverhältnis in etwa stimmen kann. Immerhin kann man die Bände auch einzeln beziehen, wenn man nur an einer einzelnen Wissenschaft interessiert ist. Das wird insbesondere für Information-Broker von Bedeutung sein.

Nach den beiden ersten, einbändigen Auflagen erscheint nun die dritte in drei Bänden. Vom Umfang her ist sie um ca. ein Drittel erweitert. Die einzelnen Bände sind thematisch nach angelsächsischem Wissenschaftsverständnis gegliedert: Im ersten Band findet man unter dem Begriff "Sciences" die Landwirtschaft, Geowissenschaften, Chemie, Biologie und Ingenieurwissenschaften/Energie versammelt. Der zweite Band "Business, Law, News and Patent" zählt die behandelten Gebiete bereits im Titel auf. Und der dritte zu "Social and Behavioral Sciences" beinhaltet die "Citations", Sozial- und Verhaltenswissenschaften, unter "Humanities" das Sammelsurium Musik, Theater, Literatur, Religion und Kunstgeschichte und zuletzt ein Kapitel über Pädagogik. Schon in dieser Übersicht werden Lücken offenbar, wie z.B. in der Medizin, für die es, wie oben schon bemerkt, spezifische Fachdatenbankführer gibt, die für den Benutzerkreis ausreichen. Aber auch andere Wissenschaftsbereiche, wie z.B. die Politologie, glänzen durch Abwesenheit.

Herausgeber und Beiträger stammen aus dem Bibliotheks- und Informationssektor. Die Herausgeber sind ein kanadischer Consultant, der auch im Bibliotheksbereich tätig ist, und ein britischer Professor der Library-and-Information Science (LIS). Die Beiträger sind vor allem wissenschaftliche Bibliothekare und Lehrpersonal von LIS-Schools.

Die zweiundzwanzigseitige Einleitung, die in jedem Band aufgeführt ist, behandelt die Veränderungen, die seit der Vorauflage stattgefunden haben, sowohl Veränderungen technologischer Art wie der Vertrieb von Datenbanken auf CD-ROMs und über das Internet also auch die Frage, inwieweit der professionelle Nutzer bei der Datenbankrecherche durch den Endnutzer nach und nach ersetzt wird. Weitere Themen sind die Unterschiede bei Datenbanken, die über verschiedene Verkaufskanäle am Markt erhältlich sind, die Sacherschließung, die Interfaces (Benutzermenüs), die Evaluation der Recherche und der Datenbanken. Alles in allem ist diese Einleitung zwar instruktiv, aber nicht sonderlich tiefschürfend. Wenn zur Illustration Screenshots von Yahoo und Sosig, einem britischen Internetgateway für die Sozialwissenschaften geboten werden, dann ist dies schon ein Zeichen, dass die Ausführungen nicht allzu differenziert sein werden, wenngleich auch die aufgeführten Punkte zur Evaluation wieder recht hilfreich sind. Um es noch genauer zu formulieren: Die Einleitung hätte spezifischer auf den Inhalt der einzelnen Bände zugeschnitten sein können und die Fragen der Umsetzung der angerissenen Problematiken genauer beantwortet werden können. Was heißt es beispielsweise für Informationsprofis, dass die Endnutzer immer größere Teile der Recherche selbst durchführen? Hier wären Überlegungen zur Benutzeranleitung und didaktischen Vermittlung angebracht gewesen.

Die einzelnen Artikel wurden zwar nicht nach demselben Schema verfasst, jedoch lässt sich in Anlage und Inhalt stets das Motiv erkennen, dem Titel des Werkes gerecht zu werden, nämlich Suchstrategien zu behandeln. Das bedeutet schon ein erhebliches Plus gegenüber bloßer Datenbankbeschreibung. Die Beiträge unterscheiden sich auch sehr in ihrer Länge: Der längste Artikel (Pädagogik) umfasst 121 Seiten, der kürzeste zum Thema Recht kommt gerade auf 17 Seiten.1 Generell kann man sagen, dass die Naturwissenschaften in größerem Umfang abgehandelt werden, was allerdings stimmig ist, da in diesen Gebieten auch Datenbanken in größerer Zahl angeboten werden.

Der Text der Beiträge ist stets instruktiv, es werden oft Beispiele genannt und durchexerziert, Beispieldokumente in Kästen aufgeführt, Grafiken der Suchbildschirme und WWW-Interfaces aufgeführt, so dass der Stoff anschaulich dargeboten wird. In einigen Beiträgen (z.B. Pädagogik und Geowissenschaften) wird auch eine Tabelle der besprochenen Datenbanken geboten, wo die Angaben zu Anbietern, Berichtszeitraum, Preise etc. direkt zu vergleichen sind. Bedauerlich ist jedoch, dass eine solche Tabelle nicht bei allen Beiträgen aufgeführt ist. Allerdings wird in der Form eines Datenbankregisters am Ende eines jeden Bandes dann doch ein guter Ersatz geboten, mit dessen Hilfe man die Stellen zu den einzelnen besprochenen Datenbanken leicht finden kann. Dieses Register wird noch durch ein Sachregister ergänzt, das die Suche nach Providern, Institutionen und Sachbegriffen ermöglicht. Jedoch sollte noch erwähnt werden, dass am Schluss der Artikel jeweils sowohl die benutzte Literatur ("reference") als auch Lektüreempfehlungen ("further reading") aufgeführt werden.

Es ist nicht klar auszumachen, wer die Zielgruppe dieses Werkes ist. Der Endnutzer kann es nicht sein, dazu ist das Themengebiet zu übergreifend und der Text zu wenig einführend. So sind es wohl einerseits Information Broker und wissenschaftliche Bibliothekare, die einen Nutzen daraus ziehen könnten. Die ersteren bekommen hier Informationen über die relevanten Datenbanken in den besprochenen Gebieten, die zweiten könnten neben dem auch den Inhalt in Fachinformation überführen, z.B. in Listen von Datenbanken und Anleitungen zu ihrer Benutzung, - eben für den Endnutzer!

Dass zu einem größeren Anteil auch Internetadressen aufgenommen wurden, merkt man recht schnell an der üblichen Veraltung der aufgeführten Adressen. Beispielsweise ist die Zeitungsartikel-Suchmaschine Paperboy, die hier besprochen wird, schon länger nicht mehr erreichbar. Aber alles in allem ist dieses Beispiel untypisch, "wandern" doch die meisten Adressen, indem sie in eine andere Domain oder ein anderes Unterverzeichnis wechseln. Und für Informationsprofis sollte es doch ein leichtes sein, die neue Adresse zu recherchieren!

Alles in allem stellt dies eine beachtenswerte Veröffentlichung dar. Das zeigt schon die Tatsache, dass sie in der dritten Auflage erscheint. Andererseits spricht der Preis stark gegen eine breite Anschaffung durch Bibliotheken, da das Preis-/Leistungsverhältnis trotz aller Brillianz des Inhalts negativ zu werten ist.


Anmerkung

1. Im Einzelnen: Pädagogik 121 S., Patentinformation 117 S., Chemie 89 S., Humanities 87 S., Geowissenschaften 79 S., Wirtschaftsinformationen 75 S., Citations 55 S., Biologie 55 S., Ingenieurwesen/Energie 51 S., Sozialwissenschaften 25 S., Agrarwissenschaften 25 S., News 24 S., Recht 17 S.


Anschrift des Rezensenten:
Dr. Jürgen Plieninger
Bibliothek des Institut für Politikwissenschaft
Universität Tübingen
E-Mail: juergen.plieninger@uni-tuebingen.de