Götz, Martin:
Die Berichterstattung über Bibliotheken in der Presse; eine computergestützte Inhaltsanalyse


- Berlin: Logos 2000, 159 S.
(Berliner Arbeiten zur Bibliothekswissenschaft; 3)
ISBN 3-89722-549-2

Martin Götz hat das Thema ""Berichterstattung über Bibliotheken in der Presse mit Hilfe einer computerunterstützten Inhaltsanalyse"" als Dissertationsthema gewählt. Das vorliegende Buch ist in der Reihe Berliner Arbeiten zur Bibliothekswissenschaft, Band III erschienen. Mit Hilfe einer Software Textpack werden Pressetexte von Bibliotheken bearbeitet. Ziel der Arbeit war es herauszufinden, welche Themen in den Artikeln angesprochen werden und wie sich die Bibliotheken in Zeitungsartikeln der Öffentlichkeit darstellen.

Zuerst wurden Begriffe aus der Bibliothekswissenschaft mit dem Softwareprogramm Textpack vercodet. Einige Hypothesen wurden aufgestellt, wie z. B. ""In Tageszeitungen der Lokalpresse stehen über Öffentliche Bibliotheken einseitig Artikel über Veranstaltungen verschiedener Art im Vordergrund"". Das Programm Textpack scannt mit OCR-Software Rohtexte (Zeitungsartikel) ein und wertet diese dann mit Hilfe der eingegebenen Fachbegriffen aus.

Insgesamt wurden im Untersuchungszeitraum 1996 sieben von insgesamt 2.200 Zeitungen ausgewertet. 312 Artikel befassten sich mit Bibliotheken. Ein Auswertungsbeispiel liegt als Diskette der Arbeit bei. Sowohl Überschriften, als auch die Tage, an denen über Bibliotheken berichtet wurde, werden in der Dissertation graphisch dargestellt.

Die Untersuchung hatte als Ergebnis, dass die Bibliotheken in den Medien schlecht dargestellt werden. Das Image der BibliothekareInnen leidet ebenfalls darunter. Die Kunden und Leser der Bibliotheken werden nicht direkt angesprochen, meistens sogar abwertend als ""Leseratten"" bezeichnet. Diese Ergebnisse waren zu erwarten. Laut Aussagen des Autors liegen auch noch Defizite in der computergestützten Inhaltsanalyse vor. Zur Auswertung müssen komplexere Kategoriensysteme gefunden werden. Außerdem wurde die Arbeit nicht heuristisch, sondern planvoll durchgeführt. Empirische Studien sollten eigentlich einen Durchschnitt wiederspiegeln; dies gelingt nur, wenn Text mit einem Zufallsgenerator und in großen Mengen untersucht wird. Eine deutschlandweite Studie wäre daher notwendig, um die Pressearbeit in den deutschen wissenschaftlichen und öffentlichen Bibliotheken beurteilen zu können.

Hinzu kommt, dass die BibliothekareInnen nicht befragt wurden, wie sie ihre Arbeit sehen. Die Frage, wie das Problem Pressearbeit gelöst werden könnte, bleibt daher generell ungelöst. Mit der Arbeit steht zwar fest, dass an ausgewählten Beispielen in der Pressearbeit erhebliche Defizite vorliegen, eine Lösung wird jedoch nicht geliefert. Fehler in der Pressearbeit werden mit den ausgewerteten Texten aus der Presse aufgezeigt, doch Lösungen werden nicht geboten. Fraglich ist auch, ob die Vercodungen, Fachbegriffe und Hypothesen nicht bei jeder weiteren Studie abweichen, bzw. wieder herangezogen werden können.

In der Pressedokumentation ist die automatische Inhaltsindizierung seit Jahren ein großes Thema. Es hat sich in der Pressedokumentation herausgestellt, dass Ansätze bei der automatischen Inhaltserkennung vorhanden sind, dass aber Dokumentare die Texte immer noch inhaltlich überarbeiten müssen. Die gleiche Frage stelle ich auch an das hier verwendete Programm Textpack. Wissenschaftlich ist die Vorgehensweise ein gelungener Ansatz, dennoch hätte ich versucht, das Problem mit Hilfe der Software aufzuzeigen und dann gleich im Anschluss mögliche Lösungsansätze oder PR-Konzepte vorzuschlagen bzw. zu erarbeiten.


Anschrift des Rezensenten:
Dipl.-Bibl. (FH), stud. phil. Alexander H. T. Schultheis
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