Zwei neue Bibliotheksbauten an der Universität
Koblenz-Landau und ihr Gesamtkonzept

von Irmgard Lankenau1


1. Entstehung der Universität Koblenz-Landau
2. Die Bibliotheken und ihr Gesamtkonzept

3. Standort Koblenz

4. Standort Landau

5. EDV-Struktur für beide Bibliotheken

6. Zusammenfassung

1. Entstehung der Universität Koblenz-Landau


Außenansicht der Universitätsbibliothek in Landau
von Südwesten
Die Tatsache, dass eine Universität fast zeitgleich zwei neue Bibliotheksbauten beziehen kann, bedarf einleitend ebenso der Erläuterung wie die ungewöhnliche Situation dieser "Zwei Campus Universität". Auch wenn dieses Modell in anderen Ländern durchaus üblich ist, so dürfte die Situation der Universität Koblenz-Landau in Deutschland einmalig sein, zumal das Präsidialamt nicht an einem der beiden Standorte, sondern in Mainz angesiedelt ist.

Letztlich ist die Universität Koblenz-Landau aus den früheren Instituten für Lehrerbildung entstanden, die nach 1945 auf insgesamt sechs Pädagogische Hochschulen an folgenden Standorten konzentriert wurden: Kaiserslautern, Koblenz, Landau, Neuwied, Trier und Worms. Im Zuge der Neustrukturierung der Lehrerbildung in Rheinland-Pfalz wurden dann die damaligen Pädagogischen Hochschulen 1969 aufgelöst und es wurde die Erziehungswissenschaftliche Hochschule Rheinland-Pfalz (EWH) neugegründet, die neben dem Schwerpunkt der Lehrerbildung auch über alle Merkmale einer wissenschaftlichen Hochschule verfügen sollte, wie z.B. Promotions- und Habilitationsrecht. Darüber hinaus war von vornherein geplant, Studiengänge außerhalb des Lehramtsbereichs einzurichten und damit um den Schwerpunkt der Lehrerbildung herum ein breiteres wissenschaftliches Spektrum aufzubauen.

Zu dieser Zeit hatte diese Hochschule noch vier Standorte - Koblenz, Mainz, Worms und Landau - mit dem Rektoramt (später: Präsidialamt) in Mainz. Auf Grund der Verringerung der Schülerzahlen und des dadurch bedingten Rückganges von Lehramtsstudierenden wurde die Auflösung des Standortes Worms im Jahre 1978 unausweichlich. Bei der Schließung der verschiedenen Institute für Lehrerbildung und dann des Standortes Worms wurden die jeweiligen Bibliotheken nach und nach in die beiden Bibliotheken an den Standorten Koblenz und Landau eingegliedert, die im Zuge der Umwandlung der Erziehungswissenschaftlichen Hochschule Rheinland-Pfalz in die Universität Koblenz-Landau zur Universitätsbibliothek wurden. Durch eine gemeinsame Leitung mit Dienstsitz in Landau und einer Vertretung in Koblenz sollte eine gemeinsame Entwicklung der Universitätsbibliothek sichergestellt werden.

Seit Beginn der neunziger Jahre durchlief die Universität Koblenz-Landau eine sehr positive Entwicklung: Während es zum WS 1990/91 lediglich 4.427 Studierende waren, stieg die Zahl innerhalb von fünf Jahren auf knapp 8.000 Studierende an. Seit Mitte der 90er Jahre pendelten die Studierendenzahlen zwischen 8.300 und 8.700 und erreichen mit mehr als 9.100 einen neuen Höhepunkt im Wintersemester 2001/2002. Die Raumsituation konnte mit diesen Entwicklungen nicht mithalten. Vor allem der Campus Koblenz, auf der Rheininsel Oberwerth gelegen, hatte keine Möglichkeit einer Erweiterung. Aus diesem Grunde wurde eine Konversionsfläche in Koblenz-Metternich zum neuen Standort der Universität gewählt. Um- und Ausbau des ehemaligen Kasernengeländes begann 1997, zum Wintersemester 1998/99 konnte der Fachbereich Informatik bereits seinen Lehrbetrieb auf dem neuen Gelände aufnehmen und im Sommer 2001 folgte die Bibliothek. Bis 2002 werden die übrigen Fachbereiche und die Verwaltung folgen.

Für den Ausbau des Campus in Landau vereinbarten das Land, die Stadt Landau und die Universität im Jahre 1996 eine Rahmenplanung. Mit dem ersten Vorhaben wurde 1999 begonnen: die Erweiterung der Universitätsbibliothek auf die dreifache Fläche, was praktisch einem Neubau entspricht. Dieser Schritt hatte absolute Priorität, auch wegen des 1996 angelaufenen Büchergrundstückprogramms, mit dem eine Aufstockung des Bestandes um 170.000 Bände bewilligt worden war und das Ende des Jahres 2002 beendet sein wird.


Grundriß EG der Universitätsbibliothek in Koblenz

2. Die Bibliotheken und ihr Gesamtkonzept

Die Bibliotheken an den beiden Standorten konnten mit diesen Entwicklungen gleichfalls in keiner Weise mithalten. Allein die Integration der Bestände aus den geschlossenen Standorten hätte seinerzeit einer erheblich besseren Personal- und Sachmittelausstattung bedurft. Mit dem Ansteigen der Studierendenzahlen wurde die Raumnot in den Bibliotheken immer gravierender und auch die Verkabelung für die Nutzung moderner Informations- und Kommunikationstechniken war in den alten, baulich völlig unzureichenden Gebäuden, nur bedingt und mit unverhältnismäßig hohem Aufwand möglich. Nach und nach mussten immer mehr Bestände ausgelagert werden, was die Nutzung vor Ort weiter belastete und teilweise sogar unmöglich machte. Erschwerend kam die Entscheidung des Landes Rheinland-Pfalz hinzu, die Bibliotheken des Landes nicht einem Verbund, sondern drei Bibliotheksverbünden zuzuordnen. Damit wurde die Universitätsbibliothek in Koblenz Mitglied im Nordrhein-Westfälischen Verbund und die Universitätsbibliothek in Landau kam zum Südwestdeutschen Bibliotheksverbund. Als Folge dieser Situation wurden dann an beiden Standorten unterschiedliche lokale Bibliothekssysteme eingeführt, die eine Zusammenarbeit in diesem Bereich unmöglich machten. Mitte der neunziger Jahre bestand das Bibliothekssystem der Universität Koblenz-Landau aus zwei unabhängig voneinander agierenden Bibliotheken, die - bedingt durch die äußere Situation - in nicht unerheblichem Umfang Doppelarbeit leisteten und ihre Bestände und Dienstleistungen jeweils nur dem eigenen Standort zur Verfügung stellen konnten. Als Mitte der neunziger Jahre mit der Planungen für den neuen Campus in Koblenz und den Ausbau des Standortes Landau begonnen wurde, ergab sich für die Universitätsbibliothek zum ersten Male die Gelegenheit, eine umfassende, bedarfsgerechte Planung und Neuorientierung vorzunehmen. Dabei war zunächst eine Standortbestimmung notwendig:

Als integraler Bestandteil der Universität Koblenz-Landau definieren sich Organisation, Aufgabenspektrum und Bestandsaufbau für die Fachbereiche Erziehungswissenschaften, Philologie und Naturwissenschaften an beiden Standorten, sowie Informatik in Koblenz und Psychologie in Landau entsprechend. Das bedeutet, dass neue Entwicklungen in Forschung und Lehre von der Bibliothek aufgenommen und entsprechend umgesetzt werden. Neben dem Bestandsaufbau sind hier vor allem der Einsatz moderner Informations- und Kommunikationstechniken und Angebote für externe Studierende, die im Rahmen von Weiterbildungs- oder Fernstudiengängen eingeschrieben sind, zu nennen.

Erst durch die modernen informations- und kommunikationstechnischen Entwicklungen der vergangen Jahre wurde es nun möglich, aus den beiden Bibliotheken eine - wenn auch virtuelle - Universitätsbibliothek zu konzipieren und umzusetzen. Eckpunkte dieses Konzepts sind zum einen die beiden modernen und technisch auf dem neuesten Stand ausgestatteten Neubauten und zum anderen die Einführung eines einheitlichen, integrierten Bibliothekssystems im Jahre 2002. Damit wird es zum ersten Male in der Geschichte der Universität Koblenz-Landau einen gemeinsamen OPAC geben, der die konsequente Fortsetzung der Integration der bibliothekarischen Dienstleistungen darstellt, die mit einem gemeinsamen CD-ROM-Server und einem Gesamtzeitschriftenverzeichnis mit interner Online-Bestellkomponente begonnen wurde.

Aus diesen Vorgaben entwickelte sich für beide Neubauten eine integrierte architektonische und bibliothekarische Zielsetzung, die sich wie folgt äußert:

Die Gebäude liegen an zentraler Stelle des jeweiligen Campus und ziehen das Augenmerk der Benutzer auf sich. Im Inneren wird durch Klarheit der Gestaltung, durch Farbgebung, Licht und wenige Wände eine offene, einladende Arbeitsatmosphäre geschaffen. Die Neubauten sind als "Open Space" Bibliotheken konzipiert, d.h. die Bestände werden zum überwiegenden Teil offen aufgestellt. Lesesäle werden zu Gunsten von Benutzerarbeitsplätzen im Freihandbereich und Einzel- bzw. Gruppenarbeitsplätzen aufgegeben. Durch die Anordnung der Lesetische an den Buchregalen entlang, wird der Situation des "Medienmix" Rechnung getragen, d.h. elektronische und gedruckte Informationen sollen gemeinsam von einem Platz aus nutzbar sein.

Die Bibliotheken werden in ihrer Konzeption als Lehr- und Lernort sowie als Kommunikationszentrum verstanden und bieten Nutzungsmöglichkeiten für individuelles Lernen und Arbeiten sowie für Lernen und Arbeiten in Gruppen. Sie sind zentrale Anlaufstelle für Auskunft und Information und um traditionelle, vor Ort und weltweit vorhandene Informationen zu suchen, zu finden und zu nutzen.

Diese Anforderungen waren an den beiden Standorten zu realisieren.

3. Standort Koblenz

In Koblenz bietet der Bibliotheksbau im Kleinen, was auf dem Campusgelände im Großen stilbildend ist: Er vereint - über Brücken und Lichthöfe angebunden - einen Alt- und einen Neubau zu einem neuen Ganzen. Leitendes Prinzip der bibliotheksbaulichen Planung ist eine flexible Bauweise mit multifunktioneller Nutzungsmöglichkeit. Dies wird durch einen rechteckigen, zweigeschossigen Neubau aus Glas und Stahl im Konstruktionsraster 7,50 x 7,50 m (Außenmaß 53 x 34 m) erreicht, der den Benutzungsbereich aufnimmt und mit dem im Altbau untergebrachten Verwaltungsbereich über drei Brücken mit dazwischen liegenden begehbaren Atrien verbunden ist. Ein solch kompakter Baukörper ist sowohl hinsichtlich der Funktionsabläufe, als auch aus Gründen der Wirtschaftlichkeit optimal. Alle bibliothekarischen Bereiche sind auf kurzen Wegen zu erreichen. Durch die klare Gliederung der Gebäudeteile in die Bereiche für Verwaltung - mit separatem Mitarbeiter- und Lieferanteneingang - und Benutzung ist es zudem möglich, die Verkehrswege für Personal, Lieferanten, Techniker etc. für den internen Verwaltungsablauf von denen des Publikumsbereiches zu trennen, so dass keine Störungen im Funktionsablauf zu erwarten sind.

Die Arbeitsräume der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter liegen fast ausschließlich an den Außenfronten des Gebäudes, mit großflächigen Fenstern für Tageslicht und natürliche Be- und Entlüftung. Hier wurde auch Wert auf kleinräumige Arbeitszonierungen gelegt, die in den Funktionen austauschbar sind, so dass eine Umwandlung der Geschäftsgänge von der bisherigen klassischen Abteilungsstruktur hin zur teamorientierten Medienbearbeitung nach Einführung des neuen Bibliothekssystems problemlos möglich sein wird. Die Beleuchtung der Büros, der Funktionsräume und der Verkehrsbereiche erfolgt mittels Leucht­stofflampen. In Bereichen mit büroähnlicher Nutzung und in Seminar­räumen sind die Leuchtkörper deckenseitig abgependelt und mit direkt/­indirekten Strahlungs­anteilen konzipiert. Insbesondere für Bildschirm-Arbeitsplätze wird hierdurch ein höherer Beleuchtungs­komfort erzielt. Die Beheizung des kleinräumigen Altbaus erfolgt über Plattenheizkörper für Nieder­temperatur­betrieb mit hohem Strahlungsanteil. Flure und Treppenhäuser sind mit raumhohen Röhren­radiatoren ausgerüstet. Alle Arbeitszimmer können darüber hinaus individuell belüftet werden.

Der an drei Seiten verglaste Neubau ist für den Bibliotheksbenutzer "Schaufenster" auf den Campus. Der notwendige Sonnenschutz wird zum einen durch einen ca. 2 m auskragenden Dachüberstand gewährt und zum anderen durch außen angebrachte Jalousiebehänge. Die Nahtstellen zwischen Alt- und Neubau betonen zwei rechteckige Lichthöfe, die vor allem im Sommer für die Benutzer eine Pausenzone darstellen. Zwei in den Lufträumen angeordnete Treppenanlagen erschließen die beiden Bibliotheksebenen des Neubaues. Ein behindertengerechter Aufzug, zentral in der Mittelachse des Altbaues gelegen, erlaubt ohne Umwege den stufenfreien Zugang zu allen Ebenen. Über einen weiteren Aufzug im südlichen Teil des Gebäudekopfes des Altbaues werden die Geschosse dieses Gebäudeteiles erschlossen.

Wegen der hohen Lasten wurde der offen aufgestellte Buchbestand mit 150.000 Bänden im Innenbereich der beiden Neubauetagen aufgestellt. Dazu wurden 8.700 Regalmeter montiert (UniFlex der Firma Schultz Speyer). Die einzelnen Elemente weisen die Maße 2,25m/1,00m/0,28m (H/B/T) auf. Da die einzige Raumreserve aus der Aufrüstung der Regalanlage im oberen Geschoss besteht, wurden bereits die Vorkehrungen für den späteren Einbau eines Zwischenbodens getroffen. Zur Beleuchtung der Freihandbereiche in beiden Geschossen des Neubaues wurde ein Lichtschienensystem eingesetzt. Zwischen den Regal­gängen befindet sich eine eigenständige Beleuchtung. Jeder Lesetisch ist zusätzlich mit einer Lese­leuchte (Fa. Louis Poulsen, Typ DKB) ausgestattet. Ca. 90.000 Bände werden in einer für Benutzer nicht zugänglichen Kompaktreganlage der Fa. Arbitec aufbewahrt, die im Untergeschoss des Altbaues eingebaut wurde.

Der Neubau mit der großflächigen Freihandbibliothek wird über eine Fußbodenflächenheizung beheizt. Die Gesamtfläche ist in mehrere Heizkreise aufgeteilt. Die Lesebereiche entlang der Glasfassade sind mit einer höheren spezifischen Heizlast berücksichtigt. Um die Behaglichkeit an den hohen Glasfassaden sicherzustellen, ist in Höhe der Geschoss­decke eine Fassadenbeheizung, die mittels eines in die Glasfassade eingezogenen Heizrohres Wärme abgibt, eingebaut. An der Glasfassade im Bodenbereich der Campusebene sind Quellluft-Sockelauslässe angeord­net, so dass erwärmte Zuluft dem Entstehen von Kaltluftschleiern entgegenwirkt. Die Lese-, Präsenz-, und Freihandbereiche des Neubauteils der Bibliothek verfügen über eine Be- und Entlüftungsanlage. Mit ihr wird die Abwärme erfasst und den Räumen wieder auf­bereitete Frisch- oder Mischluft zugeführt.

Die Bibliotheksbenutzer betreten den Neubau über den ebenerdigen Haupteingang auf der Campusebene und gelangen zunächst in ein kleines Foyer, das als Windschutz dient, mit angegliedertem Garderobenbereich mit 208 Schließ­fächern in den Größen 30/58 cm und 30/175 cm. Zur Belüftung und Einsichtnahme haben die Fachtüren Lochstanzungen. Von der Garderobe aus führt der Weg dann zum Thekenbereich, mit Ausleihe, Rückgabe, Fernleihe und Information. Die Beleuchtung der öffentlich zugänglichen Bereiche, wie auch des Freihandbereiches, ist über einen Installationsbus geschaltet, der in der Theke installiert ist. Für den Freihandbereich sind neben diversen Programmen auch verschiedene Beleuchtungs­sze­narien schaltbar. Die Theke als zentraler Kontrollpunkt, den jeder Besucher passieren muss, der die Bibliothek betritt oder verlässt, ist ein entscheidender Faktor für die Wirtschaftlichkeit der Bibliothek, denn bei relativ sparsamen Personaleinsatz ist eine gute Kundenbedienung und ein Optimum an Öffnungszeiten zu erreichen.

In nächster Nähe zur Zentrale sind die Internet-/OPAC-Arbeitsplätze - insgesamt verfügt die Bibliothek über 220 Benutzerarbeitsplätze, von denen 60 mit Thin Clients ausgestattet sind -, Zeitschriftenauslage für die 715 abonnierten Zeitschriften, gebundene Zeitschriften, Zeitungsecke, Semesterapparate, Präsenzbestand und Kopierer angeordnet. Benutzerarbeitsplätze liegen an den Außenfronten des Gebäudes und an den Längsseiten der Atrien und können somit das Tageslicht weitgehend nutzen. An den seitlichen Übergängen zum Altbau befinden sich auf jeder Ebene 6 Carrels, die als Stahl-/Glaskonstruktion ausgeführt sind und damit den transparenten Eindruck des Gesamtgebäudes unterstützen.

Zwei kleinere Büroräume auf dieser Ebene dienen den Mitarbeiterinnen der Benutzungsabteilung zum ungestörten Arbeiten, bei gleichzeitiger schneller Verfügbarkeit am Thekenbereich in dringenden Benutzungs- und Vertretungsfällen.

Bis auf diese beiden Räume und die Garderobe gibt es auf der Campusebene keine festen Einbauten. Die Regalanordnung, die hier jederzeit verändert werden kann, ist das raumbildende Element. Damit wird ein hohes Maß an Flexibilität erreicht und wird in Zukunft - falls erforderlich - eine Funktionsänderung dieses Bereiches unterstützen.

Auf gleicher Ebene, aber wegen der Hanglage des Geländes im Kellergeschoss des Altbaues, befinden sich noch fünf Gruppenarbeitsräume mit jeweils sechs Plätzen, die ähnlich wie die Carrels in einer Stahl-/Glaskonstruktion ausgeführt sind. Um störende Einflüsse aus den Nebenräumen zu minimieren, verfügen die Trennwände über ein hohes Schallschutzmaß.

Durch den Bau der großgeschossigen Flächen im Erd- und Obergeschoss des Neubaues ohne trennende Wände ist eine hohe Nutzungsflexibilität gegeben, so dass je nach Interessenlage der Benutzer Änderungen und Anpassungen vorgenommen werden können. Die Raumaufteilung kann somit jederzeit an neue Erfordernisse, neue Medien, Einrichtung neuer Dienstleistungen und Installation neuer Technik angepasst werden.

An den Fensterfronten des Neubaues reihen sich die Benutzerarbeitsplätze entlang. Wichtig war es allen Beteiligten, dass jeder Tisch gesondert verkabelt wird und über Steckdosen und Internetanschluss verfügt. Diese Tische wurden sowohl für Koblenz als auch für Landau von einem Schreiner nach Wunsch in verschiedenen Größen angefertigt. Darüber hinaus wurden für den "eiligen Benutzer" noch spezielle Pulte aufgestellt, die ausgestattet mit einem Rechner, für schnelle Recherchen im OPAC oder auch im Internet zur Verfügung stehen. Die Pulte stehen ähnlich wie die Lesetische direkt über Bodentanks mit Strom- und Datenanschluss. Für die Installation stand bei den Tischen und auch bei den Pulten die einfache Handhabung an oberster Priorität. Alle Geräte lassen sich einfach über Steckverbindungen lösen, um auch in Zukunft Flexibilität bei der Aufstellung zu ermöglichen.

Bei der Bestuhlung entschied man sich für beide Neubauten für das Modell Campus der Fa. Lammhults mit grau umpolstertem Sitz und Lehne aus Buchenholz, damit werden die bei der Möblierung dominierenden Farben wieder aufgenommen.

4. Standort Landau

Während in Koblenz der Neubau der Bibliothek im Zuge der Gesamtkonzeption "neuer Campus" realisiert wurde, stellte der Neubau in Landau eine Einzelbaumaßnahme dar, die bereits auf Grund der Lage mit außergewöhnlichen Planungsschwierigkeiten zu kämpfen hatte. Denn die Universität in Landau liegt in der Denkmalschutzzone des ehemaligen Forts. Erbaut um das Jahr 1700, ist das Fort einer der letzten erhalten gebliebenen Bestandteile der Landauer "Vauban-Festung". Die Gebäude der Hochschule befinden sich auf der oberen Ebene, etwa 13 Meter über der Innenstadt. Durch die Erweiterung gerät das Bibliotheksgebäude in den Einflussbereich des Steilhangs: Hangkontur und Hangschräge werden für die Architektur gestaltgebend, da sie die Hangschräge aufnimmt. Das vorhandene Bibliotheksgebäude, das in den Neubau integriert werden musste, war in Erd- und Untergeschoss gegliedert. Im Süden wurde das bestehende Gebäude durch einen Verwaltungstrakt im Untergeschoss und Lese- und Arbeitsbereiche im Erdgeschoss, im Westen und Osten um jeweils dreigeschossige Freihandbereiche erweitert. Die Kapazität der Bibliothek kann durch Aufstockung der Regal­anlage in der nördlichen Zone des Obergeschosses erweitert werden. Der Brandschutz formt wesentlich die Innenfigur mit einer mittigen Brandwand und dem Konzept des all-einsichtigen Großraums, in den die neuen Stockwerke - von der Außenwand abgerückt - eingestellt sind. Die Fluchttreppen gliedern den kompakten Baukörper von außen.


Blick in die Universitätsbibliothek in Landau
(Ostflügel)

Foto: Salamon

Das Schrägdach aus Sperrholz und Glas überspannt diese Räume. Diese ruhige An­ordnung wird unter­brochen durch ein großes Oberlicht mit dem darunter befindlichen, frei im Raum stehenden Aufzug. Schall­dämmende, weiße Deckensegel sowie das formgleiche Oberlicht spiegeln die darunter liegenden Grundrisszuschnitte.

Es handelt sich bei dem Landauer Neubau also streng genommen nicht um einen reinen Neubau, sondern um einen Um- bzw. Erweiterungsbau des alten Bibliotheksgebäudes aus den sechziger Jahren. Der Benutzereingang blieb an der Nordseite, dem Campus und dem Hauptgebäude der Universität zugewandt. Der Benutzer betritt zunächst einen Windfang, bevor er durch eine Drehtüre in die Bibliothek gelangt. Linkerhand geht es in den Garderobenbereich, der nur in geringem Maße natürlich belichtet werden kann. Aus diesem Grunde entschied man sich für eine Holz-/Glaskonstruktion der Garderobenschränke, die zusätzlich durch entsprechende Beleuchtung wesentlich zu Transparenz und Helligkeit beiträgt. Im Zentrum des Eingangsbereichs befindet sich die Theke, deren Gliederung den Funktionen Auskunft, Rückgabe und Ausleihe entspricht. Wegen der Enge des Eingangsbereiches war es notwendig, die Theke nach Maß erstellen zu lassen. Dabei musste auch berücksichtigt werden, dass neben Installationen für die Buchsicherungsanlage und für die Verbuchung auch die zentrale Steuerung für Beleuchtung, Belüftung und für den Blendschutz an dieser Stelle untergebracht werden sollte. Außerdem wurde eine Sprechstelle für die Rufanlage und eine Klingelanlage mit Videoanzeige für die Schranke der Zuliefererzufahrt integriert. Das Anliegen, die Bibliothek mit möglichst wenig Personal offen halten zu können, wurde durch die Gestaltung der Ausleihtheke realisiert: sie steht im Zentrum des einzigen Ein- und Ausgangs für Benutzer. Der Eingangsbereich war bei Planung auch aus folgendem Grunde kritisch: die ursprünglich vorgesehene Doppeltüre, die zur Folge gehabt hätte, dass vor allem im Winter die Arbeitsplätze an der Theke nicht nur Kälte, sondern erheblichem Zug ausgesetzt worden wären, wurde zugunsten der Runddrehtüre aufgegeben. Für Behinderte gibt es einen eigenen Eingang, der bei Bedarf von der Theke aus geöffnet werden kann. Auch wenn der Eingangsbereich auf Grund des alten Baukörpers auf den ersten Blick etwas eng wirkt, so wurde durch Einrichtung und Farbgebung ein angenehmes Ambiente geschaffen.

Lässt man den Eingangsbereich hinter sich, öffnet sich der Raum und man betritt einen hellen, nach Süden von einer großen Fensterfront begrenzten Raum, dessen Sonnen- und Blendschutz eine besondere Herausforderung darstellten, da in diesem Bereich 86 Lesetische mit mehr als 60 Thin-clients und PCs aufgestellt sind (insgesamt verfügt die Bibliothek über 250 Benutzerarbeitsplätze). Denn alles, was im Sommer nicht an Energie in Gebäude kommt, muss nicht mit hohem technischen Aufwand wieder beseitigt werden. Umgekehrt gilt natürlich auch, dass der passive Solargewinn im Winter "ungehindert" der Raumtemperatur zugute kommt und genutzt werden kann. Da Landau einer der Orte mit der längsten Sonnenscheindauer in Deutschland ist und die Temperaturen in den Sommermonaten häufig mehr als 30° erreichen, war es wichtig, an dieser Stelle für eine ausreichende Beschattung und einen Blendschutz für die Computerarbeitsplätze zu sorgen. Die zunächst angedachte Lösung, nämlich automatische Jalousien einzusetzen, wurde verworfen, da es an der Kante des Fort häufig zu Fallwinden kommt und daher der Windwächter auch bei starker Sonneneinstrahlung die "Oberhand" behalten hätte und der Sonnenschutz ad absurdum geführt worden wäre. Nach sorgfältigen Planungen und Tests entschied man sich dann, einen starren Sonnenschutz zu installieren, der - und dies erschien als zusätzlicher Pluspunkt - immer einen Ausblick ins Freie gewährt und damit die Offenheit des Raumes nicht stört. Der starre Sonnenschutz wurde zum überwiegenden Teil in zwei Ebenen ausgeführt. Mit einem Beschattungsdiagramm wurde die Auskragung und somit die Lamellenanzahl ermittelt. Die Aluminium-Lamellen sind in der Oberfläche ebenso wie die Fassade eloxiert. Um in den Wintermonaten und Übergangszeiten die Blendgefahr für die Bildschirmarbeitsplätze auszuschließen wurde ein Blendschutz eingebaut, der automatisch von der zentralen EIB-Steuerung bedient wird. Im Großraum ist ein Beleuchtungssystem mit Deckenspiegeln ausgeführt. Damit kann über Strahler im Spiegelverfahren das Unter- und Erdgeschoss ausgeleuchtet werden. Das aufwändige Auswechseln defekter Beleuchtungskörper ist dadurch entbehrlich.

Der sich nach Süden öffnende Großraum erschließt sich in der Vertikalen durch Treppen in das Unter- und das Obergeschoss bzw. durch einen Fahrstuhl. Die Erschließung in der Horizontalen wird durch Brücken zwischen dem Alt- und dem Neubau gewährleistet.

Die Bestandsgröße beträgt in Landau 450.000 Bände, von denen ca. 370.000 offen zugänglich aufgestellt sind. Damit verfügt die Bibliothek über einen Bestand, der eine weitgehend systematische Aufstellung noch möglich macht. Auf dieser Basis wurde - wie bereits erwähnt - das Konzept einer sog. "open space library" entwickelt: den Benutzern soll der Zugang zu den Beständen direkt ermöglicht werden und an Stelle von abgeschlossenen Nutzungseinheiten wie Lesesälen, Magazinen und Benutzungsbereichen, wird auf ein integratives Konzept gesetzt, das dem Benutzer die Möglichkeit eröffnet, weitgehend selbständig alle traditionellen und elektronischen Angebote nutzen zu können.

Eine weiterer Wunsch der Bibliothekare war es, Dienst- und Benutzungsbereich zu trennen. Wohl wissend, dass es hier konträre Diskussionen gibt, überwogen die Vorteile eines "kontrollierten" Kontakts zwischen Benutzern und Bibliotheksmitarbeitern, um eine individuelle Zeit- und Arbeitseinteilung zu ermöglichen. Nicht zuletzt aus Sicherheitsgründen wurde die Entscheidung getroffen, diese beiden Bereiche zu trennen. Selbstverständlich ist im Benutzungsbereich ständig Personal anzutreffen und den Benutzern steht es auch frei, sich um Kontakt per E-Mail und Telefon zu bemühen.

Im Dienstbereich wird versucht, die Arbeitsabläufe weitgehend durch die Zimmerbelegung abzubilden, um den Buchumlauf möglichst effektiv und nicht redundant zu gestalten. Allerdings sind wir uns darüber im Klaren, dass sich mit der Einführung des neuen Bibliothekssystems neue Aspekte ergeben, die Veränderungen in diesem Bereich bedingen können. In Landau bot es sich an, die Arbeitsräume im Untergeschoss nach Süden ausgerichtet anzulegen. Das hat den Vorteil, dass dieser Bereich von der allgemeinen Belüftung und Heizung ausgeschlossen wurde und hier die Fenster nach Wunsch geöffnet und die Heizungen individuell eingestellt werden können.

Der Benutzungsbereich wurde entsprechend den bibliothekarischen Vorgaben so aufgeteilt, dass es deutlich erkennbar "laute" und "leise" Arbeitsbereiche gibt. Dies ist bei einem offenen Konzept besonders notwendig. So verteilen sich die Hauptverkehrswege sehr bald nach dem Betreten der Bibliothek; Kopiergeräte und PC-Arbeitsplätze wurden möglichst an Verkehrswege gelegt. Zwischen den Buchregalen wurden OPAC-Pulte aufgestellt, die es dem Benutzer ermöglichen, Buchstandorte zu ermitteln und auch im Internet zu recherchieren. Für ruhiges Arbeiten bieten sich Arbeitsplätze entlang der Buchbereiche an den Fenstern und in den Carrels an. Generell ist festzustellen, dass von der Bauseite her vieles versucht wurde, um den Geräuschpegel möglichst niedrig zu halten. Dies war besonders wichtig bei der Installation der motorisch betriebenen Fenster, beim Aufzug im Großraum, bei der Lüftungsanlage und in den Kabinen für die Kopiergeräte. Gleiches gilt für den Wandaufbau des Neubaus, für die Wände im Altbau und für die Deckenkonstruktion. Im Benutzungsbereich wurde durchgängig Teppichboden verlegt, um zur Geräuschminimierung beizutragen.

Insgesamt stehen den Benutzern in Landau 15 Carrels und mehrere Gruppenarbeitsräume zur Verfügung: so gibt es zwei Räume, die zum gemeinsamen Lernen oder zum Unterrichten in kleinen Gruppen vorgesehen sind, ein Raum wurde für Studierende mit Kindern eingerichtet - die Einrichtung wurde vom Soroptimisten-Club in Frankenthal gespendet - und ein weiterer Raum wurde als Multimediaschulungsraum eingerichtet, in dem sowohl Benutzer als auch die Mitarbeiter der Bibliothek selbst geschult werden können. Die "Akustikwand- und Ganzglaskonstruktion" der Gruppenarbeitsräume ist identisch mit den Carrels. Die technische Ausstattung (Stromversorgung, Datenleitungen und individuelle Beleuchtung über Leseleuchten) wird über die Kabelkanäle im Fensterbankbereich sichergestellt.

Die Buchaufstellung erfolgt in Landau nach der Gliederung der Fachbereiche. Lediglich die Fächer Soziologie, Politologie und Wirtschaftswissenschaften bilden eine fachbereichsübergreifende Einheit und bilden damit die Schwerpunktfächer des neuen Studiengangs "Diplom-Sozialwirt" ab. Im öffentlich zugänglichen Bereich wurden ca. 2365 m Regale mit 11.1000 Fachböden &agrav; 1 m mit einer Höhe von 2,25 m des Systems Uniflex der Fa. Schultz-Speyer, die überwiegend als Doppelregale genutzt wurden, aufgestellt. Ein wichtiges Kriterium war auch die Aufstockbarkeit des Regalsystems in den obergeschossigen Seitenbereichen des Gebäudes. Für die geplante Aufstockung des Regalsystems wurden bereits die Fluchtwege vorgesehen. Im geschlossenen Magazin, das ca. 80.000 Bände beherbergt, wurde eine Kompaktregalanlage der Fa. Arbitec eingebaut.

Die Semesterapparate befinden sich bei den jeweiligen Fächern, so dass Studierende in einem Bereich die jeweils relevante Literatur finden können. Die gebundenen Zeitschriftenbände sind davon ausgenommen und werden stattdessen gemeinsam als Gruppe aufgestellt. Dieser Entscheidung lag die Einsicht zu Grunde, dass gerade im didaktisch-pädagogischen Bereich die Zeitschriften fächerübergreifend genutzt werden. Da die Erfahrung zeigt, dass Benutzer häufig gezielt nach Zeitschriftenaufsätzen suchen, um diese zu kopieren, wurde in diesem Bereich auch ein eigener Kopierer installiert. Die laufenden Zeitschriftenjahrgänge werden in unmittelbarer Nähe dazu gleichfalls in einem Block aufgestellt, um interdisziplinäres browsen und arbeiten zu ermöglichen. Diese Entscheidung bringt für die Mitarbeiter der Zeitschriftenerwerbung auch den Vorteil, dass neue Hefte nur an einer Stelle ausgelegt werden.

Nachschlagewerke, Bibliographien und Lexika werden gleichfalls in einem Bereich zusammengeführt. Die aktuellen Tageszeitungen werden auf einem Tablett im Obergeschoss ausgelegt, das sich direkt über dem Eingangs- und Thekenbereich befindet. Diese Zone ist mit bequemen Sesseln ausgestattet und bietet auch den Zugang zur Dachterrasse, die im Sommer für die Benutzer geöffnet sein wird. Dieser Bereich soll für die Benutzer zu einer "time-out" Zone werden, die zu Lernpausen einlädt.


Lesebereich der Universitätsbibliothek
in Koblenz im OG-Nord

Foto: Heieck
Eine besondere Herausforderung lag in der Heizung und Lüftung dieses Großraumes. Bei der Installation einer sog. Bauteilkühlung gaben nicht zuletzt ökologische Belange den Ausschlag: in den Stahlbetondecken bzw. den Bodenplatten wurden ca. 14.000 m Rohrschlangen verlegt. Durch diese wird bei entsprechenden Temperaturen die überschüssige Wärme der Betonkerne mittels Wasserzirkulation über Wärmetauscher zu den, auf dem Flachdach aufgestellten, luftgekühlten Rückkühlanlagen transportiert und an die Außenluft abgegeben. Im Heizfall werden die Rohrschlangen dann als Fußbodenheizung genutzt. Zur Raumlüftung wurde eine Anlage installiert, die über Luftqualitätsfühler automatisch eingeschaltet wird. Zur Optimierung des Raumklimas trägt letztlich auch das mit ca. 28.000 Einzelpflanzen begrünte Dach bei.

5. EDV-Struktur für beide Bibliotheken

Parallel zur Fertigstellung der beiden Bibliotheksneubauten wurde die Planung für eine Neuausrichtung der gesamten EDV-Infrastruktur der Universitätsbibliothek durchgeführt. Vorrangiges Ziel ist es, die beiden bislang eher unabhängig voneinander agierenden Bibliotheken enger zusammenzuführen und die Kooperation auch mit den Rechenzentren an beiden Standorten zu optimieren. Folgende Schwerpunkte wurden dabei gesetzt:

Als wesentlicher Schwachpunkt wurde in der Vergangenheit auch von Seiten der Benutzer die fehlende Integration beider Bibliotheken moniert. Um dies zu ändern wurden zunächst folgende Maßnahmen ergriffen:

Durch den Einsatz eines gemeinsamen Bibliothekssystems werden dann folgende Schritte verwirklicht werden können:

Obgleich die Bibliothek in Koblenz durch die seit langem bestehende aktive Verbundteilnahme und durch den Einsatz eines moderneren Bibliothekssystems in einer wesentlich günstigeren Position ist, entspricht auch die Situation dort nicht den heute üblichen Erfordernissen, die an ein modernes integriertes Bibliothekssystem gestellt werden müssen. In Landau setzt die Universitätsbibliothek seit Anfang der neunziger das lokale Bibliothekssystem BIS-LOK ein, seit 1999 in der Version 4.0. Damit sind zwar Ausleihe, Katalogisierung und OPAC realisiert; als Erwerbungsprogramm wird aber gleichfalls ein eigenerstelltes Produkt eingesetzt, das keinerlei Datenübernahme ermöglicht.

Als besonders nachteilig stellte sich heraus, dass der Einsatz zweier verschiedener Bibliothekssysteme an den Standorten zu einem erheblichen Mehraufwand an Personal- und Sachmitteln führt, da keine der jeweils lokalen Entwicklungen auf den anderen Standort übertragen werden können. Aus diesen Gründen hat sich die Universität Koblenz-Landau entschlossen, an beiden Standorten zeitgleich ein neues, integriertes Bibliothekssystem einzuführen. Neben den funktionalen Verbesserungen wird vor allem ein Ressourcensharing erwartet. Während heute zwei Systeme völlig unabhängig voneinander zu betreuen und weiterzuentwickeln sind, wird ein einheitliches System eine Konzentration von Personal- und Sachmitteln und somit zuletzt auch Einsparungen bewirken.

Diese Entscheidung wurde über die bibliothekarischen Überlegungen hinaus auch von organisatorischen und bibliotheksübergreifenden Gesichtspunkten geleitet: da das Rechenzentrum am Standort Koblenz über eine Plattform verfügt, die als Basis für das neue Bibliothekssystem genutzt werden kann, und gleichzeitig entsprechende personelle Kompetenzen aufweist, erscheint es sinnvoll, diese Konstellation zu nutzen und das gesamte Bibliothekssystem im Rechenzentrum in Koblenz zu betreiben. Aus diesem Konzept entstehen für die Gesamtuniversität folgende, positive Entwicklungen im Angebot von bibliothekarischen Dienstleistungen sowie im Personal- und EDV-Einsatz:

Ein weiteres Anliegen war es, die Benutzerarbeitsplätze in beiden Bibliotheken mit einheitlicher Hardware auszustatten. Auch hier war ein wesentlicher Entscheidungsgrund die Möglichkeit, den Personaleinsatz bei der Betreuung und Pflege der Benutzerarbeitsplätze zu minimieren. Dies bezieht sich sowohl auf die Hard- und Software, aber auch auf die Installation und Maintenance von Druckern. So lag es nahe, das Angebot der Firma Sun Microsystems anzunehmen und als Referenzobjekt an jedem Standort 60 Sun Rays zu installieren. Der Einsatz sog. Sun Ray Enterprice Appliances basiert auf der sog. Hot Desk Technologie, die es ermöglicht, auf dem Benutzerarbeitsplatz neben dem Thin client nur noch die Ressourcen für das Human-Interface (Tastatur und Maus) zu belassen und alles, was vorher auf dem Desktop-System des Benutzers lief, geschieht nun in einer Server-Session. Die Funktionsweise dieses Modells ist mit jener eines Telefonapparates und einer Telefonzentrale zu vergleichen. Das Telefongerät ist im Allgemeinen eine zustandslose, örtlich festgelegte Funktionseinheit. Der alleinige Zweck ist es, den Benutzer mit einer Schnittstelle in das Fernsprechnetz zu versehen. Alle Funktionen, wie das Verbinden eines Anrufes, Anrufweiterleitung und Konferenzschaltung werden durch die Zentrale durchgeführt. Wenn eine neue Dienstleistung eingeführt wird, so wird dies für die Teilnehmer zentral installiert, niemand muss von Apparat zu Apparat gehen und jedes Telefongerät ändern. 2

Universitätsbibliothek in Koblenz:
Dezember 1998 Bauantrag
Mai 1999 Baugenehmigung
Mai1999 Baubeginn
Mai 2000 Richtfest
Oktober 2001 Bezug

Gesamtbaukosten:
17.366.944,00 DM
Hauptnutzfläche: 3.589 m2

Universitätsbibliothek in Landau:
Juli 1997 Bauantrag
Mai 1999 Baugenehmigung
November 1999 Grundsteinlegung
Oktober 2000 Richtfest
Oktober 2001 Bezug und Einweihung

Baukosten:
17.268.869,00 DM
Hauptnutzfläche: 3.708 m2
Aus Sicht des Anwenders bietet das System folgende Vorteile gegenüber klassischen Arbeitsplatzpersonalcomputern:

Gleichzeitig wurde das Konzept von dezentralen Arbeitsplatzdruckern aufgegeben. Die Vergangenheit zeigte, dass die Betreuung sehr aufwändig und kostspielig ist. Aus diesem Grunde werden Kopiergeräte eingesetzt, die gleichzeitig als Drucker fungieren. Die Benutzer erhalten für jeden Druckjob eine Nummer zugewiesen, die dann individuell abgerufen werden kann. Bezahlt wird mit der ohnehin vorhandenen Copycard.

6. Zusammenfassung

Im Juli 20013 erschienen die Empfehlungen des Wissenschaftsrates zur Informationsversorgung durch Hochschulbibliotheken. Bei der Lektüre wird deutlich, dass architektonisches und funktionales Konzept sowie Ausstattung und EDV-Planung der beiden neuen Bibliotheksgebäude an der Universität Koblenz-Landau mit diesen Empfehlungen Schritt halten.

Die attraktive innerräumliche Atmosphäre, die der Wissenschaftsrat u.a. empfiehlt, war auch für die Bibliotheksbauten in Koblenz und in Landau ein wichtiges Anliegen: denn "ein angenehmes Ambiente im Gebäude unterstützt

Die Rückmeldung der Benutzer bestätigt die lokalen Umsetzungen dieser Empfehlungen und die Zukunft wird zeigen, ob Planung und Umsetzung flexibel genug sind, um neue Entwicklungen aufzunehmen und umzusetzen.


Zur Autorin:

Dr. Irmgard Lankenau ist Direktorin der

Universitätsbibliothek Koblenz-Landau
Im Fort 7
D-76829 Landau
E-Mail: Lankenau@uni-koblenz-landau.de


Fußnoten

1. Der Artikel basiert u.a. auf Beiträgen von Manfred Efinger, Rolf Heidemann, Alfons Houben, Ulrich Huber, Joachim Ringleb, Hermann Saterdag und Thomas Seyler zu einer umfangreichen Text- und Bilddokumentation über die beiden neuen Bibliotheken der Universität Koblenz-Landau. Das Buch wird unter dem Titel: "Drei Standorte - zwei Bibliotheken - eine Universität" zu Beginn des Jahres 2002 im Landauer Knecht Verlag erscheinen.

2. Vgl. dazu UTK Media, Neue Wege zum wirklichen Distributed Computing. http://www.utk.ch sowie die Firmenangaben auf dem Server von Sun Microsystems www.sun.de.

3. Empfehlungen zur digitalen Informationsversorgung durch Hochschulbibliotheken. Wissenschaftsrat. Juli 2001, S. 45-48.

4. Ebenda