Das neue 24 Stunden Informationszentrum

Die Universitätsbibliothek Karlsruhe wird zu einem 24-Stunden
Informations- und Kommunikationszentrum ausgebaut

von Herbert Kristen und Christoph-Hubert Schütte

Nach mehr als 20 Jahren hat die Landesregierung von Baden-Württemberg mit Zustimmung des Wissenschaftsrates einen Erweiterungsbau für die Universitätsbibliothek Karlsruhe genehmigt, dessen Realisierung im Frühjahr 2002 beginnt. Mit dem Neubau sollen die baulich bedingten Defizite der Vergangenheit überwunden sowie eine leistungsfähige Informationsinfrastruktur geschaffen werden, die den Anforderungen der Zukunft entspricht und weit über die Leistungen einer konventionellen Bibliothek hinausgeht. Geplant ist eine nach den modernsten Technologiegesichtspunkten ausgestattete Bibliothek, die gleichzeitig Informations- und Kommunikationszentrum für die Universität Karlsruhe ist. Im einzelnen bestimmen folgende Schwerpunkte die Planung:

Das bestehende Gebäude wurde in den 50er Jahren geplant und 1965 als Hochhaus errichtet. Zu diesem Zeitpunkt hatte die UB mit 17 Personalstellen einen Bestand von 150.000 Bänden und rund. 5.000 Studierende zu versorgen. Heute hat die Bibliothek nahezu 1.000.000 Bände, 39.000 eingeschriebene Benutzer und. ca. 75 Personalstellen. Damit sind die Raumkapazitäten erschöpft, die Benutzungsbereiche überfüllt und die Lesesäle überbelegt. Das Nutzungskonzept als Magazinbibliothek ist seit langem veraltet und infolge seiner Hochhauskonstruktion weist das Gebäude gravierende strukturelle Mängel auf.

4000 m2 Lesesaal und Gruppenarbeitsräume

Mit der Errichtung eines Anbaus mit 4000 m2 Nutzfläche, der im wesentlichen Lesesäle und Gruppenarbeitsräume enthält, sollen die bestehenden Engpässe beseitigt und die Umwandlung in eine Freihandbibliothek ermöglicht werden. Die Zahl der Leseplätze. wird verdreifacht und die Literatur der letzten 20 Jahre wird in Fachlesesälen den Benutzern zur Verfügung gestellt. Nach Analyse der jetzigen Ausleihen wird damit eine Reduzierung der Magazinbestellungen auf 10% des heutigen Umfanges erreicht.

In den Lesesälen ist die Literatur fachlich geordnet aufgestellt, so dass die Studierenden alle wichtigen Werke zu einem Fachgebiet an einer Stelle finden. Von jedem Arbeitsplatz im Lesesaal kann der Student zudem auf alle elektronischen Informationsmittel wie Datenbanken, elektronische Zeitschriften und das Internet zugreifen. Die Funkvernetzung der Lesesäle ermöglicht die erforderliche Flexibilität und Mobilität.

Sowohl an Einzelarbeitsplätzen als auch in Gruppenräumen wird somit ein attraktives Spektrum an modernster Informations- und Kommunikationstechnik vorgehalten. Das Angebot reicht von weltweiten Katalogen und Volltextdatenbanken über funkvernetzte Arbeitsräume für die drahtlose Laptop-Kommunikation bis hin zu hochwertigen Videokonferenzräumen und multimedialen Gruppenarbeitsräumen. Um für ein entsprechendes Ambiente zu sorgen, ist auch zentral ein kommunikativer Gemeinschaftsbereich vorgesehen.

Moderne Infrastruktur

Die neue Bibliothek bietet einen Videokonferenzraum. Dieser kann sowohl für individuelle Videokonferenzen auf der Basis gängiger Standards als auch für hochwertige Gruppen-Telekonferenzen bzw. Teleseminare mit garantierter Übertragungsrate genutzt werden.

Multifunktionale Arbeitsräume mit festeingebauten Systemen haben eine gute Audio- und Videoausrüstung (PCs mit hochauflösenden Schirmen, Headsets, CD-Brenner usw.), um Studierenden und Forschern die Erstellung von multimedialen Dokumenten zu ermöglichen.

Im Digitalisierungszentrum können Textdokumente, audiovisuelle Medien sowie Dias und Karten etc. digitalisiert und aufbereitet werden.

Weiterhin sind Räume mit intelligenten multimedialen Pulten für Besprechungen, Konferenzen, Seminare und "Computer Based Training (CBT)" vorgesehen. In eine Stuhl-Tisch-Kombination sind hochauflösende Touch-Screen-Systeme mit einfacher sensitiver Bedienungsoberfläche integriert.

Kleine schallsichere Räume stehen kleineren Gruppen für hochwertige Audio- und Videopräsentationen zur Verfügung.

24-Stunden-Zugang

Das geplante Zentrum wird 24 Stunden geöffnet sein. Die dafür notwendigen Voraussetzungen sind in der Planung berücksichtigt: Freie Zugänglichkeit, Zugangssicherung und damit die Möglichkeit des beschränkten Personaleinsatzes werden durch die Realisierung des geplanten Gebäudes gegeben sein. In Kombination mit den heute schon umfangreichen, durchgängig angebotenen, elektronischen Dienstleistungen wie Online-Kataloge, automatisierte Ausleihe und Fernleihe, Online-Datenbanken und der Zugang zu elektronischen Volltexten, wird es so möglich, den Betrieb der Lesesäle sowie die Ausleihe der Lesesaalbestände in den Abend- und Nachtstunden mit geringem Personaleinsatz durchzuführen. Buchsicherung in Kombination mit einem Selbstverbuchungssystem ermöglichen die Buchausleihe rund um die Uhr.

Personalintensive Dienstleistungen wie Auskünfte, Intensivbetreuung, Lieferungen aus dem Magazin o.ä. werden nach wie vor den "normalen" Öffnungszeiten vorbehalten bleiben.

Somit reduziert sich der Personalaufwand für die Magazine, und beim Einsatz geeigneter Techniken wie Buchsicherungs- und Selbstverbuchungsanlagen ist der Betrieb in den Abend- und Nachtstunden mit zwei Aufsichtspersonen möglich.

Portal der Universität

Wegen ihrer Lage am Haupteingang der Universität bildet die Bibliothek das Portal zur Universität Karlsruhe und zu Information jeglicher Art. Im Eingangsbereich findet der Besucher eine Infothek mit Informationen über die Universität, über aktuelle Veranstaltungen informiert eine elektronische Anzeigetafel. Zugleich ist der Eingangsbereich ein Kommunikationstreffpunkt für die Studierenden. Sie treffen sich hier im Kommunikationszentrum, recherchieren im Internet-Café, arbeiten an ihren funkvernetzten Laptops oder lesen die aktuelle Tagespresse in angenehmer kreativer Atmosphäre.

Der Vorteil eines solchen Zentrums liegt auf der Hand. Die angebotenen Systeme sind rund um die Uhr betreut, jederzeit einsatzbereit und von höchster Qualität. Der Erweiterungsbau der Universitätsbibliothek ist somit als ein weiterer innovativer Baustein der zukünftigen Entwicklung der Universität Karlsruhe durch "Neue Medien" zu sehen.

Diese Konzept einer physischen 24-Stunden-Bibliothek stellt die folgerichtige Weiterentwicklung und Ergänzung der bereits heute in vielen Punkten verwirklichten virtuellen Internetbibliothek dar. Mit der Realisierung dieses Baues wird die Universität Karlsruhe den Strukturen und Anforderungen der Informationsgesellschaft in der Wissenschaftslandschaft des neuen Jahrtausends gerecht.


Zu den Autoren:

Dr. Herbert Kristen ist stellv. Direktor der Universitätsbibliothek Karlsruhe

E-Mail: kristen@ubka.uni-karlsruhe. de

Christoph-Hubert Schütte ist Direktor der Universitätsbibliothek Karlsruhe

Universitätsbibliothek Karlsruhe
Postfach 6920
D-76049 Karlsruhe
E-Mail: schuette@ubka.uni-karlsruhe.de