Digitale Bibliothek Deutscher Klassiker auf der Frankfurter Buchmesse präsentiert

von Angelika Beyreuther-Raimondi

Die Bibliothek deutscher Klassiker des Deutschen Klassiker Verlages Frankfurt am Main gilt im In- und Ausland als die führende Sammlung klassischer deutscher Literatur. Sie umfasst jene Werke, die zum Bestand der in deutscher Sprache geschriebenen Literatur und Wissenschaft gehören.

Die seit 1981 veröffentlichte Reihe enthält Einzeleditionen der Werke von 34 Autoren, darunter Ausgaben bedeutender Schriftsteller wie Herder, Kleist und Lessing und Werke von Philosophen wie Kant, Schleiermacher und Fichte. Die Texte erstrecken sich von den Frühwerken der deutschen Literatur bis zu den bedeutenden Autoren des 19. Jahrhunderts. Neben den literarischen Texten enthält die Bibliothek deutscher Klassiker Sammelwerke mit historischen, politischen, philosophischen, kunsthistorischen und theologischen Texten, aus denen sich Zusammenhänge und Hintergründe erkennen lassen. Anhand der Schriften über Kriegstheorie und theologische Theorien können Wissenschaftler z.B. die politischen und geistigen Debatten nachvollziehen, die im Mittelpunkt des geistigen Lebens im Europa des 19. Jahrhunderts standen.

Im Rahmen eines gemeinschaftlichen Projektes haben sich nun die beiden Verlage ProQuest Information and Learning (ehemals Chadwyck-Healey) und Deutscher Klassiker Verlag Frankfurt Main entschlossen, diese Bibliothek deutscher Klassiker erstmals in elektronischer Form vorzulegen. Bei einem Empfang auf der Frankfurter Buchmesse am 11. Oktober feierten die beiden Verlage das Erscheinen der Digitalen Bibliothek Deutscher Klassiker. Die Digitalisierung der Gesamtausgabe soll 2004 abgeschlossen sein. Alle Bände werden dann auf CD-ROM und im Internet vorliegen. Demonstrationen der ersten beiden CD-ROM-Ausgaben der Digitalen Bibliothek Deutscher Klassiker mit den Werken von Kleist, Hölderlin, Herder, Seume, Varnhagen von Ense, Büchner, Storm und Keller waren während der Dauer der Frankfurter Buchmesse am lebhaft besuchten Stand von ProQuest Information and Learning zu sehen.

"Seit seiner Gründung 1981 hatte der Deutsche Klassiker Verlag die elektronische Form seiner mit größtem Aufwand hergestellten Texte programmatisch im Blick", sagte Wolfgang Kaußen vom Deutschen Klassiker Verlag. "Mit Chadwyck-Healey haben wir nun hierfür den besten Partner gefunden." Steven Hall, Senior Vice President bei ProQuest Information and Learning meinte dazu: "Wir sind stolz und glücklich über diese Zusammenarbeit und freuen uns darauf, einen großen Teil der deutschen Literatur in sorgfältig herausgegebenen Editionen anbieten zu können." Günter Berg, Verlagsleiter von Suhrkamp in Frankfurt, lobte während des Empfangs am 11. Oktober mit großem Nachdruck die Arbeit von ProQuest Information and Learning: "Die Urverleger dürfen diese Ausgabe jetzt mit gutem Gefühl in Empfang nehmen".

Chadwyck-Healey hat bereits langjährige Erfahrungen mit der Digitalisierung deutscher Literatur gesammelt: In Zusammenarbeit mit dem Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger digitalisierte Chadwyck-Healey die Weimarer Ausgabe der Werke von Goethe und die Schiller-Nationalausgabe, außerdem die Kritische Kafka Ausgabe des S. Fischer Verlages und - gemeinsam mit dem Suhrkamp Verlag - die Werke von Bertolt Brecht. Im Juni 2000 erschien eine umfangreiche Datenbank mit deutscher Lyrik in Zusammenarbeit mit Philipp Reclam jun.

Die Digitale Bibliothek Deutscher Klassiker umfasst die vorliegenden Ausgaben des Deutschen Klassiker Verlags, einschließlich 31 der 34 Werkausgaben (Goethes, Wielands und Schillers Werke ausgenommen) und aller 16 Sammelwerke. Die elektronische Ausgabe reproduziert den kompletten Inhalt eines jeden Bandes. Zu den Texten bringt die Digitale Bibliothek Deutscher Klassiker den umfassenden Kommentar sowie Original-Illustrationen. Kommentar, Text und Verzeichnisse sind per Hyperlinks auf eine Weise miteinander verknüpft, dass zwischen Primär- und Sekundärmaterial schnell und einfach navigiert werden kann. Deshalb ist es mit dieser Ausgabe und den übersichtlichen Suchoptionen erstmals möglich, in einzelnen oder mehreren Texten gleichzeitig nach bestimmten Wörtern, Sätzen oder Motiven zu forschen. Zitate lassen sich rasch auffinden und prüfen. Diese Datenmengen parallel durchsuchen zu können, eröffnet der sprachhistorischen und literaturgeschichtlichen Forschung neue Möglichkeiten. Auch neue Erkenntnisse in der Wirkungsgeschichte politischer Ideen, Debatten und Bewegungen auf Literatur sind jetzt denkbar.


ProQuest Information and Learning
The Quorum, Barnwell Road
GB-Cambridge CB5 9SW
barbara.bultmann@proquest.co.uk
http://www.proquest.co.uk

Deutscher Klassiker Verlag
D-60325 Frankfurt am Main
hennemann@Suhrkamp.de
http://www.suhrkamp.de


Zur Autorin:

Angelika Beyreuther-Raimondi ist freie Journalistin

Rheingaustraße 16
D-65201 Wiesbaden
E-Mail: a-beyreuther@gmx.de