Ende des Dornröschenschlafes

Moderne Erschließung juristischer Dissertationen
des 16. bis 18. Jahrhunderts aus dem Gebiet des Alten Reichs

von Doris Haben


Abstract

1. Einleitung
2. Erfassung und Präsentation im Bibliotheks-OPAC

3. Digitalisierung

4. Das Projekt im Netz

5. Fazit

6. Ausblick


1. Einleitung

Lange Zeit wurden Dissertationen und universitäre Traktate in Bibliotheken äußerst stiefmütterlich behandelt. Dies galt auch für historische Sammlungen des 16. bis 18. Jahrhundert, die zusätzlich unter der großen Erschließungslücke litten wie alle anderen Bestände des Zeitraumes. Das VD 16 und das VD 17 machen nun keinen Unterschied mehr bezüglich der Schriftgattungen, und längst gibt es auch mehr und mehr Wissenschaftler und wissenschaftliche Bibliothekare, die mit ihren Arbeiten auf die vielfältigen Ansätze hinweisen, die besonders historische geisteswissenschaftliche Dissertationen bieten.(1)

Das Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte in Frankfurt am Main konnte seit den 70er Jahren einen bedeutenden Bestand juristischer Dissertationen, Disputationen, Traktate und universitäre Gelegenheitsschriften aufbauen. Dabei handelt es sich bis heute um 1.432 Sammelbände unterschiedlichster Provenienz, die jeweils zwischen ca. 10 und ca. 50 Einzelschriften enthalten.(Abb. 1) Einige Sammlungen sind nach derzeitiger Kenntnis vollständig erhalten, bei anderen ist unklar, ob sie ursprünglich aus den wenigen Bänden bestanden, die sich jetzt im Institut befinden. Die hausinterne Erschließung bestand in einem Zettelkatalog in unhandlichem Format, hergestellt aus Kopien von Titelblattverfilmungen. Dabei wurden jedoch nur echte Dissertationen berücksichtigt. In einem Forschungsprojekt mit biographisch-prosopographischer Zielsetzung konnten in den 80er Jahren etwa 5 800 Dissertationen bearbeitet werden.(2) Dabei wurde bewusst die Fragestellung von der Wirkung einzelner, wichtiger Autoren abgewandelt zu der Untersuchung der Schriftproduktion einer in sich geschlossenen Berufs- und Standesgruppe. Aus dem juristischen Schrifttum zog man die nahezu unübersehbare Zahl an Universitäts-Dissertationen und Disputationen als Untersuchungsobjekt heran.(3) Zusammen mit der Erschließung einer Leihgabe der Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt am Main, der Sammlung Lehnemann, bei der es sich um eine Sammlung juristischer Dissertationen des gleichen Zeitraumes handelt, wurden diese Ergebnisse inzwischen auch auf einer CD-ROM veröffentlicht.(4)

Die geschätzten 60.000 Schriften in Institutseigentum waren aber weiterhin nur vor Ort durch den erwähnten Katalog benutzbar, der zudem, wie erwähnt, nicht vollständig ist. Daher war es seit langem ein Wunsch der Institutsleitung und der Bibliothek, diesen in seiner Größe und relativen Vollständigkeit besonderen Bestand nach den heutigen Erfordernissen der Forschung zu erschließen und nutzbar zu machen.

1998 entwickelte die Bibliothek des Institutes daher ein Projekt zur umfassenden bibliographischen Erfassung und inhaltlichen Erschließung im OPAC. Zusätzlich sollen zur Ergänzung, Präzisierung und zur besseren wissenschaftlichen Nutzung die Titelblätter sowie die Buchseiten mit Widmungsempfängern digitalisiert und in Kombination mit den bibliographischen Datensätzen angeboten werden. Die Digitalisierung der Titelseite und bestimmter Schlüsselseiten erinnert natürlich zu Recht an die Konzeption des VD 17.(5) Die Generalverwaltung der Max-Planck-Gesellschaft konnte zur Unterstützung des Projektes gewonnen werden.

2. Erfassung und Präsentation im Bibliotheks-OPAC

Der Scanarbeitsplatz in der Bibliothek
Die Bibliothek hatte das große Glück, auf das Know-How aus der Erschließung der Sammlung Lehnemann zurückgreifen zu können, da zwei Fremdfirmen, die an diesem Projekt beteiligt waren, erneut für die Zusammenarbeit gewonnen werden konnten. Als Grundlage der Erfassung wurde die Datenbanksoftware LARS gewählt, weil die bereits vorhandenen Daten aus den früheren Projekten in dieser Form vorlagen; außerdem konnte das Datenbankprofil als Grundlage für die Definition einer neuen Datenbank genutzt werden. Vorab wurde weithin abgeklärt, welche Informationen für die rechts-, sozial- und wissenschaftsgeschichtliche Forschung relevant sind. Dabei wurde immer wieder auf die wichtigen prosopographischen Zusammenhänge hingewiesen. Diese bestehen nicht nur zwischen Präsiden und Respondenten, sondern lassen sich auch in Form der Widmungsempfänger und der sog. Beiträger wiederfinden. Mit dem Begriff Beiträger werden Personen bezeichnet, die z.B. Gratulationsgedichte zur Promotion geschrieben haben und deren Werke häufig am Ende einer Dissertation abgedruckt sind, die aber bisher in der bibliographischen Erschließung vernachlässigt wurden. Die Widmungsempfänger und Beiträger werden erfasst, normiert werden sie allerdings nur, soweit sie in den bereits vorhandenen Daten, der PND oder der Personennormdatei der Bibliothek vorhanden sind. Weitergehende Normierungsarbeit für diesen Personenkreis war nicht zu leisten. Einige wichtige zusätzliche Informationen über die üblichen bibliographischen Daten hinaus werden erfasst, so der Herkunftsort des Respondenten, das genaue Disputationsdatum und die Art der Disputation.

Um eine Erschließung des Bestandes von 60.000 Schriften in einer Projektlaufzeit von 5 Jahren mit ca. 7,5 Personenjahren bewältigen zu können, werden einige Kategorien in stark formalisierter bzw. automatisierter Form erfasst. Als Beispiel sei hier die Verfasserangabe genannt, die die beteiligten Personen nicht in Vorlageform der Haupttitelseite bietet. Die Kategorie wird stattdessen durch eine automatische Umsetzung aus den Normfeldern der Personen gefüllt. Bei der Erschließung wird unterschieden zwischen einer Erfassungsdatenbank und einer "Enddatenbank" oder "Masterdatenbank". Auch andere Kategorien werden in der Masterdatenbank durch automatische Umsetzungen aus der Erfassungsdatenbank heraus generiert. Das relationale Datenbankschema ist sehr umfangreich, weil von Anfang an großer Wert auf Formatunabhängigkeit bei der Datenausgabe gelegt wurde. So können die Daten heute nach vielen gewünschten Formaten ausgegeben werden, z.B. Dublin Core, MAB, xml oder auch im Format des derzeitigen Bibliothekssystem SISIS-SE. Letztes geschieht regelmäßig zum Update des Bibliotheks-OPAC.(6) Bei der Planung der Datenbank bzw. der Erschließung wurde die zukünftige Digitalisierung natürlich mit einbezogen. Monatlich erfassen die beiden Fremdfirmen etwa 1000 Datensätze, die regelmäßig in den OPAC eingespielt werden. Die Zahlen liegen damit über den Vorgaben zur Einhaltung des Zeitplans. Eine der Fremdfirmen ist außerdem zuständig für die Datenbankbetreuung, Umsetzung der Daten zum Einspielen in die Bibliotheksdatenbank und dergleichen. Die Buchbände werden zur Erfassung und gleichzeitig zur späteren Digitalisierung durch eingelegte, farbige Streifen vorbereitet.

3. Digitalisierung

3.1 Was wird digitalisiert

Die Digitalisierung lehnt sich mit dem Scannen bestimmer Schlüsselseiten an das VD 17 an. Digitalisiert werden die Titelseiten und Seiten, auf denen Widmungsempfänger verankert sind. Die geschätzte Zahl der Bilder bewegt sich damit im Bereich von etwa 90.000. Zwar ist durch die Erfassung bekannt, in welchen Titeln Widmungsempfänger vorhanden sind, jedoch nicht, über wie viele Buchseiten sich diese Vermerke ziehen. Daher ist die Zahl der Images nach wie vor nur grob schätzbar.

3.2 Welche Bildqualität

Da die Frage der zu digitalisierenden Seiten sich am VD 17 orientierte, wurden ursprünglich auch die dortigen Qualitätsmerkmale der digitalen Bilder zum Maßstab genommen. Ausserdem sollte die Digitalisierung möglichst kostengünstig sein. Daher waren Schwarz-Weiß-Scans mit einer Auflösung von 400 dpi geplant. Im Laufe des Jahres 1999 wurde von diesem ersten Plan jedoch abgerückt. Wie Tests zeigten, konnte die Qualität dieser Bilder in Schwarz-Weiß für das Material nicht überzeugen. Daher reifte der Entschluss, Farbbilder in hoher Auflösung anzubieten, um nicht nur die reine Textinformation, noch dazu in schlechter Qualität, sondern darüber hinaus den Geist und die Beschaffenheit des Materials zu transportieren. Das Problem mit einigen in roter Farbe gedruckten Titelteilen, die bei Schwarz-Weiß-Bildern zu nicht sichtbaren Bildteilen führt, kam noch hinzu.

Ein großes Problem im praktischen Arbeitsablauf, das in den Planungen unbedingt zu berücksichtigen war, stellen die Buchsammeleinbände von enormer Dicke - teilweise bis zu 25 cm - dar. Zahlreiche Abklärungen bei ebenso zahlreichen Firmen wurden unternommen, um eine geeignete Buchwippe zu finden, die ein schnelles und dennoch buchschonendes Arbeiten erlaubt. Dabei wurden viele Probescans gemacht, um außer der Bildqualität das Handling und den Arbeitsablauf beurteilen zu können.

3.3 Wie wird digitalisiert

Mehr und mehr wurde auch klar, dass es für Digitalisierungsprojekte unabdingbar ist, sich vielfältiges Wissen über Scanner, Kameras, Beleuchtung, Bildformate, Bildbearbeitung und dergleichen anzueignen. Und wie lernt man besser, als wenn man es selber tut. Andererseits gab es kein Personal innerhalb des Instituts, das die Scankampagne durchführen konnte. Das Institut investierte in einen Arbeitsplatz (Abb. 2) durch die Anschaffung der Kamera Progress 3012 sowie der Hardware, der Scan- und Bildbearbeitungssoftware und der nötigen Beleuchtungsanlagen. Dadurch verfügt das Haus über eine hochleistungsfähige Kamera, die auch nach dem Ende des Projekts einsatzfähig sein wird. Außerdem konnten die beteiligten MitarbeiterInnen der Bibliothek sich vor dem eigentlichen Projektstart ausführlich mit der Kamera und der Scansoftware vertraut machen und für einen kleinen Teil der Dissertationen eine Scanreihe selber durchführen. Für die Durchführung der Digitalisierung wurde ein Dienstleistungsunternehmen gefunden, dessen Personal vor Ort im MPI arbeitet.

3.4 Das Scanverfahren

Das Scannen startete nach Projektplan im Oktober 2000. Zu diesem Zeitpunkt war genug Material an bereits bibliographisch erfassten Titeln vorhanden. Später werden Scannen und das Erfassen der Bände parallel voranschreiten. Nach der Planung müssen etwa 20 Bilder pro Stunde bei 8 Stunden Arbeitszeit pro Tag gemacht werden, damit die Scankampagne in 3 Jahren abgeschlossen werden kann. Daher war es bei den besichtigten Kameras und Scannern neben der Qualität wichtig, wie lange der Scanvorgang bzw. die Speicherung dauert. Schließlich fiel die Wahl auf die Scan-Software ImageAcess, eine Software, die bis dahin eher im industriellen Bereich eingesetzt wurde. Diese Kamerasteuerung setzt auf einer Datenbank auf, in diesem Fall wird MS-Access benutzt. Die Daten aus der Erfassungsdatenbank LARS werden in die Scan-Software eingespielt, wobei zu jedem erwarteten Bild ein Datensatz angelegt wird. So kann beim Digitalisieren die Bildzuordnung zum bibliographischen Satz relativ problemlos geschehen, ohne dass das Personal tieferes bibliographisches Verständnis für die komplizierte Erfassung alter Drucke haben muss. Die beim Scannen entstehenden Metadaten werden dann wieder in die Erfassungsdatenbank zurückgespielt. Die Kamera Progress 3012 verfügt über ein Videolivebild, so dass Prescans zum Prüfen der Ausrichtung, Bildschärfe und dergleichen entfallen können. Die Software ImageAcess bietet zudem den großen Vorteil, beim Scannen gleichzeitig zwei Bildformate abspeichern zu können. Im Projekt sind dies ein großformatiges Tiff-Sicherungsformat und eine komprimierte JPEG-Version als Gebrauchs- und Internetversion. Außerdem wurde die Software dahingehend angepasst, dass der Tiffheader aus den bereits angelegten Datensätzen automatisch gefüllt wird.

Das Problem der Buchwippe ist bis heute nicht direkt gelöst - ursprünglich als Behelf gedacht, kommen zur Ausrichtung und Stabilisierung des Buches Schaumstoffunterlagen und -keile sowie diverse ummantelte Bleischlangen und Sandsäcke zum Einsatz (Abb. 3). Das Handling hat sich als sehr gut erwiesen, so dass die fehlende Buchwippe gar nicht mehr als Desiderat empfunden wird. Nach der anfänglichen Einarbeitungsphase werden im Schnitt 25 Bilder pro Stunde erreicht, durchschnittlich also 5 Bilder mehr als geplant. Der Scan-Rechner musste daher bezüglich Plattenplatz nachgerüstet werden. Die Tiff-Bilder mit einer Auflösung von ca. 2300 x 3000 Pixeln erreichen eine Größe von ca. 20 MB; durch die hohe Zahl der Bilder pro Stunde ist der Speicherplatz schnell belegt. Direkt verbunden mit dem Scanrechner ist ein zweiter Rechner mit einem CD-Brenner. Mit Hilfe eines Skripts werden jede Nacht die Dateien eines bestimmten Datums auf diesen Brennrechner verschoben und am nächsten Tag auf CD-R gebrannt. Aus der Bibliothek ist i.d.R. mindestens eine Ansprechperson für das Scanpersonal anwesend, damit auftretende Fragen schnell und unkompliziert gelöst werden können. Dabei stellte sich die enorme Wichtigkeit der ständigen Kommunikation und des ständigen Informationsaustausches einmal mehr heraus. Inzwischen sind die Abläufe gut eingespielt.

4. Das Projekt im Netz

Die Bildschirmmaske der Einfachen Suche

Für die Internet-Präsenz hatte das Projekt das hausinterne, von der DFG geförderte Projekt "Digitalisierung von Literaturquellen zum deutschen, österreichischen und schweizerischen Privat- und Prozessrecht des 19. Jahrhunderts" zum Vorbild.(7) Wie auch bei diesem Projekt konnte das Institut auf den Server-Platz der Gesellschaft für Wissenschaftliche Datenverarbeitung mbH Göttingen (GWDG), dem zentralen Rechenzentrum der MPG, zurückgreifen. Die Datenbanksoftware KLEIO,(8) die für das Privatrechtsprojekt eingesetzt wird, kommt auch hier mit Hilfe des Lehrstuhls für historisch-kulturwissenschaftliche Informationsverarbeitung der Universität zu Köln zum Einsatz. Die Rechercheoberflächen mussten dem Material entsprechend konfiguriert werden, insbesondere die Problematik von normierten Namen und nicht normierten Namen (Beiträger und Widmungsempfänger) musste berücksichtigt werden. Auch sollte die Datenbank die besonderen, zusätzlich erfassten Informationen komfortabel recherchierbar machen. Die für die Betreuung der LARS-Datenbank zuständige Fremdfirma liefert die mit den Bildmetadaten angereicherten bibliographischen Daten für KLEIO in einem xml angenäherten Format aus. Die JPEG-Bilder selber werden auf CD-R zur GWDG nach Göttingen geschickt und dort auf den Server aufgespielt. Dank der Unterstützung von KLEIO konnten Datenbank und Suchmaschine den Wünschen der Bibliothek angepasst werden. Besonders wichtig sind dabei die Indices.

Grundsätzlich werden zwei verschiedene Sucheinstiege geboten: Zum eine die sog. Einfache Suche, zum anderen die Komplexe Suche. Die Einfache Suche (Abb. 4) erfolgt über 8 verschiedene Indices: Verfasser, Beiträger / Widmungsempfänger, Titelzeile, Titelstichwort, Hochschule, Systematik und Schlagwort. Die wenigen Körperschaften sind im Verfasser-Index miterschlossen. Das Aufschlagen eines der Indices bietet einem ein Fenster mit dem Index, in dem man sich mit Hilfe einer Eingabezeile bewegen kann. Andererseits kann man über die Eingabe in dieser Eingabezeile auch gleich die Trefferliste erzeugen lassen. Die Komplexe Suche (Abb. 5) bietet eine äußerst komfortable Suchmaske, in der 7 Suchkategorien voreingestellt sind. Man kann jedoch durch ein Auswahlmenu in insgesamt 17 Suchkategorien recherchieren. Dabei sind zusätzlich alle eingegebenen Suchbegriffe durch "Und", "Oder" und "Und nicht" kombinierbar. Auch hier werden alle hinter den Suchkategorien liegenden Indices zur Auswahl und Orientierung angeboten; die Übernahme der Begriffe in die Suchzeilen erfolgt dabei mit einfacher Tastenbestätigung. Zusätzlich zu den Suchkategorien gibt es zwei Datumsfelder für das Erscheinungsjahr und das Dissertationsjahr, die zur Recherche nach einzelnen Jahren als auch für Zeiträume benutzt werden können.

Die Einzeltrefferkurzanzeige mit drei zugehörigen Bildern (Titelblatt und Widmungsseiten)

Nach der Recherche erhält man entweder eine Trefferliste oder bereits einen Einzeltreffer (Abb. 6). Von beiden Ebenen gelangt man auf die ausführliche Titelbeschreibung mit Thumbnails der direkt zugehörigen Bilder, die per Klick vergrößert werden können. Bei mehrbändigen Werken oder Werken mit unselbständigen enthaltenen Schriften, die auch erfasst und gescannt werden, führt ein Link zu einer Bildergalerie, in der alle mit diesem Werk in Zusammenhang stehenden Bilder aufgelistet sind; dies können durchaus einige Dutzend Digitalisate sein (Abb. 7). Das jeweils genau zur Recherche passende Bild der Titelseite ist umrahmt und damit für den Benutzer optisch leicht erkennbar. Alle Bilder werden als Einzelbilder in zwei unterschiedlichen Qualitäten angeboten. Damit wird den unterschiedlichen Ausstattungen bezüglich Bildschirm und Leitungsanbindung der Nutzer Rechnung getragen. Im August 2001 konnte die KLEIO-Datenbank unter folgender Adresse freigegeben werden: http://dlib-diss.mpier.mpg.de. In SISIS-SE werden die in KLEIO gebildeten URLs in eine entsprechende Kategorie eingelesen und sind über den WWW-OPAC ansprechbar, d.h. auch über den normalen Bibliotheks-OPAC sind nicht nur die bereits importierten bibliographischen Datensätze recherchierbar, sondern auch die via KLEIO damit verknüpften Bilder. Der OPAC ist dabei das grundlegende Rechercheinstrument für alle Benutzer. Die KLEIO-Datenbank bietet mit ihren wesentlich differenzierteren Recherchemöglichkeiten jedoch alle Möglichkeiten, dieses besondere Datenmaterial über die üblichen Regeln hinaus nutzen zu können.

Im August 2001 wurde die Datenbank mit rund 22.000 Bildern öffentlich freigegeben. Am Jahresende waren bereits über 30.000 Bilder zugänglich. Ebenso wie die Zahl der bibliographischen Sätze im OPAC ständig anwächst, wird auch das Angebot kontinuierlich ausgebaut.

5. Fazit

5.1 Wachsende Nutzung des Bestandes

Die bibliographische Erschließung einer bedeutenden Sondersammlung juristischer Dissertationen des 16. bis 18. Jahrhunderts, die durch den WWW-OPAC der Bibliothek sowie die KLEIO-Datenbank via Internet zur Verfügung gestellt wird, trifft auf Nachfrage - das ist durch verstärkte Anfragen aus aller Welt, aber auch durch sehr erhöhte Ausleihzahlen von Mitarbeitern und Gästen vor Ort feststellbar. Welche konkreten wissenschaftlichen Projekte durch diese Erschließung angestoßen werden können, ist jetzt noch nicht abzusehen. Es gibt es aber bereits erste Forschungsplanungen, die diese Bestände als eine ihrer Grundlagen nehmen möchten.

5.2 Die Digitalisierung vor Ort

Die Digitalisierung als ein Projekt vor Ort, bei dem das eigentliche Scannen zwar von Fremdpersonal durchgeführt wird, die Entscheidungen bezüglich Ausstattung, Bildformaten, Bildarchivierung etc. aber bei der Bibliothek liegen, hat das interne Wissen in diesem Bereich stark erweitert. Zudem hat die Bibliothek als Spezialbibliothek einer Forschungseinrichtung auch im Institut selber mit dieser Arbeit großes Interesse geweckt. Nicht zuletzt werden die Möglichkeiten der Kamera immer wieder von WissenschaftlernInnen oder anderen Service-Abteilungen des Hauses nachgefragt. Gleichzeitig ist die Abhängigkeit von einer Fremdfirma, die alles außer Haus macht, gesunken. Wichtig war und bleibt bei dieser Form die Kommunikation zwischen den beteiligten Personen in der Bibliothek und den Fremdfirmen in der Datenbankbetreuung, der bibliographischen Erfassung und dem Digitalisieren sowie die gute Zusammenarbeit mit der EDV-Abteilung im Haus.

6. Ausblick

Die Bibliothek hat im Frühjahr 2001 von der Diözesanbibliothek Limburg eine Sammlung juristischer Dissertationen des einschlägigen Zeitraumes als Dauerleihgabe erhalten. Es ist geplant, dieses Material nach Abschluss des laufenden Projektes ebenfalls zu erfassen. Darüber hinaus bemüht sich die Bibliothek laufend, durch Neuerwerbungen den Bestand auszubauen und wird am Ende des Projektes auch endlich über ein echtes Instrument der Bestandsrecherche und Bestandsabschätzung verfügen, was die Ergänzung erheblich vereinfacht. Ein Material, das auch unter Bibliothekaren lange Zeit einen Dornröschenschlaf halten musste, wurde mit diesem Projekt zumindest für eine Disziplin wachgeküsst. Die Bibliothek wird ihre Scan-Station auch in den kommenden Jahren nutzen können und ist damit in der Lage, kurzfristige bzw. kleine Digitalisierungsprojekte unabhängig umsetzen zu können. Mit anderen Worten: Die Investition in einen digitalen Arbeitsplatz hat sich gelohnt - nicht nur für das hier beschriebene Projekt, sondern auch für das Know-How in der Bibliothek.


Anmerkungen

1. Ahsmann, Margreet: Collegium und Kolleg. Der juristische Unterricht an der Universität Leiden 1575-1630 unter besonderer Berücksichtigung der Disputationen, Frankfurt am Main 2000.

DiNoto Marrella, Sergio: "Doctores". Contributo alla storia degli intellettuali nella dottrina del diritto comune, 2 Bde., Padova 1994.

Kroeschell, Karl: Zur juristischen Studienliteratur im 18. Jahrhundert. In: Deutsches Recht zwischen Sachsenspiegel und Aufklärung, hrsg. von Rolf Lieberwirth und Gerhard Lingelbach, Frankfurt am Main1991, S. 151-163.

Allweiss, Werner: Von der Disputation zur Dissertation. In: Dissertationen in Wissenschaft und Bibliotheken, hrsg. von Rudolf Jung und Paul Kaegbein, München 1979, S. 13-28.

Koppitz, Hans-Joachim: Ungehobene Schätze in unseren Bibliotheken. In: Dissertationen in Wissenschaft und Bibliotheken, hrsg. von Rudolf Jung und Paul Kaegbein, München 1979, S. 29-39.

2. Vgl. zur Projektplanung: Ranieri, Filippo: Vom Stand zum Beruf. Die Professionalisierung des Juristenstandes als Forschungsaufgabe der europäischen Rechtsgeschichte der Neuzeit. In: Aspekte europäischer Rechtsgeschichte. Festgabe für Helmut Coing zum 70. Geburtstag, Frankfurt am Main1982, S. 293-322, sowie in: Jus Commune 13 (1985), S. 83-105.

3. Juristische Dissertationen deutscher Universitäten, 17.-18. Jahrhundert, hrsg. von Filippo Ranieri, 2 Bde., Frankfurt am Main 1986.

Biographisches Repertorium der Juristen im Alten Reich, 16.-18. Jahrhundert, hrsg. von Filippo Ranieri,
Bd. A, Frankfurt am Main 1989, Bd. C, Frankfurt am Main 1991, Bd. D, Frankfurt am Main 1990, Bd. E, Frankfurt am Main 1987.

4. Biographisches Repertorium der Juristen im Alten Reich, 16.-18. Jahrhundert, A-E, hrsg. von Filippo Ranieri und Karl Härter. - Katalog der Sammlung Lehnemann, hrsg. von Ulrich Dingler und Karl Härter, CD-ROM-Ausgabe, Frankfurt am Main 1997.

5. Vgl. http://www.vd17.de

6. Vgl. http://wwwopac.mpier.uni-frankfurt.de

7. Vgl. http://www.mpier.uni-frankfurt.de/dlib/

8. Vgl. http://www.hki.uni-koeln.de


Zur Autorin

Doris Haben, Diplom-Bibliothekarin

Ehemals: Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte
Jetzt: Co-Leitung der Bibliothek des Schweizerischen Landesmuseum
Museumstrasse 2
CH-8023 Zürich
Tel.: ++41-1-2186531
E-Mail: Doris.Haben@slm.admin.ch

Jetzige Projektbetreuerin am MPIER:
Charlotte Kahn
Tel.: 069-78978-123
E-Mail: kahn@mpier.uni-frankfurt.de