Digitale Netzmedien ermöglichen auch in den Bibliotheken neue, innovative Formen der Mitarbeiterkommunikation. Die Unsicherheiten und Unklarheiten zum effektiven Einsatz dieser Technologie sind aber immer noch sehr groß. So kommt eine Dissertation von Claus Hoffmann unter dem Titel "Das Intranet als Medium der Mitarbeiterkommunikation. Eine explorative Studie des Einsatzes neuer Kommunikationstechnologien in Organisationen" zur rechten Zeit. Autor und Verlag hätten gut daran getan, den Untertitel auch in der nunmehr einer größeren Öffentlichkeit zugänglichen Publikation beizubehalten. Ohne diesen Zusatz entsteht der Eindruck, dass es sich um ein Lehrbuch oder Handbuch für den Gebrauch des Intranet als Medium der Mitarbeiterkommunikation handelt.
Für die Studie wurden "136 Kommunikationsverantwortliche der computervermittelten Kommunikation der 500 umsatzstärksten deutschen Unternehmen schriftlich befragt und die praktischen Erfahrungen von 12 Kommunikationsabteilungen in Expertengesprächen analysiert" (S. 9).
Da vielfältige Fragen bei der Anwendung des Intranets noch offen sind und es bisher nur wenige, empirisch gesicherte Forschungsergebnisse zur Nutzung des Intranets gibt, ist eine derartige Befragung angebracht. Das gilt auch für die Bibliotheken. Am besten eignet sich dazu die Exploration, da sie im weitesten Sinne die auf einen Untersuchungsgegenstand einwirkenden Einflussfaktoren und "der für ihn relevanten Umstände und Bedingungen mit dem Ziel der Differenzierung des Forschungsproblems zur Verfeinerung und Überprüfung der Anlage einer Untersuchung" (1) erkundet.
Unter Mitarbeiterkommunikation versteht der Autor den "Prozess der Bedeutungsvermittlung zwischen Handlungsträgern in Organisationen". Akteure sind "die Organisationsleitung, Führungskräfte und Mitarbeiter. Ziel der Mitarbeiterkommunikation ist die Erfüllung des Organisationszwecks." (S. 22)
Die ersten beiden Kapitel beschäftigen sich mit der Problemstellung und der Zielsetzung (Begriffsklärungen, Funktion der Mitarbeiterkommunikation, Forschungsperspektiven u.ä.). Das dritte Kapitel behandelt das Intranet als Computernetzwerk in Organisationen. Im vierten Kapitel wird der Forschungsstand zur Intrakommunikation in Organisationen analysiert. Im Mittelpunkt des fünften Kapitels steht der praktische Einsatz des Intranets aus der Sicht der Ergebnisse der o.g. Experteninterviews und schriftlichen Befragungen. Das Schlusskapitel enthält eine zusammenfassende Würdigung des Intranets und einen Ausblick auf Entwicklungen der Intranet-Kommunikation.
Der Autor berücksichtigt sowohl die Ergebnisse der kommunikationswissenschaftlichen Forschung (Prozesse der Bedeutungsvermittlung und der Verständigung in Organisationen) als auch der betriebswirtschaftlichen Forschung (Planung, Beschaffung, Verwaltung und Einsatz der Ressource Information in Organisationen) und integriert die Konzepte der verschiedenen Auffassungen von Kommunikation und Organisation.
Die Ergebnisse der explorativen Studie sind auch für eine Befragung in den Bibliotheken von Interesse. Das betrifft insbesondere
Die Untersuchungen zeigen aber auch, dass das Internet nicht in allen Situationen Vorteile bietet. Insbesondere bei Themen mit großer persönlicher Betroffenheit, mit komplexen Darstellungen und mit Mehrdeutigkeiten und Ungewißheiten ist das Intranet der Face-to-face Kommunikation eindeutig unterlegen.
So ist es sinnvoll, über einen Medienmix nachzudenken, der das Schwarze Brett, die Face-to-face Kommunikation und das Intranet sinnvoll miteinander verknüpft. Dies auszuloten, ist eine wichtige Aufgabe vor allem für das Management in den großen Bibliotheken. Dazu ist die vorliegende Publikation eine wertvolle Hilfe.
1.Koschnik, Wolfgang J.: Encyclopedic dictionary marketing. Vol. 1. München, 1994. S. 609