Rowley, Jennifer:
Information Marketing

- Aldershot [u.a.]: Ashgate, 2001 - XV, 212 S.
ISBN 0-566-08222-5. GBP 39,95

Betriebswirtschaftliche Konzepte wie beispielsweise das Marketing werden in der Bibliothekswissenschaft schon seit über zwanzig Jahren rezipiert. Daher entsteht die Frage, ob es sich bei einem Lehrbuch über Marketing von Information nicht um eine modische Verknüpfung des Marketings mit dem Informationsbegriff handelt. Das ist nicht der Fall: Wenn es bisher um das Marketing der Bibliotheken als Institution i.S. einer besseren Positionierung im öffentlichen Bewusstsein ging, so geht es hier um das Marketing der Produkte von Bibliotheken. Natürlich ist damit auch eine Einführung in das Thema Marketing überhaupt verknüpft, vor allem aber geht es um die Möglichkeiten, den Markt der Informationsprodukte richtig einzuschätzen und die eigenen Dienste und Produkte dann richtig zu positionieren und zu promoten.

Die Autorin ist Professorin an einem sozialwissenschaftlichen Fachbereich eines Colleges, schreibt klar und instruktiv und vermag insbesondere bei den Beispielen Bezug auf Bibliotheken und Informationsprovider zu nehmen. Die aus deutscher Sicht etwas happigen 40 Pfund für ein Buch mit 200 Seiten sind deshalb gut angelegt.

Die einzelnen Kapitel behandeln das Marketing an sich, den Informationsmarkt, die Kunden, die Kundenbeziehungen, die Besonderheiten von Informationsprodukten, die Bildung von Marken und die Corporate Identity, die Marketing-Kommunikation, die Preise und die Preispolitik, die Sammlung von Marketingdaten und die Marketing-Strategie und -Planung. Die Autorin fasst die grundlegende Literatur zum jeweiligen Thema zusammen, zählt die relevanten Punkte auf, hebt Übersichten in Kästen hervor, gibt instruktive Beispiele, versucht sodann, Gedankenanstöße in Form von Aufgaben zu geben und führt am Ende der Kapitel nach einer Zusammenfassung die relevante Literatur an. All dies ist in einem klaren Stil geschrieben, der die angelsächsischen Lehrbücher fast durchweg von den deutschen unterscheidet.

Insgesamt kann man für seine Tätigkeit sehr viel aus dem Text herausziehen, ganz gleich, in welcher Sparte des Bibliothekswesens man arbeitet. Das Buch ist daher für Kolleginnen und Kollegen aus dem öffentlichen und wissenschaftlichen Bereich ebenso geeignet wie für Beschäftigte in Spezialbibliotheken. Die Beispiele sind übertragbar, außerdem ist klar, dass nicht alle geschilderten Maßnahmen auf jeden Bibliothekstyp passen können. Beispielsweise könnte die Bildung einer Marke eventuell großen Bibliotheken wie der Deutschen Bibliothek oder Verbünden gelingen, während minder große Bibliotheken hier kaum eine Chance haben. Dennoch steckt in dem Kapitel zur Markenbildung ("branding") so manches, was auch für Bibliothekarinnen und Bibliothekare kleinerer Einrichtungen bedenkenswert ist.

Alles in allem ist dies ein instruktiver, didaktisch aufgebauter Text für einen Bereich, in dem viele Bibliotheken noch ihre Hausaufgaben zu machen haben. Je mehr das Überleben von Firmenbibliotheken von einem guten Portfolio an Dienstleistungen abhängt, je mehr öffentliche Bibliotheken als Eigenbetriebe ausgegliedert werden und ihre Dienstleistungen gezielt vermarkten müssen, desto mehr werden jene Fragestellungen, die in diesem Buch grundlegend behandelt werden, eine wichtige Rolle bei der bibliothekarischen Tätigkeit spielen.


Anschrift des Rezensenten:
Dr. Jürgen Plieninger
Bibliothek des Instituts für Politikwissenschaft
Universität Tübingen
juergen.plieninger@uni-tuebingen.de