Perfect Cash - Zahlungssysteme im Internet
Bericht über eine Veranstaltung von inTIMEberlin vom 8. bis 9. April 2002 in Berlin

von Clemens Deider

Auch Bibliotheken müssen sparen, und das nicht erst jetzt, jetzt aber noch viel mehr. Da sind auch kleinste Euro-Beträge gefragt, deren Einsammeln oft nicht im Verhältnis zum Aufwand steht bzw. stand. So werden z.B. in der Verwaltung von Kreditkartensystemen Beträge unter 10 Euro zwar angemahnt, aber nicht mehr beigetrieben, das ist zu teuer. Die wirtschaftliche Abrechnung von Kleinbeträgen ist gefragt. Letzte fallen bei Bibliotheken vornehmlich an. Zum anderen sind es digitale Güter und Dienstleistungen, zu deren Bezahlung die Bibliotheken sich immer mehr gezwungen sehen. Und drittens ist es eben das Internet, über das diese Leistungen verteilt werden, also auch gleich direkt bezahlt werden sollten. Trotz negativer Entwicklungen am Neuen Markt befindet sich der elektronische Handel im Aufwind. Perfect Cash bot wieder den Anbietern von Produkten - Bibliotheken z.B. SUBITO - und Dienstleistungen - Medienausleiher der Bibliothek - eine Plattform des Erfahrungsaustausches und der Kontaktaufnahme. Dabei bildeten erfolgreiche und erfolgversprechende Zahlungssysteme den Schwerpunkt der Veranstaltung. Insbesondere der medienadäquate Vertrieb digitalisierbarer Produkte über das Internet, wie Software, Video, Musik und Informationen. Auch wurde dem grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr Beachtung geschenkt, der bei der internationalen Verflechtung der Bibliotheken wie auch ihrer internationalen Medienlieferanten von Interesse sein dürfte. Können kleine Beträge verrechnet werden, lohnt sich die Verrechnung von größeren Beträgen um so eher.

Verständnis für e-commerce und e-government konnte in diesem Zusammenhang vertieft werden. Ebenso wurden Sicherheit und Rechtsverbindlichkeit von Transaktionen wie auch elektronische Bürgerdienste diskutiert, im ganzen in sieben Foren mit jeweils überwiegend drei Vorträgen zu den jeweiligen Themen.

Forum 1. Der elektronische Handel - Perspektiven und Voraussetzungen

Hier ist der Beitrag von Andreas Gebauer, Stiftung Warentest, zu nennen, der den elektronischen Handel aus Verbrauchersicht darstellte. Als Leiter der Online-Redaktion von Stiftung Warentest wusste A. Gebauer offensichtlich, wovon er sprach. Drei Micropaymentsysteme stehen dem Stiftung-Kunden als Zahlungsweg zur Verfügung.

FIRSTGATE clickbuy, was innerhalb der Veranstaltung noch gesondert vorgestellt wurde. net900, worüber B.I.T.online schon ausführlich berichtet hat (B.I.T.online 2000, Heft 1 S. 71) und infini-MicroPayment. Bei der Verteilung der Abrufe auf die genannten Bezahlsysteme hat Stiftung-Warentest für den Zeitraum 01.01.02 bis 07.03.02 folgende Werte ermittelt:


Firstgate 82,13 %
Infin Micropayment 10,89 %
Net900 6,98 %

Forum 2. Interne Zahlungssysteme: Praxisbeispiel 1

Drei Unternehmen stellten ihre Systeme vor.

FIRSTGATE clickbuy für den Verkauf hochwertiger Inhalte
Playbox nach eigener Aussage das führende Bezahlsystem via Mobiltelefon in der virtuellen und realen Welt
Micro Money mit dem Anspruch "der Standard im Micropayment"

Forum 6. Internet-Zahlungssysteme: Praxisbeispiel 2
(Lieferte für den zweiten Tag den direkten Praxisbezug.)

Bezahlen nach SET noch am Leben oder schon tot? Schon tot!

An seiner Stelle soll 3D-SET kommen. Der Referent setzt auf die Kreditkarte als Zahlungsmittel für die meisten Internetzahlungen ab 30 Euro als ertragsrelevant, während kleinere Beträge akzeptanzrelevant wären.

Bezahlen mit der Geldkarte im Internet

  • Scheint trotz des Imageverlustes der Geldkarte wieder an Bedeutung zu gewinnen. Und mit Paybest - Virtuelle Waren schnell und anonym bezahlen
  • Scheint ein System in der Entwicklung kurz vor der Patentierung zu stehen, das sich Bibliotheken vielleicht näher ansehen sollten. Nennt doch der Vortragende das E-Book als Ansatz für eine Kooperation der Interessen für Publisher und Nutzer.

    Sicherheit im Handel (Forum 3), Bezahlsysteme und grenzüberschreitender Zahlungsverkehr (Forum 4), rechtliche Rahmenbedingungen (Forum 5) - E/M-Business und allgemeines Vertragswesen wie auch Datenschutz im E-/M-Commerce, nicht zu unterschätzende Beiträge - und E-Government (Forum 7) rundeten den sachlich inhaltlichen Teil der Veranstaltung erfolgreich ab.

    Damit sind nur einige Punkte hier im Veranstaltungsbericht angesprochen worden, denn eine ausführliche Darstellung würden die Proceedings nicht ersetzen können. Letzte können optimal vom Teilnehmer genutzt werden, stellen aber für den interessierten Nichtteilnehmer eine Orientierungshilfe dar, die über die dort aufgeführten Kontaktanschriften via E-Mail vertieft werden können; wozu sich die Referenten bereiterklärt haben. Es sind aber nicht nur die E-Mail-Kontakte sondern auch die in Vortrags-Power-Point-Bildern aufgeführten Verweise zu relevanten Internetangeboten. So bei dem Vortrag des Referenten Sven Mörs beim Berliner Beauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit auf den zwei letzten Bildern "Informationen im Internet" (1) und (2). Besonders für Dozenten in bibliothekarischen Lehranstalten können die Power-Point-Bilder der Referenten, wie sie in den Proceedings abgebildet und in www.onmicard.de nachzulesen sind, als Stichwortgeber eine Hilfe sein.

    Zu beziehen sind die Proceedings unter www.omnicard.de

    bzw. von:

    inTIMEberlin
    Plüschowstr. 5 b
    D-14167 Berlin
    Tel.: 030/809058-14
    Fax: 030/809058-15

    Abschließend stellt sich die Frage, ob nicht auf einer eigenen Veranstaltung für die Bibliotheken der ganze Komplex "Zahlungssysteme im Internet und E-Government" überregional zu diskutieren ist, um als Ergebnis verbindliche Projekte für die Untersuchung der optimalen Anpassung an bestehende Systeme, etwa das Bremer E-Government, zu erreichen. Als über Jahre mit erfolgreich durchgeführten Veranstaltungen wie Onmicard, Smart Kiosk und Perfectcash ausgewiesener kompetenter Veranstalter könnte möglicherweise inTIMEberlin für eine konzeptionelle Ausgestaltung als unabhängige Institution gewonnen werden.


    Zum Autor

    Dipl.-Volksw. Clemens Deider

    Fuggerstraße 18
    D-10777 Berlin
    E-Mail: cdeider@t-online.de