Booth, Pat F.:
Indexing: the manual of good practice


- München: Saur, 2001. XIV, 489 S.
ISBN 3-598-11536-9; Euro 110,-

Als der Rezensent Anfang der 70er Jahre vor Verlagsmitarbeitern mehrere Vorlesungen über das Registermachen hielt, konnte er neben seinen eigenen Erfahrungen auf die vorzügliche Publikation seines Lehrers Horst Kunze (1) und eine Vielzahl von Beiträgen in der von der ersten Berufsorganisation der Indexierer, der britischen und irischen Society of Indexers´, herausgegebenen Zeitschrift "The Indexer" zurückgreifen.

In der Folge erschienen in Großbritannien und den USA mit den Publikationen von Collison (2), Knight (3), Mulvany (4) und Wellisch (5) vorbildliche Hand- und Lehrbücher über das Indexieren, wie zu sehen ist, immer in anglophonen Ländern, in denen dem Registermachen große Aufmerksamkeit seitens der Verlage und Autoren zugewandt wird und der Indexierer als geachteter Beruf gilt.

In Deutschland scheint das Indexieren vielen Autoren und Verlegern eine lästige Pflicht zu sein, die mangelhaftes Können zu Tage fördert und ökonomischen Verlagszwängen untergeordnet ist. Dies ist vielen Registern natur- und geisteswissenschaftlicher Bücher schon bei der ersten Benutzung anzusehen.

Nun liegt eine auf der über 40jährigen Erfahrung der Society of Indexers´ beruhende Arbeit der Bibliothekarin, Indexiererin und Dozentin von Lehrgängen zum Indexing, Pat F. Booth, vor. Mary Piggott formuliert in einem von der Society of Indexers´ gezeichneten Vorwort die Zielstellung als "a revelation for the potential or beginner indexer and a source of reference and revision - also of enlightment - for the experienced practitioner." (S. XI)

Mit diesem "manual of good practice" hat Pat F. Booth das definitive Buch zum Indexieren geschrieben. Sie steht damit in den anglophonen Ländern in einer großen Tradition.

Das Buch ist Pflichtlektüre für alle an der Vorbereitung, Herstellung und Distribution von Informationen beteiligten Berufsgruppen und für Studenten des Verlagswesens, der Buchwissenschaft und der Bibliotheks- und Informationswissenschaft.

Das Buch ist logisch aufgebaut, der Stil ist klar, verständlich und elegant.

Kapitel 1-3 dienen der Einführung in die Begriffe Index, Indexer und Indexing. Kapitel 4-5 enthalten Hinweise für die "Forming the index entries" und "Editing and presenting the index". Kapitel 6-9 informieren sehr ausführlich über das Indexieren einzelner Kategorien wie Zeitschriften, Bilder, Tonaufzeichnungen und Kinderliteratur sowie in verschiedenen Wissensgebieten (u.a. Recht, Naturwissenschaft und Technik, Medizin). Kapitel 10-11 behandeln das Management des Indexierens, z.B. die finanziellen Aspekte der Indexierung, die Beziehungen des Indexierers zu seinen Klienten, die ethischen Anforderungen an den Indexierer und die technologischen Grundlagen der Indexierung (z.B. Software). Das abschließende Kapitel 12 ist dem Beruf des Indexierers unter besonderer Berücksichtigung der Aufgaben und Arbeitsweise der Berufsorganisationen in Großbritannien, den USA, Kanada, Australien, Südafrika und China gewidmet.

Den Abschluss bildet ein 42seitiges Register, gestaltet nach den auf den Seiten 19 und 20 von der Autorin unter der Überschrift "Index measurements" formulierten theoretischen Grundlagen und praktischen Hinweisen - mit Vorbemerkungen, klug ausgewählten Stich- und Schlagwörtern und graphisch übersichtlicher Darstellung. Dies ist für den Zweck dieser Veröffentlichung zu akribisch - so ist das mit der Vorbildwirkung!

Einziger Mangel des Buches: Es fehlt eine Geschichte des Indexierens von ihren Anfängen bis zum Ende des 20. Jahrhunderts. (6)

Fazit: Der Rezensent schließt sich Mary Piggott an: "Internet that no indexer could read her book without pleasure and profit." (S. XII) Das vorzügliche Handbuch gehört in die Handbibliothek der Autoren, Lektoren, Verleger und Bibliothekare.

Und in Deutschland? Die wissenschaftliche Literatur des 16.-18. Jahrhunderts bietet zahlreiche Beispiele guter Register. Seit dem 19. Jahrhundert beschränkt sich die Methodik und Technik des wissenschaftlichen Arbeitens immer mehr auf das Technische und vernachlässigt so auch die Theorie und Praxis des Registermachens. Am Beginn des 21. Jahrhunderts kann die Devise nur lauten: Wir benötigen eine Berufsorganisation der Indexierer und eine Weiterführung der von Horst Kunze verfassten Leitlinien zum Registermachen.


Anmerkungen

1. Kunze, Horst: Über das Registermachen. 1. Aufl. Leipzig, 1964. - 4. Aufl. München, 1992.

2. Collison, Robert L.: Indexes and indexing. 4th ed. London, 1972.

3. Knight, G. Norman: The art of indexing: a guide to the indexing of books and periodicals. London, 1979.

4. Mulvany, Nancy C.: Indexing books. Chicago, 1994.

5. Wellisch, Hans H.: Indexing from A to Z. 2nd ed. New York, 1995.

6. Vorbildlich Horst Kunze, der in seiner nur 83 Seiten umfassenden Schrift "Über das Registermachen" u.d.T. "Über die Notwendigkeit guter Register" vier Seiten der historischen Betrachtung widmet.


Anschrift des Rezensenten:
Prof. em. Dr. Dieter Schmidmaier
Ostendorfstraße 50
D-12557 Berlin