Chaintreau, Anne-Marie; Gascuel, Jacqueline:
Votre bâtiment de A à Z. Memento à l’usage des bibliothécaires


- Paris: Electre-Éditions du Cercle de la Librairie 2000. 314 Seiten; (frz.) (Collection Bibliothèques)
ISBN: 2-7654-0778-9 / ISSN 0184-0886. Euro 35,-

Es handelt sich bei dieser Veröffentlichung um ein Planungshandbuch für diejenigen Bibliothekarinnen und Bibliothekare, die, zusammen mit ihren Mitarbeitern, mit einem Projekt zum Neubau, einer Erweiterung, des Umbaus oder der Einrichtung eines Bibliotheks- gebäudes befasst sind.

Das Handbuch ist für die praktische Anwendung gedacht und behandelt die architektonischen und technischen Aspekte von Bibliotheksgebäuden sowie die Fragen der Einrichtung und der technischen Ausstattung. Unter 54 alphabetisch geordneten Stichworten werden ausführlich Fachausdrücke und technische Begriffe sowie Standards und Berechnungsverfahren erläutert, die unerlässlich sind für eine Bibliothekarin oder einen Bibliothekar, wenn es um den Dialog mit anderen am Planungsprozess beteiligten Akteuren geht oder auch darum, Pläne und andere Unterlagen lesen und verstehen zu können.

Bereits in der Einführung wird die besondere Bedeutung der Programmierung, das heißt einer möglichst genauen quantitativen und qualitativen Beschreibung der für die Bibliothek erforderlichen Räume und Flächen sowie deren funktionale Zusammenhänge hervorgehoben, ebenso die notwendige Sorgfalt bei der Kosten- und Finanzierungsplanung.

Den einzelnen Kapiteln ist jeweils in einem grau unterlegten Kasten - was der Übersichtlichkeit sehr zugute kommt - eine Zusammenfassung der dann ausführlicher erläuterten qualitativen und quantitativen Planungshinweise vorangestellt. Einige der Kapitel seien an dieser Stelle näher beleuchtet, insbesondere im Vergleich zu entsprechenden Hinweisen, Regelungen, Vorschriften und Standards in Deutschland.

So werden unter dem Stichwort Akteure die an der Planung beteiligten Personen und Institutionen und deren jeweiligen Aufgaben und Verantwortlichkeiten beschrieben, wobei übrigens auch der Sicherheitskoordinator genannt wird; die Zuständigkeiten der einzelnen Akteure unterscheiden sich geringfügig von denen der entsprechenden Personen in den bei uns praktizierten Planungsprozessen.

Unter dem Stichwort Programm wird erläutert, welche Rahmenbedingungen geklärt werden müssen, ehe das eigentliche Programm aufgestellt wird. Darüberhinaus werden die einzuhaltenden Planungsvorschriften erklärt. In einer Checkliste werden die im Programm festzulegenden inhaltlichen und funktionalen Forderungen dargelegt und schließlich wird darauf hin gewiesen, dass bei der Formulierung des Programms berücksichtigt werden muss, dass die Architekten normalerweise die Fachsprache der Bibliothekare nicht kennen.

Auch der Frage der Standortwahl wird unter einem Stichwort erörtert. Den Bibliothekaren werden in Frankreich offensichtlich weitaus größere Mitwirkungsmöglichkeiten bei der Wahl eines geeigneten Standortes zugestanden als bei uns - worüber hierzulande von bibliothekarischer Seite eingehender nachzudenken wäre, woraus sich wohl auch entsprechende Forderungen ableiten lassen müssten.

Unter dem Stichwort Réhabilitation, das heißt also Umnutzung, wird eine frühzeitige und eingehende Prüfung der Umnutzbarkeit in Hinsicht unter anderem auf die Tragfähigkeit der vorhandenen Decken und der Zugänglichkeit des Gebäudes empfohlen.

Zur Planung gehört ebenfalls, dass die Bibliothekare die Planungsunterlagen richtig lesen und verstehen können. Pläne Lesen erfordert unter anderem eine Kenntnis der in den Zeichnungen verwendeten und genormten Symbole. Pläne dienen nicht nur der Planung von neuen Gebäuden oder Um- bzw. Anbauten, sondern müssen auch bei späteren Umbaumaßnahmen verlässliche Auskunft über die vorhergehenden baulichen Gegebenheiten erlauben.

Unter dem Stichwort Deckenlasten werden nicht nur die für feste und Fahrregalanlagen erforderlichen Deckenbelastbarkeiten (‚Lastannahmen‘) erläutert - die übrigens fast den auch bei uns gültigen Anforderungen entsprechen - , sondern es wird auch empfohlen, in Hinsicht auf spätere Nutzungsänderungen in bestimmten Bereichen die für Fahrregalanlagen erforderliche Deckentragfähigkeit zu berechnen, auch wenn dort nicht von vornherein Fahrregalanlagen eingesetzt werden.

Unter Bestandserhaltung werden die inzwischen international - auch auf grund einer IFLA-Empfehlung - anerkannten Klimawerte erläutert, daneben aber auch Grenzwerte für Beleuchtung empfohlen. Es fehlen auch nicht Hinweise auf Boden- und Deckenabstände von Regalböden, unter dem Gesichtspunkt der Gewährleistung ausreichender Luftzirkulation zwischen den Regalen. Das gleiche Thema wird unter dem Stichwort Klima behandelt, hier eher in Hinsicht auf die Befindlichkeit der Benutzer. Im Text wird immer wieder auf die Probleme mit großflächig verglasten Außenwänden und auf mögliche Belästigungen durch Lüftungs- und Klimaanlagen hingewiesen, auch auf die Einflüsse des Außenklimas auf die klimatischen Bedingungen im Inneren des Gebäudes für Mitarbeiter und Benutzer.

Ein weiteres Problem wird unter dem Stichwort Lärm/Geräusch angesprochen. Der Standort des Bibliotheksgebäudes sollte möglichst Lärmbelästigungen von außen, also vor allem Verkehrslärm, gering halten oder ausschließen; im Inneren des Gebäudes sollten im Benutzungsbereich offene Galerien zu zentralen Hallen vermieden werden.

Maßnahmen für Behinderte werden ebenfalls ausführlich behandelt; die hier formulierten Forderungen entsprechen etwa den bei uns gültigen Normen. Auch die Frage der Notausgänge wird weitgehend gleich den bei uns gültigen Vorschriften beschrieben.

Beim Brandschutz wird eine andere Kategorisierung der verschiedenen Schutzbereiche und -stufen als hierzulande angewandt, die aber letzten Endes auf die Erfüllung der gleichen Schutzziele hinausläuft. Im Einzelnen werden die wichtigsten Maßnahmen zum baulichen und betrieblichen Brandschutz, entsprechend den Festlegungen in den baurechtlichen Vorschriften erläutert; es fehlen aber auch nicht einige Hinweise auf die spezifischen Probleme des Brandschutzes in Bibliotheken, vor allem unter dem Aspekt des Schutzes der Bestände.

Unter dem Stichwort Verkabelung werden verschiedene Systeme mit ihren Vor- und Nachteilen vorgestellt und auf Probleme wie Nachbarschaft von Starkstrom- und Datenkabeln sowie vor allem die Nachinstallierbarkeit unter dem Aspekt der absehbar schnellen technologischen Veränderungen hingewiesen.

Schließlich werden unter dem Stichwort Sicherheit auch Schutzmaßnahmen gegen Einbruch, Vandalismus und Diebstahl erörtert.

Es werden darüberhinaus ausführliche Hinweise für die Vorbereitung von Informationsbesuchen bei anderen, in der jüngsten Vergangenheit (zwischen 1994 und 2000) gebauten Stadt-, Regional- und Universitätsbliotheken gegeben. Solche Besuche stellen einen wichtigen Schritt bei der Vorbereitung eines Projektes dar, können dabei doch überaus nützliche Lehren aus den positiven - aber auch negativen - Erfahrungen mit anderen Projekten gezogen werden. Diesen Hinweisen angefügt sind in tabellarischer Form und geordnet nach Regionen, Orten, Flächen, Art der Baumaßnahme sowie unter Nennung der Architekten Aufstellungen über neue Bibliotheksgebäude.

In einem Anhang werden im Text verwendete Abkürzungen erläutert und nützliche Adressen genannt. Eine ausführliche Bibliographie, ein Sachindex sowie ein Verzeichnis der an der Bearbeitung der einzelnen Stichworte beteiligten Autoren beschließt den Band.

Die Veröffentlichung ist wegen ihrer Systematik und auch wegen ihrer guten Übersichtlichkeit vorbildlich zu nennen. Die Erarbeitung eines vergleichbaren Handbuchs wäre sicherlich auch im deutschsprachigen Raum recht nützlich; das aufgelöste Deutsche Bibliotheksinstitut hätte diese verdienstvolle Aufgabe übernehmen können. Vielleicht findet sich eine Möglichkeit, solch eine Publikation im Rahmen eines zum Beispiel beim Bibliotheksbauarchiv in Berlin angesiedelten Projektes auf die Beine zu stellen!


Anschrift des Rezensenten:
Robert Klaus Jopp
Ostendorfstraße 50
D-14163 Berlin