Kürschners Deutscher Sachbuch-Kalender. 1. Jahrgang 2001/2002.
Kürschners Deutscher Musik-Kalender. 3. Ausgabe 2002.


- München: Saur, 2001. XIII, 663 S. bzw. 791 S.
ISBN 3-598-24180-1 Euro 210,00 bzw. ISBN 3-598-24210-7 Euro 210,00

Die Rezension zu den beiden traditionellen Nachschlagewerken des "Kürschners" - Kürschners Literatur-Kalender und Kürschners Gelehrten-Kalender (1) - bedarf erfreulicherweise einer Ergänzung, denn der Saur-Verlag hat zwei weitere "Kürschner" in sein Verlagsprogramm aufgenommen: die Neuschöpfung Kürschners Deutscher Sachbuch-Kalender und die Fortführung von Kürschners Deutscher Musik-Kalender.

Die Entstehung des Deutschen Sachbuch-Kalenders begründet Andreas Klimt im Vorwort der ersten Ausgabe. Nach seinen Ausführungen verzeichnete der Deutsche Literatur-Kalender bis in die zwanziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts möglichst vollständig die Vertreter der in deutscher Sprache verfassten Literatur. Unter "Literatur" verstanden die Herausgeber damals die Gesamtheit des Schrifttums ohne Unterscheidung z.B. in Belletristik, Sachliteratur und Fachliteratur. 1925 musste diese Vollständigkeit in einem einzigen Unternehmen aufgegeben werden, und der neuentstandene Gelehrten-Kalender erfasste die wissenschaftliche Literatur, während der Literatur-Kalender weiterhin allen Personen offenstehen sollte, "die nicht als Fachgelehrte anzusprechen sind." Diese Einteilung erwies sich im Laufe der Zeit als nicht realisierbar, und so stellte der Herausgeber des Literatur-Kalenders, Werner Schuder, 1958 fest: "Noch stärker als bisher beschränkt sich der 53. Jahrgang ausschließlich auf die Verzeichnung von Autoren schöngeistiger Werke. Manch einer der Bewerber ... musste abgelehnt werden, da die Sachbuch-Literatur heute bereits die Belletristik in der Zahl der Erscheinungen zu überragen beginnt und der Kalender sich zur Vermeidung von Ungerechtigkeiten betont eine Grenze setzen muss ... Es bleibt bedauerlich, dass nach der echt großzügigen Behandlung dieser Frage durch Joseph Kürschner mit der Trennung des Gelehrten-Kalenders vom Literatur-Kalender diese so wichtige Literaturgattung immer mehr zurücktreten musste, um jetzt ganz unberücksichtigt zu bleiben. Hier wäre eine dringende Aufgabe zu erfüllen."

Dem Saur-Verlag blieb es vorbehalten, diese Lücke nach fast einem halben Jahrhundert zu schließen. Und so liegt nun die erste Ausgabe eines Sachbuch-Kalenders vor. Sie enthält 4013 lebende Autorinnen und Autoren sowie 742 Verlage, die in dem breiten Spektrum der Sachbuch-Literatur "im Sinne populärer oder populärwissenschaftlicher Darstellung" (S. IX) arbeiten. "Er versucht sich abzugrenzen gegenüber spezialisierter Fachbuch- und Lehrbuchliteratur sowie der wissenschaftlichen Literatur, deren Verzeichnung dem Gelehrten-Kalender vorbehalten bleibt." (S. IX)

Die Artikel informieren über

  1. biographische Daten wie Familienname, Vorname, Pseudonyme, Adressen, Mitgliedschaften in schriftstellerischen Fachverbänden und literarischen Vereinigungen, Preise und Auszeichnungen;
  2. selbstverfasste oder mitverfasste selbständige Bücher, bearbeitete Bücher, die Mitarbeit an Büchern und Zeitschriften, herausgegebene oder mitherausgegebene Bücher und Zeitschriften, Filmwerke, Rundfunkarbeiten, belletristische Publikationen in anderer Form (z.B. Tonband oder Video) und Übersetzungen oder Mitübersetzungen;
  3. grundlegende Veröffentlichungen über die Person.

Im Anhang befinden sich folgende Verzeichnisse: Chronologischer und alphabetischer Festkalender für die Jahre 2002-2006, Sachbuchverlage, Register (z.B. Sachregister Autorinnen und Autoren, Sachregister Verlage sowie Schlagwortverzeichnis zu den Sachregistern).

Die Internetseite des Sachbuch-Kalenders www.saur.de/kds enthält als "virtuellen Mehrwert auch eine Liste aller im Sachbuch-Kalender aufgeführten Internet-Adressen (ca. 1.400). Damit wird ein für den Literatur-Kalender bereits etablierter Service aufgegriffen und fortgeführt.

Die nächste Ausgabe des Sachbuch-Kalenders soll im Herbst 2003 erscheinen.

Wer die ersten beiden Ausgaben von Kürschners Deutschem Musik-Kalender sucht, muss weit in die deutsche Verlags- und Musikgeschichte zurückgehen: 1929 erschien die erste Ausgabe als Das Deutsche Musiker-Lexikon von Erich H. Müller, ein Vierteljahrhundert später folgte die zweite Ausgabe 1954 als Kürschners Deutscher Musik-Kalender mit 4.500 Biographien von Persönlichkeiten des deutschen, österreichischen und schweizerischen Musiklebens. (2)

Nun liegt, ebenfalls nach fast einem halben Jahrhundert, eine neue Ausgabe vor. Sie verzeichnet mehr als 10.500 professionelle, lebende Musikerinnen und Musiker aus dem Bereich der sog. E-Musik, die ihren Schaffensschwerpunkt im deutschsprachigen Raum haben.

Die Artikel informieren über

  1. biographische Daten wie Familienname, Vorname, Pseudonyme, Adressen, Ausbildung, Laufbahn, Preise und Mitgliedschaften in Ensembles.
  2. Daten zum musikalischen Schaffen und Werk wie Kompositionen, Auftragskompositionen, CD- und Schallplattenaufnahmen und Uraufführungen
  3. grundlegende Veröffentlichungen über die Person.

Im Anhang befinden sich folgende Verzeichnisse: Chronologischer und alphabetischer Festkalender für die Jahre 2002-2006, Musikagenturen, Musikfestivals, Musikhochschulen und -akademien, Musiktheater, Musikverlage, Musikwettbewerbe, Orchester, Chöre und Ensembles.

Die Tradition der neutralen, die Leistungen nicht bewertenden Verzeichnung im Sinne von Joseph Kürschner lebt in beiden Publikationen fort. Vorworte und redaktionelle Hinweise informieren ausreichend über die beiden leicht zu benutzenden Handbücher, die die gebotenen Informationen übersichtlich anordnen und optimal erschließen. Beide "Kürschner" gehören in den Bestand der Fach- und Spezialbibliotheken und großer Wissenschaftlicher und Öffentlicher Bibliotheken.

Anmerkungen

1. s. B.I.T.online 5 (2002) 1, S. 88-89.

2. vgl. Totok - Weitzel. Handbuch der bibliographischen Nachschlagewerke. 4. Aufl. Frankfurt a.M., 1972. S. 226.


Anschrift des Rezensenten:
Prof. em. Dr. Dieter Schmidmaier
Ostendorfstraße 50
D-12557 Berlin