Enzyklopädie im Wandel. Schmuckstück der
Bücherwand, rotierende Scheibe oder Netzangebot.


Hrsg. v. Hermann Rösch. Mit Beiträgen von Helmut Volpers, Eberhard Anger, Michael Hiltl, Sonja Härkönen
- Köln: Fachhochschule, Fachbereich Informationswissenschaft, 2002, 86 S.
(Kölner Arbeitspapiere zu Bibliotheks- und Informationswissenschaft; 32)
ISBN 1434-1107

Das im November 2001 in der Fachhochschule Köln abgehaltene Seminar über Enzyklopädien alter, neuer und zukünftiger Art hat in der bekannten Reihe der "Kölner Arbeitspapiere ..." durch Abdruck der Vorträge einen publizistischen Niederschlag gefunden. Leider haben sich die meisten Autoren nicht mehr die Mühe gemacht, ihre Vorträge zu überarbeiten und in eine druckreife Fassung zu bringen und die Schriftleitung erklärt nicht, wer sich hinter den Autoren verbirgt.

Beim Lesen allerdings kommt man schnell darauf, wenn aus den Zeilen dick die Werbung für das jeweilige Produkt klingt, dass es sich um Firmenvertreter von Brockhaus und Encarta handelt. Das, was als gesprochenes Wort hinnehmbar sein kann, muss es nicht unbedingt als gedrucktes auch sein!

Nun, seit dem letzten Heft Nr. 2 dieser Zeitschrift, in dem die Veranstalter über dieses Seminar berichteten (S.168-169), wissen wir, dass es sich mit Eberhard Anger und Michael Hiltl um die Chefredakteure des Brockhaus und der deutschen Encarta handelt, die den Brockhaus multimedial 2002 und die Encarta Professional 2002 präsentieren.

Während Anger zunächst den Verlag und seine Geschichte, die Redaktionsarbeit und die Marke Brockhaus ausführlich werbend würdigt, mutet die Darstellung der digitalen Ausgabe (eher) wie eine Betriebsanleitung an, die natürlich infolge eingeschränkter bildlicher Darstellungsmöglichkeiten im Druck gegenüber dem Vortrag keinen Vergleich standhält.

Hiltl kann gleich in die Vorstellung der deutschen Encarta-Version einsteigen - da eine direkte Verlagsvorgeschichte fehlt - und diese Version als Marktführer bewerben; ähnliche Darstellung wie zuvor beim Mitbewerber!

Der Medien- und Kommunikationswissenschaftler Helmut Volpers von der Fachhochschule Köln dagegen beschreibt in einer profunden und mit vielen Quellen belegten Einführung die konzeptionellen Grundlagen von Enzyklopädien und ihre geschichtliche Entwicklung: von Diderot und d’Alembert über die Konversationslexika des 19. Jahrhunderts bis zu den heutigen enzyklopädischen Lexika.

Die abschließende Diskussion wird von Sonja Härkönen wiederzugeben versucht, in dieser gedruckten Form ist dies natürlich nur in einer Auswahl möglich. Es ging dabei hauptsächlich um die Frage des Beitrags von Enzyklopädien zum Wissenserwerb heute, für welchen Nutzerkreis - Schüler und Familien -, die Kulturkreisbindung, und schließlich um die Kosten für die Herstellung solcher Produkte sowie ihre Online-Nutzung.

Alles in allem ist dies eine Publikation, die einige Informationen über das Medium der Enzyklopädien liefert, aber auch nicht mehr - als der Titel verspricht.


Anschrift des Rezensenten:
Dr. Rolf Fuhlrott
Berliner Straße 9a
D-76185 Karlsruhe
fuhlrott@ubka.uni-karlsruhe.de