Spezialbibliotheken heute - Wettbewerb und Kooperation


28. Arbeits- und Fortbildungstagung der ASpB/Sektion 5 im DBV in Zusammenarbeit mit der GBDL; Hannover 6.-9. März 2001 / Bearb. von Margit Bauer
- Jülich: Geschäftsstelle der ASpB e.V., 2001.
ISSN 0949-1406. Euro 53,70 (Externe), Euro 38,50 (Mitglieder)

Der Vorsitzende der ASpB/Sektion 5 im DBV, Rafael Ball, erläutert in seinem Eröffnungsbeitrag Rahmen und Ablauf der Tagung: Spezialbibliotheken stellen sich dem Wettbewerb "auf verschiedene Weise und auf verschiedenen Ebenen: zum einen sind sie selbst Teil eines Gesamtunternehmens ... und leisten einen wirtschaftlich messbaren Beitrag zum Gesamterfolg des Unternehmens oder der Einrichtung. Sie stehen aber auch im Wettbewerb untereinander: Viele Bibliotheken konkurrieren mit gleichen oder ähnlichen Produkten". (S. 17)

Die Schwerpunkte des Konferenzbandes sind:

  1. einführende Gedanken zum Wettbewerb und zur Kooperation (z.B. "Sind Bibliotheken wettbewerbsfähig?" von Uwe Rosemann und "Universalbibliotheken und Spezialbibliotheken im DFG-System der überregionalen Literaturversorgung" von Jürgen Bunzel)
  2. die neuen Aufgaben von Fachinformationsstellen (z.B. zwei Beiträge von Gabriele Mirschel aus dem Zentrum für Agrarlandschafts- und Landnutzungsforschung und Birgit B. Schlindwein aus dem Informations- und Dokumentationszentrum Weihenstephan)
  3. die Vorstellung von Arbeitsgemeinschaften (Meereskundliche Bibliotheken, medizinisches Bibliothekswesen, geowissenschaftliche Bibliotheken, Kunst- und Museumsbibliotheken, Parlaments- und Behördenbibliotheken, kirchlich-wissenschaftliche Bibliotheken, Bibliothek der Fraunhofergesellschaft, Bibliotheken in der Max-Planck-Gesellschaft, Bibliotheks- und Informationswesen in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren, Bibliotheken und Informationseinrichtungen der Leibnizgemeinschaft)
  4. neue Medien in den Spezialbibliotheken (z.B. "Elektronische Publikationen in der Spezialbibliothek" von Beate Tröger und "Business Intelligence - a new challenge for libarians?" von Jean-Philippe Accart)
  5. Kompetenzen für Spezialbibliotheken (z.B. "Kompetenzen für Spezialbibliothekare" von Gudrun Spehm-Steidel und "Wie arbeitet man in einer digitalen Bibliothek? Ein Praxisbericht" von Alexandra Nelles).

Viele Beiträge sind aufschlussreich und der Diskussion auch auf künftigen Tagungen wert. Für den Rezensenten waren dies insbesondere die Vorträge über die einzelnen Arbeitsgemeinschaften und die Auseinandersetzungen um Kompetenzen für Spezialbibliothekare sowie der kämpferische, provokative und sprachgewaltige Festvortrag von Denis Scheck "Von der Buchmaschine zum Maschinenbuch", der mit den Sätzen endet "Friede unseren Bibliotheks-Palästen! Und Krieg jedem Versuch, mit dem Versprechen auf digitale Hütten irgendwo und irgendwann in einem virtuellen Schlaraffenland auch nur einen Stein aus ihren Fundamenten zu brechen." (S. 48)

Leider bleibt der Konferenzband dennoch ein Torso. Er enthält auf 320 Seiten zwar sechs Grußworte (20 Seiten), einen Festvortrag (neun Seiten), 27 Beiträge (262 Seiten) sowie Programm, Inhaltsverzeichnis, Verzeichnis der Referenten und Aussteller und schließlich Werbung (17 Seiten). Aber es fehlen zwei im Programm angekündigte Beiträge ( "Inhouse-Informationsversorgung - Probleme und Lösungen" von Olaf Hering und "Zukunft der Literaturversorgung in den Agrarwissenschaften" von Jutta Heller), die Ergebnisse sowohl der fünf "Workshops" (mit sehr wichtigen Themen wie dem Change Management und der Evaluierung von Internetquellen) als auch des "Forum Zeitschriften" und des "Round Table" sowie der Vortrag auf der Conference Summary Session (mit der Verleihung des "Best Paper Award").

Außerdem sind die Beiträge sehr unterschiedlich angelegt: Sie reichen von ausführlichen, mehrseitigen, in die Tiefe gehenden Betrachtungen des Gegenstandes bis zu einer lediglich sieben Zeilen umfassenden Information mit einem schlichten Hinweis auf die Webseite.

Für Konferenzteilnehmer mag das alles hinnehmbar sein, für andere Interessenten am Konferenzthema ist dies m.E. eine unvollständige Dokumentation ohne Wegweisung und Wertung durch den Veranstalter. Ein Vorwort hätte viele Fragen beantworten können: Zu welchen Ergebnissen führte die Tagung? Was wurde auf den Workshops, dem Forum und dem Round Table mit welchen Ergebnissen behandelt? Wer erhielt wofür den "Best Paper Award"? Welche Themen blieben in der Diskussion offen und mit welchen davon will sich die Arbeitsgemeinschaft auf der kommenden Tagung beschäftigen? Warum sind die Beiträge in dieser z.T. wenig aussagekräftigen Form veröffentlicht und nicht "in einen Guss gebracht" worden? Warum fehlen zwei Beiträge? usf.

Aus der Sicht dieser Veröffentlichung ist es für den Rezensenten leider nicht möglich, die Konferenzbeiträge insgesamt zu werten und die Konferenz zu beurteilen.


Anschrift des Rezensenten:
Prof. em. Dr. Dieter Schmidmaier
Ostendorfstraße 50
D-12557 Berlin