Fünfzig Jahre Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin.
Hrsg. von Ulrich Naumann; Doris Fouquet-Plümacher.


- Berlin: Universitätsbibliothek der Freien Universität, 2002. X, 609 S.
ISBN 3-929619-26-1

Vor dem Hintergrund der Währungsreform in Westdeutschland, der Ausdehnung der Gültigkeit der DM West auf Westberlin, der Berliner Blockade und dem Beginn der Berliner Luftbrücke wurde am 24. Juli 1948 zur Gründung einer "Freien Universität" aufgerufen. Noch vor der offiziellen Gründungsfeier und dem Beginn der Vorlesungen wurde im September 1948 eine Bibliotheksstelle eingerichtet, die am 1. März 1952 in Universitätsbibliothek umbenannt wurde. So feierte die Bibliothek in diesem Jahr eigentlich ihr 54. Jubiläum, aber eben auch den 50. Jahrestag ihrer Namensgebung. Und aus diesem letzteren Anlass erschien eine historische Darstellung der Bibliothek in Form einer voluminösen Festschrift.

Auf frühere umfassende Untersuchungen zur Bibliotheksgeschichte konnten die Herausgeber nicht zurückgreifen, so dass jeder Beitrag für diesen Anlass extra bearbeitet werden musste. "Diese intensive Beschäftigung mit unserer Bibliothek brachte für alle einen nicht unterschätzbaren Schwung für ihre zukünftige Arbeit. Sie können sich nun in einer Kontinuität sehen, mit der in der Vergangenheit Großes geschaffen werden konnte, an dem sich die zukünftigen Leistungen in einer sich wandelnden bibliothekarischen Welt messen lassen müssen." (Ulrich Naumann im Vorwort, S. III) Das geschieht nicht nur, wie oft in historischen Darstellungen zu finden, rückblickend, sondern in der Kontinuität von Geschichte, Gegenwart und Zukunft.

Die erste Sektion Zur Geschichte der Universitätsbibliothek erzählt in fünf Kapiteln von den Anfangsschwierigkeiten der jungen Bibliothek im zerstörten Berlin.

Die daran anschließenden Sektionen widmen sich einzelnen Bereichen:

Die Sektion Bestandsaufbau und Sammeltätigkeit ist die umfassendste. Die einzelnen Kapitel beschäftigen sich mit der Erwerbungstätigkeit (Kauf, Pflichtexemplare, Hochschulschriften, elektronische Dissertationen) und einzelnen Sammlungen (Sozialistika und die Bibliothek Stein, die Rarasammlung, alte juristische Dissertationen, medizinhistorische Altbestände).

Der alphabetischen und sachlichen Erschließung des Bestandes sowie der Bearbeitung der Universitätsbibliographie widmet sich die Sektion Kataloge und Bibliographien.

Unter der Überschrift Die Benutzung wird von dem Wandel in der Wandlung der Ausleih-, Fernleih- und Auskunftstätigkeit berichtet, vom Lesesaal der Bibliothek, von der zentralen Lehrbuchsammlung und von der Ausstellungstätigkeit.

Die Sektion Elektronische Datenverarbeitung enthält zwei zusammenfassende Beiträge zur elektronischen Datenverarbeitung in der Bibliothek, u.a. über das integrierte Bibliotheksinformationssystem Aleph 500.

Im Mittelpunkt der Sektion Zum Bibliothekssystem der Freien Universität steht in einem sehr umfangreichen Beitrag die Entwicklung des Bibliothekssystem, in zwei weiteren Beiträgen die Aufgaben und Arbeiten des der Universitätsbibliothek angeschlossenen Universitätsarchivs sowie der Anteil der Bibliothek an der bibliothekarischen Berufsausbildung.

Eine Sektion mit dem Titel Dokumentation schließt den Band ab. Sie enthält eine Bibliographie der Bibliothek, eine Bibliothekschronik, ein Verzeichnis der Autoren, ein Abkürzungsverzeichnis und einen Abbildungsnachweis.

Diese Festschrift ist vorbildlich, weil

  1. die Chance des Jubiläums ergriffen wurde, eine umfassende Darstellung der Entwicklung der Bibliothek vorzulegen, in der auch noch Zeitzeugen authentisch berichten konnten,
  2. Geschichte, Gegenwart und Zukunft eng miteinander verwoben wurden,
  3. über alle Bibliotheksprozesse detailliert berichtet wird.

Ohne festen Einband sieht das Buch mit seinem dunkelgrünen Umschlag leider wie ein zu dick geratener Studienführer aus.

Die Festschrift sei nachdrücklich Bibliotheks-, Wissenschafts- und Universitätshistorikern empfohlen. Einzelne Themen sind durchaus wert, in dem Jahrbuch für Universitätsgeschichte behandelt zu werden, z.B die Bedeutung des Universitätsarchivs, die einmalige Entstehung der Bibliothek in Zeiten des Kalten Kriegs sowie einzelne Sammlungen.


Anschrift des Rezensenten:
Prof. em. Dr. Dieter Schmidmaier
Ostendorfstraße 50
D-12557 Berlin