Zu den bedeutenden Bibliothekaren der Niedersächsischen Landesbibliothek im letzten Jahrhundert gehörte Werner Kraft (1896-1991). Geboren 1896 in Braunschweig, verbrachte er seit 1902 seine Kindheit und Jugend in Hannover. Nach Studium und Promotion war er seit 1928 als Bibliotheksrat in der "Vormals Königlichen und Provinzial-Bibliothek" in Hannover tätig und wurde 1933 als Jude aus dem Dienst entlassen. Er emigrierte 1934 mit seiner Familie nach Jerusalem und lebte bis zu seinem Tode im Jahre 1991 als Schriftsteller deutscher Sprache in Israel.

Die Tatsache, dass das literarische und essayistische Werk dieses "deutschen Dichters aus Jerusalem" nun in der Niedersächsischen Landesbibliothek in einer bibliographischen Datenbank erschlossen und über Internet weltweit zugänglich gemacht wird, hätte Kraft sicherlich zu einem leichten Stirnrunzeln veranlasst. Seine ehemalige Arbeitsstelle (aus der er vor siebzig Jahren vertrieben worden war) versucht auf diese Weise an das Werk und den Menschen Werner Kraft als ehemaligen Mitarbeiter zu erinnern.

Krafts literarisches Werk umfasst über 40 Buchtitel und rund 450 Aufsätze, Kritiken, Gedichte und Prosa in Zeitschriften und Zeitungen, dazu noch gedruckte Tagebücher, Briefe von und an Kraft sowie Interviews. An Sekundärliteratur gibt es über ihn Würdigungen, biographische Beiträge, literaturwissenschaftliche Forschungen, Rezensionen, Ehrungen, Ausstellungsberichte, Rundfunk- und Fernsehbeiträge. Insgesamt stehen über 1.200 Titel von und über ihn unter dem Titel "Werner Kraft-Bibliographie online" im Netz.

Die Datenbank ist über die Homepage der Niedersächsischen Landesbibliothek (www.nlb-hannover.de Link: Niedersachsen) zu erreichen. Eine kurze Einführung informiert über den Aufbau und die Benutzung, über Auswahlkriterien, formale Erfassung der Titel und inhaltliche Erschließung sowie Bestandsnachweise. Hier ist auch ein Link zu finden, der Auskunft über die Lebenschronik Werner Krafts gibt (www.nlb-hannover.de/Niedersachsen/Werner_Kraft/wkraft.html) und eine biographische Übersicht über die wichtigsten Lebensstationen bietet.

Die technische Entwicklung hat Michael Piegenschke (Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek Kiel) übernommen, der die Datenbank nach dem Vorbild der Niedersächsischen Bibliographie und der Leibniz-Bibliographie mit Hilfe der Software Abacus konzipierte.

Die "Werner Kraft-Bibliographie online" wird regelmäßig aktualisiert. Grundlage dafür ist die laufende Auswertung der Medien, die im Rahmen des Sammelauftrags von der Niedersächsischen Landesbibliothek erworben werden. Die Datenbank ist ein Bestandteil des im Aufbau befindlichen Niedersächsischen Informationssystems (NIS). Dieses neue elektronische Informationssystem soll die bereits bestehende Niedersächsische Bibliographie und die Leibniz-Bibliographie erweitern und wird zu einem Fachportal mit Bürgerservice ausgebaut.

Ulrich Breden
Niedersächsische Landesbibliothek
Tel. 0511/1267-368
Ulrich.Breden@mail.nlb-hannover.de