Feather, John: Communicating knowledge: publishing in the 21th century

- München: Saur, 2003. XIV, 233 S.
ISBN 3-598-11506-7

Der Autor, Professor für Bibliothekswissenschaft an der Loughborough University, hat schon mehrfach die buch- und bibliothekswissenschaftliche Literatur bereichert. Er veröffentlichte zu historischen Themen z.B. 1988 "A history of British publishing" und 1994 "Publishing, piracy and politics: an historical study of copyright in Britain", äußerte sich zu modernen Aspekten z.B. 2000 "The information society: a study in continuity and change" (in dritter Auflage) und schrieb mit James Dearnley 2001 "The wired world: an introduction to the theory and practice of the information society". Noch in diesem Jahr soll die von ihm und Paul Sturges herausgegebene zweite Auflage der "International encyclopaedia of information and library science" erscheinen.

In dem vorliegenden Buch beschäftigt sich John Feather mit der Verlagsindustrie im 21. Jahrhundert. Als Ausgangspunkt wählt er die tiefgreifenden Veränderungen im Kommunikationsprozess, von dem auch das Verlagswesen nicht verschont bleibt: "For some communicators it is primarily and manifestly a knowledge industry; for others it is a cultural industry; for others again it is a part of leisure and entertainment industries" (S. X). Für ihn ist es schlicht und einfach umfassend "a business, a process and a system of communication" (S. 185).

Im ersten Kapitel "Publishing from the past to the present" führt Feather gekonnt in die Geschichte des Verlagswesens von den Anfängen bis zum Ende des 20. Jahrhunderts ein, das durch eine umfassende Internationalisierung des Verlagswesens gekennzeichnet ist. Damit leitet er direkt zum zweiten Kapitel "Publishing in the global economy" über, in dessen Mittelpunkt die Eigentumsverhältnisse der Verlagsunternehmen, der Einfluss der multinationalen Konglomerate auf die unabhängigen Verleger und die Veränderung des Copyright stehen.

Im dritten Kapitel "Forms of publishing" werden drei Aspekte der Vielfalt des Publizierens vorgestellt: "variety - sources - formats".

Im vierten Kapitel "The publishing process" beschäftigt sich der Autor mit dem Prozess "how a book is transformed from the author´s creation into the publisher´s product. The publishing process is the essential link in the chain of communication from author to reader" (S. 123). Dazu gehören sowohl die sich verändernden Beziehungen zwischen einzelnen Berufsgruppen (z.B. Autor - Verleger, Herausgeber - Verleger, Verleger - Buchhändler) als auch neue Formen von Verträgen und Rechten.

Das fünfte Kapitel "Selling books" geht den verschiedenen Formen des Buchverkaufs von den traditionellen Buchhandlungen über die Supermärkte bis zum elektronischen Handel im Internet nach.

Kap. 6 und 7 "Information technology and publishing" und "Publishing in a networked world" beschäftigen sich mit der Anwendung der Informations- und Kommunikationstechnologien in den ersten Jahrzehnten des 21. Jahrhunderts, insbesondere mit dem elektronischen Publizieren und mit der Vernetzung.

Ein Inhaltsverzeichnis, eine Einführung, ein Verzeichnis der Abkürzungen, eine umfassende Bibliographie und ein aussagekräftiges Register vervollständigen die Veröffentlichung.

Der Autor hat allerdings einige Themen m.E. nicht ausreichend berücksichtigt:

  1. die Bedeutung von Bibliothekskonsortia für die kooperative Lizenzierung elektronischer Medien, z.B. Hinweise auf die Arbeit der Konsortien in Großbritannien wie Combined Higher Education Software Team (CHEST) und National Electronic Site Licence Initiative (NESLI), (1)
  2. die Implementierung eines Change Managements, in dem die in vielen Kapiteln verstreut zu findenden Veränderungen in der Verlagsindustrie sinnvoll zusammengefasst werden,
  3. die Leseerziehung (2) und die Vermittlung von Kenntnissen des Verlagswesens an die breite Öffentlichkeit (3)
  4. die Schattenseiten des Verlagswesens der Zukunft, wie sie u.a. André Schiffrin und Klaus Wagenbach sehen (4), z.B. die industriellen Renditeerwartungen, das Ersetzen der Lektoren durch Unternehmensberater, die Zockermentalitäten und die pharaonischen Manager-Gehälter.

Das Buch hätte auch ein zusammenfassendes Kapitel verdient, in dem ein Blick in die fernere Zukunft gewagt wird, ganz nach dem Untertitel "Publishing in the 21st century".

Trotz dieser kleinen Mängel wird der Autor dem im Vorwort formulierten Anspruch gerecht: "It is intended to give the reader a snapshot of the oldest of the knowledge industries at this time of profound transformation" (S. X). Er beschreibt umfassend den Stand und die Entwicklungstendenzen der Verlagsindustrie zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Das Werk ist sowohl ein Lehrbuch für Studenten der Bibliothekswissenschaft, des Verlagswesens, des Archivwesens und des Buchhandels als auch eine hilfreiche Hintergrundinformation für Manager im Verlagswesen und im Bibliothekswesen.


1. Keller, Alice: Konsortien in Bibliotheken: eine praktische Einführung. Zürich, 2002. 80 S.

2. Groothius, Rainer: Wie kommen die Bücher auf die Erde? Über Verleger und Autoren, Hersteller, Verkäufer und Gestalter, die Kalkulation und den Ladenpreis, das schöne Buch und Artverwandtes. Nebst einer kleinen Warenkunde. Köln, 2000. 144 S.

3. Die Forderung des Verlegers Klaus M. Saur: "Wenn man sich vor Augen hält, in welchem Maße das Lesen von Büchern zur Bildung und zur Entwicklung des logischen Denkens beiträgt, muss man der Leseerziehung eine ganz neue Bedeutung zumessen". In: Bücher, Menschen und Kulturen: Festschrift für Hans-Peter Geh zum 65. Geburtstag. München, 1999. S. 246.

4. Schiffrin, André: Verlage ohne Verleger: über die Zukunft der Bücher. Mit einem Nachwort von Klaus Wagenbach. Berlin, 2000. 124 S.


Anschrift des Rezensenten

Prof. em. Dr. Dieter Schmidmaier
Ostendorfstraße 50
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