Die Universitätsbibliothek Stuttgart

Dienstleistungszentrum und Mittelpunkt des universitären Bibliothekssystems

UB Stuttgart, Haupteingang Standort Stadtmitte

Allgemeines

Die Universitätsbibliothek Stuttgart (UBS) ist eine zentrale Einrichtung der Universität Stuttgart und wird vom Land Baden-Württemberg finanziert. Sie bildet den Mittelpunkt des Bibliothekssystems der Universität Stuttgart und gewährleistet, dass "Forschung, Lehre und Studium mit Literatur und anderen Informationsmitteln" (§ 30 Abs. 1 Satz 3 UG) bestmöglich versorgt werden.

Die Aufgabe von Literaturversorgung und Literaturnachweis für die Universität übernimmt die UBS als Zentralbibliothek gemeinsam mit 132 Institutsbibliotheken und sechs Bibliotheken in wissenschaftlichen Einrichtungen in Verbindung mit der Universität Stuttgart. Sie bilden zusammen das von der UBS geleitete Bibliothekssystem der Universität.

Die UBS sammelt Medien aus allen an der Universität Stuttgart vertretenen Wissensgebieten: vorwiegend Naturwissenschaft und Technik, Architektur, außerdem grundlegende Literatur bei Wirtschafts- und Sozialwissenschaften sowie Geisteswissenschaften. Besondere Sammelgebiete sind: Kautschuk- und Kunststoffindustrie, Allgemeine Werkstoffkunde und Werkstoffprüfung, Verkehrstechnik und Verkehrswesen, Straßenfahrzeuge, Feinmechanik und Optische Industrie, Metallkunde. Sie rühren aus ehemaligen DFG-geförderten Sondersammelgebieten her.

Die Erfüllung der genannten Aufgaben und Ziele der UBS ruht organisatorisch auf den Abteilungen: Medienbearbeitung, Bibliothekssystem und Digitale Bibliothek, die von den Bereichen Verwaltung und Technik organisatorisch unterstützt werden.

Die UBS bildet in Zusammenarbeit mit den anderen wissenschaftlichen Bibliotheken und Dokumentationsstellen der Region das Bibliotheksinformationssystem Stuttgart (BISS).

Raum und Bibliothekstechnik

Die UBS hat ihren Hauptsitz seit ihrer Gründung im Jahre 1829 in der Stadtmitte von Stuttgart. Da sich die Universität (bis 1967: Technische Hochschule) hier nicht mehr ausdehnen konnte, wurde seit 1957 in Stuttgart-Vaihingen ein zweiter Universitätsbereich aufgebaut, der heute den ursprünglichen Standort der Universität räumlich weit überholt hat. Inzwischen ist der größte Teil der naturwissenschaftlichen und ingenieurwissenschaftlichen Institute dort angesiedelt.

Architektur und Geisteswissenschaften sowie die Wirtschafts- und Sozialwissenschaften behielten ihren Standort im Bereich Stadtmitte.

1961 erhielt die Bibliothek der Technischen Hochschule (seit 1967: Universitätsbibliothek) mit Unterstützung der Max Kade-Foundation ein eigenes Gebäude, das von den Architekten Volkart und Zabel geplant und gebaut wurde. Dieses Gebäude weist typische Merkmale der von amerikanischen Vorbildern beeinflussten Bibliotheksarchitektur der frühen 60er Jahre auf, lässt aber nach 40 Jahren aufgrund der gestiegenen Anforderungen erhebliche Raumprobleme erkennen.

Blick in den Lesesaal Standort Stadtmitte
(mit Carrels im 2. Stock)
Die räumliche Teilung der Universität ab 1957 hatte für die UBS große Probleme zur Folge: sie hatte nun bei einem einzigen Literaturbestand zwei Bereiche zu versorgen. Deshalb wurde im Universitätsbereich Stuttgart-Vaihingen 1973 eine Zweigstelle der UBS eingerichtet, die seither ständig erweitert wurde und nahezu alle für den Benutzer erforderlichen Dienstleistungen anbietet. Die UBS in Vaihingen ist in einem Teil des von 1968 bis 1974 errichteten naturwissenschaftlichen Zentrums (NWZ II) untergebracht. Sie besitzt Lesesäle, Freihandbibliothek, Auskunftsbereich, Ausleihe und ein Magazin für neuere Literatur der im Universitätsbereich Vaihingen vertretenen Fächer. Die Lesesaalflächen verteilen sich auf sechs Ebenen, die in der Höhe gegeneinander versetzt sind. Außerdem sind zwei Fakultätsbibliotheken vollständig und zwei weitere in Teilen integriert.

Wegen der Aufspaltung der UBS in zwei Bereiche bei gleichzeitigem Bestreben, an beiden Standorten die bibliothekarischen Dienstleistungen möglichst umfassend anzubieten, ist ein beträchtlicher technischer und organisatorischer Mehraufwand erforderlich.

Die UBS ist zwar als traditionelle Magazinbibliothek konzipiert, bietet aber über 30% ihrer Bestände (Lesesaal-Handbibliothek, Zeitschriften-Handbibliothek, Lehrbuchsammlung, Freihandmagazin) frei zugänglich an.

Die technischen Einrichtungen in der UBS - sowohl in der Stadtmitte als auch in Vaihingen - sind robust und zuverlässig. Der Buchtransport aus den Magazinen zu den Leihstellen erfolgt in kürzester Zeit (3 bis 5 Minuten) über Bandförderanlagen, die sich als sehr betriebssicher erwiesen haben. Der übrige Buchtransport (großformatige Bücher, Fernleihe) erfolgt mit kleinen Lastenaufzügen bzw. mit dem Bücherwagen (auch Rücktransport ins Magazin) und dauert dementsprechend länger (1 bis 2 Tage).

Die Magazin-Regalanlage in der Stadtmitte wurde ab 1979 auf Fahrregale umgestellt. Eine ähnliche Maßnahme im Magazin in Vaihingen wurde im Jahr 2001 durchgeführt. Die gesamte Magazinkapazität der UBS reicht für die kommenden sechs Jahre aus.

Die Universitätsbibliothek Stuttgart bietet ihren Nutzern ein breites Spektrum an elektronischen Dienstleistungen an.

Online-Kataloge, Ausleihsystem und InfoMail-Service

Seit 1996 hat die UBS für ihre Benutzer einen elektronischen Online-Katalog eingerichtet, der einen großen Teil der konventionellen Zettelkataloge ablöst. Dieser weist alle Monographien und Dissertationen seit Erscheinungsjahr 1960 (davor in Auswahl), alle Lesesaal- und Freihandbestände sowie alle Zeitschriftentitel nach. Für Titel vor 1960 müssen die Benutzer im Alphabetischen Zettelkatalog ergänzend recherchieren. Im Online-Katalog können die meisten Titel auch sachlich über Schlagwörter gesucht werden. Für frühere Titel ist eine ergänzende sachliche Suche nach der Dezimalklassifikation (DK) möglich.

Der BISSCAT, der Online-Katalog des Bibliotheksinformationssystems Stuttgart, bietet Zugriff auf die Bestände der UB, der Institutsbibliotheken und anderer wissenschaftlicher Bibliotheken der Region Stuttgart (Bibliothekssystem Hohenheim, Württembergische Landesbibliothek u.a.). Insgesamt sind rd. 2,75 Mio. Titel mit rund 4,8 Mio. Besitznachweisen von 237 Bibliotheken nachgewiesen, darunter rd. 1,2 Mio. Bestände des Bibliothekssystems der Universität Stuttgart.

OPAC-Arbeitsplätze und Ausleihe in der Stadtmitte
Die UBS betreibt das Ausleihsystem Horizon, welches den Benutzern zahlreiche Selbstbedienungsfunktionen über das WWW anbietet. In 2002 wurden 22 Tsd. aktive Benutzer sowie 610 Tsd. Ausleihen und Verlängerungen registriert. Online-Katalog und Ausleihsystem sind über das WWW verlinkt.

Im Rahmen des InfoMail-Service können Vormerkbenachrichtigungen und Leihfristenhinweise per E-Mail verschickt werden.

Online-Fernleihe

Seit Frühjahr 2002 können Fernleihbestellungen automatisiert mit einem Web-Formular aufgegeben werden. Authentifizierung und Gebührenverwaltung erfolgen im Ausleihsystem der UBS.

OPUS, der Online-Publikationsverbund der Universität Stuttgart

Im Informationssystem OPUS werden elektronische Dissertationen, Aufsätze und andere Hochschulschriften der Universität Stuttgart gespeichert. Auf sie kann über das WWW im Volltext zugegriffen werden.

OPUS bildet als "Stuttgarter Dokumentenserver" zusammen mit weiteren Volltextservern anderer Hochschulen eine "Virtuelle Forschungsbibliothek". Ziele dieser Bibliothek sind, alle in baden-württembergischen Hochschulen erzeugten elektronischen Dokumente zu speichern, einen einheitlichen, einfachen und kostenlosen Zugriff auf die Dokumente für alle Wissenschaftler im Land zu garantieren sowie eine langfristige Archivierung der elektronischen Dokumente sicherzustellen.

19 weitere Hochschulen setzen das in Stuttgart entwickelte System derzeit zur Verwaltung ihrer elektronischen Hochschulschriften ein.

EZB, die elektronische Zeitschriftenbibliothek

Die UBS Stuttgart nimmt an dem kooperativen EZB-Dienst von 124 Bibliotheken teil, dessen Ziel es ist, den Nutzern einen einfachen und komfortablen Zugang zu elektronisch erscheinenden wissenschaftlichen Zeitschriften zu bieten. Innerhalb des Netzwerks der Universität erhalten die Benutzer damit Zugriff auf über 2900 e-Journals.

Elektronischer Aufsatzlieferdienst LEA

Die UBS bietet den Mitarbeitern der Universität Stuttgart den kostenlosen Service einer WWW-Bestellung von Zeitschriftenartikel aus dem Bestand der UBS an. Die Zeitschriftenaufsätze werden in der UBS nach Möglichkeit innerhalb von 72 Stunden eingescannt und dem Besteller auf einem WWW-/FTP-Server als elektronisches Dokument (im TIFF- und PDF-Format) zum Herunterkopieren bereitgestellt.

Über den Erfolg der Bestellung wird der Benutzer per E-Mail benachrichtigt.

Datenbankdienste

Die UBS ist bestrebt, ein abgestimmtes Informationsangebot aktiv, dialogorientiert und bedarfsgerecht an Interessenten heranzutragen. Mit dem CD-ROM-Service der Universität Stuttgart, den Online-Datenbanken des Landesprojektes ReDI und Datenbankangeboten verschiedener Fachinformationszentren wird die Online-Recherche in allgemeinen und Fachdatenbanken (vor allem Aufsätze und Zeitschriftenartikel) und in Volltexten ermöglicht.

Das Angebot umfasst über 50 bibliographische und Volltext-Datenbanken aus allen Bereichen der an der Universität Stuttgart unterrichteten Fächer.

Alle elektronischen Dienstleistungsangebote der UB werden den Fakultäten regelmäßig im Rahmen von Informationsveranstaltungen in der Bibliothek und vor Ort im Rahmen der Aktion "Bibliothek unterwegs" präsentiert.

Projekte

Die UBS beteiligt sich an mehreren Projekten aus dem Bereich der Digitalen Bibliothek, u.a. an dem

- BISS-Projekt: Kooperation mit der UB Hohenheim und der WLB zur Weiterentwicklung des Bibliotheksinformationssystems für die Region Stuttgart.

- DFG-Projekt MAVA (Multimedia Document Versatile Architecture): Mit MAVA wird ein erweiterbares auf Java und Java-Media-Framework basierendes Multimedia-Autoren- und Präsentationssystem entwickelt. Die UBS untersucht die Anwendungsmöglichkeiten des Forschungsprojektes, insbesondere die Integration von Ergebnissen aus dem MAVA-Projekt in das OPUS-System.

- EU-Projekt GRACE (Grid Search and Categorization Engine): Entwicklung einer gridbasierten verteilten Suchmaschine mit Dokument-Clustering Funktionen.

Zusammenfassung und Ausblick

UB Stuttgart, Haupteingang Standort Vaihingen
Benutzerorientierung und Benutzerfreundlichkeit stehen bei allen Dienstleistungen der UBS im Mittelpunkt. Ihre Aufgabe ist die Beschaffung, Erschließung und Bereitstellung von Medien aller Art. Die bisherige Konzentration auf gedruckte Dokumente muss jedoch notwendigerweise ergänzt werden durch die einfache, aktuelle und zuverlässige Bereitstellung elektronischer Medien. Diese Aufgaben erfüllt die UBS durch

Auf dem Weg zu einem noch umfassenderen Informationszentrum wird die UBS - zum Teil in Zusammenarbeit mit dem Rechenzentrum der Universität Stuttgart - die bestehenden Angebote weiter ausbauen. Hierbei stehen die Nachweis- und Lieferdienste im Zentrum des Interesses, um als Informationsdienstleister in einer sich wandelnden Publikationslandschaft weiterhin eine zentrale Stellung innerhalb der Universität einzunehmen. Dies gilt im Rahmen des Regionalen Informationsverbundes der wissenschaftlichen Bibliotheken (BISS) ebenso wie für lokale (LEA) und nationale Lieferdienste (Fernleihe online). Der Aufbau eines Nachweissystems für Übersetzungen ostsprachlicher wissenschaftlicher Literatur und die Einrichtung eines Europäischen Dokumentationszentrums sind geplante Maßnahmen, die ebenfalls in diese Richtung zielen.

Die angestrebten Verbesserungen der Dienstleistungen lassen sich umso eher und effektiver realisieren , je mehr die wissenschaftlichen Bibliotheken im Raum Stuttgart zusammenwachsen. Aus Benutzersicht am vordringlichsten ist dabei die Einführung eines gemeinsamen Benutzerausweises, der für die drei großen wissenschaftlichen Bibliotheken Stuttgarts gültig ist.