Praktiziertes Change Management -
Die Bibliothek der Hochschule der Medien

Die Bibliothek im Besonderen und der Fachbereich Information und Kommunikation der FH Stuttgart - Hochschule der Medien im Allgemeinen bietet einige nicht alltägliche Besonderheiten, von denen im Folgenden die Rede sein soll. Ein wesentlicher Aspekt ist dabei der stete Wandlungsprozess, der die Leitung immer wieder vor organisatorische Herausforderungen stellt. Des weiteren werden die Frauenbibliothek und das Institut für angewandte Kindermedienforschung (IfaK) und dessen Kindermedienzentrum vorgestellt. Ein weiteres Thema ist der IT-Service des FB IuK, der sich als Schnittstelle zwischen Lehrenden, Studierenden und Bibliothek positioniert.

... spannende Doppelfunktion

Die Bibliothek der FH Stuttgart - Hochschule der Medien (HdM) besitzt eine hochinteressante Doppelfunktion: Zum einen deckt sie den aktuellen Medienbedarf für Studierende und Professoren, zum anderen ist sie - vor allem am Standort des FB Information und Kommunikation in der Wolframstraße (vormals die eigenständige HBI) - eine Art Lehrbibliothek mit Laborcharakter, die der Leiter Erik Friedling so beschreibt: "Es ist eine Bibliothek, die sich selbst zum Thema hat". Sie ist Teil des bibliothekarischen Studiengang am FB Information und Kommunikation und nicht anders als Labore in biochemischen und physikalischen Instituten müssen auch hier die Lehrbedingungen auf dem neusten Stand gehalten werden.

Zusammen mit der enormen Erwerbungsbreite und Tiefe, die die Studiengänge rund um die Medien benötigen, ergibt sich eine große finanzielle Belastung. Im Unterschied zu anderen Hochschulen mit Medienstudiengängen werden an der HdM alle Facetten der Medienwissenschaft beleuchtet: Von der Produktion und Distribution über Content und Rezeption bis hin zu den Informationseinrichtungen. So müssen Lehrmittel angeschafft werden, die für den "normalen" Bibliotheksbetrieb nicht unbedingt erforderlich sind, da die Studierenden unter anderem ihre Recherche- und Beratungskompetenz auf verschiedenen Gebieten, wie zum Beispiel Kunst, Medizin, Technik oder Wirtschaft, einüben müssen. Der Medienbestand lässt sich nur mit einem weit gefassten Medienbegriff erfassen. In der HdM-Bibliothek sind faktisch

Die eigene Mediothek bietet mehr als 5000 Videos, DVDs, Audiobooks, Dias usw. Inhaltlich gesehen steht vom wissenschaftlichen Forschungsbericht bis zum Pumuckel-Hörspiel alles für die Nutzung bereit. Einen besonderen Wert legen die Betreiber und Lehrenden auf einen kritischen Umgang mit den Medien. In diesem Zusammenhang ist das Angebot - sowohl an Medien als auch in der Lehre - im Bereich der Medienpädagogik und der Medienethik zu erwähnen (s. Exkurs "Ifak"), ein Aspekt, der auch vor dem Hintergrund der PISA-Studie von Bedeutung ist.

Eine wichtige Rolle spielt auch das umfangreiche Datenbankangebot. In Zusammenarbeit mit dem IT-Service (s.u.) bietet die Bibliothek Zugänge zu Hosts wie Genios, STN, GBI oder DIMDI und über einen REDI Zugang zu einer Vielzahl von CD-ROM Fachdatenbanken.

Provisorien als Dauerlösung - mit zwei Standorte leben lernen

Bis zum Jahr 2000 war die HBI-Bibliothek sowohl am Standort Feuerbacher Heide - die berühmte Villa, Generationen von BibliothekarInnen aus ihrer Studienzeit an der FHB und HBI bekannt - als auch in der Wolframstraße präsent. Die Villa, ursprünglich als Hauptsitz konzipiert, wurde immer mehr zum Nebenschauplatz. Mit der Zusammenführung beider Standorte in der Wolframstraße im Sommer 2000 wurde auch der Villa-Bestand in die Hauptbibliothek integriert.

Da die HBI in einem Bürogebäude untergebracht ist, das kaum für einen Hochschulbetrieb und schon gar nicht als Bibliothek geeignet war/ist, musste, insbesondere durch die Zusammenführung, eine räumliche Neukonzeption vorgenommen werden. Nunmehr ist das gesamte 2. Stockwerk belegt. Diese Gelegenheit wurde genutzt, um Nutzung- und Funktionsbereiche einzurichten, zum Beispiel ein Kindermedienzentrum in Zusammenarbeit mit dem IfaK (Institut für angewandte Kindermedienforschung) und mit der Frauenbeauftragten eine Frauenbibliothek.

Exkurs: Institut für angewandte Kindermedienforschung (IfaK)

Das 1997 an der HBI gegründete IfaK ist inzwischen eine zentrale wissenschaftliche Einrichtung der HdM. Das IfaK erhält sein Profil durch eine Vielzahl eigener Aktivitäten, durch Mitwirkung an Kongressen, Fachtagungen und Fortbildungen, durch Publikationen in Print- und Online-Medien als Forschungseinrichtung und Medienkompetenzzentrum über den nationalen Rahmen hinaus. Getragen wird die Arbeit des IfaK gegenwärtig von acht Professorinnen und Professoren sowie einer Wissenschaftlichen Mitarbeiterin.

Der Forschungs- und Entwicklungsschwerpunkt liegt bei neuen, audiovisuellen, digitalen und interaktiven Medien. Der geschäftsführende Leiter, Prof. Dr. Horst Heidtmann, betont, dass das IfaK-Team besonderes Gewicht auf die Erarbeitung von Qualitätskriterien, die Probleme der Vermittlung, Wirkung und Nutzung, die Entwicklung neuer Strategien der Leseförderung, neuer Konzepte der medienpädagogischen wie der bibliothekarischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen lege. Das Angebot des IfaK findet sowohl bei den jungen Medienstudierenden der HdM als auch in der Fachöffentlichkeit eine hohe Wertschätzung. Zusammen mit der Bibliothek betreibt das IfaK ein Kindermedienzentrum, in dem neben Fachliteratur, Kinderbüchern und Comics auch eine umfangreiche Spielsammlung vorgehalten wird.

Exkurs: Kindermedienzentrum (KMZ) des IfaK

Durch langjährige Sammeltätigkeit der IfaK-Mitglieder und großzügige Medienspenden (u.a. von Verlagen, Medienhändlern und -produzenten) konnte in den vergangenen Jahren eine umfangreiche Sammlung von Kindermedien und entsprechender Fachliteratur zusammengetragen werden, die als gesonderter Bestand (KMZ) in den Räumen der Hochschulbibliothek im 2. Stock der Wolframstraße betreut wird. Der für alle Hochschulangehörigen zugängliche Kindermedienbestand umfasst gegenwärtig ca. 4400 Kinder- und Jugendbücher, Bilderbücher und Comics (120 lfd. Regalmeter), 2800 Fachbücher über Kinder- und Jugendliteratur, -medien, Medienpädagogik u.ä. (60 lfd. Regalmeter), 25 Fachzeitschriften im Abonnement, etwa 2500 Tonträger, 350 Einheiten Computerspiele/Lernsoftware, 200 Gesellschafts- und Brettspiele.

Ausschnitt aus der Spielesammlung
im Kindermedienzentrum
Eine Sammlung von Kinder- und Jugendfilmen auf Video, Mitschnitten von TV-Filmen und Serien-Episoden sowie Sachbeiträgen und Dokumentationen zu den Themen Kindheit, Jugend, Erziehung u.ä. ist mit in den Videobestand des Fachbereichs "Information und Kommunikation" integriert und wird vom AV-Medienzentrum in der Wolframstraße betreut. Diese Sammlung umfasst gegenwärtig etwa 1300 Katalogtitel, die bei Bedarf von den Mitarbeitern des AV-MZ nachgewiesen werden und die dort nach Absprache für wissenschaftliche Zwecke einsehbar oder entleihbar sind.

Im Zusammenhang mit dem Forschungsprojekt "Kinder- und Jugendliteratur im Medienverbund" ist als Sondersammelgebiet ein einmalig umfassender Bestand von Begleitbüchern zu Filmen, Fernseh- und Rundfunkprogrammen für Kinder aufgebaut worden, der derzeit weit mehr als 1000 Titel (von 1920 bis 2003) umfasst. Grundlage dieses Bestandes ist eine private, über lange Zeit von Prof. Horst Heidtmann zusammengetragene Sammlung (die im Laufe der nächsten Jahre als Spende der HdM zugeeignet werden wird). Diese Bücher sind alle für das (voraussichtlich bis Ende 2003 laufende) Forschungsprojekt gesondert erschlossen und katalogisiert worden, sie sind bis auf weiteres (Kontakt über Prof. Heidtmann) nur in den Geschäftsräumen des IfaK einsehbar.

Durch großzügige Schenkungen, vorrangig von Prof. Manfred Nagl sowie verschiedenen privaten Sammlern, ist dem IfaK ein umfangreicher Bestand internationaler, historischer Kindermedien (von der 2. Hälfte des 19. Jhdts. bis ca. 1970) zugegangen. Zu den ältesten Stücken gehören mehrere Laterna-magica-Systeme sowie Schallplatten-Bild-Buch-Verbundsysteme (aus der Zeit um 1900). Ab Beginn des 20. Jahrhunderts sind vor allem Kindertonträger (ca. 200 Kindergrammophone und -kassettenrecorder, 600 Schellackplatten, 1500 Vinylplatten, 150 Picture- und Shape-Dics, 250 frühe Audiokassetten, div. Tefifon-Schallbandsysteme mit Kassetten u.a.) gesammelt, dazu kommen div. Medieneinheiten Stereobildsysteme (z.B. Viewmaster), Stroboskop-Pallettensysteme, knapp 100 Kinder- und Lerncomputersysteme u.ä. (ab 1960) und zahlreiche andere Kleinkinder-, Reklame- sowie Spielmedien. Rare Einzelstücke aus dieser Sammlung werden im Wechsel in Vitrinen in der Hochschule ausgestellt. Für die Katalogisierung, Erschließung in Dokumentation dieses Sonderbestandes fehlen dem IfaK derzeit noch die Mittel. Es ist jedoch vorgesehen, nach Abwicklung der gegenwärtig laufenden FuE-Projekte hierfür auf Landes- oder Bundesebene Drittmittel oder Sponsoren zu suchen. Bei Interesse ist eine Einblicknahme in die Sammlung oder die Nutzung einzelner Produkte möglich (Kontakt über Prof. Dr. Nagl).

Exkurs: Frauenbibliothek

Die Frauenbibliothek ist eine weitere Besonderheit in der HdM-Bibliothek. Vor rund 10 Jahren entschloss sich die damalige und jetzige Frauenbeauftragte, Prof. Ingeborg Spribille, Frauenförderung mit fachspezifischen, d.h. bibliothekarischen Mitteln zu betreiben: mit Büchern, die informieren, Orientierung und Unterstützung geben, aber auch gut unterhalten.

Gemeinsam mit einer studentischen Arbeitsgruppe wurde ein inhaltliches und gestalterisches Konzept entwickelt. So bietet die Frauenbibliothek heute populäre Sachliteratur zu den Themenbereichen Studium und Beruf, Feminismus, Biographien, Geschichte, Film und Medien, Comics und Cartoons, Kunst, Literaturwissenschaft, Psychologie und Körper sowie belletristische Bücher und Hör-CDs. Bei der Belletristik liegt der Schwerpunkt auf hierzulande weniger bekannten nichtdeutschen Autorinnen. Außerdem gibt es eine Sondersammlung mit Frauenkrimis. Bei der Gestaltung der Frauenbibliothek ging es darum, durch eine attraktive Möblierung diesen Bereich der Bibliothek einladend zu gestalten - als Raum zum ruhigen Arbeiten und Entspannen.

Hier sind alle HdM-Angehörige willkommen, selbstverständlich auch Männer.

Die Frauenbibliothek ist aber auch immer Laborbibliothek: Hier erwerben Studierende in Projektseminaren Basiskompetenzen in Bezug auf bibliothekarische Aufgaben: Nutzungsanalysen, Bestandsaufbau, Präsentation und Vermittlung von Medien, Werbemaßnahmen, Veranstaltungsarbeit.

Nicht zuletzt ist die Frauenbibliothek auch ein beliebter Ort für Veranstaltungen der Frauenbeauftragten wie eine Talkshow mit Verlegerinnen, Lesungen von Autorinnen, Diskussionen mit dem Netzwerk "Bücherfrauen", Erfahrungsberichte von Bibliotheksleiterinnen zum Thema Familie und Karriere und ein Jazz-Konzert einer Frauen-Band.

Das Konzept hat sich bewährt: Die Frauenbibliothek wird gut besucht und die angebotenen Medien werden gut ausgeliehen.

Nach diesen Exkursen kehren wir nun zum praktizierten Change-Management der HdM-Bibliothek zurück.

HdM: HBI und HDM fusionieren

Kaum umgezogen, beschloss das baden-würtembergische Ministerium die Zusammenlegung der Hochschule für Druck und Medien (HDM) und der HBI. Nun kam zusammen, was inhaltlich zusammengehörte: Das gesamte Spektrum medialer Erscheinungsformen sowie deren Produktion und Rezeption.

Selbstverständlich hatten beide Hochschulen eigene Bibliotheken, sodass nach der Fusion "über Nacht" erneut eine Bibliothek mit zwei Standorten entstand, die es harmonisch zusammenzuführen galt. Eine Reihe von organisatorischen Problemstellungen waren/sind damit verbunden zum Beispiel

Früher organisierten beide Standorte ihren Betrieb mittels FABIS. In 2002 erfolgte die Umstellung auf das Bibliothekssystem HORIZON, mit WebPacs. WebPac ermöglicht eine Selbstverwaltung des Benutzerkontos vom heimischen Schreibtisch aus. Die Ausleihe wird über das Selfcheck-System von 3M organisiert.

Es entstand ein enormer Fusionsaufwand, so z.B. die komplette Umarbeitung der Bestände (120.000 Medieneinheiten) auf die neue Systematik. Für die Bewältigung der damit verbundenen Aufgaben sind pragmatische Lösungen und möglichst eine volle Automatisierung der Geschäftsgänge, Digitalisierung, webbasierte Dienste usw. notwendig.

Die Fusion hat aber auch ihr Gutes. Durch die umzugs- und fusionsbedingte mehrmalige komplette Revision und Umarbeitung der Bestände und Neustrukturierung der Bibliotheksorganisation verfügt die HdM-Bibliothek für die nächsten Jahre über ein hochaktuelles und vor allem ein komplett überarbeitetes Medien- und Informationsangebot, auf das die Benutzer mittels modernster Informationstechnologie zugreifen können.

Neubau in Planung

Während für diese und andere Aufgaben Lösungen gefunden worden sind, steht bereits die nächste Herausforderung an. Wer nun glaubt, dass mit der Harmonisierung der beiden Standorte Planungssicherheit eingetreten ist, der irrt. Seit einiger Zeit laufen die Vorbereitungen für einen Neubau. Damit wäre für die kommenden Jahre ein Schlusspunkt gesetzt, der die räumlichen Übergangslösungen beendet und die Umsetzung eines modernen und seit langem geplanten Bibliothekskonzepts sowohl inhaltlicher als auch architektonischer und räumlich-konzeptioneller Art ermöglicht.

Apropos "Systematik"

Die bestehenden Systematiken (RVK, DC etc.) erwiesen sich für den hochspezialisierten Bestand der HdM-Bibliothek schnell als nicht geeignet, deshalb wird eine eigene Entwicklung präferiert, die keine klassifikatorische Sacherschließung mittels der Systematik vorsieht, sondern eine pragmatische Aufstellungssystematik zum Ziel hat. Mit der Fertigstellung des Neubaus (ca. 2006) werden die 120.000 Medieneinheiten im laufenden Betrieb auf diese einheitliche Systematik umgearbeitet sein.

Zwei Bibliotheken - zwei Etats?

Wenn es doch so einfach wäre: Zwei Bibliotheken gleich doppelte Haushaltsmittel. Über Nacht, das heißt durch die Fusion, bediente die Bibliothek statt 800 Nutzer fast 5000 Nutzer, das Personal stieg von vier auf acht MitarbeiterInnen. Im Rahmen angespannter Haushalte setzte der Unterhaltsträger selbstverständlich auf Rationalisierungseffekte, jedoch unter der Prämisse, dass mit weniger finanziellen Mitteln die volle Medienversorgung für beide Standorte gewährleistet bleiben müsse. Eine schwierige Angelegenheit, da ein enormes Medienangebot bereitgestellt werden muss (Erwerbungstiefe und Breite) und zusätzlich ein verstärkter Ausbau der elektronischen Dienstleistungen zu erfolgen hat. Die erhofften Synergieeffekte lassen sich frühestens mit dem Neubau erzielen.

Digitalisierung

Um die Dienstleistungen der Bibliothek ständig zu verbessern, bietet sie ihren Kunden - in Zusammenarbeit mit dem IT-Service - eine breite Palette von digitalisierten Diensten. Das Ziel ist und bleibt, die Kunden mit Informationen direkt am Arbeitsplatz zu versorgen und damit die Vision einer Push-Strategie zu realisieren. Auf diese Weise trägt die Bibliothek den veränderten Nutzererwartungen der HdM- Studierenden Rechnung. "Bei allen Studiengängen", so Bibliotheksleiter Friedling, "gehen die Erwartungen in Richtung ‚… haben Sie nichts online?’ ". Gerade an einer Hochschule der Medien besteht von Seiten der Benutzer eine hohe Erwartungshaltung. Auf das Imageproblem angesprochen, erklärt Friedling: "Bibliotheken sind nicht die Bremser innerhalb der Informationskette, sondern setzen - entgegen dem verbreiteten Image und nach anfänglichen Startschwierigkeiten - voll auf neueste IT-Infrastruktur, um die Informationslawine in die richtigen Wege zu kanalisieren". Auf die Frage, wo die eigentlichen Hindernisse liegen, antwortet Friedling: "Bremser sind die Gesetzgeber, zu nennen wäre hier die ungeklärte Urheberrechtsentwicklung oder ein sicheres Abrechnungsverfahren für den e-commerce, die Unterhaltsträger, die mit ihren Etatkürzungen die Leistungsfähigkeit behindern, aber auch Verlage, Autoren und die Hochschulen selbst wären zu erwähnen, die oft noch sehr traditionell und konservativ auf eine konventionelle Veröffentlichungspraxis setzen. So hätte man schon seit langem verbindlich durchsetzen können, dass alle Prüfungsarbeiten in digitaler Form von der Bibliothek bereitgestellt werden". Engagiert fährt er fort: "Die Bibliothek ist immer nur eine Spiegelbild der aktuellen Wissenschaftspraxis. Solange auf gedruckte Fachveröffentlichungen in renommierten Printverlagen gesetzt wird, muss die Bibliothek, ob sie will oder nicht, auch weiterhin Print anbieten. Was teilweise gar nicht so schlecht ist, bedenkt man die Haltbarkeitsprobleme elektronischer Speichermedien". Aus seiner Sicht werde die Digitalisierungswelle die Bibliothek nicht substituieren, "da eine Bibliothek auch ein sozialer Raum ist, wo Menschen arbeiten und sich begegnen".

Angehende Bibliothekare bei der Medienanalyse

Der IT-Service am Fachbereich IuK

Der IT-Service (http://it-service.iuk.hdm-stuttgart.de) am Fachbereich Information und Kommunikation versteht sich als eine zentrale Dienstleistungseinrichtung und unterstützt direkt alle hier angesiedelten Studiengänge. Er fungiert als modernes "Knowledge Competence Center" und stellt hierbei eine Vielzahl von Services für die Lehre und die Studierenden bereit. Dementsprechend entwickelte sich auch das ADV-Labor ("Allgemeine Datenverarbeitung") der ersten Stunde vor etwa 20 Jahren mit den Teletype-Terminals zur Recherche in den Online-Datenbanken über eine Art "Rechenzentrum" für das Management von PC-Netzwerken in den frühen 1990er Jahren kontinuierlich fort bis hin zum gegenwärtigen Dienstleister in Form eines Kompetenzzentrums für die informationstechnische Infrastruktur und die Informations- bzw. Wissensorganisation am Fachbereich. Peter Bauer, Leiter des IT-Service, betont, dass seine Einrichtung eine andere Funktion als ein konventionelles Rechenzentrum ausübe. "Wir", so Bauer, "schaffen die direkte IT-Anbindung für den Lehrbetrieb, indem wir mit den ProfessorInnen sehr eng zusammenarbeiten und ihnen die gewünschten Anwender-Dienste zur Lehre, Forschung und Fortbildung bieten; damit ergibt sich ein unmittelbarer Bezug zu allen Studiengängen und wir sind auch gleichzeitig aus der Perspektive der Lehre die integrierende IT-Schnittstelle zur HdM-Bibliothek".

Wer den Ausführungen des Spezialisten für IT-gestützte Bibliotheksdienstleistungen zuhört, bekommt schnell mit, dass es dabei um mehr als nur um (Web-)OPAC und Server geht. Das spiegelt sich nicht nur in den Curricula wider, sondern auch im Alltag beim IT-Service. So unterstützt der IT-Service den Themenkomplex Wissensmanagement im Intranet und Extranet, eine für Unternehmen strategisch zentrale Aufgabe, in der Lehre mit dem Knowledge Management System "Livelink" von Open Text.

Den Fachbereichsangehörigen wird ein Livelink Knowledge Server angeboten, auf dem über das klassische Dokumenten-Management hinaus vor allem die Zusammenarbeit in virtuellen Teams ("collaborative working"), Projekt-Management bzw. -Koordination, Informationsaustausch, Information Retrieval oder Business Process Automation incl. Workflow praktiziert werden kann. Durch diesen multimedialen Dokumenten-Server wird eine unkomplizierte Zusammenarbeit ermöglicht - unabhängig davon, welche Gruppen bzw. Personen an den jeweiligen Projekten mitwirken oder welche Dokumentenformate eingesetzt werden, was insbesondere in der Lehre und in Projekten mit externen Partnern eine erhebliche Erleichterung bedeutet.

Das umfangreiche und sehr heterogene Aufgabengebiet des IT-Service kann am besten durch exemplarische Szenarien charakterisiert werden.

IT-Infrastruktur für neue IT-orientierte Studiengänge

Während früher reine bibliothekarische Studiengänge an der HBI existierten, werden inzwischen auch die Studiengänge "Informationswirtschaft" und "Informationsdesign" angeboten; konkrete Formen nimmt auch der projektierte Studiengang "Information Systems and Services" an. Jeder dieser Studiengänge stellt seine speziellen Anforderungen an den IT-Service, der die Konzeption, den Aufbau und Betrieb einer heterogenen, Client-Server-orientierten, leistungsfähigen informationstechnischen Infrastruktur auf der Basis eines PC-Netzwerks unter NetWare 6, Windows NT bzw. 2000 und Linux verantwortet. Im lokalen 100 MBit/sec-Netzwerk - mit GigaBit-Backbone - werden derzeit ca. 200 Arbeitsplatz-Rechner und ca. 20 Infrastruktur- bzw. Applikations-Server (u.a. File- und E-Mail-Server in einem als "Storage Area Network" installierten und auf Fibre Channel basierten Hochgeschwindigkeitsnetz) betreut.

Services für den individuellen IT-Bedarf

Logo des IT-Services:
Orientierung durch Dienstleistungen
Neben der Beschaffung und Installation von Hard- bzw. Software werden den einzelnen Studiengängen auch diverse Anwender-Dienste incl. Applikations-Server zur Verfügung gestellt, deren Einsatz im Lehrbetrieb intensiv vorbereitet wird. Marktsichtung, Produktauswahl, Firmenkontakte, Präsentationstermine, administrative Abwicklung bis hin zum Kauf bzw. Vertragsabschluss und - last but not least - die Inbetriebnahme bzw. kooperative Betreuung: all dies gehört zum Leistungsspektrum des IT-Services. Ein Lizenzierungs-Server für die Informationsdesigner, der die verfügbaren Nutzungslizenzen zur Desktop Publishing Software "QuarkXPress" dynamisch im lokalen Netzwerk zuteilt bzw. verwaltet oder die Bereitstellung der e-Learning Plattform "WebCT" zur Entwicklung von Lern- und Studienangeboten in Form von Online-Kursen im Internet: in beiden Fällen wird vom IT-Service für die Anwender die IT-Basisarbeit geleistet - und der Weg hin zu e-Learning-Aktivitäten der HdM-Bibliothek erscheint damit nicht mehr weit. Als Beispiel für die vielen zu erzielenden Synergieeffekte, die sich aus einer unmittelbaren praktischen Partnerschaft zwischen der Hochschulbibliothek, den Lehrenden und dem IT-Service ergeben, ist die "Digitale Bibliothek Information und Medien" zu nennen. In einem Projektseminar des Studienganges "Bibliotheks- und Medienmanagement" wurde von den TeilnehmerInnen das Konzept für eine modellhafte "Digitale Bibliothek" entwickelt, von der HdM-Bibliothek fachlich begleitet und mit Hilfe des IT-Service auf einem Linux-Server realisiert.

With a little help from my friends ...

Wer kennt nicht die Situation? Das Notebook lässt sich partout nicht ins Netz einbinden, bei der Konvertierung von einem Format in ein anderes gehen Informationen verloren oder man recherchiert vergeblich nach der elektronischen Version eines Handbuches. Bei IT-Problemen steckt der Teufel oftmals im Detail. Die Studierenden wie auch die Lehrenden werden deshalb bei ihrer alltäglichen Arbeit von den IT-Service-Mitarbeitern in vielfältiger Weise unterstützt: entweder im direkten persönlichen Gespräch bzw. Telefonat oder aber auch via E-Mail bzw. elektronischem Benutzer-Support ("virtueller Helpdesk"). "Unser Ziel ist es," so Peter Bauer, "die IT-Services an unseren Kunden auszurichten, d.h. sie in erster Linie nicht ortsabhängig zu machen, sondern sie vielmehr webbasiert anzubieten, damit sie jederzeit von jedem Ort aus verfügbar sind und von den elektronischen Nomaden und "knowledge workers" flexibel genutzt werden können."

Apropos HdM!

Standort Wolframstraße:
die ehemalige HBI, der jetzige FB IuK
Der Medienstandort Baden-Württemberg kann sich wahrlich sehen lassen. Um diese Entwicklungen regional, aber auch national und international zu fördern, bedarf es hochschulseitig einer Institution mit entsprechend starker Ausrichtung auf die Informations- und Medienlandschaft. Seit 1. September 2001 bündelt die Hochschule der Medien (HdM) das Know-how der Hochschule für Druck und Medien und der Hochschule für Bibliotheks- und Informationswesen. Damit deckt die HdM europaweit als einzige alle Medienbereiche ab: von der Druck- bis zur Verpackungstechnologie, von der Werbung bis zum Verlagswesen, vom Informationsdesign und der Informationswirtschaft bis hin zu den Bibliotheken. Also, schlicht und einfach: Die HdM bildet Spezialisten rund um die Medien aus. Die rund 3000 Studierenden werden von ca. 110 ProfessorInnen und 106 MitarbeiterInnen betreut.

Der Fachbereich Information und Kommunikation steht nun für die Weiterentwicklung der ehemaligen HBI. Hier sind die grundständigen Studiengänge Bibliotheks- und Medienmanagement, Informationswirtschaft und Informationsdesign integriert. Darüber hinaus bietet der FB IuK zwei Masterstudiengänge - Bibliotheks- und Medienmanagement sowie Informationswirtschaft - an.

Prof. Dr. Wolfgang Ratzek

FH Stuttgart - Hochschule der Medien (HdM)
FB Information und Kommunikation
Wolframstraße 32
D-70191 Stuttgart

Tel. (0) 711 / 25 70 61 64
www.iuk.hdm-stuttgart.de
ratzek@iuk.hdm-stuttgart.de