Innovationsforum 2003

Auf der 29.Arbeits- und Fortbildungstagung der ASpB im DBV im April 2003 in Stuttgart - diesmal zugleich Jahrestagung des BIB - fand wiederum das Innovationsforum der Kommission für Aus- und Fortbildung des BIB statt.

Für dieses Forum wurden aus einer Fülle von Bewerbungen - auch das Ausland war vertreten - in einem aufgrund der hohen Qualität der Einsendungen schwierigen Auswahlverfahren drei Preisträgerinnen mit ihren Diplomarbeiten zu höchst unterschiedlichen - aber gleichermaßen innovativen sowie praxisnahen Themen ausgewählt.

Erstmalig waren darunter auch Preisträgerinnen der FHS Potsdam und Leipzig.

Das Preisgeld des damit gleichzeitig verliehenen B.I.T.online Innovationspreises in Höhe von je 1000 Euro wurde dankenswerterweise wiederum von der Zeitschrift B.I.T.online und dem Verlagshaus Dinges & Frick bereitgestellt.

B.I.T.online übernahm zudem - auch dies wie in den Vorjahren - die Publikation der Diplomarbeiten als Sonderband "Innovationsforum 2003" von B.I.T.online. Erstmalig lag dieser Band bereits zur Preisverleihung in Stuttgart vor.

Vorstellung der preisgekrönten Arbeiten und die eigentliche Preisverleihung fanden in Stuttgart zeitversetzt statt, erstere als ausgewiesener Bestandteil des Programms während des regulären Tagungsbetriebes und die feierliche Preisverleihung dann während am Festabend der ASpB-Tagung.

Die gut besuchte Vorstellungsveranstaltung wurde von der Vorsitzenden der Kommission Aus- und Fortbildung, Ute Krauß-Leichert, moderiert.

Besonders hervorgerufen werden sollen an dieser Stelle die überwiegend souverän vorgetragenen, Power-Point-gestützten, Präsentationen der Preisträgerinnen.

Gabriele Gebauer (HdM, Stuttgart) begann mit der Vorstellung ihrer Diplomarbeit: "Qualitätsmanagment in Öffentlichen Bibliotheken - am Beispiel der ersten zertifizierten öffentlichen Bibliothek in Deutschland".

Im Mittelpunkt der Arbeit steht das Qualitätsmanagement nach DIN EN ISO 9001:2000 und orientiert an der danach im Jahr 2000 zertifizierten Stadtbibliothek in Freiberg am Neckar (Zufall? - der Gewinnerin ihrer Größenklasse beim BIX-Index der Bertelsmann-Stiftung in den Jahren 2001 und 2002) werden anschauliche Praxisbeispiele zu der Bibliothekspraktikern recht fremden, aber im Hinblick auf sich stellende Anforderungen der Zukunft unumgängliche bzw. zumindest äußerst nützliche Materie geliefert.

Für Bibliotheken, die sich mit dem Gedanken der Einführung eines Qualitätsmanagements tragen, dürften insbesondere die enthaltenen Definitionen grundlegender Begriffe und der enthaltene Leitfaden zur Implementierung eines zertifizierungsfähigen Qualitätsmanagementsystems in einer Öffentlichen Bibliothek von besonderer Bedeutung sein.

Die an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (Leipzig) angefertigte Arbeit von Marlene Fritsch über die Notwendigkeit der "Bibliotheksarbeit für Kinder unter 3 Jahren und ihrer Betreuungspersonen in Öffentlichen Bibliotheken" -inzwischen ist die Autorin bei der Stadtbücherei Erlangen beschäftigt- greift gleichfalls ein hochaktuelles Thema auf, dem auch im Rahmen der Tagung weitere Vorträge gewidmet waren. Die bei der Erstellung der Diplomarbeit durchgeführten Untersuchungen ergaben, dass zwar Eltern- oder Familienbibliotheken, Elterncafés und Broschürensammlungen zu dem Themenbereichen von "Elternwerden bis Pubertät" an zahlreichen Bibliotheken eingerichtet wurden, die Zielgruppen jedoch überwiegend Eltern , andere erwachsene Bezugspersonen bzw. ältere Kinder sind.

Oftmals mangelt es den Bibliotheken schon an einem barrierefreien Zugang - über den laut Untersuchungsergebnis nur 76% der befragten Einrichtungen verfügen- sowie Abstellmöglichkeiten für Kinderwagen, Wickelgelegenheiten und Spielecken.

Von der Preisträgerin werden Konzepte für die zielgruppenorientierte Programmarbeit für Kinder (Schoßkinderprogramme u.ä., aber auch Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen) vorgestellt und eine Offenheit von Bibliotheken gegenüber Familien mit kleinen Kindern gefordert, die überzeugend der in deutschen Bibliotheken häufig vorzufindenden Einstellung, dass Bibliotheksarbeit für Kinder frühestens ab dem 3.Lebensjahr sinnvoll sei, widerspricht.

"Die Vermittlung von Informationskompetenz in Online-Tutorials: eine vergleichende Bewertung der US-amerikanischen und deutschen Konzepte" lautete der Titel der 3.ausgezeichneten Arbeit von Sabine Rauchmann (FHS Potsdam).

An 10 Beispielen aus den USA und Deutschland (u.a. University of Texas, University of Arizona Library, Minneapolis Community and Technical College, Fachbereich Geschichte und Soziologie der Universität Konstanz, Bibliotheks- und Informationssystem der Universität Oldenburg) wird die Vermittlung von Informationskompetenz im Hochschulbereich anhand der Hauptkriterien Inhalt, Konzeption und Websitegestaltung untersucht - eingeschlossen die Forderung nach einer für Deutschland einheitlichen Definition von Informationskompetenz und eingehend auf die SteFi-Studie (Studieren mit elektronischen Fachinformationen) aus dem Jahr 2001.

Die Arbeit- deren Themenbereich sich auch die Session 2 der Gesamtveranstaltung annahm- endete mit Empfehlungen an deutsche (Hochschul-)Bibliotheken, ihre Existenz nicht allein auf die Bereitstellung von Informationen zu beschränken, sondern auch auf die Vermittlung von Informationskompetenz zu begründen.


Karin Holste-Flinspach
Stauffenbergschule
Arnsburger Straße 44
60385 Frankfurt/Main