Per Mausklick ins Spätmittelalter
Digitalisierung und Erschließung spätmittelalterlicher
Bilderhandschriften aus der Bibliotheca Palatina

Gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft

von Maria Effinger, Leonhard Maylein, Eberhard Pietzsch, Ulrike Spyra


Abstracts

1. Projektinhalt
2. Durchführung des Projektes

3. Eingesetzte Technik

4. Zusammenfassung


1. Projektinhalt

Dank des Sammeleifers der pfälzischen Kurfürsten besitzt die Universitätsbibliothek Heidelberg eine der bedeutendsten Sammlungen mittelalterlicher, deutschsprachiger Manuskripte. Unter den 848 Codices befinden sich 27 spätmittelalterliche Bilderhandschriften, deren Text- und Bildseiten nun im Internet verfügbar sind.1

Das im Rahmen des Heidelberger Sondersammelgebietes Kunstgeschichte initiierte Projekt "Spätmittelalterliche Bilderhandschriften aus der Bibliotheca Palatina - digital" (http://palatina-digital.uni-hd.de) wurde von der DFG innerhalb ihres Programms "Retrospektive Digitalisierung von Bibliotheksbeständen" finanziell gefördert. Es befasste sich aber nicht nur mit der vollständigen Farb-Digitalisierung der Manuskripte, sondern - in Kooperation mit dem Kunsthistorischen Institut der Universität Heidelberg und unter der fachwissenschaftlichen Betreuung von Frau Prof. Dr. L. E. Saurma-Jeltsch - auch mit der kunsthistorischen Erschließung der mehr als 2000 Illustrationen.2

Die digitalisierten Manuskripte stammen aus drei weltlichen, vermutlich kommerziell arbeitenden Produktionsstätten des 15. Jahrhunderts, die geographisch nach Oberdeutschland zu lokalisieren sind. Dabei handelt es sich um die sogenannte "Elsässische Werkstatt von 1418", das Atelier Diebold Laubers und die nach dem einzig bekannten Mitarbeiter benannte "Werkstatt des Ludwig Henfflin". Vergleichbare Handschriftenkomplexe dieser Entstehungsprovenienzen haben sich in keiner anderen Bibliothek erhalten. Diese Tatsache alleine rechtfertigt schon, die Digitalisierung der Heidelberger Sammlung mit ihnen zu beginnen.

Hinzu kommt die Bedeutung der Manuskripte für die mediävistische Forschung. Sie umfassen beinahe das komplette Spektrum weltlicher Literatur des späten Mittelalters. In der zum Teil spärlichen handschriftlichen Überlieferung der Werke stellen einige von ihnen wichtige Textzeugnisse dar. Dennoch wurden diese Papierhandschriften von den Herausgebern des 19. aber auch noch des 20. Jahrhunderts in der Regel nicht berücksichtigt.3

Neben ihrer späten Datierung war es vor allem die Ausstattung der Texte mit zum Teil einfachen, relativ grob gezeichneten Illustrationen, welche die Codices der älteren Forschung unwichtig erscheinen ließ. Gerade jedoch die Bebilderung der Texte wird heute von der Wissenschaft besonders hoch bewertet. So stellen zum einen die Illustrationen einen enormen Fundus an Bildthemen und Motiven dar, welcher der Forschung zur Ikonographie, aber auch zur Realien- und Kulturgeschichte des späten Mittelalters bisher nur fragmentarisch zugänglich war. Zum anderen erfahren die literarischen Werke durch ihre Illustrierung eine ganz eigene Interpretation, deren Ausrichtung unter anderem auf spezifische Leser- und Benutzerinteressen schließen lässt.4

Die in den letzten Jahren zunehmend häufiger werdenden Anfragen auf Nutzung der spätmittelalterlichen Handschriften ließ auch unter dem Aspekt der Bestandserhaltung die Digitalisierung dieser Codices als konservatorisch dringend notwendig erscheinen. So waren einige Originale wegen ihres schlechten Erhaltungszustandes ganz für die Benutzung gesperrt. Text- und Bildseiten der Handschriftengruppen werden der interdisziplinären Forschung nun deshalb vollständig in einer Qualität zur Verfügung gestellt, die eine Benutzung der wertvollen und gefährdeten Originale nahezu entbehrlich macht.

2. Durchführung des Projektes

Nach längerer Vorlauf- und Planungszeit konnte das im Rahmen des DFG-Programms der "Verteilten digitalen Forschungsbibliothek" stehende und auf zwei Jahre befristete Heidelberger Projekt mit Beginn des Jahres 2001 anlaufen. Nach Abschluss des Projektes seit Ende Januar 2003 sind nun insgesamt 15.250 Manuskriptseiten inklusive ihrer kodikologischen und kunsthistorischen Erschließung über das Internet abrufbar. Schon von Beginn des Projektes an war klar, dass hinsichtlich der Bereitstellung der Daten zweigleisig verfahren werden sollte: So wurden diese zum einen in Handschriftendatenbank "Manuscripta Mediaevalia"5 aufgenommen, zum anderen finden sie sich auch auf den Seiten der Universitätsbibliothek Heidelberg. Auf diese Weise wurde der Nachweis in dem für Handschriften zentralen, nationalen Nachweisinstrument und die simultane Recherche innerhalb der Erschließungsdaten auch anderer Handschriftenbestände gewährleistet. Die zusätzliche Heidelberger Präsentation dagegen ermöglichte die lokale Anreicherung der Digitalisate mit weiteren Informationen (z.B. Einführungen zu den Handschriften, digitalisierte Sekundärliteratur, siehe unter 2.4.). Zudem sollte die Entwicklung eines Präsentationsmodells für digitalisierte Literatur auch zur Nachnutzung bei anderen Heidelberger Vorhaben dienen.6

Die in Heidelberg erstellten Erschließungsdaten wurden bereits während der Projektlaufzeit in regelmäßigen Abständen nach Marburg geliefert, die Abschlusslieferung erfolgte Ende Januar 2003. Zum Zeitpunkt des Projektendes waren die Digitalisate aller 27 Handschriften auch auf der Seite "Manuscripta Mediaevalia" unter dem Punkt "Digitalisierte Handschriften" (http://www.manuscripta-mediaevalia.de/hs/hs-online.htm) verfügbar. Allerdings lässt sich dort bislang nur für drei Codices (Cod. Pal. germ. 19, 20 und 27) derzeit auch der entsprechende, aktuelle Katalogtext abrufen.

In der Datenbank sind zur Zeit 15 Codices mit den kompletten Erschließungsdaten recherchierbar (Cod. Pal. germ 16, 18, 19-23, 27, 76, 137, 339, 359, 365, 371, 403). Die anderen zwölf Handschriften (Cod. Pal. germ. 17, 67, 144, 147, 149, 152, 300, 323, 324, 345, 353, 362) sind dagegen nur mit Kurzbeschreibungen, die im Rahmen der Retrokonversion erstellt wurden, verfügbar.

2.1 Der Handschriftencorpus

Von den 27 reich illustrierten Papierhandschriften entstammen sieben Manuskripte der sogenannten "Werkstatt von 1418", die wahrscheinlich in Straßburg anzusiedeln ist.7 Eine elf Bände umfassende, weitere Gruppe wurde von Diebold Lauber und seinen Mitarbeitern im elsässischen Hagenau gefertigt. Sie repräsentieren das berühmteste und, mit über 80 erhaltenen Codices, wohl auch produktivste Scriptorium dieser Zeit. Die übrigen neun Bilderhandschriften können der vermutlich in Stuttgart tätigen und nach Ludwig Henfflin benannten Werkstatt zugeschrieben werden. Von diesem für Margarethe von Savoyen tätigen Atelier haben sich außerhalb Heidelbergs nach heutigem Kenntnisstand keine weiteren Erzeugnisse erhalten. Wie bereits erwähnt umfasst der Bestand beinahe das gesamte Spektrum volkssprachlicher Literatur des hohen und späten Mittelalters: So wird die ältere Zeit der deutschen Epik beispielsweise repräsentiert durch Manuskripte von Wolframs von Eschenbach "Parzival" und Heinrichs von Veldeke "Eneas", während die anonyme Übersetzung von "Pontus und Sidonia" und der "Herzog Herpin" der Elisabeth von Nassau-Saarbrücken zur Literatur des 15. Jahrhunderts gehören. Aber auch einige naturkundliche und erbauliche Werke sind vertreten. Besonders bemerkenswert für die Forschung ist die erstmalige Bereitstellung einer mehrbändigen deutschen Bibel aus der Werkstatt Diebold Laubers, die zu den ersten Zeugnissen von illustrierten, volkssprachlichen Vollbibeln des Mittelalters gehört.

2.2 Übersicht der Handschriften im Heidelberger Digitalisierungsprojekt

Signatur Ort Datierung Werkstatt Inhalt
Cod. Pal. germ. 16 Stuttgart 1477 Ludwig Henfflin Dreibändige Bibel (AT), Mose, Josua, Richter, Ruth
Cod. Pal. germ. 17 Stuttgart 1477 Ludwig Henfflin Dreibändige Bibel (AT), Könige, Paralipomenon I und II, Esra, Tobias, Judith, Esther, Hiob
Cod. Pal. germ. 18 Stuttgart 1477 Ludwig Henfflin Dreibändige Bibel (AT), Psalter, Parabole, Ecclesiastes, Cantica canticorum, Sapienta, Ecclesiasticus, Propheten
Cod. Pal. germ. 19 Hagenau 1441-1449 Diebold Lauber Fünfbändige Bibel (AT), Mose, Josua, Richter
Cod. Pal. germ. 20 Hagenau 1441-1449 Diebold Lauber Fünfbändige Bibel (AT) Könige, Paralipomenon I und II
Cod. Pal. germ. 21 Hagenau 1441-1449 Diebold Lauber Fünfbändige Bibel (AT) Esra, Nehemia, Tobias, Judith, Esther, Hiob, Psalter, Parabole, Ecclesiastes, Cantica, Sapientia, Ecclesiasticus
Cod. Pal. germ. 22 Hagenau 1441-1449 Diebold Lauber Fünfbändige Bibel (AT) Jesaia, Jeremia, Baruch, Hesekiel, Daniel, zwei kleine Propheten
Cod. Pal. germ. 23 Hagenau 1441-1449 Diebold Lauber Fünfbändige Bibel; Neues Testament
Cod. Pal. germ. 27 Straßburg 1418 von 1418 Otto von Passau: "Die 24 Alten"
Cod. Pal. germ. 67 Stuttgart um 1470 Ludwig Henfflin "Sigenot"
Cod. Pal. germ. 76 Stuttgart um 1470 Ludwig Henfflin Johannes von Tepl: "Der Ackermann aus Böhmen"
Cod. Pal. germ. 137 Hagenau um 1460 Diebold Lauber Martinus Oppaviensis: "Chronicon pontificum et imperatorum" (Papst-Kaiser-Chronik), deutsch
Cod. Pal. germ. 142 Stuttgart um 1475 Ludwig Henfflin "Pontus und Sidonia"
Cod. Pal. germ. 144 Straßburg 1419 von 1418 "Elsässische Legenda aurea"
Cod. Pal. germ. 149 Hagenau um 1450 Diebold Lauber "Historia septem sapientum" (Sieben Weise Meister), deutsch und Martinus Oppaviensis: "Chronicon pontificum et imperatorum" (Papst-Kaiser-Chronik), deutsch
Cod. Pal. germ. 152 Stuttgart um 1470 Ludwig Henfflin Elisabeth von Nassau-Saarbrücken: "Herzog Herpin"
Cod. Pal. germ. 300 Hagenau um 1442-1448 Diebold Lauber Konrad von Megenberg: "Das Buch der Natur"
Cod. Pal. germ. 323 Straßburg um 1420 von 1418 Rudolph von Ems: "Willehalm von Orlens"
Cod. Pal. germ. 324 Hagenau um 1444-1448 Diebold Lauber "Virginal"
Cod. Pal. germ. 339 Hagenau um 1443-1446 Diebold Lauber Wolfram von Eschenbach: "Parzival"
Cod. Pal. germ. 345 Stuttgart um 1470 Ludwig Henfflin "Lohengrin" und "Friedrich von Schwaben"
Cod. Pal. germ. 353 Stuttgart um 1470 Ludwig Henfflin "Die Heidin"
Cod. Pal. germ. 359 Straßburg 1420 von 1418 "Rosengarten zu Worms" und "Lucidarius"
Cod. Pal. germ. 362 Hagenau um 1442-1444 Diebold Lauber Konrad Fleck: "Flore und Blanscheflur"
Cod. Pal. germ. 365 Straßburg 1420 von 1418 "Ortnit" und "Wolfdietrich"
Cod. Pal. germ. 371 Straßburg 1420 von 1418 Ulrich von Zatzikhoven: "Lanzelet"
Cod. Pal. germ. 403 Straßburg 1419 von 1418 Heinrich von Veldeke: "Eneas"

2.3 Transport und Digitalisierung

Um höhere Investitionskosten zu vermeiden, wurde für die Digitalisierung der Codices die Dienstleistung des Digitalisierungszentrums der Universitätsbibliothek Graz in Anspruch genommen. Dieses hat sich in den letzten Jahren durch technische Eigenentwicklungen und durch verschiedene Projekte als Kompetenzzentrum in Sachen Digitalisierung mittelalterlicher Handschriften etabliert.8

Da die Digitalisierung extern durchgeführt wurde, mussten, um den zeitlichen Ablauf zu gewährleisten, noch vor Projektbeginn Transport und Versicherung organisiert und die Handschriften selbst vorbereitet werden.

So wurden alle Manuskripte sorgfältig unter konservatorischen Gesichtspunkten durchgesehen. Kleinere Mängel, wie Risse und Fehlstellen, sowie Beeinträchtigungen, die sich durch den Umgang während der Maßnahmen sehr wahrscheinlich verschlimmert hätten oder überhaupt zu neuen Schäden hätten führen können (z.B. Tintenfraßerscheinungen), mussten noch vor dem Transport nach Graz in der UB Heidelberg konservatorisch behandelt werden. Zwei Handschriften (Cod. Pal. germ. 149 und 300) hatten so gravierende Schäden, dass zunächst konservatorische Maßnahmen im Institut für Erhaltung von Archiv- und Bibliotheksgut Ludwigsburg erforderlich waren.

Der Erhaltungszustand, einschließlich noch verbliebener Schäden, besonderer Auffälligkeiten und Behandlungshinweise für die Digitalisierung, wurde schriftlich dokumentiert. Wie beim Ausleihen wertvoller Kunstobjekte üblich, wurden diese Protokolle, sowohl bei dem Eintreffen der Manuskripte in Graz als auch nach ihrer Rückkehr nach Heidelberg, anhand der Originale von den jeweiligen Restauratoren abgeglichen.

Zur Überprüfung der von der Universitätsbibliothek Graz gelieferten Ergebnisse mussten außerdem Checklisten mit allen zu digitalisierenden Seiten (inklusive der Einbände) erstellt werden. Besonderes Augenmerk wurde darauf gelegt, auch die am Anfang und am Ende der Codices befindlichen, nicht beschriebenen Vorsatzblätter sowie Unregelmäßigkeiten in der Foliierung in diesen Listen zu erfassen.

Diese Unterlagen begleiteten den gesamten Projekt-Workflow und dienten dazu, die vollständige und technisch einwandfreie Digitalisierung der Werke nachzuvollziehen.9

Die Handschriften wurden von Heidelberg in drei Teillieferungen nach Graz verbracht. Diese Aufsplittung des Transports hatte sowohl die Risikominimierung als auch das Vermeiden unnötiger Lagerzeiten und damit auch höherer Versicherungssummen zum Grund. Die Transporte erfolgten durch eine Spezialfirma von Haus zu Haus im klimatisierten LKW jeweils innerhalb von 24 Stunden und waren durch eine Transport- und Aufenthaltsversicherung abgedeckt.

Die Aufbewahrung der Manuskripte in der Universitätsbibliothek Graz fand unter strengen konservatorischen und sicherheitstechnischen Vorgaben statt. Während der Bearbeitung im Aufnahmeraum wurden außerdem konstant Klimaaufzeichnungen bzw. -kontrollen vorgenommen. Bei der Einrichtung der Handschrift und während des Seitenumblätterns wurde darüber hinaus für eine Dimmung bzw. Abschattung des Lichts am Kameratisch gesorgt.

Die Digitalisierung erfolgte mit Hilfe eines speziell entwickelten Kameratischs ("Grazer Modell", Typ 6545 HBG). Die Handschrift lag während des Digitalisierungsvorgangs auf einer jeweils in der Neigung verstellbaren, weichen Unterlage, so dass der Codex nie voll geöffnet werden musste. Das aufzunehmende Blatt wurde mit dem äußeren, häufig unbeschriebenen Seitenrand des Vorderschnitts auf einen sogenannten Unterdruckarm gelegt und so mit Hilfe des Unterdrucks für die Dauer der Aufnahme in seiner Position fixiert.10 Kamera und Konstruktionsteile bewegten sich um das Buch herum und wurden mit Hilfe eines Laserstrahls positioniert. Durch eine spezielle Konstruktion stand dabei die Kamera immer im rechten Winkel zum Blatt, so dass auch Verzerrungen minimiert wurden.11 Für die Aufnahmen wurde eine digitale Kamera (Kodak DCS 420 Digitalkamera, auf der Basis einer NIKON-N 90S Spiegelreflexkamera) mit einer Auflösung von 2016 x 3040 Bildpunkten und einer Farbtiefe von 24 Bit benutzt.

Die Digitalisierung hatte hohe Farbtreue und Auflösung zum Ziel, die nicht hätte erreicht werden können, wenn zunächst eine Verfilmung und anschließend eine Filmdigitalisierung vorgenommen worden wäre. Beim heutigen Stand der Technik ist die Digitalisierung vom Farbfilm immer noch mit erheblichen Qualitätsverlusten in der Farbwiedergabe verbunden.12

Aus diesem Grund und angesichts der oben bereits dargelegten konservatorischen Aspekte kam zur Schonung der Dokumente nur eine Digitalisierung vom Original mit einer möglichst farbgetreuen Wiedergabe in Frage. Eine gleichzeitige, archivbeständige SW-Verfilmung der Handschriften konnte aus technischen und finanziellen Gründen nicht verwirklicht werden.

Die insgesamt etwa 300 GB umfassenden Digitalisate wurden zur Archivierung auf jeweils zwei Sätzen Master-CDs in unkomprimiertem TIFF-Format gebrannt. Diese TIFF-Dateien haben jeweils einem Umfang von 18 MByte. Je eine Archiv-CD wird in Graz dauernd als Beleg aufbewahrt. Zusätzlich wurde in Heidelberg dieser preservation-master-Satz auf einem UB-eigenen Plattensystem gesichert.

2.4 Bereitstellung der Digitalisate im Netz

Für die Benutzung im Internet wurden die in Graz erstellten Masterdateien in ca. 100 KByte große JPEG-Dateien umgewandelt. Daneben können die Benutzer bei allen Handschriften außerdem auf eine Version mit 5 KByte großen GIF-Dateien für "Thumbnails" zugreifen, mit deren Hilfe man sich eine Übersicht über das jeweilige Manuskript verschaffen kann.

Eine dritte etwa 600 KByte große PDF-Version der Text- und Bildseiten ermöglicht Detailansichten und erleichtert das Ausdrucken. Weitere Bildformate und -größen, etwa zur Reproduktion, können auf Anfrage geliefert werden.

Abbildung 1: Projektseite http://palatina-digital.uni-hd.de

Die lokale Präsentation auf den Seiten der UB Heidelberg geschieht innerhalb der "Virtuellen Fachbibliothek Kunstgeschichte". Für die Projektseiten wurde eigens eine Oberfläche geschaffen, welche einen Rahmen mit zehn thematisch orientierten Navigationspunkten umfasst (Abb. 1). Der Navigationspunkt "Handschriften" ermöglicht den direkten Zugang zu den 27 Manuskripten über die Signatur bzw. den Autor oder Titel. Die übrigen Hauptnavigationspunkte stellen weiterführende Informationen bereit. So finden sich unter dem Punkt "Projekt" eine ausführliche Beschreibung der Maßnahme, allgemeine Literaturangaben mit zumindest teilweise online-stehender Literatur und Textausgaben sowie weiterführende Links zum Thema "Digitalisierung und Handschriften im Internet". Ferner werden Informationen zu den drei Werkstätten, zur Provenienz der Handschriften ("Bibliotheca Palatina") und ihrer Entstehungsgeschichte ("Scriptorium") angeboten. Das "Glossar" enthält Erklärungen von Fachtermini und Hintergrundinformationen zu restauratorischen Gesichtspunkten. Zudem findet sich ein Link zur ikonographischen Suchmaschine ("Suche").

Über kurze "Einführungen", die für jede der Handschriften erstellt wurden, wird der Zugang zu den Textinhalten - auch für interessierte Laien - erleichtert, auf Besonderheiten des jeweiligen Manuskripts aufmerksam gemacht sowie eine Literaturliste angeboten. Die Kurztexte wurden zudem mit parallelen Projekten, Texteditionen und Online-Publikationen verlinkt, so dass der Leser problemlos an weitere wissenschaftliche Informationen gelangen kann.

An verschiedenen Stellen wurden sogenannte "Daumenkinos" eingefügt, die in automatischer Abfolge eine Sequenz aus einer Handschrift zeigen.13

Weiterhin wurden auf allen Seiten die zur Illustration der Sachverhalte herangezogenen Darstellungen aus den digitalisierten Handschriften mit einen Link zur jeweiligen Volltextpräsentation versehen. Die Einzelbeispiele können so auch im Gesamtzusammenhang der Handschrift betrachtet werden. Ebenso wurden die verwendeten Fachbegriffe jeweils mit Links ausgestattet, die den Benutzer zu den erklärenden Informationen aus dem Glossar oder den Einführungsseiten führen.

Das virtuelle Zusammenbinden der einzelnen Digitalisate im Netz erfolgt mit der von der University of Berkeley entwickelten SGML-basierten Methode "Ebind". Sie ermöglicht es, den Nutzern die wichtigsten bibliographischen Informationen der Handschriften zu vermitteln und den hierarchischen Aufbau der Texte und Handschriften nachzuvollziehen. Ferner wird so das Navigieren - quasi das Umblättern - in den dynamisch in diese Ebind-Struktur eingespielten Images erleichtert.14 Die Digitalisate wurden zunächst in einer sehr einfach gestalteten Form online gestellt, um den Projektmitarbeitern einen bequemen Zugang zu ermöglichen. Im weiteren Verlauf des Projektes wurde eine neue Form der Volltextpräsentation mit übersichtlicher Anordnung der Gliederungspunkte, ansprechender Hintergrundgestaltung und verbesserten Navigationsmöglichkeiten entwickelt.

Nicht nur die Handschriften selbst erhielten eine von ihrem physischen Speicherort unabhängige zitierfähige URL (z.B. http://digi.ub.uni-heidelberg.de/cpg17), sondern auch jede Einzelseite ist eindeutig referenzierbar (http://digi.ub.uni-heidelberg.de/cpg17/0002).

Beim Aufrufen der einzelnen Handschriften öffnet sich eine illustrierte Einstiegsseite mit Informationen zu Signatur, Autor, Titel, Herstellungsort, Entstehungszusammenhang, Datierung und Inhalt des jeweiligen Manuskripts.15

Die Einstiegsseite erlaubt ferner den Zugriff auf die Volltextpräsentation der jeweiligen Handschrift (Abb. 2). Die einzelnen Seiten können dabei auf zwei Wegen aufgerufen werden:

Über die inhaltliche Gliederung lassen sich bestimmte Textpassagen und Manuskriptteile direkt anwählen, was neben der gezielten Auswahl einzelner Textelemente den Vorteil bietet, in großen Schritten innerhalb der Handschrift zu blättern. Die Funktion "Sprung zu Blatt" liefert ferner die Möglichkeit, ganz gezielt einzelne Blätter der Handschrift anzuwählen und direkt an eine bestimmte Stelle der Handschrift zu springen, etwa wenn Folio-Angaben bestimmter Textstellen oder Illustrationen dem Nutzer bereits bekannt sind.

Abbildung 2: Einzelseite aus dem Cod. Pal. germ. 67, "Sigenot", fol. 8r

Hinzu kommen Angaben, in welchem Kapitel und auf welchem Blatt sich der Benutzer gerade befindet. Die Inhaltsverzeichnisse ermöglichen es dem Betrachter ferner, analog zum Angebot der Einstiegsseite auch von den einzelnen Blättern der Handschrift aus spezifische Textpassagen aufzurufen und kapitelweise vorzugehen.

Zur Navigation innerhalb der Handschrift dienen die oberhalb der Digitalisate angebrachten roten "Buttons", die jeweils zu Anfang und Ende des Manuskripts bzw. des jeweiligen Kapitels führen oder mit deren Hilfe sich jeweils die vorhergehende bzw. nachfolgende Seite öffnen lässt. Mit Hilfe von weiteren Buttons stehen dem Nutzer außerdem die verschiedenen Ausgabemöglichkeiten der Digitalisate zur Verfügung (s.o.).

Die Möglichkeiten der Technik nutzend, wurde ferner in zwei Fällen die ursprünglich korrekte Blattfolge virtuell rekonstruiert und als zusätzliches Angebot auf den Seiten der UB Heidelberg verankert16.

Über diese Angebote hinaus wurde, um auch innerhalb der Heidelberger Präsentation eine Recherche zu ermöglichen, eigens für die 27 digitalisierten Bilderhandschriften eine "Ikonographische Suchmaschine" entwickelt. Mit ihrer Hilfe ist es möglich, gezielt nach kunsthistorischen Sachverhalten zu recherchieren. Anhand von sieben miteinander kombinierbaren Suchfeldern lassen sich nahezu alle beschriebenen kunsthistorischen Gesichtspunkte, z.B. Künstlerzuschreibungen, Bildtypen, Initialschmuck etc. ermitteln. Weitere Suchkriterien können jeweils durch Pulldown-Menüs zugeschaltet werden. Oder die Kategorien können mit den Operatoren "und" bzw. "oder" miteinander verknüpft werden. Ganz gezielt lassen sich beispielsweise auch einzelne Handschriften durchsuchen. Die Recherche kann also sowohl hinsichtlich des Datenbestandes als auch in Bezug auf die Suchkriterien beliebig eingeschränkt oder ausgeweitet werden.

Abbildung 3: Ikonographische Suchmaschine

Um die "virtuelle Fachbibliothek" zu den digitalisierten 27 Handschriften abzurunden, wird den Nutzern im Bereich der Online-Präsentation auch urheberrechtsfreie gescannte Sekundärliteratur zur Verfügung gestellt. So wurden Ausgaben älterer, selbst im antiquarischen Buchhandel vergriffener Texteditionen mit einbezogen. Aber auch schwer zu beschaffende Sekundärliteratur konnte auf die Internet-Seiten der UB eingespielt werden.

Insgesamt wurden 32 Monographien (ca. 8.250 Seiten) sowie 15 Aufsätze (ca. 600 Seiten) digitalisiert und die Monographien in dem für die Handschriften entwickelten Präsentationsmodell ins Netz gestellt (Aufsätze als PDF-Datei). Recherchierbar sind diese Dokumente zum einen durch direkte Verlinkung in den Projektseiten unter dem Punkt "Literatur"17, zum anderen aber zusätzlich im Heidelberg Online-Katalog HEIDI durch Erfassung der elektronischen Parallelausgabe im Südwestdeutschen Bibliotheksverbund (SWB).

Abbildung 4: Einstiegsseite einer digitalisierten Druckschrift

2.5 Wissenschaftliche Erschließung

Als eine der Grundlagen der Erschließung konnten die im Rahmen der Neu-Katalogisierung der Codices Palatini angefertigten kodikologischen Beschreibungen der Handschriften in das Projekt eingebracht werden. Die im Fließtext erstellten Katalogisate sind auf den Seiten der UB Heidelberg im PDF-Format abrufbar.

Für die kunsthistorische Erschließung der Illustrationen aus den elsässischen Handschriften kamen ferner die grundlegenden Arbeiten von Saurma-Jeltsch als Basis hinzu. Die dort zusammengetragenen Informationen zu Geschichte, Organisation und Mitarbeitern der Werkstätten sowie ihrer "Händescheidung" ergänzen die Katalogisate.18

Die Zusammenführung dieser Informationen und die Erschließung der etwa 2000 Illustrationen geschah mit Hilfe des Datenbankprogrammes HiDA3, von dem eine eigens für Manuskripte modifizierte Form für die Handschriftendatenbank entwickelt wurde.19

Bei der formalen Erfassung der Illustrationen wurden zum einen die Darstellungen detailliert hinsichtlich Farbmaterialien, Technik und Maßen beschrieben und zum anderen sichtbare Spuren des Herstellungsprozesses, wie Reste von Unterzeichnungen, in die Beschreibungen mit aufgenommen. Aus kunsthistorischer Sicht war auch die Erfassung des Buchschmucks und der verwendeten formalen und ikonographischen Bildtypen unabdingbar. Falls möglich, wurden die Illustrationen aufgrund aktuellster Forschungsergebnisse einzelnen Illustratorenhänden zugeordnet. Daneben fanden der Vollständigkeit halber die Zuschreibungen der älteren Forschung noch einmal Berücksichtigung.20

Zur inhaltlichen Erschließung wurde primär die Text-Bild-Relation der Darstellungen, einschließlich der zumeist rot eingetragenen Bildtitel und der, allerdings nur selten erhaltenen, Maleranweisungen (z.B. im Cod. Pal. germ. 403) berücksichtigt. Etwaige Widersprüche zwischen Text, Überschrift und Bild wurden notiert.

Eng verknüpft mit der Text-Bild-Relation ist die ikonographische Erschließung der Bildthemen und Bildzusammenhänge. HiDA entsprechend wurde hierzu das hierarchische Klassifikationssystem ICONCLASS, benutzt.21 Durch die Codierung der Bildthemen und Motive mit Notationen bietet ICONCLASS analog zu dem auf MIDAS22 basierenden HiDA den Vorteil einer normierten Begrifflichkeit, welche das Suchen nach bestimmten Darstellungsinhalten und -motiven erheblich erleichtert.

Dabei galt es nicht nur die Bildthemen zu ermitteln. Es wurde auch festgestellt, wie und in welchen Zusammenhängen Personen, ihre Gestik oder Gegenstände der spätmittelalterlichen Sachkultur dargestellt wurden. Insgesamt wurden im Schnitt für jede der 2052 Illustrationen 60 ICONCLASS-Notationen vergeben. Die Anzahl der Notationen differierte allerdings von Objekt zu Objekt stark. So genügten für die Beschreibung einer Bibelillustration aufgrund der in ICONCLASS differenziert erfassten Ikonographie der biblischen Themen häufig schon etwa 20 bis 25 Notationen. Für eine Darstellung aus einem Werk der spätmittelalterlichen Literatur (vor allem der Henfflin-Werkstatt) benötigte man dagegen bis zu 80 Notationen. Zur Ergänzung und Differenzierung dieses Systems wurden außerdem nach und nach zu jeder Illustration detaillierte, verbale Beschreibungen erstellt, in denen bestimmte, in ICONCLASS nur schwer auszudrückende Fachtermini enthalten sind.23 Mit Abschluss des Projekts sind etwa 120.000 bildrelevante Sachverhalte abfragbar.

2.6 Präsentation der wissenschaftlichen Erschließung im Internet

Der Nutzer erhält die Informationen der wissenschaftlichen Erschließung auf den Seiten der UB Heidelberg als sogenannten "Bildinformationen" angeboten. Diese "Bildinformationen" befinden sich in einer auch ausdruckbaren Tabellenform unterhalb der jeweiligen Digitalisate. Die hier bereitgestellten Daten basieren auf den in HiDA3 erstellten und exportieren Dokumenten, die mit Hilfe eines Zusatzprogrammes in XML umgewandelt wurden.

Aus der Vielzahl der HiDA-Informationen werden im Präsentations-Stylesheet die zu der angezeigte Seite gehörenden Angaben selektiert und dargestellt. Damit verbunden ist eine Umformulierung der Erfassungskategorien, um diese auch ohne detaillierte MIDAS/HiDA-Kenntnisse verständlich zu machen.24

So sind auch auf den Seiten der UB Heidelberg die wichtigsten kunsthistorischen Informationen der HiDA-Dokumente wie Bildtitel, Angaben zu Werkstatt, Künstler, Art und Weise des Buchschmucks, Technik, Farben und ikonographische Gattung verfügbar. Außerdem werden die in HiDA erstellten Kurzbeschreibungen der Darstellungen und die ICONCLASS-Notationen sowie deren Erläuterungen eingespielt.

Neben den Daten der kunsthistorischen Erschließung wurden auch die kodikologischen Informationen in die Heidelberger Präsentation mit einbezogen. Über den Punkt "Katalogisat" erhält man Zugang zu tabellarisch aufgearbeiteten kodikologischen Informationen, aber auch zu der PDF-Version des jeweiligen Fließtext-Katalogisats. Die Tabellen enthalten alle kodikologischen Angaben des Fließtextkatalogisats und weitere, allgemeine kunsthistorische Informationen zu den Miniaturen, ihren ikonographischen wie stilistischen Besonderheiten. Ergänzt werden diese Angaben durch eine tabellarische Übersicht der benutzten Editionen und Sekundärliteratur (Kurztitel). Künftig soll dieses Angebot um Tabellen erweitert werden, die sich ausschließlich mit den Texten der Handschriften bzw. ihren Einbänden beschäftigen.25 In ähnlicher Form sind bereits Angaben zu den Einbänden abrufbar.

3. Eingesetzte Technik

Wie bereits oben erwähnt (siehe unter 2.) war bei der Durchführung des Projekts eine Zweigleisigkeit der EDV-Entwicklungen erforderlich. Zum einen wurde die Marburger Handschriftendatenbank, in deren Rahmen es auch ein Web-Präsentation der Digitalisate gibt, als zentrales Erfassungsinstrument eingesetzt. Zum anderen wurde an der Universitätsbibliothek Heidelberg ein Präsentationsmodell für das Web entwickelt, das heute als universelle Basis für Digitalisierungsprojekte in ganz anderen Bereichen (z.B. Druckschriften) dient. Dieser Abschnitt bezieht sich allein auf das in Heidelberg entwickelte System.

Über die klassischen formalen und inhaltlichen Erschließungsmethoden hinaus, erfordert die Bereitstellung digitalisierter Objekte im Web eine Methode, die formalisierte Repräsentation ihres Aufbaus, also ihrer internen Struktur, zu beschreiben. Daraus werden Navigationselemente für die Internetpräsentation erzeugt. Das Heidelberger Präsentationsmodell wird daher aus drei Datenquellen gespeist:

Darüber hinaus wird die Webpräsentation durch bereits vorhandene Altkatalogisate sowie durch gemeinfreie digitalisierte Sekundärliteratur ergänzt.

Die Software, die an der UB Heidelberg entwickelt wurde, führt diese Datenquellen zu einer Web-Präsentation zusammen. Schon zu Beginn der Planungen war klar, dass diese Software mehreren Kriterien genügen sollte:

Diese Eigenschaften sollten gewährleisten, ein System mit möglichst langem Lebenszyklus sowie leichter Austauschbarkeit seiner Einzelmodule zu erhalten. Den Aufbau beschreiben die nachfolgenden Abschnitte.

3.1 Digitalisate

Bei der Digitalisierung des Materials konnte die gewünschte Farbtreue mit 24 Bit Farbtiefe erreicht werden. Bei der Auflösung hingegen mussten aus Kostengründen Kompromisse eingegangen werden. Immerhin war eine Auflösung von 6 Mio. Pixeln realisierbar, die bei moderater Formatbeschränkung noch Kunstdrucke erlaubt. Die aus der Digitalisierung entstandenen Imagedateien sind daher jeweils 18 MByte groß. Aus diesen Originalimages wurden für die Web-Präsentation drei weitere Formate abgeleitet:

Bis auf das jeweilige Originalimage, das für Archivzwecke sowie kostenpflichtige Bestellungen vorbehalten bleiben soll, fließen alle Versionen in die Web-Präsentation ein. Sobald JPEG2000 mit plattform-unabhängigen Browsern und für nachladendes Zooming geeigneten Servern verbreitet ist, soll es die angebotene Dateivielfalt ablösen und zugleich die Benutzerschnittstelle optimieren.

3.2 Datenquellen zur Beschreibung der Handschriften

Neben den Imagedaten der Digitalisate wurden zwei weitere Datenquellen verarbeitet: die Strukturdaten über den internen Aufbau der jeweiligen Handschrift sowie die Erschließungsdaten aus HiDA3. Bei beiden handelt es sich um XML-Daten.

Die Erschließungsdaten der Handschriftendatenbank werden als so genannte ULD-Dateien (Unloaded document) exportiert und in XML umgewandelt. Weil sich die Interpretation dieser XML-Dateien leicht aus den bibliothekarischen Kategorien der Katalogisate ableitet, wird für diese Daten keine DTD benötigt.

Der Beschreibung des internen Aufbaus der jeweiligen Handschrift hingegen lag die SGML-DTD Ebind zu Grunde. Ebind ist das Ergebnis eines 1996 abgeschlossenen Projektes an der University of Berkeley.26 Neben seiner Einfachheit bietet Ebind den Vorzug, bei Bedarf relativ problemlos in andere Beschreibungsformate (etwa TEI) transformiert werden zu können. Im Kern besteht Ebind aus einer SGML-DTD und einem Programm, das aus Rohdaten, die die Struktur eines Buches beschreiben, ein DTD-konformes SGML-Dokument erzeugt. Die SGML-Dokumente der Sammlung könnten zwar auch direkt mit einem validierenden Editor erstellt werden. Dazu wären jedoch SGML-Kenntnisse erforderlich gewesen, zu deren Vermittlung das Projekt keinen Raum bot. Abb. 5 verdeutlicht den einfachen Aufbau der Rohdaten an einem Auszug zu Cod. Pal. germ. 19.

ID Num: Cod. Pal. germ. 19
Title: Cod. Pal. germ. 19: Bibel AT, deutsch
Pubplace: Hagenau - Werkstatt Liebold Dauber
Pubyear: 1441-1449
-- STRUCTURE --
front
body
chapter 1 Einband vorn
chapter 12 1v: Sophronius Eusebius Hieronymus, Epistola ...
chapter 34 12v: Genesis
...
chapter 746 Einband hinten
chapter 747 Maßstab/Farbkeil
back
-- SEQUENCE --
1 cpg19001.jpg Einband vorn
2 cpg19002.jpg Spiegel
3 cpg19003.jpg 1R
4 cpg19004.jpg 1V
...
Abbildung 5: Auszug aus den Rohdaten zur Strukturbeschreibung von Cod. Pal. Germ. 19

Während die Ebind SGML-DTD unseren Ansprüchen an die Strukturbeschreibung durchaus genügte, war es jedoch erklärtes Projektziel, XML statt SGML zu verwenden. Dazu wurden die SGML-Dokumente nach XML transformiert (Abb. 6) und letztere dauerhaft im Filesystem gespeichert. Die XML-Dokumente werden schließlich on Demand, also zum Zeitpunkt des Aufrufes durch Anwender, mit XSLT-Stylesheets in die Web-Präsentation überführt.

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<PUBPLACE>Hagenau - Werkstatt Diebold Lauber</PUBPLACE>
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...
Abbildung 6: Auszug aus der XML-Strukturbeschreibung von Cod. Pal. Germ. 19

Dies ist jedoch nicht die einzige Aufgabe der XSLT-Stylesheets. Denn um auch die XML-Daten der Handschriftendatenbank in die Web-Präsentation zu integrieren, sind sie auf die Verarbeitung von HiDA-Katalogisaten angepasst.

3.3 Eingesetzte Systeme

Das Gesamtsystem basiert auf einigen frei verfügbaren Open Source Produkten, von denen die wichtigsten sind:

Jedes dieser Module ist - eventuell nach moderater Änderung der Systemarchitektur - durch ähnliche Module ersetzbar.

Darüber hinaus wurden an der Universitätsbibliothek Heidelberg entwickelt:

Abbildung 7: Schematische Darstellung des Präsentationsprozesses

Insgesamt stellte die Entwicklung eines Systems zur Bereitstellung digitalisierter Objekte für die UB Heidelberg technisches Neuland dar. Erstmals wurden hier Methoden zur Strukturbeschreibung von Büchern eingesetzt. Es war auch das erste Projekt an der UB Heidelberg, bei dem XML eine zentrale Rolle spielte. Die auf einen breiteren Einsatz ausgerichtete Systemarchitektur hat ihre Flexibilität bereits bei nachfolgenden Digitalisierungsprojekten unter Beweis gestellt.

Allerdings sollte der personelle Aufwand zur Entwicklung von XSLT-Stylesheets nicht unterschätzt werden. Der Vorzug von XSLT zur Transformation von XML-Daten besteht zweifellos darin, normierten Standards zu entsprechen und daher "langlebig" zu sein. Weil die Sprache XSL als Programmiersprache nicht sonderlich ausdrucksstark ist, wird die Langlebigkeit jedoch mit einem Preis erkauft: Im Vergleich zu Programmen in anderen Programmiersprachen mit gleichem Resultat sind XSLT-Stylesheets ausnehmend lang und eng gekoppelt an die Struktur sowohl des jeweiligen Ausgangs- als auch des Zieldokumentes. Dies beeinflusst Entwicklungsdauer wie Programmpflege. Einer der Autoren (Pietzsch) hat in der Zwischenzeit Erfahrungen mit der neuen objektorientierten Sprache Ruby (http://www.ruby-lang.org), deren Programme lediglich etwa ein Viertel des Umfanges gleichwertiger XSLT-Stylesheets haben. Um den Preis eines eventuell kürzeren Lebenszyklus machen daher Entwicklungs- und Pflegeaufwand von Ruby-Programmen nur einen Bruchteil derjenigen von XSLT-Stylesheets aus.

4. Zusammenfassung

Gleichzeitige Digitalisierung und Erschließung der Handschriften bedeutet, wie jüngst erneut gefordert28, die Bereitstellung der Manuskripte als Ganzes. Nur so können die komplexen Zusammenhänge zwischen Text und Bild, beider Überlieferungsgeschichte und Traditionen sowie das Zusammenspiel der verschiedenen Faktoren bei der Entstehung der Codices, das sich nur anhand der kodikologischen Informationen ablesen lässt, interdisziplinär erforscht werden.

Die Illustrationen dieser Handschriften stellen nicht allein für den Kunsthistoriker einen wichtigen Bestand spätmittelalterlicher Buchmalerei dar, sondern bergen darüber hinaus einen für weitere Forschungsbereiche unschätzbaren Fundus an Informationen. Rechtshistorikern, Realienkundlern, Literaturwissenschaftlern, die sich mit der Rezeption von Texten befassen, wie auch Alltagsforscher, Theologen und Naturwissenschaftler werden mit diesem Bildmaterial Daten zur Verfügung gestellt, die zweifellos Anlass zu neuen Forschungen bieten.

Durch die Einbindung in die "Handschriftendatenbank" kann ein Großteil der vorhandenen Erschließungsdaten über eine detaillierte Maske recherchiert werden. So ist eine gezielte Suche nach einzelnen kodikologischen Informationen, Werktiteln, Autoren und anderen an der Herstellung der Codices beteiligten Personen möglich. Zudem können die lokalen Daten im überregionalen Gesamtzusammenhang anderer deutscher Handschriftenbestände gesehen werden und beispielsweise Querverbindungen zu Manuskripten etwa des gleichen Schreibers oder einer Parallelüberlieferung hergestellt werden. Mit Hilfe der "Ikonographischen Suchmaschine" können die kunsthistorischen Informationen zu den Heidelberger Handschriften nicht nur über die Marburger Handschriftendatenbank, sondern auch innerhalb der Heidelberger Präsentation abgerufen werden.

Die digitale Bereitstellung von Text und Bild eröffnet gegenüber der bisherigen Nutzung derartigen Quellenmaterials als Original oder Film beträchtlich erweiterte Zugangsmöglichkeiten, insbesondere durch den standort- und zeitunabhängigen Direktzugriff auf das Material. Quellenübergreifende Untersuchungen werden zum einen durch die gemeinsame Erschließungsdatenbank und zum anderen durch erstmaliges virtuelles Zusammenführen von Beständen ermöglicht. Gerade die digitale Bereitstellung des Materials eröffnet den verschiedenen Interessentenkreisen das leichte Anlegen von Arbeitskopien. Aus den Online-Versionen der Handschriften ergeben sich zum Teil verblüffende neue Forschungsmöglichkeiten: So können nun unabhängig von den meist eingeschränkten Lichtverhältnissen bei der Konsultation der Originale z.B. die Abläufe der Arbeit verfolgt oder Details studiert werden. Die Erforschung der Layout-Planung mittelalterlicher Handschriften kann so eine ganz neue Richtung nehmen und sich den Fragen der Inszenierung von Handschriften und Bildern vermehrt zuwenden.

Darüber hinaus besteht auch die Möglichkeit, auf Wunsch - ohne erneute Beanspruchung der Originale - hochqualitätvolle, reproduktionsfähige Digitalisate oder Ausdrucke durch die Universitätsbibliothek gegen Entgelt anfertigen zu lassen.

Die Erschließungsarbeit innerhalb des Projekts beschränkte sich auf kunsthistorische und kodikologische Aspekte. Ferner ist es von großem Interesse, weitere Informationen, etwa zur Überlieferungsgeschichte der Werke, zu Paläographie oder zu Texteditionen, in das Gesamtvorhaben einzubinden. Deshalb wurden bei Fachveranstaltungen, in Publikationen sowie auf den Internetseiten WissenschaftlerInnen aller Fachgebiete zur interdisziplinären Mitarbeit aufgerufen. Erste Kontakte sind bereits hergestellt.

Nach Abschluss des Projekts ist festzustellen, dass die im Projektantrag genannten Ziele nicht nur erfüllt, sondern in einigen Bereichen sogar erweitert werden konnten. Dies gilt zum einen für die realisierte Tiefenerschließung der Bildinhalte der Handschriftenillustrationen, die weit über das hinausgeht, was bei der Antragstellung zugrunde gelegt wurde. Gerade unter dem Aspekt, die dargestellten Sachverhalte nicht nur der kunsthistorischen, sondern auch der interdisziplinären Forschung zugänglich zu machen, stellt dies einen großen Mehrwert dar und ermöglicht in vielen Fällen überhaupt erst das Verständnis der Bilder. Zum anderen konnten die Heidelberger Projektseiten mit weitaus mehr Informationen ausgestattet werden als ursprünglich für realisierbar gehalten wurde.

Die Resonanz der Öffentlichkeit auf das Projekt übertraf alle Erwartungen: Seit der Erstellung der ersten Seiten der Heidelberger Internetpräsentation im Januar 2001 bis Ende Februar 2003 wurden insgesamt ca. 198.000 Aufrufe der Seiten registriert.29 Der Bericht über den Abschluss des Projektes in der "Tagesschau" am 19.02.03 verursachte im Februar 2003 allein ca. 42.000 Aufrufe, während in den Monaten zuvor ca. 7.000-9.000 Zugriffe pro Monat registriert wurden.

Die als Pilotprojekt begonnene Handschriftendigitalisierung hatte aber auch Auswirkungen auf die zukünftigen Aktivitäten der UB Heidelberg. So erwies sich nicht nur das für die Handschriften entwickelte Präsentationsmodell mit leichten Modifizierungen grundsätzlich auch für Druckschriften als einsetzbar, sondern lieferte das Projekt auch die "Initialzündung" für den Aufbau einer eigenen Digitalisierungswerkstatt im Hause.


Zu den Autoren

Dr. Maria Effinger ist Leiterin der Abteilung Informationsdienste und Non-Book-Medien

Universitätsbibliothek Heidelberg
Plöck 107-109
D-69117 Heidelberg
E-Mail: effinger@ub.uni-heidelberg.de


Dipl.-Inform.Med. Leonhard Maylein

Universitätsbibliothek Heidelberg
E-Mail: maylein@ub.uni-heidelberg.de


Dr. Eberhardt Pietzsch ehemals Universitätsbibliothek Heidelberg, Leiter der Abteilung DV-Anwendungen, seit 1. November 2001

Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt
Bockenheimer Landstraße 134-138
D-60235 Frankfurt a.M.
E-Mail: pietzsch@stub.uni-frankfurt.de


Dr. Ulrike Spyra

Turnerstraße 33
D-69126 Heidelberg
E-Mail: Ulrike.Spyra@gmx.de


Anmerkungen

1. Erfreulicherweise konnten mit Zustimmung der DFG mit Restmitteln, die nicht für die Digitalisierung der im Projekt vorgesehenen Handschriften aufgewendet wurden, drei weitere spätmittelalterliche Bilderhandschriften in Graz digitalisiert werden. Es handelt sich um die Handschriften: Cod. Pal. germ. 84 (Antonius von Pforr, "Buch der Beispiele", "Passionsgebet", Schwaben, um 1475/1482), Cod. Pal. germ. 90 ("Vitaspatrum", deutsch, Süddeutschland 1477), Cod. Pal. germ. 466 (Antonius von Pforr, "Buch der Beispiele", Seeschwaben, um 1485). Die Digitalisate dieser Codices werden analog zu dem für die anderen Handschriften üblichen Verfahren auf den Seiten der UB Heidelberg online angeboten. Die Erschließung der kodikologischen Daten und die kunsthistorische Erschließung der Illustrationen konnte allerdings im Rahmen des Projektes nicht geleistet werden.

2. Vgl. M. Effinger: "Große oder kleine Bücher hübsch gemolt". Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert Projekt "Digitalisierung spätmittelalterlicher Bilderhandschriften aus der Bibliotheca Palatina". in: AKMB-news, 7 (2001) Nr. 2, S. 29f.; Dies., L.E. Saurma-Jeltsch: Forschung per Mausklick - Einzigartige Dokumente der Kulturgeschichte erstmals im Internet, in: Ruperto Carola (2001) Heft 3, S. 4-12; M. Effinger, E. Pietzsch: Palatina digital: Digitalisierung spätmittelalterlicher Bilderhandschriften aus der Bibliotheca Palatina. In: ZfdA 131 (2002) S. 137-139.

3. Vgl. u.a. Chr. Fasbender: Húbsch gemolt - schlecht geschrieben? Kleine Apologie der Lauber-Handschriften, in: ZfdA 131 (2002), S. 66-78.

4. Vgl. zur wissenschaftlichen Bedeutung der Handschriften Effinger, Saurma-Jeltsch: Forschung per Mausklick, a.a.O.

5. http://www.manuscripta-mediaevalia.de. Zur Handschriftendatenbank vgl. u.a. E. Overgaauw: Die Datenbank "Handschriften des Mittelalters" aus der Sicht eines Handschriftenbearbeiters. Vortrag gehalten anlässlich der Internationalen Handschriftenbearbeitertagung in Leipzig 20.-22. September 1999 sowie L. Heusinger: Projekt "Handschriftendatenbank". Vortrag gehalten anlässlich der Internationalen Handschriftenbearbeitertagung in Leipzig 20.-22. September 1999 beide unter http://www.dfg.de/forschungsfoerderung/wissenschaftliche_infrastruktur/lis/foerderbereiche/dokumentationen/hs_tagung_1999.html; Th. Stäcker: Eine Datenbank für mittelalterliche Handschriften. Überlegungen zu einem Projekt, in: Bibliothek 23 (1999) Nr. 3, S. 351-371; J. Bove: Handschriftenkataloge online, in: ZfdA 130 (2001) S. 495f.; F. Geißelmann: Erschließung mittelalterlicher Handschriften. Anmerkungen zum Projekt einer Handschriftendatenbank, in: Zeitschrift Bibliothekswesen und Bibliographie 48 (2001) Heft. 1, S. 23-30; R. Giel: "Manuscripta Mediaevalia" Handschriften aus deutschen Bibliotheken im Internet, in: Gazette du livre médiéval 39 (2001) S. 34-40. K. Zimmermann, "Erfahrungen aus der Sicht des Bearbeiters mit der Handschriftendatenbank", Vortrag gehalten anlässlich der Internationalen Handschriftenbearbeitertagung in Leipzig 23.-25. September 2002 unter http://www.dfg.de/forschungsfoerderung/wissenschaftliche_infrastruktur/lis/foerderbereiche/dokumentationen/hs_tagung_2002.html

6. Derzeit werden beispielsweise die Heidelberger Adressbücher der Jahr 1839-1945 digitalisiert und demnächst über das WWW bereitgestellt.

7. Vgl. im folgenden die Liste der Signaturen und Werktitel in der Tabelle. Allgemeine Literatur zu den Handschriften findet sich auf den einzelnen Projektseiten unter http://palatina-digital.uni-hd.de

8. http://www.kfunigraz.ac.at/ub/sosa/digitalisierung.html Vgl.auch H. Zotter: Die Digitalisierung des Steirischen Dokumentenerbes, in: Bibliotheksdienst 3 (2000) S. 365-371; Universitätsbibliothek Graz - Abteilung für Sondersammlungen: Die Digitalisierung des Steirischen Dokumentenerbes, CD-ROM, Graz 1997.

9. Erst nach der Rückkehr der Handschriften nach Heidelberg erkannte Fehler wären nicht mehr korrigierbar gewesen. Nur auf diese Weise konnte gewährleistet werden, dass die gelieferten Digitalisate auch ohne die zu diesem Zeitpunkt noch in Graz befindlichen Manuskripte kontrolliert werden konnten.

10. Für das Planhalten des Blattes ist keine Glasplatte oder ähnliches erforderlich.

11. Zum Grazer Kameratisch vgl. Steirisches Dokumentenerbe, CD-ROM, a.a.O.

12. Vgl. hierzu u.a. M. Dörr, H. Weber: Digitalisierung als Mittel der Bestandserhaltung? Abschlussbericht einer Arbeitsgruppe der Deutschen Forschungsgemeinschaft, in: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie 44 (1997) Heft 1, S. 53-75, bes. S. 71.

13. So z.B. unter http://www.ub.uni-heidelberg.de/helios/fachinfo/www/kunst/digi/henfflin/cpg345.html.

14. Ausführlicher siehe hierzu unter Punkt 3.2.

15. Bei mehrbändigen Werken, etwa der fünfbändigen Bibelausgabe aus dem Atelier Diebold Laubers (Cod. Pal. germ. 19-23) oder dem zweibändigen "Parzival" (Cod. Pal. germ. 339), werden auf den Einstiegsseiten auch Links zu den jeweiligen anderen Einzelbänden angeboten.

16. Die Handschriften Cod. Pal. germ. 149 und Cod. Pal. germ. 353 wurden im Laufe ihrer Geschichte mehrmals neu gebunden. Dadurch ist bei beiden Manuskripten die ursprüngliche Reihenfolge der Blätter durcheinander geraten, so dass für den Benutzer die Abfolge von Text und Bild heute nur noch schwer verständlich ist.

17. So. z.B. http://www.ub.uni-heidelberg.de/helios/fachinfo/www/kunst/digi/projekt/literatur.html oder http://www. ub.uni-heidelberg.de/helios/fachinfo/www/kunst/digi/lauber/cpg137.html#Kap4.

18. Vgl. u.a. L.E. Saurma-Jeltsch: Spätformen mittelalterlicher Buchherstellung. Bilderhandschriften aus der Werkstatt Diebold Laubers in Hagenau, Wiesbaden 2001; Dies.: Zum Wandel der Erzählweise am Beispiel der illustrierten deutschen "Parzival"-Handschriften, in: Probleme der Parzival-Philologie, Marburger Kolloquium 1990, hrsg. von J. Heinzle u. a. (Wolfram-Studien 12), Berlin 1992, S. 124-152; Dies.: Textaneignung in der Bildersprache. Zum Verhältnis von Bild und Text am Beispiel spätmittelalterlicher Buchillustration, in: Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte 41 (1988) S. 41-59 und 173-184; Dies.: Zuht und wicze. Zum Bildgehalt spätmittelalterlicher Epenhandschriften, in: Zeitschrift des Deutschen Vereins für Kunstwissenschaft 41 (1987) S. 42-70.

19. HiDA3 ist ein auf einer normierten Begrifflichkeit beruhendes, relationales und hierarchisches Datenbankprogramm, welches zur Inventarisierung von Kunstgegenständen entwickelt wurde. Es bedient sich des vom Bildarchiv FotoMarburg entwickelten Klassifizierungssytems MiDAS. Für die Katalogisierung von Handschriften wurde das inzwischen von zahlreichen großen Kunstsammlungen angewendete Basis-Programm modifiziert und auf die spezifischen Bedürfnisse einer Handschriften-Inventarisierung abgestimmt. zu HiDA3 vgl. http://www.startext.de/hida/index.html sowie Overgaaw 1999 a.a.O.; Heusinger 1999 a.a.O.; Geißelmann 2001 a.a.O.; R. Scheffel: Auf der Suche nach der eierlegenden Wollmilchsau - Überblick über Museums-Software 2000, in: Sammlungsdokumentation. Geschichte. Wege. Beispiele, München/Berlin 2001, S. 143-163, bes. S.147f.; T. Nagel: Der Einsatz von MIDAS und HiDA in den Kölner Museen, in: ebenda S. 223-228, sowie zu MIDAS J. Bove, L. Heusinger, A. Kailus: Marburger Informations-, Dokumentations- und Administrations-System (MIDAS). Handbuch und CD. 4. Überarbeitete Auflage, München/Leipzig 2001.

20. Für die Stuttgarter Werkstatt des Ludwig Henfflin fehlen allerdings bislang noch solche entstehungs- und stilgeschichtlichen Inhalte.

21. Zu ICONCLASS vgl. http://www.iconclass.nl; unter dieser URL sind ausführliche Informationen, weitere Literatur zu ICONCLASS sowie der Web-Browser des Systems abrufbar.

22. Zu MIDAS vgl. Bove, Heusinger, Kaljus a.a.O.

23. Hinsichtlich bestimmter Fachtermini der spätmittelalterlichen Sachkultur stößt der Bearbeiter relativ schnell an die Grenzen von ICONCLASS. Häufig sind die Kategorien zu grob gefasst, erlauben keine verbalen Differenzierungen (sogenannte "auxilliaries"), oder sind, da ausgehend von neuzeitlichen Verhältnissen, für die mittelalterlichen Gegebenheiten nicht zutreffend. Das Klassifizierungssystem verfügt z.B. über keine detaillierteren Notationen zum Thema "Rüstung". Da jedoch gerade die Heidelberger Darstellungen zahlreiche verschiedene Formen und Details spätmittelalterlicher Rüstungen und Harnische zeigen, ist die Verwendung von ICONCLASS in diesem Bereich auch hinsichtlich des Abfragens der Daten als problematisch zu bezeichnen. Einschränken lässt sich das Problem durch die Kombination von Notationen ("combined notations"). Angesichts fehlender, überzeugender Alternativen konnte trotz der genannten Schwächen auf die Verwendung von ICONCLASS und seiner normierten Begrifflichkeit nicht verzichtet werden. Die Terminologie der mittelalterlichen Sachkultur ist generell als problematisch zu bezeichnen. Vgl. auch E. Vavra: Kunstwerke als Massenquelle. Möglichkeiten und Grenzen einer EDV-unterstützten Auswertung, in: Pictura quasi Fictura. Die Rolle des Bildes in der Erforschung von Alltag und Sachkultur des Mittelalters und der frühen Neuzeit (Forschungen des Instituts für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit. Diskussionen und Materialien Nr. 1), Wien 1996, S. 191-197; G. Jaritz: "Et est ymago ficto non veritas". Sachkultur und Bilder des späten Mittelalters, in: ebenda, S. 9-13.

24. Zur Erfassung in HiDA3 und um die Retrievalfunktion innerhalb der Handschriftendatenbank zu gewährleisten, ist es notwendig, bestimmte kodikologische Sachverhalte des Fließtextkatalogisats, etwa Datierungen oder die Ansetzung von Personennamen, MIDAS-analog umzuformen. Für die Präsentation der Erschließungsdaten auf den Seiten der UB Heidelberg hat dies zur Folge, dass auch hier die Daten teilweise in MIDAS-analoger Form eingespielt werden. So werden etwa kursiv zu formatierende Angaben innerhalb der Zeichenfolge ^^...^^ ausgegeben oder Personennamen können in spitze Klammern (<...>) gesetzt erscheinen. Eine Konversion dieser Zeichenfolgen ist zur Zeit noch nicht möglich.

25. Technische Probleme verhindern zur Zeit noch deren Einspielung.

26. http://sunsite.berkeley.edu/Ebind

27. Die in Perl realisierte Suchmaschine greift direkt auf die XML-Exportdateien von HiDA zu, in denen per XQL-Abfragesprache gesucht wird. Aus Performancegründen werden die Suchanfragen von einem Serverprozess bearbeitet, der die XML-Katalogisate in geparster Form vorhält. Es ist geplant, diese erste Realisierung später durch eine XML-Datenbankanwendung zu ersetzen.

28. Vgl. Fasbender 2002, a.a.O., S. 66-78, bes. S. 77.

29. Nicht berücksichtigt wurden hier die Aufrufe, die durch das "Blättern" innerhalb der Handschriften erzeugt wurden.