Lernplattformen in der Praxis.
Hrsg. von Katja Bett und Joachim Wedekind

- 2003, (Medien in der Wissenschaft, Bd. 20) 248 Seiten, br.
ISBN 3-8309-1215-3. Euro 19,80

Medien in der Wissenschaft gewinnen mit der Verbreitung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien erheblich an Bedeutung. Mit eLearning-Plattformen wird ein Themenbereich aufgegriffen, der in den Hochschulen zur Zeit intensiv diskutiert wird. Das Werk Lernplattformen in der Praxis grenzt sich gegenüber anderen Werken zu diesem Thema dadurch ab, dass es Verwendungsszenarien betrachtet und damit lehr- und lernbezogene Fragestellungen aufgreift. Hierzu gehört insbesondere die Frage nach den didaktischen Funktionen, die auf den Lernplattformen realisiert werden können.

Die in dem vorliegenden Werk aufgeführten Projekte wurden auf einem Workshop vorgestellt, der am 15./16. Mai 2002 in Tübingen am Institut für Wissensmedien stattfand. Die Veranstaltung, die Konzepte und Elemente virtueller Hochschulen präsentierte, wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Unterschiedliche Institutionen aus Deutschland und der Schweiz waren auf diesem Workshop vertreten. Der Workshop ordnete sich in den Rahmen der BMBF-Förderinitiative "Neue Medien in der Bildung, Bereich Hochschule" ein. Er versuchte den aktuellen Stand virtueller Lehrangebote an deutschen Hochschulen zu bilanzieren, zu analysieren und Perspektiven aufzuzeigen.

In Projektbeschreibungen werden unterschiedliche eLearning-Plattformen u.a. Clix Campus, IBT, WebCT oder ILIAS vorgestellt. Derartige Plattformen ermöglichen die Kommunikation, das Informationsmanagement oder das Erstellen von Inhalten sowie ein Verwalten von Modulen. Neben den genannten Funktionselementen werden auch die Funktionen Persönlicher Schreibtisch sowie Evaluationselemente präsentiert. Es werden zudem Konzepte zum Einsatz derartiger Plattformen, Portale oder Kursmanagementsysteme innerhalb des Hochschulsystems vorgestellt. Der Praxisbezug, der mit den Projektarbeiten verbunden ist, wird durch die zentrale Frage nach den Vorteilen und Grenzen der verwendeten Lernplattformen unterstrichen. Diesem Anspruch wird das Werk auch dadurch gerecht, dass es die Reaktion der Studierenden auf eLearning-Angebote beschreibt. Neben den Stärken und Schwächen der eingesetzten Systeme erfolgt zugleich der Hinweis auf Eigenentwicklungen oder Weiterentwicklungen, die im Rahmen der Projekte innerhalb der Hochschule durchgeführt wurden.

Das inhaltliche Spektrum der Projekte reicht vom Kurs zur Medizinausbildung, über den webbasierten Lateinkurs bis zum Kurs Mikrobiologie. Eins wird in jedem Falle dabei deutlich: die Module werden eingesetzt, um gegenüber klassischen Lehr- und Lernveranstaltungen internetgestützte Einheiten als Lernzusatz darzubieten.

Die einzelnen Projekte liefern Beschreibungen mit konkreten Erfahrungen zum praktischen Einsatz der Lernplattformen und spiegeln realisierte Lern-/Lehrszenarien wieder. Neben Fragen zur Standardisierung von Qualität liefern sie Beschreibungen der Entscheidungsprozesse zur Einführung von entsprechenden Systemen. Die Berichte aus den Projekten sind damit auch Spiegelbilder der aktuellen Hochschulentwicklung.

Die Berichte enthalten z.T. umfangreiche Literaturhinweise und WWW-Adressen; Diagramme und Screenshots beleben die Projektbeschreibungen. Die Darstellungen schließen i.a. mit einem Fazit oder Bilanz und können damit auch dem eiligen Leser einen schnellen Überblick über einen Themenkomplex liefern. Hervorzuheben ist ein nach Meinung des Autors sehr lesenswertes Kapitel zu den Visionen des eLearnings und den damit verbundenen DV-technischen Entwicklungen. Die Autoreninformationen am Ende des Buches mit den dort enthaltenen Angaben zu den Aufgaben der Projektmitarbeiter illustriert wiederum die große Bandbreite des eLearnings innerhalb der Hochschulen.

In dem Buch Lernplattformen in der Praxis wird die aktuelle Situation des eLearnings mit ihren unterschiedlichen finanziellen, technischen und didaktischen Auswahlkriterien in Hochschulen aufgezeigt. Es liefert einen guten Überblick über laufende Projekte und den damit verbundenen Konzepten zum Einsatz von Plattformen. Fragestellungen zum individuellen Wissenserwerb, den kommunikativen sowie kooperativen Szenarien werden aufgeworfen.

Da die Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft e.V. (GMW) das Innovationspotential von Neuen Medien an den Hochschulen fördert und sich dabei als Netzwerk der interdisziplinären Kommunikation zwischen Theorie und Praxis begreift, überrascht es nicht, dass in der GMW-Buchreihe "Medien in der Wissenschaft" beim Waxmann Verlag in Münster weitere Titel zu finden sind, die das Spannungsverhältnis zwischen Hochschulentwicklung und Neuen Medien näher beleuchten.


Anschrift des Rezensenten

Dipl.-Ing. Dieter Schwartz
Fachhochschule Münster
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