Libraries in the information society.
Ed. by Tatiana V. Ershova; Yuri E. Hohlov
- München: Saur, 2002. 172 S. (IFLA publications; 102)
ISBN 3-598-21832-X. Euro 43,50
Dieser Band erschien wie mehrere andere Veröffentlichungen anlässlich
des 75. Jahrestages der Gründung der IFLA.
Die Schwerpunkte der 22 Beiträge aus 12 Ländern zum Thema
"Bibliotheken in der Informationsgesellschaft" werden
bestimmt von den Aufgaben, die die Herausgeber in der IFLA wahrnehmen
- Tatiana Ershova in der "Section on Management and
Marketing" und Yuri Hohlov in der "Section on Information Technology".
Die Beiträge, größtenteils in Form von Fortschrittsberichten über Länder oder Teile von Kontinenten abgefasst, geben einen ersten
Überblick über den Stand und die Entwicklungstendenzen der
Bibliotheken in der Informationsgesellschaft. Im Mittelpunkt stehen Themen
- zu elektronischen, digitalen und hybriden Bibliotheken sowie zur
Nutzung des Internets durch die Bibliotheken (acht Beiträge)
und
- zur Globalisierung unter dem Aspekt der Globalisierung des Wissens und
des Wissensmanagements (sechs Beiträge).
Einen besonders nachhaltigen Eindruck hinterließen beim Rezensenten
die Überblicksdarstellungen über
- das Wissensmanagement in den Bibliotheken (Tang Shanhong), das
Changemanagement in elektronischen Bibliotheken (John Akeroyd) und
die "Internet librarianship" (Kate Sharp),
- die globale Informationsinfrastruktur und den Zugang zur globalen
Information aus afrikanischer Sicht (Justin Chisenga),
- Bibliotheken und Bibliothekare in Indien zu Beginn des 21. Jahrhunderts (Kalpana
Dasgupta),
- die Beziehungen zwischen nationalen und lokalen Entwicklungen auf dem
Gebiet der elektronischen Bibliotheken in Großbritannien
(Stephen Pinfield),
- die Bibliotheksbenutzung für Blinde und Sehbehinderte in einer
elektronischen Welt (Stan Skrzeszewski; Elsebeth Tank).
Leider ist der Band unausgewogen. Das betrifft
- die punktuelle Auswahl der Autoren: Die 25 Autoren stammen aus
"different parts of the globe" - aus Afrika
(Namibia), Amerika (Kanada, Mexiko, USA), Asien (China, Indien,
Korea), Australien und Europa (Deutschland, Russland, Dänemark,
Großbritannien). Besonders dominant sind Großbritannien
mit fünf und die USA mit vier Beiträgen. Diese Aufzählung
zeigt das Dilemma vieler Sammelbände, denn es fehlen wichtige
Bibliotheken aus zahlreichen Ländern aller Kontinente.
- den Aufbau des Sammelbandes: Offensichtlich fehlten den Autoren Vorgaben
für die Abfassung und Gestaltung der Beiträge. So stehen
große Berichte mit Anspruch auf umfassende Darstellung neben
kürzeren, weniger tiefgründigen. Nach eigenem Gutdünken
haben die Autoren den Texten Literaturhinweise und/oder
Zusammenfassungen hinzugefügt. Die Herausgeber haben sogar
einen Konferenzbericht aus dem Jahre 1998 aufgenommen, ohne dass
dies plausibel ist.
- die Frage, aus welchem oder für welchen Anlass die Beiträge
verfasst wurden. Die Herausgeber erklären dazu nur: "This book is an attempt to bring together works related to the changing role of the library as a social institution in the emerging Information society, which were prepared by IFLA
participants during 1998-2000.” (S. 7)
Fazit: Der Sammelband ist ein guter, wenn auch leider zufälliger Überblick über die Stellung, Aufgaben und Arbeitsweise von Bibliotheken am
Beginn des 21. Jahrhunderts, geeignet für Studenten der
Bibliotheks- und Informationswissenschaft und für große
Bibliotheken mit internationalen Beziehungen.
Anschrift des Rezensenten
Prof. em. Dr. Dieter Schmidmaier
Ostendorfstraße 50
D-12557 Berlin
E-Mail: dieter.schmidmaier@schmidma.de