IFA 2003 in Berlin

Bericht über die Internationale Funkausstellung

von Clemens Deider

Im August diesen Jahres fanden in Berlin der Weltkongress der Bibliothekare IFLA und die Internationale Funkausstellung IFA statt. Bei den über 800 Veranstaltungen der IFLA standen bibliothekspolitische Fragen wie Digitalisierung, Internationalisierung und Ökonomisierung auf der Agenda, bei der IFA wurden neue Chancen für innovative Gerätekonzepte durch digitale Technologien aufgezeigt. Das Fernsehgerät wird im Zeitalter der Digitalisierung immer mehr zum interaktiven, multimedialen Dreh- und Angelpunkt der Home-Entertainment-Welt. Traditionsfirmen der Fotobranche und Unternehmen der Consumer-Electronics entwickeln bereits komplette gemeinsame Produktlinien. Digitale Audio-Technologien schlagen die Brücke zwischen HiFi- und Computerwelt. Gleichzeitig hat die Digitalisierung eine ganz neue Vielfalt und Differenzierung von Medieninhalten ermöglicht. Dabei werden elektronische Mediendienste und Medientechnik immer stärker aneinander gebunden.

Auf den IFA-Ausstellungsbesucher warteten eine Vielzahl von Veranstaltungen, Fachvorträgen und ein fast unübersehbares Angebot an Geräten und deren Anwendungen. Daher ist dem Leser der Ausstellungskatalog zu empfehlen, wenn er sich für besondere Objekte oder Anwendungen interessiert. Darin sind unter anderem zu finden:

Sechs Themenschwerpunkte

Diese Reportage wird sich auf neue Trends in den verschiedenen Bereichen und auf einige Beispiele beschränken müssen.

Die Angebotsvielfalt der IFA wurde in sechs Themenschwerpunkte unterteilt:

Rund um den Fernsehapparat

In allen Themenschwerpunkten spielte die Digitaltechnik die dominierende Rolle. Ein typisches Beispiel ist das Geschehen rund um den Fernseher. Nach den Übertragungswegen Satellit und Kabel wird mit DVB-T (Digital Video Broadcasting-Terrestic) das "Fernsehen-Terrestisch" über (Zimmer- )Antenne digital/terrestisch. Zum erstenmal wird es möglich sein, an jedem beliebigen Ort, ob Auto, Bahn oder Boot, DVB-T störungsfrei zu empfangen; das ist "Überallfernsehen", d.h. eben auch in sich bewegenden Empfangsstellen.

DVB-T macht den Fernseher interaktiv. Wird nun der Fernseher zum PC? Oder wird der PC zum Fernseher? Die neuen multimedialen Anwendungen überschreiten die alten Branchengrenzen. Die Einführung der Multimedia Home Plattform bildet einen weiteren Meilenstein, der auf der IFA mit einer Reihe von Geräten und neuen Diensten dokumentiert wurde. Neben den über 300 Firmen haben sich auch die Fernsehanstalten ARD/ZDF, RTL und Premiere zu diesem weltweit anerkannten Standard verpflichtet.

Zukünftig kann man mit einer MHP-fähigen Set-Top-Box eine wachsende Anzahl von interaktiven Diensten und Anwendungen nutzen. Etwa 26 Firmen boten auf der IFA MHP-fähige Geräte und Applikationen an; mehr darüber im Internet unter www.mhp-forum.de.

Zwei Bildschirmtechnologien bestimmen bei den Fernsehgeräten den Markt. LCD- (Flüssigkristall-)Technik und Plasmatechnik. Ebenso scheint die Projektionstechnologie - Rück-/Frontprojektion - immer mehr Interesse zu finden. Welche Technik sich bei den Bildschirmen (Plasma/LCD) durchsetzen wird, bleibt abzuwarten. Bislang hat sich aus der Sicht des IFA-Besuchers für kleinere und mittlere Geräte (15 bis 37 Zoll ) die LCD-Flüssigkristall-Technik durchgesetzt. Größere Bildschirme arbeiten fast ausschließlich mit der Plasmatechnik. Sharp (www.sharp.de) sieht für die Plasmatechnik aber keine Zukunft.

Schon vor fünf Jahren beschloss Sharp die Produktion von Röhrenfernsehern bis zum Jahre 2005 in Japan und bis 2007 in Europa auslaufen zu lassen. Die alternative Plasmatechnik würde sich als kurzlebiger, strahlungsintensiver Energiefresser, so Sharp, erweisen. Hitachi (www.hitachi-eu.com) und Fujitsu setzen sich für die Plasmatechnik ein. So stellte Hitachi vier neue Produkte mit Plasmamonitor vor. Und Fujitsu General-(Euro) GmbH Düsseldorf trat mit dem Gerät "Plasmavision" (www.plasmavision.de) - Bildschirmdiagonale 42 Zoll/106 cm bis 50Zoll/127cm - den Beweis seiner Plasmabildschirmerfahrung an.

Rückprojektions-TV Geräte sind bei Samsung (www.samsung.com/ifa) zufinden. Bei Loewe (www.loewe.de) lädt das Projektions-Fernsehgerät "Articos 55 HD" mit "Online Plus" durch nur einen Knopfdruck auf der Fernbedienung zum bequemen Surfen im Internet ein. Sharp (www.sharp.de) komplettiert mit den zwei neuen DLP-Projektoren (Digital Light Processing-Technologie ) XV-Z200E und der Weitwinkelvariante XV-Z 201E sein Line up hochwertiger, digitaler Video-Frontprojektoren. Schon etwa drei Meter Abstand reichen aus, um mit dem speziell abgestimmten Weitwinkelobjektiv bewegte Bilder in einer Diagonalen um 2,5 Meter an die Wand zu projizieren. Herkömmliche Objektive brauchen für eine gleiche Bildgröße um die fünf bis sechs Meter. Ein hoher Kostenfaktor bei Projektoren ist der Austausch der Projektionslampen. Die in den neuen Projektoren von Sharp verwendeten 210 Watt-Lampe soll 5000 Stunden leuchten. Nec (www.nec.de) präsentierte den weltweit ersten Heimkino-Projektor ohne Projektionsdistanz, so der Aussteller Nec. Bei einem Wandabstand von nur 5,5 cm bietet er eine 40"/100 cm große Bildwiedergabe. Extrem leise soll er mit 32 dB sein und bietet sich damit auch für Bibliotheken an. Für seine Lampe verspricht Nec eine Lebensdauer im ECO-Modus von 3000 Stunden Der Gerätepreis beträgt zwar € 7000,-. Doch bei einem jährlichen Preisverfall von 25%, so Nec am IFA-Stand, eine bald erschwingbare Investition. Mit dem PG-B105 stellte Sharp seinen universell einsetzbaren Video- und Datenprojektor als Beamer für jeden Bedarf vor. Der LCD-Projektor soll sich sowohl für Spielfilme im Wohnzimmer als auch für die Datenprojektion in Konferenzen oder bei Schulungen eignen. Hervorzuheben sei sein geringes Gewicht (2,9 Kilogramm);ferner eignet er sich als Zuspieler für Fernseher oder DVD-Player. Für die Projektionslampe werden im Standardmodus 3000 und im ECO-Modus 4000 Stunden Leuchtdauer versprochen.

Mit der eingebauten Festplatte machen sich Fernsehen und Videorecording mittels "time slip" oder "time shift", d.h. durch zeitversetztes Sehen, von der Sendezeit der TV-Stationen unabhängig. So integriert Metz (www.metz.de) einen TV-Recorder mit Festplatte direkt in den Fernseher und kann diesen mit der TV-Fernbedienung steuern. Mehrere Metz-Geräte sind dafür geeignet. Panasonic (www.panasonic.de) bietet ab Dezember 2003 den High End Satellitenreciever TU-HMS3 und den DVD Videorecorder DMR-E100 mit integrierter Festplatte an, d.h. mit time slip-Funktion. Anstelle einer Videobandkassette tritt für die Fernsehaufzeichnung die Festplatte.

Mit einer Pausetaste kann das "Live"-Sehen unterbrochen werden, während die Originalsendung weiterläuft und weiter aufgenommen wird. Timeshiftfunktion und die Aufzeichnung eines weiteren Programms sind dabei zeitgleich möglich. Mit GUIDO werden bei Metz Sendungen automatisch aufgezeichnet. Ebenso kann der Metz-TV-Recorder über das Internet gesteuert werden. Der TV-Recorder soll dazu weder Telefon noch Internetanschluss benötigen; das muss dem Autor noch erklärt werden.

Wie bei den Metz-Geräten sind zeitversetzte Wiedergabe und gleichzeitige Aufnahme und Wiedergabe bei dem Panansonic DVD-Recorder E 100 möglich. Time-Slip erlaubt gleichzeitiges Aufnehmen und Abspielen, und es werden zwei Folgen auf die gleiche Disc gespeichert. Weitere Funktionen sind


Mit einer digitalen Kamera können Filme direkt auf die Festplatte des DVD-Recorders, falls vorhanden bzw. auf eine DVD-RAM/DVD-R überspielt werden. Die Auto Rec-Funktion erstellt automatisch eine Playlist. Beim Kopieren von der Festplatte können z.B. Werbeblöcke herausgeschnitten und so die Aufnahme werbungsfrei wiedergegeben werden. Beim Kopieren kopiergeschützter Inhalte von HDD auf DVD-RAM wird das Original auf der Festplatte gelöscht. Auch an eine Vernetzung mit dem PC zur Bearbeitung der Bilder ist gedacht. Die Multifunktionalität wird durch das Kopieren auf die Festplatte oder DVD-RAM über PC-Karten oder SD-Einschub noch unterstrichen.

Samsung Electronics (www.samsung.de; www.samsung.come/ifa) zeigte in Berlin den ersten Camcorder mit Festplatte, die ITCAM. Ihre 1,5 GigaByte Festplatte erlaubt eine Videoaufzeichnung von über einer Stunde, die über USB Anschluss innerhalb von fünf Minuten auf den Computer übertragen werden kann. Über den integrierten RCA Anschluss kann die ITCAM an Fernseher und Videorecorder angeschlossen werde.

Hitachi Digital Media (www.hitachi.de) hatte schon auf der CeBIT 2003 die dritte Generation der DVD Camcorder vorgestellt. Sie ist kompakter und nur halb so groß wie ihre Vorgängerinnen. Eine beidseitig bespielbare DVD-RAM liefert Videos für

Auch Sony und Panasonic setzten auf die DVD als Speicher in neuen Videocameras; Sony DCR-DVD 200.

Zukunftsmusik?

Was die Zukunft eventuell bestimmen wird, wurde in der Halle "Technisch Wissenschaftliches Forum" gezeigt und diskutiert. Manches ist schon im Ansatz auf der IFA 2001 zu sehen gewesen und jetzt weiter entwickelt. Und von anderem hatte man gehört und nachgefragt; so über die Garantie der Haltbarkeit von Mikrofilm für 500 Jahre und den Einsatz der Transpondertechnologie in Bibliotheken. Es waren Gespräche mit Mitgliedern der Fraunhofer-Institute und Firmenvertretern, die aufmerksam machten. So ist das Filmmaterial der Firma Ilford schon seit etwa 60 Jahren bekannt, der Film zwar langzeitstabil aber mit sehr geringer Filmempfindlichkeit. Letztes erfordert eine starke oder lange Belichtungszeit des aufzunehmenden Objektes, für bibliothekarische und museale Objekte kaum zu akzeptieren. Um dieses Problem zu lösen, arbeitet das Fraunhofer Institut für physikalische Messtechniken (IPM) in Freiburg an einem Laserbelichter für hochwertigen Farbmikrofilm. Die Daten der meist schon für andere Zwecke - z.B. Einstellen im Internet - digitalisierten Objekte/Texte werden mit einem Laserbelichter (IPM) für Farbmikrofilm ausbelichtet und sollen dann einen hochwertigen Farbmikrofilm für Langzeitarchivierung ergeben. Ein Pilotprojekt für Bibliotheken läuft derzeit bei der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar. Auch die Zentral Landesbibliothek Berlin soll sich für dieses Verfahren interessieren.

Ein anderes Gebiet ist die Polymerforschung. So warb die Firma Bayer Leverkusen für Makrofol-ID, dem Polycarbonatfilm für High-Techkarten mit RF ID-Technologie und Holographie. In der Weiterentwicklung stehen kopiergeschützte Label für die Transponder-Technologie. B.I.T.online hat über diese Technik schon öfter berichtet (B.I.T.online 2/2000 S. 257 "CeBIT 2000 - Innovative Denkanstöße für Bibliotheken"; B.I.T.online 1/2001 S. 72 "Digitale Identifikation - 3M Workshop im November 2000 in Berlin").

Die große Massenanwendung mit Milliarden von Transponder-Chips scheitert nicht mehr an der Technik. Vieles ist nur noch eine Frage der Kosten. So arbeitet u.a. die Siemens AG (Siemens Corporate Technology/Erlangen, CT MM1 - Innovative Electronics; Projektleiter Wolfgang Clemens) an einem extrem dünnen Chip, dünner als jeder Aufkleber, der weiterentwickelt ein Pfennig/Cent-Artikel werden soll. In Rheinberg (Plz. 47495) testet die Handelskette METRO seit April 2003 in einem Zukunftsladen - ein Gemeinschaftsprojekt von METRO, SAP und Intel - diese Art der Transpondertechnologie im Handel. Denn nur billige Funketiketten erlauben eine einmalige Einwegnutzung, besonders bei Niedrigpreisartikeln. Anders bei Bibliotheken, wo eine Vielfachnutzung allein schon durch die Bibliotheksbenutzer gegeben ist.

Die Bayer AG zeigte auf der IFA einen Einkaufswagen für diese Selfscanning-Technik, komplett aus dem technischen Thermoplast Durethan von Bayer Polymers, zur Serienreife entwickelt mit der italienischen Firma Plastimark. Vorteile des Einkaufswagen aus Durethan, die dann auch für bibliothekarische Transportmittel gelten können, sind:

Auf der CeBIT 2003 in Hannover demonstrierte IBM, wie ein Funktor die Produkte im Einkaufswagen automatisch erfassen und die Kaufsumme von der Kreditkarte abbuchen kann; d.h. Selfscanning und Diebstahlkontrolle von morgen. Das dürfte auch für Bibliotheken von Interesse sein.

Weitere Polymeranwendungen zeigte das physikalische Institut Bonn (Kontakt: Holger Blank, Dipl.-Physiker, www.physik.uni-bonn.de/hertz) zusammen mit der Deutschen Telekom. So unter anderen den durchstimmbaren optischen Wellenlängenfilter, mit dem man aus einem Mehrkanal-Datenstrom einzelne Kanäle herausfiltern, selektieren kann. Mit Hilfe eines Einschub-Filters soll es möglich sein, den Zugriff auf bestimmte Datenkanäle auf autorisierte Personen einzuschränken - weiterentwickelt ist das dann sicher auch als Zugriffskontrolle und Kindersicherung für bestimmte Datenzugriffe geeignet.

Für Präsentationen, Werbung, Information und interaktive Kommunikation kann unabhängig vom Umgebungslicht der High-Tech Polymere Kunststoff "HoloPro" als transparente Projektionsfläche eingesetzt werden. Organische Displays, lichtemittierende Polymere, auf ein Handy-Display als selbstleuchtende Folie geklebt war auf dem Stand der Bayer AG zu sehen. Alle diese Folien zeichnen sich durch minimalen Energieverbrauch aus. Von Philips unter dem Namen Polymer OLED vermarktet, sollen sie allen Flachbildschirmen überlegen sein.

Sie können dünner hergestellt werden, sind dennoch heller und farbkräftiger. Auch unter ungünstigen Bedingungen, wie schrägem Sichtwinkel oder bei großen Temperaturschwankungen zeigen PolyLED Displays am Beispiel des Handydisplays exzellente Performance.

Weitere Forschungen/Entwicklungen sollen im folgenden kurz angesprochen werden.

So das digitale Wasserzeichen für Musik als Urheberschutz bei komprimierten (MP3Files) und nicht komprimierten (CDs) Daten von dem Fraunhoferinstitut für integrierte Schaltungen (ISS Erlangen). Ferner die elektronische Signatur auf dem Taschenrechner. Mit dem Trusted Pocket Signer stellten Fraunhofer Wissenschaftler im Rahmen des VERNET-Programms eine mobile Signaturplattform vor. VERNET ist ein Programm der Bundesregierung für sichere und verlässliche Transaktionen in offenen Kommunikationswegen; (Fraunhofer-Institut für sichere Telekommunikation (SIT), zusammen mit dem Institut für Biomedizinische Technik (IBT) und zwei Sicherheitsfirmen).

Und Bibliotheken sollten sich für ihren bundesweiten und länderübergreifenden Medienaustausch eventuell an das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik (IML) wenden, das Software für Logistik entwickeln will.

Das Fraunhofer-Institut für offene Kommunikationssysteme (FOKUS/Berlin) eröffnet auf der Basis vernetzter MHP-Boxen den individuellen Austausch von Audi-/Video- und Datenmaterial zwischen Fernsehgeräten. Gleichzeitig wird das Fernsehgerät durch den Einsatz von MHP-Boxen zu einer Schaltzentrale für Heimgeräte und Infrastruktur.

Ein schon jetzt angebotener Loewe-Fernseher wird zur Steuerzentrale des vernetzten Hauses/Bibliothek.

Durchsagen über das Internet lassen sich mit dem neuen System Ipcom des Fraunhofer-Instituts FOKUS flexibel sowohl einzeln als auch Gruppen von Lautsprechern wie auch Personen zuordnen. Letztes in Verbindung zur Identifizierung und Lokalisierung von Personen in Abhängigkeit vom individuellen Standort des Empfängers. Das System Ipcom ist überall dort sinnvoll, wo Personen, Personengruppen individuell angesprochen oder informiert werden sollen oder wo ortsunabhängig eine Informationsverteilung sinnvoll ist, z.B. in Kaufhäusern, größeren Bibliotheksanlagen

Mit drahtlosem Internetzugang für mehrere Teilnehmer, mit immersivem Videokonferenzsystem will das Fraunhofer-Institut Nachrichtentechnik, das Heinrich-Hertz-Institut (HHI) in Berlin (www.hhi.fraunhofer.de) die individuelle Kommunikation verbessern. Gesprächsatmosphäre - das Sitzen wie an einem gemeinsamen Tisch und Blickkontakt, oft ausschlaggebend für den Verhandlungserfolg - wurden im HHI mit Hilfe von MPEG4 Standards in der Datenübertragung verbessert. Audio-/Videodaten werden komprimiert und erlauben sogar eine dreidimensionale Darstellung.

Während der Meetings können Präsentationen oder kurze Filme eingeblendet werden (Kontakt: E-Mail Peter.Kauff@hhi.fhg.de).

Schon im Dezember 1998 hatte das damalige Deutsche Bibliotheksinstitut (DBI) in einer internationalen Videokonferenzschaltung deren Möglichkeiten auch für Bibliotheken aufgezeigt (B.I.T.online 1/1999 S. 81 und B.I.T.online 2/1999 S. 493).

Mit der Kraft der Gedanken will das Berliner Fraunhofer-Institut für Rechnerarchitektur und Softwaretechnik (FIRST) Computer bedienen oder die Steuerung von technischen Geräten ermöglichen. Wenn auch erst für die Zukunft so doch eine mögliche Hilfe für behinderte Bibliotheksbenutzer. Man sollte dies gemeinsam mit FIRST im Auge behalten.

Der im CeBIT-Bericht 2002 (B.I.T.online 2/2002 S. 143; 147/148) dort im Mitbewerb zur "Packstation" der Deutschen Post vom Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik (IML) vorgestellte "Tower 24" kann jetzt in Dortmund seit Mitte des Jahres 2003 nach erfolgreicher Testphase offiziell als automatische Abholstelle genutzt werden. Order, Management und Kommunikation zwischen den Beteiligten regelt die von der GUS-Group entwickelte Software und funktioniert über Internetportale und Touchscreen; Anwendungen direkt am Tower. Die gelieferte Ware wird mit EC-Karte bezahlt.

Mit der Technologie der Klangfeldsynthese versucht das Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen (ISS Erlangen) eine realistische Audiowiedergabe in beliebigen Räumen zu erreichen. Anwendungen finden die so genannten IOSONE-Systeme überall dort, wo Ton räumlich und realistisch wiedergegeben werden soll. Damit soll zu einem allgemeinen Messerundgang übergeleitet werden.

Allgemeiner Messerundgang

Hingen auf der IFA im Jahr 2001 Bildlautsprecher der Firma ELAC (B.I.T.online 4/2001 S. 398) an der Ausstellerwand, sind es 2003 Lautsprecher in Schranktüren. Das sms (sound modul) System der Möbelfirma Brinkmann nutzt die innere Füllung "formschöner" Schranktüren als Klangfläche. Störende Lautsprecherboxen werden überflüssig. Wertvoller Stauraum in und außerhalb des Schrankes bleibt erhalten. Ergänzt werden kann das Soundkonzept durch flache Standlautsprecher, zu sehen bei der Firma Loewe, oder durch Bildlautsprecher.

Yamaha (www.yamaha-it.de) stellte u.a. ein kabelloses Musikserversystem in den Mittelpunkt seines Messeauftritts. Das "MusicCast" ist ein auf dem Wireless - LAN - Standardbasierendes Audio-Netzwerk-System, mit dem , laut Anbieter, ganze Häuser/Bibliotheksgebäude aus einer zentralen Quelle mit Musik versorgt werden können, und das ohne Kabelsalat.

Kabellos lässt es sich auch mit der Digital SLR Camera D2H, der digitalen Profi-Spiegelreflexkamera von Nikon arbeiten. Der kabellose Transmitter WT-1 wird am Kameraboden angebracht. Dank des USBB 2.0 Anschlusses ermöglicht dieser Transmitter die kabellose Bildübertragung an jeden IEEE 802 11b-kompatiblen Accesspoint. Die optionale Software NIKON Capture 4 ist ein Paket von Lösungen zur Bildbearbeitung und Kamerafernsteuerung.

Bei einem letzten Rundgang über das akustisch und optisch alle Sinne beanspruchende IFA-Gelände fielen noch folgende Exponate auf:

So der HP DVD Moviewriter dc 300 (www.hewlett-packard.de), ein externer DVD+R/+RW (und CD-R/CD-RW) Filmverfasser mit eingebauter Videoaufnahme. Der HP DVD Filmverfasser soll die schnelle und einfache Art sein, private Videobänder auf DVD zu übertragen, ohne Verwendung zusätzlicher Software. Die dann noch erforderliche Software wird mitgeliefert.

Der Mausnachfolger "i-pen" der Finger System Europe GmbH (D-70736 Fellbach) (www.fingersystemeurope.com) ist Stift und Maus in Einem. Mit der Software "PenOffice" können:

Weitere Anwendungsmöglichkeiten müssen dem Interessenten am Objekt gezeigt werden.

Angeschlossen wird der i-pen ganz einfach so:

  1. in den freien USB-Anschluss stecken
  2. Software über CD oder Download laden
  3. i-pen ist startklar.

Mit dem Pinnacle Show Center (Pinnacle Systems GmbH, D-806711 München; www.pinnaclesys.de) kann der Anwender per Kabel oder optional per Funkübertragung auf dem PC gespeicherte Daten auf dem Fernseher oder der Stereoanlage abspielen. Dies ist interessant für Internetnutzer, die regelmäßig Daten aus dem Netz herunterladen.

Der Protege´3500 von Toshiba (www.computer.toshiba.de) vereint die Leistung eines Notebooks mit der Vielseitigkeit eines Tablet-PCs.

Fujitsu Computer Siemens GmbH Marcom Europe (D-33106 Paderborn ) brachte fünf neue SCALEO PC für Privatkunden auf den Markt. PC für Kinder, Familie, Gamer und Multimedia-Fans. Für Benutzer ist die Sammlung der Tips "Ins Internet - mit Sicherheit" des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) vorinstalliert (www.bsi-fuer-buerger.de). Für die TFT Flach-Monitore Style 2-15Zoll S5, 17Zoll S7 und 19Zoll S19-1 gelten 36 Monate VOS, d.h. Vor-Ort-Austausch-Service. Weitere Informationen sind zu finden unter www.fujitsu-siemens.de/homedisplays.

Mit dem AQUOS Mobile LC 15 L1E präsentierte Sharp (www.Sharp.de) Fernsehen ohne Strom- und Antennenkabel. Eine Akkuladung des eingebauten Lithium-Ionen-Akkus sorgt bei maximaler Bildhelligkeit für zwei Stunden, abends im Dark Environment-Modus bis zu drei Stunden, für ungetrübten Fernsehgenuss.

Mit der Fragestellung "welche Batterie für was" informiert "Panasonic Batteries" (www.panasonic-batteries.com) über die sinnvolle Zuordnung der unterschiedlichen Batterietypen zu ihren jeweiligen Verbrauchern. Oder doch lieber ein Akku?

An Drucker werden immer höhere Ansprüche gestellt und sie werden auch erfüllt. Epson (www.epson.de) lobt seine wasser- und wischfesten Ausdrucke mit EPSON DURABrite Tinten auf Normal- und Recylingpapier, wie auch randlosen Fotodruck vom Format 10 x 15 bis zu Vergrößerungen im A4-Format. Canon Deutschland GmbH (www.canon.de) verspricht für die Tintestrahl-Farbdrucker 250,350 farbstabile Fotoausdrucke für 25 Jahre. Und Hewlett Packard GmbH Deutschland (www.hewlett-packard.de) führte für seinen Tintendrucker Deskjet 3550 neben der Eintastenbedienung die Druckabbruchfunktion und Tintenstandanzeige am Bildschirm ein. Und nicht zuletzt warb Kodak (www.Kodak.de) für seine EasyShare Druckstationen

und solange die Digitalkamera LS 633 in der Kamerastation steht, werden ihre Batterien wieder aufgeladen. Mit der Funktion "One Touch To Better Pictures" können zu Hause Abzüge in Fotoqualität ausgegeben werden. Oder Digitale Fotos gehen

Künftig werden T-Mobile und Kodak gemeinsame Lösungen zur mobilen Kommunikation mit Fotos anbieten. Die Kooperation gilt zunächst für den Deutschen Markt. Erstes Angebot ist der neue Fotoservice von T-Mobile, mit dem MMS-Fotos und digitale Bilder auch als Printabzug auf Kodak Royal Papier zur Geltung kommen. Zusätzlich zum Fotoservice sollen ab Herbst 2003 in ausgewählten Verkaufsstützpunkten spezielle Kodak-Terminals aufgestellt werden. Dort können Bilder über die Infrarot- oder Bluetooth-Schnittstelle des Handys direkt heruntergeladen und auf Fotopapier ausgedruckt werden.

Letztes ein Service, der von öffentlichen Bibliotheken, ähnlich wie Postfilialdienste z.B. der Deutschen Post AG oder des Hermesversand des Handelshauses OTTO-Versand wahrgenommen werden könnte. Digitale Fotodienstleistungen, wie auch Postfilialdienste u.s.w. könnten für die Existenz öffentlicher Bibliotheken von Nutzen sein. Für den Handy-Fotoservice von Kodak steht die notwendige Software zunächst für die Handymodelle Nokia 3650 und Nokia 7650 zur Verfügung; Anmeldung auf www.t-mobile.de/fotoservice. Die "entwickelten" Fotos gehen dann per gelber Post innerhalb weniger Tage an die gewünschte Adresse.

Diese Idee der Kundenorientierung der Bibliotheken wurde wiederholt auf dem Bibliothekskongress IFLA in Berlin angesprochen. So wurde die Stadtbibliothek Köln unter der Leitung von Biblotheksdirektor Dr. Neisser als Beispiel und Vorzeigeobjekt für ihren Service und ihre Kundenorientierung genannt. Neben der Ausleihe von Steckkarten für persönliche Laptops, um drahtlos ins Internet gehen zu können, führen ein Benutzercafé und andere Extras in die Herzen der Benutzer. Sogar die Schließungspläne aller Bibliotheksfilialen konnten die Benutzer den Politikern ausreden. Mit Café und anderen Dienstleistungen soll zusätzlich eine interessante Summe an Euros erwirtschaftet worden sein.

Noch fehlt wohl auch eine klare Definition der Aufgaben und der Rolle der Bibliotheken in der Gesellschaft, die sich nicht im Kaffeeausschank erschöpfen darf. Ein wichtiger Punkt ist die Einbeziehung der Bibliothek in das Bildungswesen, wo die bibliothekarische Kompetenz, wie sie in Wetzlar mit dem dort gegründeten Kompetenzzentrum auch für die Lehrerfortbildung, hervorgehoben wird. Auf der IFA warb die Fachhochschule Furtwangen (www.dm.fh-furtwangen.de) für ihren Fachbereich "Digitale Medien".

Mit dem Slogan "Schau hin, was deine Kinder machen" versucht das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zusammen mit den TV-Sendern ZDF/ARD, mit Arcor, HÖRZU und Intel die Eltern und die Gesellschaft aufzurütteln (www.schau-hin.info). Es gehört zum Kompetenzbereich der Bibliotheken, gegen die Medienverwahrlosungen, besonders der Jugend, anzugehen. Mit Broschüren "Mehrwertdienste für die Zukunft" warben das oben genannte Ministerium und das "Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V."(DLR) der Initiative D 21 für den Marktplatz der Schulen (www.marktplatz-fuer-schulen.de). Der Marktplatz initiiert und organisiert den professionellen Transfer von wiederverwendbaren Computern aus Wirtschaft und Verwaltung in den Schulen.

Eine effektive Zusammenarbeit und Vernetzung der Bibliotheken untereinander, mit andern Bildungsträgern und Sponsoren, und nicht zuletzt mit ihren Kunden, den Bibliotheksbenutzern, wird immer aktueller. Für den letzten Fall wies gerade die IFA 2003 auf die zahlreichen zukünftigen Möglichkeiten der kommunikativen, digital/elektronischen Verbindung zwischen Bibliothek und Kunden/Benutzern hin.

Die IFA 2003 hatte Ihre Tore geschlossen. Der aktuelle Bericht über sie war geschrieben und lag in der Redaktion, da gab es noch interessante Nachrichten aus den Fraunhofer-Instituten, Nachrichten, die noch nachgetragen sein sollen. (Clemens Deider, 23. Oktober 2003)

Die summende Musiktitel-Suche

Jetzt scheint es soweit zu sein. Was in der Reportage über die CeBIT 2002 (B.I.T.online, 2/2002, S. 143 bzw. S. 148) über die Musik-Software für Bibliotheken geschrieben wurde, ist jetzt von einem Hamburger Unternehmen kommerziell umgesetzt worden. Seit August 2003 steht das System "Query by Humming" auf dem Musikportal musicline.de der Firma PhonoNet GmbH online zur Verfügung.Es wurde vorgestellt auf der diesjährigen PopKom in Köln. Musicline ist eine Plattform für Musiktitel-Suche über das Internet. Entwickelt wurde die Musiksuchmaschine von der Fraunhofer-Arbeitsgruppe für Elektronische Medientechnologie AEMI (www.emt.iisFraunhofer.de) in Ilmenau. Diese Arbeitsgruppe gehört zum Fraunhofer-Institut für integrierte Schaltungen IIS (www.iis.fraunhofer.de). Um nun ein gesuchtes Lied zu finden übersetzt das Suchsystem die auf Lalala oder Nanana gesummte Melodie quasi in Noten wieder zurück. Die Trefferwahrscheinlichkeit soll sehr hoch sein. Um die Suchmaschine nutzen zu können, braucht die/der Suchende für den PC eine Soundkarte mit Mikrofoneingang, einen Zugang zum Internet und das Programm Java Runtime Environment 1.4x; letztes steht zum Herunterladen auf den Internetseiten von musicline.de bereit. Steht die technische Ausstattung zur Verfügung, muss die/der Suchende die Internetseite www.musicline.de/de/melodiesuche anklicken und summen. Etwa 15 Sekunden nimmt das Programm die Musik auf. Anschließend kann die Suche beginnen.

"Query by Humming" ist nicht nur für die Suche im Internet geeignet. Das System ist, wie 2002 in B.I.T.online angesprochen, auch für Musik-Bibliotheken und -Archive geeignet. Der Benutzer summt die Melodie des gewünschten Liedtitels in das vom Bibliothekar gereichte Mikrofon und erhält ähnlich wie bei den bekannten Internetsuchmaschinen eine Liste mit den zehn besten Treffern. Die Software soll bezüglich der Intonation eine relativ große Toleranzbreite haben. Für weitere Informationen reicht ein Klick und man wird z.B. auf die Künstlerseite weitergeleitet. So kann der Bibliothekar dem Benutzer das richtige Medium, sowie bei der jetzigen finanziellen Situation der Bibliotheken vorhanden, heraussuchen und könnte bei entsprechender Ausstattung die Melodie als Dienstleistung für den eigenen Gebrauch auf eine CD brennen oder ähnlichem Datenträger übertragen, es sei denn, es stehen juristische oder technische Hemmnisse dem entgegen.

Hilfe für Behinderte im Internet

Gemäß der Barrierefreien-Informationstechnik-Verordnung (BITV) haben neue Webangebote öffentlicher Einrichtungen für Behinderte zugänglich zu sein. Bestehende Seiten müssen bis zum Jahr 2005 angepasst werden. Das Kompetenzzentrum "Barrierefreie Informations- und Informationstechnologie für Alle" (BIKA) ist am Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik FIT (www.fit.fraunhofer.de) angesiedelt. BIKA hilft Behörden und Unternehmen, so auch Bibliotheken, ihre Webauftritte "barrierefrei" zu gestalten. Der Webauftritt muss Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen gerecht werden. Hier hilft ein von Fraunhofer Forschern entwickelter "Checker". Grundlage der Service-Angebote des "BIKA" ist die Forschungsarbeit zur Entwicklung neuartiger Technologien, die den freien Zugang zu Produkten der Informations- und Kommunikationsindustrie, webbasierte Dienstleistungen so wie Homebanking und E-Shopping unterstützen. FIT und Organisationen aus weiteren 23 Ländern, so wie die Web Accessibility Initiative (WAI) des internationalen World Wide Web-Konsortiums haben sich im Mai 2003 auf das Projekt "EuroAccessibility" verständigt, um europaweite Standards zu setzen.


Zum Autor

Dipl.-Volksw. Clemens Deider

Fuggerstraße 18
D-10777 Berlin
E-Mail: cdeider@t-online.de