Offener Brief von BDB, DGI und Börsenverein
an den Präsidenten der Humboldt-Universität zu Berlin zur Schließung des Instituts für Bibliothekswissenschaft

BDB Bundesvereinigung Deutscher Bibliotheksverbände e.V.
DGI Deutsche Gesellschaft für Informationswissenschaft und Informationspraxis e.V.
Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V.

Offener Brief an den Präsidenten der Humboldt-Universität zu Berlin
Herrn Prof. Dr. Jürgen Mlynek
Unter den Linden 6
10099 Berlin

Gemeinsame Erklärung von BDB, DGI und Börsenverein gegen die Schließung des Instituts für Bibliothekswissenschaft an der Humboldt-Universität in Berlin

Sehr geehrter Herr Präsident,

die Unterzeichner sind die Repräsentanten der Dachverbände für das Bibliothekswesen, die Informationswissenschaft und Informationspraxis sowie die Verlage und Buchhandlungen in Deutschland. Im Namen unserer Mitglieder protestieren wir gegen die von Ihnen initiierten Planungen zur Schließung des Instituts für Bibliothekswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin.

Bibliotheken leisten einen unverzichtbaren Beitrag zur Bewältigung der Zukunftsaufgaben unserer Gesellschaft. Der am Institut für Bibliothekswissenschaft der Humboldt-Universität ausgebildete wissenschaftliche Nachwuchs für die Bibliotheken Europas wird dringend benötigt, so dass eine Schließung des einzigen in Deutschland existierenden universitären Instituts einen elementaren Schaden für das Bibliothekswesen und damit letztendlich für die Wissenschaft, Forschung und Lehre verursachen würde.

Ihre Überlegungen sind vor allem vor dem Hintergrund der jüngsten positiven Bewertung des Institutes durch ein internationales Gutachtergremium nicht nachvollziehbar. Statt eine Schließung des Instituts in Erwägung zu ziehen, möchten wir Sie dringend bitten, die vakante Professur so schnell wie möglich neu zu besetzen und somit eine Grundlage für die weitere fachliche fundierte Arbeit zu schaffen. Wir können und dürfen es nicht zulassen, dass das einzige Institut in Deutschland, an dem Promotionen im Bereich Bibliothekswissenschaft möglich sind und das sich durch ein einmaliges Angebot an Fernstudiengängen und eLearning auszeichnet, geschlossen wird. Dies gilt um so mehr, als zahlreiche Leistungen sich durch Refinanzierung sogar selbst tragen. Auch wir verkennen Ihre schwierige Situation nicht, in der Sie Einsparungen vornehmen müssen. Das Institut aber zeichnet sich durch ein Alleinstellungsmerkmal aus, und gerade an dieser Stelle einzusparen, wäre aus unserer Sicht in keiner Weise nachvollziehbar.

Wir fordern Sie deshalb auf, alle Anstrengungen auf die Erhaltung und Förderung des Instituts für Bibliothekswissenschaft an Ihrer Universität zu richten. Das Bibliothekswesen unseres Landes ist dringend auf den an Ihrer Universität ausgebildeten Nachwuchs und auf die fachlich fundierten Publikationen zur Entwicklung der Bibliothekswissenschaft in Deutschland angewiesen.

Berlin und Frankfurt am Main, im November 2003

Dr. Georg Ruppelt
Sprecher der Bundesvereinigung Deutscher Bibliotheksverbände

Dr. Gabriele Beger
Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Informationswissenschaft und Informationspraxis

Dieter Schormann
Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels

Ansprechpartner:

BDB
Sprecher der Bundesvereinigung Deutscher Bibliotheksverbände, Dr. Georg Ruppelt,
c/o. Niedersächsische Landesbibliothek, Waterloostr. 8, 30169 Hannover,

DGI
Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Informationswissenschaft und Informationspraxis, Dr. Gabriele Beger,
c/o Zentral- und Landesbibliothek Berlin, Breite Straße 36, 10178 Berlin

Börsenverein
des Deutschen Buchhandels, Vorsteher Dieter Schormann,
Großer Hirschgraben 17-21, 60311 Frankfurt am Main